Sieht man die Clips auf Youtube oder sonst wo an, dann sind nicht nur "gelinde Zweifel" darüber angebracht, wie hoch die Trefferquote und dann noch als "Verfeinerung" die Treffgenauigkeit ist.
Keiner weiß, falls er nicht dabei war, der wievielte Schuss so getroffen hat, dass man es ohne große Einwände oder gar mit ungläubigem Staunen als wahr akzeptieren würde.
Wenn bei mehrerem Wild ein Stück tot- oder angeschossen wird, reagieren anderen meist mit. Auf große Schussweiten kommt auch vom lauten Mündungsknall wenig an und der Geschossknall ist ungleich leiser. Selten sind Fehlschüsse dokumentiert, wo sich das zeigen würde.
Miltärisch/jagdlich einen Vergleich mit der Ausrüstung des WKII zu ziehen, geht bzw. ging schon damals an der jagdlichen Einstellung und "Gesinnung" vorbei. Der Ortega hatte dazu Grundsätze postuliert, die von Seaman zietert, heute mehr denn je Gültigkeit haben.
Ohne jetzt von mir ausgehen zu wollen (irgend einen Maßstab sollte man anlegen können), denke ich, ohne es definitiv zu wissen, ein Jäger mit (etwas) über der durchschnittlichen Schießfertigkeit zu sein. Jagdlich noch nie über 250m schießen zu wollen, von "müssen" ganz abgesehen, habe ich schon über 10x bei Schießen vor einer mehr oder weniger großen Korona auf 300 m geschossen.
Unter all diesen Umständen und bei Beobachtung besserer Schützen als ich es bin, sind schon auf die "läppischen 300m" die Unwägbarkeiten so groß, dass es auf Wild, falls ein Nahschuss-Treffer zum Vergleich dienen soll, in hohem Maße fragwürdig ist. Wer den Ortega nicht gelesen hat wird das schon nicht tun, und falls doch, erst recht nicht.
Wenn bestimmte Veranstaltungen als "Weitschuss-Verhinderungs-Seminare" ausgeschrieben sind, dann können sich die Teilnehmer selbst oder die "Mitbewerber" davon ein Bild machen, wie schwierig und mit welchem hohen Unsicherheitsfaktor Schüsse belastet sind, die noch weit unter "Long range hunting" liegen.
Häufig liegt es aber daran, das trotz guter Ausrüstung deren Leistung aufgrund der eigenen Schießfertigkeit nicht umzusetzen oder auszunützen ist, von "Ausreizen" gar nicht zu reden. Wer viel schießt und viele Kameraden, Kumpels, Bekannte, Pächter, Förster, Anfänger und alte Knaben schießen schieht, für den sind Dredds wie dieser jenseits von gut und böse.
Solange man von "long range shooting" spricht, ist das eigentlich (Wertfrei-) neutral, sobald das auf Wild geht, braucht es keinen Ortega, da reicht das eigene jagdliche Gewissen und die Beherrschung eines übermächtig werdenden Beutetriebes.
Kein deutscher Jäger muss was totschießen und wenn er es müssen sollte, dann weil er vorher nicht versucht hat, dem auszuweichen. Ein Jäger "will" was erlegen und muss sich dabei doch im Griff haben. Der Eskimo schießt seine Robbe nicht auf 300, 600 oder 800m. Er wartet geduldig, bis das Wild auftaucht. Wir glauben nicht warten zu können, sondern versuchen aktiv an Wild zu kommen. Wenn diese Fertigkeit verkümmert ist oder noch nie vorhanden war, dann entsteht der Jagddruck, von dem immer wieder berichtet wird.
Miltärisches Long range ist eine Sache von hitech, die eine gewisse Überlegenheit gegenüber schlecht ausgerüsteten und ausgebildeten Gegnern bringt und trotz dieser Überlegenheit kommen auch Sniper, Counter Sniper, Marksman und was auch immer zu Tode.
Beim sportlichen longe range Schießen, ist der blanke Wettbewerb unter den Teilnehmern der Selbstzweck, was durchaus eine legitime Art des Schießsports ist.
Man kann immer nur von sich ausgehen, falls man überhaupt reflektiert was man macht. Jagdlich ist das vielleicht durchsichtiger und offenkundiger als im "zivilen" Leben.
Ein schönes Wochenende wünscht allen Disku-Tanten S.H.