Ich bin schon dabei, fleissig Asche über mein Haupt zu streuen, aber ich oute mich jetzt mal:
Obwohl ich auf Seite 1 dieses Threads vor gut fünf Jahren sehr über das israelische Eisenschwein...pardon...den wüsten Adler...äh...Wüstenadler hergezogen bin, muss ich - und ich schäme mich dessen sehr - gestehen, dass
ich und mein Freund Desert Eagle Punkt-Fünf-Null doch des öfteren mal gemeinsam auf die Jagd gehen.
Meistens gehe ich zwar kurzwaffentechnisch völlig nackt oder nur leicht beglockt in den Wald (an hochmotivierten Tagen darf mal die .357er mit) - aber in ganz seltenen Fällen, wenn mich der akute Fitnesswahn packt, kommt eben mal der dicke Hammer aus dem Hause I.M.I (Ingenious Monstrous Inventions) ins überdimensionale Schulter-bis-zum-Oberschenkel-Holster.
So auch am letzten Wochenende.
Aus gut informierten Kreisen wurde mir zugetragen, dass im Nachbarrevier die letzte Drückjagd der Saison stattfinden sollte, da es am Rehwildabschuss dieses Jahr noch mangelte und wir verstärkt borstige Raubritter in der Gegend verzeichnen.
Also dachte ich mir, dass es sicher nicht schaden kann, wenn ich mich in Grenznähe niederlasse und zumindest mal ein Auge auf das werfe, was da hochflüchtig in unser Revier überwechselt, um vielleicht zu späterer Stunde gemächlich zurückzuwechseln.
Langer Reder kurzer Sinn:
Nix war's ! Aber so wirklich GAR NIX - nicht mal ein genervter Hase kam bei mir vorbei.
Und da ich auch noch vergessen hatte, meinen iPod aufzuladen und mein Krimihörspiel kurz vor dem Tod des schuldigen(?) Opfers selber ein Opfer der Akkuschwäche wurde, war ich schon so genervt, dass mir die fehlenden elf Grad bis zum Gefrierpunkt dermaßen nachdrücklich die Beine hochkrochen, dass ich bereits kurz vor Einbruch der Dunkelheit bereit war, das sprichwörtliche Handtuch ins Korn zu werfen.
Also zügig den 98er entleert (UVV!) und trotz schmerzhafter Form von Kältestarre abgebaumt.
Man sagt, dass alles im Leben einen Sinn hat. So wohl auch der leere Akku meines MP3-Players, denn so nahm ich das Knacken in der Dickung, die auf dem halben Weg vom Sitz zum Auto rechtsseitig von mir lag, deutlich wahr, das sonst sicherlich irgendwo zwischen Agatha Christie und Edgar Allens Po untergegangen wäre.
Also erstmal den sowieso leeren Knallrüssel an den nächsten Baum gelehnt und das geladene, entsicherte aber auch entspannte Vollstahlmonster unter der Achsel rausgefummelt, in den Voranschlag gewuchtet (Hahn spannen geht bei der Bewegung schon automatisch) und mit steigender Atem- und vor allem Pulsfrequenz im Halbdunkel ab in Richtung Busch.
Als ich etwa auf 10-12 Meter dran war, rappelt's im Gebüsch und ein grober Klumpen humpelt zielstrebig auf mich zu.
Nun muss ich zwischendurch einschieben, dass zwischen "Dirty" Harry Callahans und meinen Nerven so viele Gemeinsamkeiten bestehen wie zwischen Pamela Anderson und Alice Schwarzer.
Soll heißen: Wenn im finstren Tann was auf Kollisionskurs mit mir ist, zählt stoische Ruhe nicht gerade zu meinen Kernkompetenzen.
Der (aus meiner Sicht) monströse Klumpen erwies sich später bei Licht betrachtet als 54 kg schwere Bache mit Vorderlaufschuss.
Jedenfalls konnte ich das "Etwas" zu diesem Zeitpunkt zwar als humpelnde Wildsau ansprechen - mehr war jedoch nicht drin.
Jedenfalls fehlte mir die nötige Gemütsruhe, um zu erforschen, ob die Sau etwas gegen meine Person hat, oder ob sie sich lediglich durch meinen Gegenwart gestört fühlte und daher die Örtlichkeiten wechseln wollte.
Jedenfalls verkürzte sie die Distanz zwischen ihr und mir in einer mir unangehm kurzen Zeit, so dass ich mich genötigt fühlte, meiner Forderung nach körperlicher Unversehrtheit mit dem Wüstenadler etwas Nachdruck zu verleihen.
Jedenfalls entschied ich mich, der spitz auf mich zustolpernden und nur noch rund sieben Meter entfernten Sau gut 21 Gramm ummanteltes Blei aus dem Hause Speer entgegenzuschicken.
Das Mündungsfeuer erinnerte mich ein bisschen an Gefechtsfeldbeleuchtung - jedoch brach die Sau wie vom mächtigen Mündungsblitz getroffen unmittelbar im Schuss zusammen und kam keine zwei Meter vor meinen Füßen zum liegen.
Während mein Puls immer noch irgendwo im vierstelligen Bereich drehte und ich trotz zunehmend stärker schmerzender Schultermuskeln den Desert Eagle noch immer auf die regungslose Sau vor mir hielt, kam der Pächter vom Nachbarrevier mit zwei mir unbekannten Jägern und einer Brandlbracke auf mich zugerannt, die sich im Zuge der Nachsuche bereits knapp vor der Reviergrenze befunden und die Druckwelle meiner Ghettoflak wohl gespürt hatte.
Im Licht des herbeigeholten Autos konnte man dann die Ursache des schlagartigen Aufgebens der Sau erkennen:
Das 12,7mm Uni-Cor Hohlspitzgeschoss hatte den Sauschädel etwas oberhalb des linken Auges (ich finde "Licht" klingt blöd) durchdrungen und war nach wirkungsvoller Wegstrecke kurz hinter dem rechten Blatt wieder ausgetreten. Dies bewegte die Sau binnen Sekundenbruchteile dazu, die weiße Fahne zu schwenken.
Um das gute Verhältnis zum Reviernachbarn zu erhalten, durfte er die Sau, die ja in seinem Revier angeschweißt wurde, mitnehmen, obwohl sie in unserem Revier erlegt wurde.
Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob ein 9mm-Geschoss aus der 9x19 oder der .357 Mag den selben Effekt gehabt hätte...aber ich werde eines Tages auf dem Sterbebett drei Kreuze schlagen, wenn die Antwort auf diese Frage bis dahin immer noch offen ist.
Ich will keine Lanze für das gasdruckladende Großmaul von I.M.I. brechen - aber ich möchte mich doch ein wenig für das vernichtende Urteil entschuldigen, dass ich hier auf der ersten Seite geschrieben habe.
Nach dem Erlebten mag ich meinen Desert Eagle noch ein Stückchen mehr und werde ihn nicht mehr nur als fünf pfündige Kompensationsmasse für Minderwertigkeitskomplexe betrachten.
DANKE
Magnum Research and the science of KABOOM - ich habe Euch Unrecht getan!!!