Erlebnisse einer Saison

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Die letzten 4 Jagdtage standen an. Die Anreise zog sich mal wieder fies in die Länge, aber letztlich hat die freudige Erwartung gesiegt und ich kam endlich im Quartier an. Am nächsten Morgen ging es dann endlich wieder los. Musste ich doch 3 Tage ohne Jagd aushalten. Mein Stand war für mein Empfinden sehr aussichtsreich. Der Wind ging ins Treiben und ich saß genau an einer Stelle, an der ein Schlauch 2 Waldstücke miteinander verband.

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Sehr schnellen Schrittes ging ich zu meinem Sitz, bestieg diesen und zog den Reißverschluss von meinem Futteral auf....... ich zog den Reißverschluss von meinem Futteral auf und stellte fest, dass mein Schloss noch die Öse mit dem Reißverschluss verband und somit den "schnellen Zugriff" verhinderte. Ich brach innerlich zusammen. Ich hatte mir eine Ferienwohnung gemietet und in dieser Stand der Waffenkoffer und da ich eh nach 3 Tagen wieder kam, hatte ich die Waffe nur im Futteral mit heim genommen und somit dieses verblödete Schloss verwendet. Nun stand ich also auf dem Sitz, sah vor meinem innerlichen Auge bereits das Rotwild das Schwarzwild kreuzen und das Muffelwild darüber springen, da auf den Wechseln kein Platz mehr war. Es knackte bereits gehörig in den Dickungen und ich entschloss mich, mit meinem Messer den Reißverschluss aufzuhebeln. Ich ruhte in mir selbst. Ich wusste, dass ich alle Zeit der Welt haben werde. Es ist ja nun allgemein bekannt, dass es auf der Drückjagd grundsätzlich erst später richtig spannend wird und die erste Stunde praktisch langweilig ist. Mit dieser tiefen inneren Ruhe zog ich also sodann mein Messer aus der Scheide, setzte es am Reißverschluss an um es sodann mit einem kräftigen Schwung beherzt in meinem linken Zeigefinger zu versenken! Nun stand ich da, auf dem Rücken von dem Haifisch, auf einem Bein und schaute der Gefahr mitten ins Gesicht!!! Ach ne, das war Captain Blaubär....

Ich nutzte dann schnell die schmerzfreie Schrecksekunde um mein Futteral endlich aufzubrechen, mich meiner Waffe zu bemächtigen um sodann sofort das Wild ins Visier zu nehmen was beständig meinen Stand kreuzte. Wild......gut, Wild war jetzt keines da, aber ich erstellte eine gutes Wundbett, bei dem jeder Schweißhundeführer das nahende Ende einer langen Suche zu erkennen glauben würde!

Hier der Anschuss mit dem Wundbett:
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Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass ich auch ganz sicher nichts verpassen werde, versuchte ich irgendwie den Blutfluss zu stoppen und dachte tatsächlich langsam darüber nach, wie ich während des Treibens den Weg zum nächsten Krankenhaus suchen müsste.

Ich entschloss mich aber vorerst mit einem, in den tiefen meiner sterielen Jagdjackentasche, vorgefundenen Taschentuch einen Druckverband anzulegen um ein vorzeitiges Ausbluten zu verhindern. Nach ca. zehnminütiger OP betrachtete ich mein Werk und musste feststellen, dass 1. das Wundbett nicht weiter anwuchs und 2. ich kein Wild verpasst hatte!!!

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Die Aufbrechpause nutzte ich dann um den zu diesem Zeitpunkt vollgelaufenen Einweghandschuh und den damit verbundenen Druckverband durch einen neuen zu ersetzen. Diesmal reichte dann ein Finger aus:

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Der Anlauf blieb bei mir mit einem Oichkatzl und einem Fuchs verhalten, sodass ich mich nach dem Abblasen keiner Aufbrechherausforderung stellen musste. Die Gesamtstrecke war dann auch leider wider Erwarten sehr gering, was unsere Laune aber nicht trübte.

