Editorial

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OberförsterVS schrieb:
...ob man damit die Jagd retten kann? ...
Die Frage ob und ggf. womit man die Jagd retten kann beschäftigt uns hier ja schon häufiger.
Sie ist - darüber sind wir uns ja regelmäßig einig - in diesem politischen Sinne, nur dadurch "zu retten", dass sie eine gesellschaftliche Akzeptanz erhält / zurückerlangt, die sie derzeit nicht (mehr) hat und auch weiter zunehmend zu verlieren scheint.

Jetzt scheint es zunächst verlockend einfach, diese gesellschaftliche Akzeptanz dadurch zu schaffen, dass man den Nutzen der Jagd für die Allgemeinheit nur ausreichend darstellt. Da gibt es den Weg der klassischen Jagdverbände (Jagd ist Naturschutzt) und den Weg des ÖJV (Eine ökologische Jagd verhindert ökologische und unzumutbare ökonomische Schäden). Beiden Argumentationen pro Jagd ist gemeinsam, dass sie sich ausschließlich an den Handlungsfolgen orientieren. In diesem Sinne wäre die Antwort auf Deine Frage sehr einfach: Je nützlicher die Handlungsfolgen der Jagd beschrieben werden, desto mehr steigt die Akzeptanz der Jad in der Gesellschaft. Dieser vorgeblichen Erkenntnis entspringt dann auch so manche ÖJV-Botschaft: Die Jagd vom unnützen Ballast befreien / Effizienzsteigerung = Nützlichkeitssteigerung / Verzicht auf Hege / etc.. Diese Argumentationsstrategie ist tatsächlich nachvollziehbar und auch vermeintlich politisch erfolgreich. Vermeintlich darum, weil sie zu Ende gedacht zwangsläufig zu dem Fazit führen muss, dass die größte Effizienz dann zu erzielen ist, wenn die Jagd selbst gar nicht mehr stattfinden muss. Wenn die Jagd in der gesellschaftlichen Wahrnehmung das notwendige Übel zum Naturschutz und zur Schadensbekämpfung ist, dann macht der Wald ohne Wild schließlich und endlich auch dieses Übel überflüssig.

Insofern ist die Jagd aus meiner Sicht absolut nicht durch die Beschränkung auf den gesellschaftlichen Nutzen "zu retten".

Richtig ist auch, dass sich diese für diese Akzeptanz erst recht nicht mit dem Spruch von der Flasche, mit Hörnerschall und letztem Bruch werben lässt. Wer dann noch fettleibig und allradgetrieben unter der Schlafkanzel parkt, auf dem Weg dorthin mit hochrotem Kopf und wippender Erpellocke an der Baschlikmütze Spaziergänger und Reiter maßregelt um schließlich am Rübenhaufen wahlweise Rehwild oder Hunde zu schießen - der tut das seinige dazu, die Ablehnung dieser "Freizeitbeschäftigung" zu fördern.

Was tun also?
1. § 2 Satz 1 des BJG ernst nehmen und offensiv vertreten (...Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen... ) Wald ohne Wild ist möglicherweise nützlich, aber sicher auch nicht gesellschaftlich gewollt.
2. zuerst die Freude und den Spass an der legitimen Naturnutzung Jagd betonen und die Selbstverständlichkeit dieses Tuns leben
3. Fachmann / Fachfrau in all den Dingen des Natur- und Landschaftsschutzes sein, die zu 1. erforderlich sind

Wenn wir uns dann noch anständig gegenüber anderen Naturnutzern benehmen (kein Rhetorikkurs - Kinderstube reicht!) und die Eigentümlichkeiten unserer Passion (z.B. Sprache) nicht zur Abgrenzung gegenüber Anderen, sondern im Gegenteil zum Wecken von Interesse an dieser eigenen Welt wecken, dann haben wir zu großen Teilen einen Beitrag zur Rettung der Jagd geleistet.

Sorry für die Länge - musste mal raus.

Wmh, Skogman
 
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Passt so, Skogman.
Wald ohne Wild ist eine Illussion, uanabhängig davon, ob das wünschenswert wäre oder nicht. Was hat man nicht alles gegen die Füchse unternommen, mit den übelsten KZ-Methoden vergast - heute gibts mehr denn je davon.
Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass man Rehe ausrotten sollte (beim Gamswild am Feldberg und Belchen sehe ich das anders, das grast dort erst seit 1935 und die Auswirkungen sind übelst). Aber wenn man seit 50 Jahren nachhaltig die gleiche Strecke auf größerer Fläche, knapp 5000 Hektar, erlegt, dann machen wir sicher nichts falsch.
 
