Man muß sich wirklich fragen, was sich in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten geändert hat.
Die bewaffnete und unbewaffnete Jugendgewalt hat massiv zugenommen, obwohl der Zugang zu Waffen heute sehr viel schwerer ist als in den 60ern. Damals wurden scharfe Waffen im Neckermannkatalog verkauft und es gab für Langwaffen keine Registrierung. Freunde in den USA haben mir erzählt, wie sie als 16-Jährige zur Deer Season ihre Büchsen an der Highschool im Spind unterbrachten, um nach Schulschluß in den Wald zu gehen. Das Kleinkalibergewehr galt eh' mehr als Spielzeug denn als Waffe.
Trotzdem gab es die ersten Amokläufe an Schulen erst mit der allgemeinen Verrohung in den elektronischen Medien, d.h. zu Zeiten der ersten PC-Ballerspiele und vor allem als im Fernsehen Lassie und Bonanza von richtig gewalttätigen Sendungen abgelöst wurde, wo dem staunenden jugendlichen Publikum zu besten nachmittaglichen Sendezeit vorgeführt wird, wie der Held ohne irgendwelche Konsequenzen sich den Weg aus Konfliktsituationen freischießen und seine Gegner zur Rechenschaft ziehen kann.
Bei Jugendlichen, die solches tausende Mal vorgeführt bekommen sinkt m.E. die nrmalerweise vorhandene Schwelle und es steigt die Bereitschaft, den Gegner auch noch weiter mit Tritten zu traktieren, auch wenn er schon blutend am Boden liegt.
Daß mich keiner mißversteht: Geprügelt haben wir uns an der Schule alle, das ist normal und gehört wohl auch irgendwo dazu. Nur war "zu unserer Zeit" Schluß wenn einer lag oder aus der Nase blutete. Genausowenig wird jeder, der mal ein Ballerspiel an Computer oder Playstation spielt, gleich ein potentieller Massenmörder. Ich bin mir aber sicher, daß es die bei Einzelnen unterschiedlich hohe Schwelle der Gewaltbereitschaft senkt.