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Ich ergab mich sodann meinem Schicksal und strebte dem nächstgelegenen Krankenhaus entgegen um mein ungeschicktes Fleisch behandeln zu lassen. Ich ließ mich dann also auf der Behandlungsliege im Behandlungszimmer 1 nieder um dem Halbgott in weiß eine furchterregende Geschichte aufzutischen. Ich schwanke noch zwischen einem vereitelten Banküberfall oder der Befreiung einer lang vermissten Jungfrau, als ich feststellen musste, dass ich offensichtlich nicht der erste Jäger in diesen heiligen Hallen war:

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Ich entschied mich dann doch für die Wahrheit und wurde dann aufgeklärt, dass ich 1. einen tollen Verband bekommen werde und 2. eine Spritze in die Schulter, die in den nächsten Tagen nicht unerheblich schmerzen würde. Ich fing dann also an Anschlagübungen mit meinem "Luft"gewehr zu machen, um festzustellen, auf welche meiner 3 Schultern ich am ehesten verzichten könnte.

Mit einem schmückenden und sehr spärlich auftragenden Verband entschwand ich dann dem Krankenhaus und war am nächsten Tag auf jeden Fall DAS Gespräch am Sammelplatz.

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Das dachte ich mir schon fast [emoji106][emoji106]


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Sehr schöner Thread über die ganze Saison:thumbup:

Hoffentlich berichtest du auch von der nächsten Saison so ausführlich, würde mich und auch sicher andere sehr freuen:).

Dir noch Waidmannsheil für das weitere Jagdjahr und dann natürlich auch für das Folgende!

:cheers: Waidgerecht


.....Dem kann man sich nur anschließen....einfach genial.....

Gruß
 
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Am 2. Tag hatte ich ja den schon beschriebenen Stand. An dem Tag war die Strecke auch übersichtlich und nicht eine Sau auf der Strecke, was alle gewundert hat. Eine Kontrollsuche brachte dann zwar nicht das erhoffte Stück, aber in einem Dreieck von 3 Sitzen eine Überläuferrotte. Trotz des recht lang anhaltenden Regens war der Kessel trocken, sie mussten also das ganze Treiben über da gelegen haben und in mir reifte weiter die Erkenntnis, dass ich dringend einen Stöberhund brauche!! ;-)

Am 3. Tag war ich auf einem Sitz, der mir vom Oberförster angekündigt war. Eigentlich saß er dort immer und hat ihn mir für diese Jagd überlassen. Ein traumhafter Stand in einem leicht sumpfigen Gelände. Dort kamen mir recht bald 2 einzelne Sauen und ein Stück Rehwild. Die einzelnen Sauen beobachtete ich genau, konnte aber leider keinen Pinsel erkennen. Beide waren durch den Graben geronnen und so tropfte an der Unterseite überall in kleinen Büschelchen das Wasser ab. Als ich noch mit der Waffe der einen Sau folgte, sprang hinter mir ein einzelnes Stück Rehwild durch. Aber wie das immer so ist in solchen Situationen, erkannten wir uns recht gleichzeitig und so empfahl sich dieses mit schnellen hohen Fluchten! :-D Als dann die dritte einzelne Sau kam genoss ich den Anblick, wünschte mir natürlich insgeheim, dass endlich mal etwas schussbares auftauchen würde! ;-) Der Stand bot rundherum Sicht- und Schussfeld. Ich hatte zwar zu Anfang eine Hauptanlaufrichtung gesagt bekommen, aber gleich die ersten beiden Sauen wollten sich nicht daran halten. Auf diese Borstentiere ist halt auch kein Verlass mehr. So saß ich immer dann in die eine Richtung, wenn das Wild gerade aus der anderen Richtung kommen wollte. Im Normalfall stehe ich bei Drückjagden immer, um genau das zu verhindern. Leider sind einige Hochsitze dort so gebaut, dass ich mit meinen 198 cm so gerade eben nicht stehend unter das Dach passe. Und dann wird das krumme Stehen schon nach ganz kurzer Zeit erheblich unangenehm.