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Skogman schrieb:
Richtig ist auch, dass sich diese für diese Akzeptanz erst recht nicht mit dem Spruch von der Flasche, mit Hörnerschall und letztem Bruch werben lässt. Wer dann noch fettleibig und allradgetrieben unter der Schlafkanzel parkt, auf dem Weg dorthin mit hochrotem Kopf und wippender Erpellocke an der Baschlikmütze Spaziergänger und Reiter maßregelt um schließlich am Rübenhaufen wahlweise Rehwild oder Hunde zu schießen - der tut das seinige dazu, die Ablehnung dieser "Freizeitbeschäftigung" zu fördern.

Was tun also?
1. § 2 Satz 1 des BJG ernst nehmen ...

Ja, ja, nur weil wir das Problem mit dem fettleibigen Hörnerschall am Rübenhaufen nicht angehen wollen, strapazieren wir mal wieder unsere jagdliche Primärtugenden und hoffen, damit beflissentlich ablenken zu können.

Funktioniert aber genau so schlecht wie 'n Pfefferminzdrops statt Zähneputzen.....

basti
 
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basti schrieb:
... Ja, ja, nur weil wir das Problem mit dem fettleibigen Hörnerschall am Rübenhaufen nicht angehen wollen, strapazieren wir mal wieder unsere jagdliche Primärtugenden und hoffen, damit beflissentlich ablenken zu können. ...

Will doch nicht ablenken. Wüsste aber nicht, wie wir auf unsere Minus-Waidgenossen wirksam Einfluss nehmen sollten - wenn nicht durch besseres Handeln in der Hoffnung damit beispielgebend zu sein:
Goethe - Torquato Tasso:
Ein edler Mensch zieht edle Menschen an und weiß sie festzuhalten. :wink:
 
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Ich bin auch einer derjenigen, die sich überlegen, das WuH-Abo zu kündigen, da ich die Hetze gegen die Forstverwaltung - insbesondere von dem Herrn Chefredakteur - nicht finanziell unterstützen möchte.

Es bleibt der WuH natürlich unbenommen, auch kritisch über die Forstverwaltung zu berichten. Dies darf jedoch nicht einseitig geschehen, sondern sollte sachlich erfolgen, was für einen guten Journalisten voraussetzt, dass er alle Seiten der Medaille darstellt und anschließend seine Schlüsse zieht.

Nicht so aber die WuH: Der Staatsforst schießt auf unehrenhafte Weise jedes Reh tot und organisiert große unwaidmännische Bewegungsjagden. Der Privat-Jäger (ich bin auch einer) hingegen wird mit einem anderen Maß gemessen: Fuchsstrecken können gar nicht hoch genug sein. Da werden Hegeringe eine Woche lang Tag und Nacht aktiviert, um jeden "Räuber" zu erlegen und anschließend im "stimmungsvollen Rahmen" 100 Füchse zur Strecke zu legen. Da werden hunderte von Tauben geschossen, wobei natürlich jeder Kreatur die notwendige "Ehre" erwiesen wird. Im aktuellen Heft wird ein Darstellung von einer "Flat-Rate"-Taubenjagd im Ausland mit Herrn Betz oder so angekündigt. Kritik wird da nicht angebracht sein. Nicht so jedoch, wenn wir aus der Taube oder dem Fuchs ein Reh machen würden ...

Die beispielhaft genannten Fuchs- und Taubenjagden habe sicherlich ihre Berechtigung. Dies gilt aber auch für den Schaldenwildabschuss im Staatsforst. Jagdneid und Trophäengeilheit setzen jedoch leider vielen Jäger eine Brille auf, die die Bewertung der eigenen Situation zu Lasten der des Gegenüber ausblendet. Kritik ist gut und erforderlich, aber bitte auch sachlich und aus Sicht einer Magazins vor allen Dingen neutral. Das fehlt mir leider sehr bei der WuH.

Waidmannsheil, Flokle
 
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Stimme Skogman zu.
Nicht dass die Kritik an überhöhten Schalenwildbeständen nicht angemessen wäre, aber allein die verlogene und heuchlerische Art von ÖJV & Co lässt mich am WuH-Abo festhalten. Es ist ja nicht so als wäre man dort an einem Dialog oder einer Weiterentwicklung der Jagd interessiert, nein, es muss ja alles mit der Brechstange der Gesetzgebung über die Köpfe der meisten Jäger hinweg passieren... :roll:
 
