Ein paar Fragen zum Schwarzwild

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Servus,

seit rund 12 - 15 Jahren sind bei uns Sauen im Revier.
Mittlerweile wissen wir, wie wir sie von den Feldern so gut es geht fernhalten; es stehen ein paar Kanzeln und es hat auch schon fast jeder ein Gewehr in einem Hochwildkaliber samt Glas größer als 4x32. Drückjagden - revierübergreifend - finden auch statt.
Aber trotzdem bleiben für mich einige grundlegende Fragen unbeantwortet und das Sauenproblem bestehen.

1. Nach dem 2. WK konnten sich die Sauen massiv wg. Waffen- und Jagdverbot vermehren. Trotzdem wurde das "Problem" unmittelbar nach der Wiederfreigabe der Jagd gelöst. Ohne unserer heutige Ausrüstung. Waren die Sauen damals dümmer, die Jäger klüger oder woran lag es?

2. Stimmt das mit den Leitbachen, Rauschesynchronisation etc. ? Niels Hahns sagt da was anderes als unser BLJV ....

3. Kann es nicht doch sein, dass das Schwarzwildproblem tatsächlich von der Jägerschaft wesentlich mitverusacht wird? Falscher Abschuss (Leitbachen), Jagdneidbedingte Sabotage in den Nachbarrevieren, überzogene Kirrungen (=Fütterung) ....


Schlüssige, substantiierte Antworten auf diese Fragen würden mich ganz stark weiterbringen.
 
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Korrrekt kann ich nur im vollstem Maße unterstützen, bestes Schwarzwildbuch das ich gelesen habe.

MfG Stubbinski
 
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lese das buch, überlege und du begreifst dass der autor (ungewollt) einen großen anteil der heutigen sauenproblematik hat.
 
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@modernhunter: Dass die Schwarzwildstrecken sich seit WK2 vervielfacht haben hast du schon zur Kenntnis genommen? An der Jagd selbst liegt es vermutlich eher weniger. Ich denke, die größte Rolle spielen zumindest aktuell die grossflächigen und schwer bejagbaren Einstände in Energiemaisfeldern und Raps. Und die in letzten Jahrzenten sehr milden Winter, durch die sich die natürliche Reduktion vor allem unter den Frillies und somit den Zuwachsträger der jeweils nächsten Saison in Grenzen hielt.
 
A

anonym

Guest
Meynhardts Behauptungen sind teilweise wissenschaftlich längst widerlegt.

Wer wenig Sauen haben will, fängt am dicken Ende an und nicht am dünnen. Sprich, dicke Bachen schießen hilft, pro Mond einen Frischling auf der Kirrung hilft nicht.

Rauschsynkronisation ist, so wie Meynhardt sie versteht, ein Märchen.
 
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Bimmelchen schrieb:
@modernhunter: Dass die Schwarzwildstrecken sich seit WK2 vervielfacht haben hast du schon zur Kenntnis genommen?

Nö, wie sollte ich auch? Wir sind hier von "0" auf "X", der Rest der Welt interessiert mich nicht ....

Ironie aus.

Erstmal danke an alle.
Dann: Klar haben die Wutzen sich vervielfacht - aber wie konnte es so weit kommen? Wenn ich mir die Wetteraufzeichnungen ansehe - soooo viel anders als "früher" war es die letzten Jahre auch nicht, und wenn ich an den Winter 05/06 denke - gut Nacht um sechse, der Horrorwinter schlechthin, und im nächsten Jahr eine DER Sauenpopulationen schlechthin bei uns. Mastjahre kann man bei uns knicken, der Buchen- und Eichenanteil am Wald ist auf die Waldränder beschränkt ....