Das nächste Knacken kam natürlich von hinten. Also ich mich umdrehte sah ich einen Hirsch auf mich zu eilen, den ich im ersten Moment als klar zu stark ansprach. In dem dortigen Altersklassenabschuss kosten alle Hirsche ab dem 5. Kopf 1.500 €. Alle Hirsche bis zum 4. Kopf gingen also für mich. Die beste Schussmöglichkeit war schon dahin und mein erster Eindruck kam immer mehr ins wanken. Die rechte Stange zierte keine Krone, mein Blick wanderte auf das Gebäude. Der Hirsch sah nicht wirklich alt aus, der musste passend schoss es mir durch den Kopf, der rote Punkt wanderte vor und im Schuss zeichnete der Hirsch deutlich um im nächsten Moment einen Satz über den Wassergraben zu machen. Genau in diesem Moment verließ der 1. Nachschuss den Lauf, jedoch merkte ich, dass ich mit dem Absehen über dem Hirsch war und im letzten Moment verließ die dritte Kugel den Lauf. Im gleichen Moment war der Hirsch für mich nicht mehr zu sehen und die Rauschen hatten ihn geschluckt. Gezeichnet hatte er, mindestens eine Kugel musste er also haben, mein Blick wanderte in den Rauschen hin und her als ich in einer Schluppe den Hirsch ziehen sah. Die schnelle Flucht war schon zu Ende und er zog lediglich durch die Rauschen. Er musste im nächsten Moment umfallen. Los fall um, fall um....... Jeder Jäger kennt den Moment nach dem Schuss in dem man nichts mehr ändern kann und nur noch hoffen, dass alles bisher geschehene passend und richtig war.

Genau in diesem Moment passierte aber genau das nicht. Der Hirsch fiel nicht um, sondern gleich 3 Hunde gleichzeitig kamen von allen Seiten und die wilde Hatz ging zügig davon. In mir brach alles zusammen. Gerade noch erhoffte ich, dass der Hirsch zusammen brechen musste und im gleichen Moment sah ich alle Fälle davon schwimmen. Natürlich nahmen gleich Engelchen und Teufelchen auf den Schultern platz. Das Teufelchen natürlich auf der Tetanus - geimpft, schmerzende Schulter! ;-) Der hirsch musste die Kugel haben, er hatte deutlich gezeichnet. Er ist langsamer geworden, wollte umfallen. Die Hunde hatten ihn aber angejagt und die Hatz konnte ich noch lange verfolgen. So saß ich auf meinem Sitz, krämte mich und natürlich kam die Situation erschwerend hinzu, dass man für die Ansprache nicht sonderlich viel Zeit hat und da eventuell auch noch die 1.500 € im Raum standen, wenn der Hirsch dann doch zu alt war! :-( So saß ich auf meinem Sitz und hörte Engelchen und Teufelchen dabei zu wie sie sich die Argumente um die Ohren hauten. Die Aufbrechpause half nicht unbedingt zu mehr Ruhe. Ich fand zwar die Fährte im weichen Waldboden, aber Pirschzeichen gleich welcher Art waren nirgends. Kein Schnitthaar, kein Schweiß, nichts, narda, nüschte. Das Teufelchen wurde immer größer und dem Engelchen gingen langsam die Argumente aus.

Gerade als wir nach der Jagd mit den Hunden am Anschuss waren und uns für die Suche vorbereitet hatten rief eine Freundin an und berichtete, dass der Hirsch bereits am Streckenplatz war. Dieser war nach meinen Schüssen von den Hunden wieder angehetzt worden und einem Schützen rund 300 m entfernt gekommen. Dieser konnte gleich sehen, dass der Hirsch krank war und schoss nochmals 2 x auf den Hirsch, was ihn dann verenden ließ. In Summe hatte der Hirsch 4 Schuss, von denen 3 tödlich waren.

Der Hirsch war da, das Alter passte und das Engelchen verpasste dem Teufelchen einen schönen rechten Aufwärtshaken, was das Teufelchen im hohen Bogen von der Schulter fliegen lies!