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anonym

Guest
Hamburger_Jung schrieb:
Stimme Skogman zu.
Nicht dass die Kritik an überhöhten Schalenwildbeständen nicht angemessen wäre, aber allein die verlogene und heuchlerische Art von ÖJV & Co lässt mich am WuH-Abo festhalten. Es ist ja nicht so als wäre man dort an einem Dialog oder einer Weiterentwicklung der Jagd interessiert, nein, es muss ja alles mit der Brechstange der Gesetzgebung über die Köpfe der meisten Jäger hinweg passieren... :roll:

Ohne ÖJV hätte und wird sich nichts ändern- erst seit Auftauchen des von euch ungeliebten ÖJV hat sich zumindest etwas bewegt.
Alles andere waren Kaminplaudereien ohne Konsequenz..
Wirst du wohl eingestehen müssen.
Was ist am ÖJV definitiv HEUCHLERISCH und VERLOGEN?
Die Parameter sind gesetzt und werden, da wo möglich sauber umgesetzt.

Heuchlerich und verlogen empfinde ich das Verhalten Des DJV und den eigentlich geforderten LJV`s bezüglich jaglicher und jagdrechtlicher Fragen.
Die zahlenden Mitläufer werden schlicht im Regen stehen gelassen- siehe Waffenrecht und erforderlicher Anpassungen desJagdrechtes an neue ges. Erfordernisse.

Kaminpolitiker haben ausgedient - Leute mit Ideen und Perspektiven für die Zukunft sind gefragt.

Ich war lange Jahre in einem LJV Vorstand tätig (dafür gabs`s Nadeln) und bin nach wie vor für die Hunde dort tätig - aber Neuerungen durchsetzen oder wenigstens diskutieren war schier unmöglich.
Es soll alles bleiben wie es ist - aber da holt uns die Zeit und die Bevölkerung ein.
 
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Ich stimme v. behls haus voll zu. Wenn sich der DJV bzw die LJVs nicht langsam geistig mit der Zeit bewegen, kann der gesamte Verein bald ins Altersheim abgeschoben werden.

Jegliches Umdenken im Hinblick auf die Jagdausübung wird als ketzerischer Angriff auf die jagdlichen Traditionen abgestempelt. Das Totschlagargument ist immer wieder der ÖJV. Dabei sollten sich die alten Herren mal an die eigene Nase fassen, bevor sie mit dem Finger auf andere zeigen. Es ist schon ziemlich arm, wenn sich ein Verein primär durch Abgrenzung gegenüber einem anderen Verein definiert und den Status Quo stumpf verteidigt. Es ist sicherlich nicht alles schlecht und überholt, aber gewisse Dinge bei der Jagd können und müssen überdacht werden, was der ÖJV immerhin tut.

In diesem Zusammenhang: Ich habe vor ein paar Tagen in einer Zeitung einen Artikel über eine US-amerikanische wissenschaftliche Studie gelesen, die die Intelligenz von konservativen und alternativen Menschen zum Thema hatte. Demnach kamen die Forscher nach Auswertung der Tests zum Ergebnis, dass die alternativ denkenden Menschen relativ intelligenter als die konservativ denkenden sind. Begründet wurde dieses Ergebnis u.a. damit, dass ein alternativ denkender Mensch sich bzw. seine Umwelt im Sinne der Evolution weiterentwickelt, während der Konservative auf dem Status Quo beharrt und somit an der Entwicklung nur eingeschränkt teilnimmt. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass alle DJV/LJV-Mitglieder blöde sind :wink:

Munter bleiben, Flokle
 
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flokle schrieb:
... Es ist schon ziemlich arm, wenn sich ein Verein primär durch Abgrenzung gegenüber einem anderen Verein definiert ...

Hätte ich diesen Satz nicht in seinem Gesamtzusammenhang gelesen ...

Rate mal, auf welchen Verein ich gerade den bezogen hätte?! :wink:
 
A

anonym

Guest
Skogman schrieb:
flokle schrieb:
... Es ist schon ziemlich arm, wenn sich ein Verein primär durch Abgrenzung gegenüber einem anderen Verein definiert ...

Hätte ich diesen Satz nicht in seinem Gesamtzusammenhang gelesen ...

Rate mal, auf welchen Verein ich gerade den bezogen hätte?! :wink:

Duhast absolut recht - und genau deshalb ist es auch gut so. :wink:
 
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:shock: Hallo, habe mal kurz hier reingezappt.
Wir Bürger dieses Staates sollten alle mal froh sein, dass es eine freie Meinungsäusserung und Pressefreiheit gibt. Das ist in den wenigsten Ländern so. Ich persönlich halte Herrn Hornung für sachlich, kompetent und integer. Und: "Getroffene Hunde bellen...."
Einen schönen Feiertag noch :D
 

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