Und was Meynhardt etc. angeht: Ja, tolles Buch, toller Mensch (RIP), aber gerade die in diesen Werken postulierten Umstände scheinen nachgerade (Hahn et al) eben genau falsch oder nicht genau genug zu sein.
Auch was Mais oder Energiepflanzen angeht: Mais wird Anfang Mai gesät und ist erst tief im Sommer so hoch, dass er ein Schwein "verschwinden" lässt. Ab Anf. Oktober summen die Häcksler schon wieder. Netto netto nur max. 3 Monate wo Mais flächig Einstand und Fraß bietet; im Körnermaisbereich ein Monat mehr. Im Rest des Jahres ist so ein Maisfeld frei genug .... Raps sehe ich da ein wenig problematischer, im Gegensatz zu einem Maisschlag kann ich den Raps echt nicht durchtreiben .... Mais schon, alles eine Frage des Aufwandes.
Energiepflanzen gibt es bei uns nicht.

Trotzdem geht es bei uns in der Fläche mit der Population aufwärts, abgesehen von einigen speziellen Revieren.

Tatsache ist doch, dass es hinsichtlich Schwarzwild einen Riesen"hype" gibt und jede Menge echter und selbsternannter Fachleute, dass aber schon längs "kein Schwein" mehr durchblickt was nun tatsächlich stimmt oder nicht. Ein bissel recht hat jeder, meist aber nur unter sehr bestimmten Randbedingungen. Aber es muss doch irgendwo jemanden oder ein Gremium geben, die Ahnung haben, objektiv sind, ideologisch unbeleckt und integer und auch noch auskunftsfreudig. Gibt es in jedem Fachgebiet - Stephan in der Thermodynamik, Kneubühl in der Ballistik, Kneubühl, Sellier und Wacker in der Weichzielballistik, usw.

Warum findet man "die" jeweiligen echten Experten so verdammt schwer????
 
A

anonym

Guest
Weil nicht da gesucht wird, wo man Fachleute trifft.
Und weil die Jagd auf Sauen noch mit verlaub, bescheuerter bewertet wird als die auf den Brunfthirsch. Stichwort wehrhaftes Wild :shock:


Wildbiologen findet man an den entsprechenden Fakultäten, man kann sich mit Dissertationen der Tierärztlichen Hochschulen auseinander setzen. Nur mal so als Beispiel.
 
A

anonym

Guest
Hallo, ich habe eine Meinung zu Punkt 1
Früher waren die Felder noch klein und Überschaubar. Die landwirte wahren öfters an / in den Feldern und haben diese begutachtet und gepflegt, ohne Chemie. Durch die häufigen Kontrollen der Landwirte wurde ein Schaden früh festgestellt und dem ÖRTLICHEN Jäger gemeldet, welcher alsbald Handelte.
Heute fährt der Landwirt nach der aussat 2-3 mal mit der 36 meter breiten Spritze darüber und beachtet mehr seinen Spritzcomputer und Ackernavi als den Acker selbst, und damit sich die Maschinen lohnen hat der Acker die 10-XX fache größe wie vor 50 Jahren. Die klein Parzellen mit Streuobstwiesen sind grossteils verwildert und mit Brombeeren zugewuchert, Früher wurden diese Flächen Landwirtschftlich genutzt, heute sind das Ökologische Nischen wo alles Getier nicht gestört werden darf. Geh da mal Jagen !
Der Aktuelle Pächter wurde nach dem Höchst Preis ausgesucht und hat 100 Km Anfahrt. Der eventuell Örtliche Jäger hat einen Job mit 45 Std. Woche und Familie mit Kindern, und muss auf die Interressen des Pächters rücksicht nehmen, und solange dieser keinen 100 Kilo Keiler, 6er Bock mit 450 gr oder seinen 1a Hirsch geschossen hat ruht die Büchse für die anderen. Dazu kommt noch das Freizeit Interesse der Bevölkerung und das unverständniss zur Jagd.
 
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modernhunter schrieb:
...Im Rest des Jahres ist so ein Maisfeld frei genug .... Raps sehe ich da ein wenig problematischer, im Gegensatz zu einem Maisschlag kann ich den Raps echt nicht durchtreiben .... Mais schon, alles eine Frage des Aufwandes.
Energiepflanzen gibt es bei uns nicht.

