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- 11 Apr 2006
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Edit: aus dem Thread Foristis helfen Foristis nochmal hierher kopiert....
Um es gleich vorauszuschicken- ich hab einen Hirsch mit heimgenommen- aber anders als gedacht:
Nachdem ich der glückliche Gewinner des von Opa Lu eingestellten Thread war, sah ich nun voll Ungeduld dem Anreisetag, Freitag, 17.11. entgegen.
Ohne eine genaue Vorstellung und Kenntnis des Weges, den ich mir über gewisse Suchfunktionen im Internet ausgedruckt hatte, ging es am Freitag früh um 08:30 mit einem Leihwagen ( meine alte Schüssel hätte es wohl nicht überlebt ) gen Norden.
Nach ziemlich genau 600 Kilometern, mäßigem Betrieb auf der Autobahn kam ich um 14:15 Uhr bei Opa Lu an.
Nach kurzer Begrüßung und Vorstellung, ( Lindi 2 war auch gekommen ) ging es an’s Sachen ausräumen und schon zum 1. Ansitz. Wir trafen uns mit einem Freund von Opa Lu an einem Landwirtschaftlichen Anwesen außerhalb,und nachdem auch der Revierpächter H. eingetroffen war, und wir diesem vorgestellt wurden, wurde bestimmt, wer mit wem und wohin zum Ansitz gehen solle.
Der Freund von Opa Lu nahm mich unter seine Fittiche und wir begaben uns zu einer Kanzel, ca 200 m vom Wald entfernt, umgeben von Viehweiden und Feldern mit Wintergetreide und Raps. Nachdem wir den Hochsitz, eine geschlossene Kanzel, besetzt hatten bekamen wir sogleich Anblick - 6 Stück Rehwild hielten sich im Bereich von 60 – 80 m vor unserer Kanzel auf, teilweise äsend, teilweise ruhend auf dem Getreidefeld lagernd.
Was daran verwunderlich war: der Wind wehte stark von vorne, halbrechts auf uns zu, und es regnete für meine Begriffe ziemlich stark.
Will sagen: bei uns zu Hause käme weder das Rehwild noch der Jäger auf die Idee, sich bei solchem Sauwetter aus dem geschützten Wald / respektive Wohnzimmer auf den Weg zu machen, um sich auf einem Weizenfeld zu treffen.
Nach einer Stunde etwa beruhigte sich das Wetter und wir hatten einen schönen Abendhimmel vor uns.
Nur kein Damwild, bis mein Jagdführer links von uns ca. 350 m weit entfernt aus dem Wald ein Kahlwildrudel aus dem Wald austreten und auf die direkt angrenzende Viehweide im Windschatten des Waldes auswechseln sah.
Herrlich anzusehen und zu beobachten, auch jagbare Stücke darunter, aber halt viel zu weit weg.
Als beschlossen wir, das Rudel anzugehen.
Unter Ausnutzung aller Deckungsmöglichkeiten pirschten wir, immer auf den Wind achtend, das Rudel an.
An der besagten Viehweide angekommen – das Licht wurde immer schlechter, strich ich auf eines der zwei, etwas abseits der Gruppe äsende Stücke an.
Nun kam das Manko der Damwildjagd:
Wenn die Stücke so schlecht sehen könnten, wie die Jäger und die Jäger so gut sehen könnten wie das Damwild, wäre in kurzer Zeit alles klar gewesen und ich wäre gut zum Schuss gekommen.
Aber: trotz das wir etwas tiefer als die Weidefläche standen, der Wind für uns immer noch günstig stand bemerkte uns ein Alttier und schon trollte das Rudel in den Wald zurück.
Kurzum- Wild war in da, aber kein Stück kam an diesem Abend zur Strecke.
Nach der Jagd rückten wir wieder in Opa Lu’ s Küche ein und wir ( Lindi 2 und ich ) wurden von Opa Lu auf’s beste mit Schwarzwildnacken a’ la Opa Lu verwöhnt.
Nach einem köstlichen opulenten Mahl ging es zum Kurzwaffenschiessen mit anderen Foristis nach KaKi, ca 50 km von Opa Lu’s Heimat.
Ich bot mich an, nach dem Schiessen mit Opa Lu’s Auto und Navigationsgerät den Rückweg zu fahren, damit sich unser Gastgeber auch ein oder zwei Gläschen genehmigen konnte.
Nach dem Schießen bis 22:00 Uhr ging es noch in eine Gaststätte um dort noch ein wenig mit anderen Foristis zu plaudern und sich etwas zu Stärken.
Rückfahrt mit Opa Lu’s „ Domina Navigationssystem „. 1 Stunde später also gegen 23:45 waren wir wieder zu Hause und es ging dann auch gleich in die Federn.
Am nächsten Morgen um 06:15 aufstehen, eine Tasse Kaffe und wieder raus. Das Wetter war wesentlich besser, leichter beständiger Wind, kein Regen, also beste Voraussetzung. Ich ging mit Opa Lu auf die „Grenzkanzel“ eine geschlossene Kanzel, vor ein mit Wintergetreide eingesäten Acker - ca 280 m bis zum Wald vor uns, links ca 80 m von uns die Reviergrenze zum Nachbarrevier, dessen Äcker mit Raps bestellt waren und halbrechts vor uns in ca. 140 m Entfernung den sogenannten „ Obstgarten“.
