Jägerstefan schrieb:
"Die unbestimmten Rechtsbegriffe "Hege" und Weidgerechtigkeit" sind ersatzlos aufzugeben."
Bei den zahllreichen Beiträgen hier bleibt völlig unberücksichtigt, dass das neue Jagdgesetze massive Verwerfungen bei der Neuverpachtung der Reviere nach sich zieht.
Zur Zeit hat der Pachtpreis nur einen "ideellen Wert", das heißt, der Jäger pachtet, weil er in seiner Frezeit gern hegt und seiner waidgerechten Jagd nachgehen will. Eine wirtschaftliche Grundlage zur Ermittlung des Pachtpreises gibt es nicht.
Mit der Streichung dieser Ideale der Hege und Waidgerechtigkeit im neuen Jagdrecht verlieren viele Reviere ihre Attraktivität. Jagdreviere als Refugien der Selbstverwirklichung der eigenen Hegeideale von Jagdpächtern wird es nicht mehr geben. Nur wenige Jäger werden sich als Erfüllungsgehilfen der Jagdgenossenschaften verdingen.
Ich bin mir sicher, dass viele Jagdgenossenschsften bereits die Zeit nach der Novellierung planen und diese Regiejagd in Nettersheim ein Vorbote der Veränderung ist.
wmh
stefan
Hi,
ach Stefan: wäre doch schön, wenn`s so käm. Dann könnten Reviere eben auch von Leuten wie Dir sehr billig gepachtet und ökonomisch umgetrieben werden oder aber man macht`s in Eigenregie und stellt wiederum Leute wie Dich an, die Urlaubsjäger zur Beute führen.
Jagd = Landwirtschaft, manche Grundstückseigner werden`s mit proppenvoller Kaiserjagd probieren, andre wie etwa in Mittelfranken (wo der Wandel von Fichtenbestockung zu Mischwäldern schwierig läuft) mit harter Profibejagung. Hege und Weidegerechtigkeit kann man dann spielen oder auch nicht: den Grundstückseigentümer darf hauptsächlich interessieren, was am Ende bei den Spielchen raus kommt.
Siehst Du, und da hätten wir Bilanzen auf nem Haufen, die bislang nie sauber untereinander geschrieben wurden: weil Waldverbiss eben nicht in Rechnung gestellt wird, Entmischung nicht, die Attraktivität einer Rotwildbrunft für ganz normale Touristen aber ebensowenig.
Woran unsere Jagerei krankt, ist, dass nahezu jeder Pächter irgendeinem Überbau folgt - der eine will sich von Jagdneid freikaufen und bejagt nur das Zentrum, nie Weibliches Wild, hegt Trophäen heran; der andre fährt hardcore alle Jährlinge um, selektiert noch ein paar schwache Schmalrehe und Kitze und macht so auf höchstem Wilddichteniveau sein Wildbretkasse voll und der Dritte meint, er müsse es ganz genau machen, 7 Jährlinge, 6 alte Böcke, 15 Kitze, 8 Schmalrehe und 7 Geißen...und tanzt das ganze Jahr rum, bis er präzise den idealtypischen Plan für eine "optimale Sozialstruktur" voll (...aber eigentlich viermal mehr Rehe als er dabei annimmt...) hat....
Ob`s nun Vermeidung von Jagdneid, schwäbisch-betriebswirtschaftliches Denken oder Verhaftetsein in der Hybris des perfekten Homo fabers drauß im Walde ist - all diese Waydtleute fragen sich dabei eines nämlich gar nicht: was muss für meienn Verpächter hinten raus kommen ?
Und da darf man ruhig was sprengen, von Pachtperioden bis runter zu den Sachlichen Verboten, von Hegepflicht bis Schrotjagd auf Rehlein "wie die Hasen". Denn erst im freien Spiel, bei gebrochener Omerta der Hegerfront, kann sich zeigen, welche Methoden am ehesten zielführend die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut bekommt. Auch die sehr unterschiedlichen Jäger mitnehmend, aber eben vor allem die Bedürfnisse der Grundeigentümer Ernst nimmt.
Eine gesetzte Prämisse, dass opportunistisches Wild wie Reh und Sau einer "Hege" und einer "Weidgerechtigkeit" bedürfe, ist angesichts des Befunds sehr hoher Populationsdichten allerorten, widerwärtiger Revierkämpfe ("an bösen Grenzen") und solchen Eskapaden eines Landesjagdschutzverbandes wie Ba-Wue ( Vollkastration eines vorbildlich liberalen und tierschützerischen freien Wildfolge im LJG durch eine "Nachsuchenvereinbarung", die alle flotte weidgenossenschaftliche Liberalität wieder aus dem Grenzverkehr verletzten Wildes rausnahm) doch ohnehin schwachsinnig.
Wir brauchen verantwortungsvolle und mächtige Jagdgenossenschaften und weniger verlogenes Gesülze der Jäger - dann kann Jagd in mannigfacher Weise ausprobiert werden und kommt garantiert auf ein besseres Niveau.
Weil alles besser ist als die Erstarrung auf einer herrischen Hegerinbrunst des Uli Scherping - hätt`s Jagdgesetze nur in Wordformat gegeben ab 1933, dann könnt man unschwer nachweisen, dass er die Finger auf der Tastatur hatte bei diesen prägenden Begriffen und keiner jemals drüberschrieb. Und noch heut soll im Jagdbeirat der Kreisjägermeister bei Jagdscheinsentzugsfragen die Macht haben, die "Waidgerechtigkeit" eines angeschwärzten Delinquenten aufzuspießen, damit das mobbing seine fröhlichen Urständ feiern darf ? Nein, das geht einfach nimmer.
Darum geht`s, diesen absoluten, dogmatischen Anspruch auf "aufartende"
tiefe Verantwortung dem Wild, seiner alljährlich besseren Kondition und seiner "Sozialstruktur" gegenüber seitens einer unter hegemonialer Kontrolle einer Jagdschutzorganisation versiebten Weidgenossenkameradschaft einfach mal aus dem Text zu schießen. Nicht Zusammenschießen der letzten Rehleins und Bachen auf 14-Tages- Ballerfestchen.
Gruß,
Martin