Wir standen an dem Nachmittag noch lange am Feuer und räumten als letztes das Feld. Nicht ohne die Vorfreude auf die nächste Drückjagd. Am nächsten Tag sollte es um 7.30 Uhr gleich weiter gehen.......


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Wurden Erlegerbrüche verteilt?
Traditionsgerecht war die Sache klar, aber deine interessante Geschichte kann ja auch noch weitergehen?

Klar wurden Brüche verteilt. Aber ich glaube, da hat es mit den beiden Schützendie entspanntesten dort auf der Jagd erwischt. Hätte der andere Schütze die Trophäe gerne haben wollen, dann hätte er sie von mir auch unproblematisch bekommen. Der andere Schütze nimmt aber Trophäen grundsätzlich nicht mit. Ich bin da auch nicht so verbissen. In diesem Falle war es also völlig unproblematisch und alles war easy.

Ich hänge mir eine Trophäe gerne als Erinnerung auf. Dann kann man sich immer mal wieder von Zeit zu Zeit an die tolle Zeit erinnern und die Gedanken streifen lassen. Aber ich kann mich da ebenso gut dran erinnern, ohne diese direkt vor Augen haben zu müssen....
 
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Servus Targethunter. Hab Deinen Thread durchgelesen und konnte gar nicht aufhören. Wunderbar geschrieben und tolle Berichte. Hoffe auf mehr.
 
H

Hunnewupp

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Kann mich "Herrmann" nur anschliessen,
Weidmannsdank für die tollen Berichte deiner Erlebnisse.
Habe 2 Std gebannt am PC gesessen :27:
 
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Nach ein paar traumhaft schönen Jagdtagen rief mich ein Freund an! Nur saß ich noch auf dem Ansitz, da ja eben ein Kumpel versehentlich meinen Autoschlüssel eingepackt hatte. Natürlich erkannte er das ob des Flüstertones sofort und wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Da saß ich ja dann für 550 km im Auto und hatte einen Haufen Zeit. Nach einer kalten, schönen aber ansichtslosen Nacht saß ich also dann im Auto und rief wie versprochen zurück. Er fragte, ob ich nicht mal Lust hätte bei Ihm zur Jagd zu gehen. Es hätte gefroren und die Muffel würden nun gut auf den Raps ziehen. Und einen guten Widder könnte ich gerne schießen! Gut, musste ich natürlich lange überlegen. Alles musste genau abgewägt werden, hatte ich überhaupt Zeit, Lust, blablablablablablab. Nach einer hundertstel Sekunde kam zögerliche und sicherlich die sehr ruhige Antwort: " jajajjajajajajjajjajjaaaaaaaaaaa!!"

Da mein Januar noch ziemlich voll gepackt mit einigen Drückjagden und anderen Terminen ist und war, vereinbarten wir, dass ich auf dem Rückweg einer solchen zu ihm kommen würde. So fieberte ich dem Tag entgegen, fuhr am Nachmittag einer Drückjagd zum Schießstand, schoss meine Waffe nochmals mit dem Ansitzglas probe und kaufte schnell eine neue Packung Patronen. Leider schießt die GMX aus meinem Lauf nicht so genau, dass mir die Präzision für weitere Schüsse ausreichen würde. Da meine Oryx leider ausgegangen war, musste auf die Schnelle eine Packung Geco Plus als Lückenbüßer herhalten. Dies erwies sich leider als Fehler, dazu aber in einer späteren Geschichte mehr.

Die Waffe schoss und ich traf Samstag am Abend im wunderschönen Kreis MSH ein. Natürlich sinnierten wir lange umher, lügten uns gegenseitig die Taschen voll und genossen dabei das Eine oder Andere kühle Bier. So verflog der Abend schneller als Gedacht, wir schoben uns ein und als der Wecker ging, war es natürlich unangenehm früh. Trotzdem krochen wir aus den Federn und nach kurzer Anfahrt pirschten wir Richtung Sitz.