Du bist gut 8) Dann gibts diese eben beim Nachbarn oder noch ein paar Kilometer weiter. Rotten teilen sich, wodurch neue Rotten entstehen. Und suchen und finden dann schon mal neue, bisher unbesetzte Reviere.

MÜLLER, der genügt dir vielleicht als Experte, sieht einen Ursachenkomplex: Mildere Wilder, ganzjährig verfügbare Nahrungsresourcen mit einer der Häufung von Mastjahren und als menschliche Einflussfaktoren die landwirtschaftliche Flächennutzung einschließlich fehlerhafter/zögerlicher Bejagung.
 
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Energiemaisfeldern und Raps. Und die in letzten Jahrzenten sehr milden Winter,
Das spielt auf jeden Fall eine große Rolle! Aber auch so manches Jagdrevier bzw.deren "Jäger" meinen es mit dem Futter für die Sauen wirklich zu gut :wink:
wh
sus
 
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Einer hat mal gesagt:
Es gibt für alle Probleme mit Wildtieren eine einfache Lösung: Und die ist falsch!
Das was im einen Revier stimmt, kann woanders ganz anders gelagert sein. Fest steht, scnon seit 1930 beobachtet man eine Ausbreitung des Schwarzwildes. Also nördl. Verbreitungsgrenze des SW waren 100 Schneetage mit einer mittleren Höhe von 50 cm festgezurrt. Seit geraumer Zeit hält sich das SW nicht mehr an diese Regel.
Nach dem 2. WK gab es keine Kirrungen, wer Futter übrig hatte, fütterte ein Hausschwein. Eine revierübergreifende Jagd unter Hilfe der jetzigen Hilfsmittel war unmöglich. Man jagte nicht zwischen vier Rädern, sondern zu Fuß. Es wurde gekreist, weil man im Winter auch tagsüber viel Zeit hatte. Ich kannte vor 30 Jahre noch Ehefrauen von Forstbeamten die bekamen einenn Schreikrampf wenn es hieß Saujagd in......
Der Gute kam dann drei Tage nicht mehr heim, oft schneite es dann wieder und die Show ging weiter. Als vor 30 Jahren irgendwo eine Sau auftauchte, wurde gekreist und gemeinsam gejagt, nicht still und leise 5 Kirrungen anglegt, damit der Nachbar sie ja nicht bekommt. Ich will die Kirrung nicht verteufeln, sie hat ihre Berechtigung, aber wir neigen halt immer leicht zu Übertreibungen auf der Jagd.
In dieser Zeit machte man sich außerhalb der trad. SW-Gebiete keine Gedanken um Leitbachen. Heute macht man sich die, ob sie richtig sind, wer weiß es letztendlich. Es gibt aber genug Regionen - ich kenen genug Beispiele - da machte man sich nie Gedanken um die Leitbachen. Bei uns erreicht keine Sau ein höheres Alter als 20 Monate. Genau wo wie die Kaspers an der Spitze des Bauernverbandes dies fordern: Und was hat es bisher gebracht?
Klar springt der Okologische Killerorden gerne auf diesen Zug auf, ist ihm doch jegliches selektive Jagen ein Dorn im Auge, wenn es auf den Drückjagden nicht mehr rumpst, dann geht keiner mehr hin, deshalb bohren wir halt die Regeln auf und die Sache passt wieder.
 
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Aber auch so manches Jagdrevier bzw.deren "Jäger" meinen es mit dem Futter für die Sauen wirklich zu gut
Diese Reviere welche ich meine sind ausschließlich Waldreviere mit Pirschbezirken!
Als Reviernachbar mit Feldanteilen sitz man sich den Allerwertesten wund wenn sämtliches Getreide in die Reife geht!
Des einen Freud des anderen Leid. :wink:
wh
sus
 

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