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Stuhl des Präsidenten bleibt leer
Pressekonferenz ohne Vocke - Schatzmeister dementiert nicht
VON FABIAN RIEDL UND MICHAEL ACKER Landkreis/München - Der Stuhl des Präsidenten blieb leer. Jürgen Vocke kam gestern Abend nicht zur Pressekonferenz kurz vor dem großen Empfang seines Landesjagdverbands im Münchner Löwenbräukeller. Vergeblich warteten die Journalisten auf die Gelegenheit, dem Ebersberger einige Fragen zu stellen - auch zu seinen üppigen Bezügen im Jäger-"Ehrenamt" (wir berichteten). Kneift Vocke? "Der Präsident ist noch im Landtag", verkündete sein Vize Günther Baumer.
Dieser verwies in Vertretung erneut auf den ordnungsgemäßen Haushalt, dementierte aber keine der von unserer Zeitung gestern veröffentlichen pikanten Details.
Das tat auch Georg Bromme nicht. Er ist Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und - streng genommen - noch immer Schatzmeister des Landesjagdverbands. Allerdings ruht sein Amt seit 31. August 2004. Warum, wollten wir gestern von ihm wissen. "Weil ich beruflich sehr beansprucht bin." Auf die Nachfrage, ob sein Rückzug etwas mit dem Finanzgebahren des Verbands zu tun habe, sagte Bromme: "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren." Auf die weitere Frage, warum er dann sein Amt nicht ganz aufgegeben habe, meinte er: "Ich will bei der Mitgliederversammlung im April als Schatzmeister entlastet werden und Fragen beantworten." Denn er rechne damit, dass Fragen zu Vockes Bezügen und dem Umgang des Verbandes mit Geld kommen. Auf einzelne Posten der Bilanz 2003 angesprochen, verwies Brommer auf die Geschäftsleitung. Die konkrete Frage, ob Vocke dem Verband 25 Euro dafür berechne, dass er seinen 7er-BMW-Dienstwagen in der Privatgarage unterstellt, beantwortete der Banker mit den Worten: "Das sind Interna. Ich bestätige das nicht, dementiere es aber auch nicht."
Aus der bayerischen Jägerschaft gab es gestern unterschiedliche Reaktionen auf unsere Veröffentlichung. Der frühere parlamentarische Staatssekretär und Miesbacher Landrat, Wolfgang Gröbl, polterte: "Es wirkt alles ein wenig üppig. Dafür sind die Beiträge von uns Mitgliedern bestimmt nicht gedacht. Mir missfällt der Stil." Ein 7er-BMW sei für ein Ehrenamt um einiges zu hoch gegriffen. Martin Weinzierl, Vorsitzender der Jäger-Kreisgruppe Miesbach, hält klärende Gespräche für notwendig. Er will eine schriftliche Anfrage an die Geschäftsstelle richten: "Schließlich fragen die Mitglieder ständig nach." Martin Fink, Vorsitzender der Waldbauern im Landkreis Starnberg, hält die Höhe von Vockes Bezügen für unüblich: "Offensichtlich hat der Jagdverband zu viel Geld."
Pro Vocke dagegen das Stimmungsbild beim Chef der Starnberger Kreisgruppe, Horst Frömel, der von gezielten Attacken gegen den Präsidenten sprach. "Es ist lächerlich und unverschämt, was diese Menschen behaupten. Denn ich weiß, was Vocke für die Jägerschaft leistet."
In seiner CSU-Landtagsfraktion gerät Vocke offensichtlich nicht unter Druck. Fraktionschef Joachim Herrmann stellte sich hinter den Parteifreund. Es sei Sache des Jagdverbands, was man Vocke bezahlen wolle. "Wir sehen da 0,0 Problem."
mm