Das Morgengrauen kroch immer weiter empor und der Raps blieb unberührt vor uns liegen. Nur links von uns hockte plötzlich und unerwartet ein Fuchs auf der Fläche. Dieser schnürte langsam auf uns zu und offenbarte, dass irgendetwas nicht stimmte. Wir konzentrierten uns nun beide auf den Fuchs und stellten fest, dass dieser den linken Hinterlauf schonte. Allerdings war der Fuchs proper unterwegs und nichts ließ den Entschluss zu, dass diese Situation ihn nachhaltig beeinträchtigt und so ließen wir ihn seines Weges ziehen.

Der Morgen schlich langsam dahin und bis auf eine Ricke mit Kitz blieb der Raps unberührt. Nur die beiden ließen sich den Raps schmecken und zogen auf 200 m langsam quer zu uns. Da die Uhr schon langsam auf 9 zu tickte, sagte mir mein Freund, dass ich doch ruhig das Rickenkitz schießen solle. Wir wollten eh langsam gehen und der Abschussplan wollte noch mit Strecke gefüllt werden. Wir beschlossen bis 9 Uhr zu warten und dann das Rickenkitz zu erlegen.

So verging die Zeit, die Uhr schlug 9 Uhr ich richtete mich ein. Da der Entfernungsmesser knapp 200 m zeigte, richtete der Punkt sich an die obere Kante des Wildkörpers, der Finger krümmte sich und die Kugel verlies den Lauf. Dem gewohnten Ablauf folgend repetierte ich schnell und stellte fest, dass das Kitz im leichten Bogen auf uns zu geflüchtet war und leicht verdutzt auf dem Raps stand. Obwohl es auf den ersten Schuss mit einem sauberen Bocksprung gezeichnet hatte, sah ich überhaupt keine Anzeichen des ersten Schusses auf dem Wildkörper und so verließ die 2. Kugel den Lauf meiner Waffe. Nun sah ich in der Flucht des Stückes, dass hinter den Vorderläufen am unteren Rand des Wildkörpers Schweiß war und es "offen" schien. Das Stück flüchtete nach links aus unserem Blickfeld und verschwand in einer ca. 5 m breiten Hecke.

So warteten wir noch 10 Minuten und gingen dann langsam zum vermuteten Anschuss und fanden nichts! Der Raps war mit Reif überzuckert und so vermutete ich, dass wir recht einfach den Anschuss oder die Flucht finden würden. Dies war aber leider nicht der Fall und ich beschloss, 10 m vor der Hecke einer Spritzspur folgend, die Hecke abzulaufen um den Einwechsel bzw. die Fluchtfährte zu finden. Frieda lief frei vor mir her und suchte mit tiefer Nase über dem Acker, rastete sichtbar an einer Stelle ein und zog Richtung Hecke. Da die Hecke eh 2 Wälder miteinander verbindet, wir uns aber noch ca. 50 m von einem Hochwald entfernt befanden, musste das Stück entweder in der Hecke sein oder eh weiter irgendwo im Wald. So fand ich es recht gut, dass Frieda vor mir war, da sie es dann eh regeln würde. Ich folgte ihr also und als sie in die Hecke eintauchte zog sie schräg nach links weg. Sie war gerade etwa 3-4 m in die Hecke gezogen, da hörte ich rechts von uns etwas abspringen. Ich rief mit einem schnellen Ruf Frieda, diese kam etwas auf mich zu und im gleichen Moment gab sie Vollgas und nach kurzem Rumpeln in der Hecke wurde es ruhig. Ich rannte schnell auf die andere Seite der Hecke, aber weder Kitz noch Frieda waren zu sehen.

So wartete ich kurz auf meinen Kumpel, da ich mir über die Reviergrenzen nicht ganz im Klaren war. Diese waren aber unproblematisch und so gingen wir etwas zur Kante vor und schauten in den Hang. Aus diesem hatten wir noch 1 x den Laut gehört und kurzes Klagen. So gingen wir also den Hang entlang durch das Baumholz, was uns recht gute Sicht erlaubte. Mir war aber klar, dass Frieda und das Kitz ein gutes Stück weg sein mussten. Ich wusste ob der 4 gesunden Läufe des Kitzes und des Vorsprunges, was es aus der Hecke raus hatte. So gingen und gingen wir und sahen nichts. Langsam bereute ich die Entscheidung, Frieda lose vor mir her laufen zu lassen. So hatte sie ihren Tracker nicht um und ich hatte keine Ahnung wo sie war.

Nun wusste ich wie es Hopp, Bansen und allen anderen Schweißhundeführern früher gegangen sein musste, wenn man am Anfang einer Hetze blöd im Wald steht und keine Ahnung hat wo der Hund ist und wie der aktuelle Verlauf ist. Da ist die Technik schon ein Segen, wenn man den Verlauf der Hatz schön auf dem Display ablesen kann und dann nach halt den Bail angehen kann oder weiß wo der Hund steckt.

Noch ehe ich mich wirklich richtig krämen konnte, wir waren ungefähr 350 m gegangen, kam mir Frieda entgegen gesprungen. Ihr kompletter Kamm war aufgestellt und da wusste ich, dass sie alles erledigt hatte.

Also sagte ich "wo ist Bocki" (fragt bitte nicht! Irgendwann ergeben sich manche Dinge einfach!! ;-) ) und so hüpfte Frieda schon stolz quer über eine Wiese und ich folgte ihr. Es ging dann noch über einen Bach und hinter einer kleinen Kuppe lag das Kitz.

Beide Schüsse waren tief. Der erste hatte es nur am Oberarmmuskel des Vorderlaufes erwischt, welcher den Bocksprung und das eigentlich gute Zeichnen zur Folge hatte, der 2. hatte es unten am Brustkorb aufgerissen, die Kammer war aber nicht geöffnet. Ich war total erstaunt und erschrocken, da ich die Waffe ja nun gerade erste eingeschossen hatte und die Entfernung mit dem Entfernungsmesser geprüft hatte. Es läuft einfach nicht immer alles wie man es sich vorstellt.

Trotz der 4 gesunden Läufe und keiner größeren Beeinflussung hatte Frieda das Stück nach ca. 400 m gefangen und abgewürgt. Danach kam sie dann zu mir zurück und führte mich zum Stück..

So hat Frieda meine Schmach ausgebügelt und wir hatten das Stück.

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Am Abend saßen wir dann wieder am gleichen Platz, der Raps blieb aber unberührt und der ersehnte Widder in weiter Ferne. So saß ich am Sonntagabend müde und kaputt in meinem Wagen und fuhr gen Heimat. Zwar ohne Widder, aber mit dem ein paar tollen Erlebnissen im Gepäck und der Hoffnung, dass der Widder bis nächstes Jahr auf mich wartet!

An den jenigen Welchen. Auch hier nochmals vielen Dank für die schöne Zeit bei Dir im Revier und die gebotenen Möglichkeiten!


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....Da der Entfernungsmesser knapp 200 m zeigte, richtete der Punkt sich an die obere Kante des Wildkörpers,....

...Ich wusste ob der 4 gesunden Läufe des Kitzes und des Vorsprunges, was es aus der Hecke raus hatte. So gingen und gingen wir und sahen nichts. Langsam bereute ich die Entscheidung, Frieda lose vor mir her laufen zu lassen. So hatte sie ihren Tracker nicht um und ich hatte keine Ahnung wo sie war....

Waidmannsheil - eine tolle Jagdgeschichte und chapeau für die offene Darstellung! :thumbup:

Solche Erlebnisse zu teilen, kann eine wertvolle Warnung für Jungjäger sein, wie man es keinesfalls angehen sollte!
 
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Waidmannsheil Frieda und dir.
Da kann man malwieder lernen, was so ein Hund bei der Jagd für ein wertvoller Partner ist.

Ich bin jetzt sehr gespannt was da kommt.

"....eine Packung Geco Plus als Lückenbüßer herhalten. Dies erwies sich leider als Fehler, dazu aber in einer späteren Geschichte mehr."

Lass uns nicht zu lange warten :)
 

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