Dies war befriedeter Bezirk – ein großer Garten in dem viele Apfelbäume standen, mit Stacheldraht umzäunt, der an einer seiner kurzen Seite an den Buchenhochwald grenzte.
Auf der vorderen Ecke des Obstgartens stand noch eine weitere Kanzel, die Opa Lu, sehr zum Missfallen des Revierpächters das Toilettenhäuschen nannte.
Hinter der Grenze stand Rehwild auf dem Rapsacker und äste. Nachdem es heller wurde, hatten wir dann am Waldrand mehrfach Anblick von Damwild, welches vom Obstgarten in den Buchenwald wechselte, darunter auch gegen 08:00 Uhr noch 2 Schmalspießer, von denen mindestens ein Stück genau in meine Kühltruhe gepasst hätte. Aber leider zu weit weg.
Das Damwild ist in diesen Revieren auch in den Morgenstunden noch sehr aktiv und so standen die Chancen auch zu fortgeschrittener Stunde noch sehr gut.
Nach weiterem Anblick eines guten Schauflers, der über den Rapsacker zog, beendeten wir gegen 09:00 Uhr den Ansitz zum Brötchenholen und zum Frühstück.
Vorher gingen wir nochmals am Obstgarten vorbei, stellten fest, dass der Toilettenhäuschen- Sitz sich nicht mehr zum Ansitzen eignet, da die Einstiegskonstruktion zu morsch gewesen war. Beim weitergehen entdeckte Opa Lu die vorher gesichteten Spießer wieder, die sich nunmehr wieder Obstgarten aufhielten.
Ich bat darum, mit einer provisorischen Sitzeinrichtung den Abendansitz direkt neben dem „Toilettenhäuschen“ verbringen zu dürfen, da ich mir gute Möglichkeiten ausrechnete, Wild schussgerecht vor die Büchse bekommen zu können, wenn ich dichter an dem Wechsel in der kurzen Ecke saß.
Den Tag über bis zum Abendansitz verbrachten wir mit Frühstücken und einen Besuch beim Büchsenmacher, wo Opa Lu noch etwas zu besorgen hatte. Ich bat darum, meine Waffe im hauseigenen Schießstand noch einmal zur Sicherheit Kontrollschießen zu dürfen, was dann auch gemacht wurde. Eine leichte Abweichung von ca 6 cm nach links auf der 100 m Bahn wurde behoben und konnte es getrost auf den Abendansitz gehen.
Wie gehabt, Treffen um 15:00 Uhr, Einteilung der Sitze. Lindi 2 setzte sich auf einen Sitzstock direkt an eine Reihe weiß verpackte Heuballen an der besagten Viehweide, wo am Abend vorher das Damwild zum äsen ausgetreten war.
Ich begab mich wie von mir gewünscht mit einer provisorischen Sitzeinrichtung in Form von 2 zusammen geschraubten Brettern in meine Position, direkt an das Toilettenhäuschen.
Opa Lu und mein Pirschführer vom Vortage ( er heißt übrigens P. ) setzten sich an einen anderen Rapsschlag an zwei verschiedene Plätze an, um Damwild abzupassen, dass wir bereits bei der Anfahrt zum Treffpunkt gesichtet hatten. Dies war ein gemischtes Rudel von ca. 30 Tieren, welches sich an einem Gehölzbewachsenen Hügel in einem der Nachbarreviere aufhielt.
Gegen 16 Uhr Glaste ich die Umgebung wieder einmal ab und traute meinen Augen nicht:
Etwa 15 – 20 Tiere, bestehend aus Hirsch, Alttieren, Kälbern und Schmaltieren lagerten, drei Meter über der Grenze, in Höhe der am Morgen von uns besetzten Grenzkanzel und die verblieben auch dort, bis zur Dämmerung.
Auf dem am Morgen belaufenen Wechsel vor mir hatte ich kein Stück im Anblick gehabt.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung war ein Kugelschuß zu hören:
Ein nochmaliges herzliches Waidmannsheil an Lindi 2, dem es gelang, gedeckt von den Rundballen vom Sitzstock aus, aus einem Rudel von 6 Tieren ein Kalb zu erlegen.
Groß war die Freude bei allen Teilnehmern der Jagd und nach Versorgen des Stückes und einem weiteren super- leckerem Essen ( Damwildschulter in Rotweinsoße a’ la Opa Lu ) rückte hoffnungsvoll der nächste und leider auch letzte Ansitz am Sonntagmorgen näher.
Lindi 2, ein junger, urbayrischer sympathischer Jager war übrigens seit Donnerstag schon bei Opa Lu zu Gast und hatte bei seinen Ansitzen auch immer sehr guten Anblick- nach dem Motto: „ I ko bald koane Schaufler mer seha „ Was auf Deutsch soviel bedeutet wie: Es gibt hier sehr sehr viel Wild zu sehen, aber fast alles nur starke Hirsche - Oder so ähnlich.
Sonntag, 19.11., Aufbruch nach dem obligatorischen Kaffee um 06:00 Uhr ins Revier.
Jeder auf einen zugeteilten Sitz, ich durfte auf eigenen Wunsch wieder an das Toilettenhäuschen auf meinen „ Notsitz“
Opa Lu fuhr mich über einen Feldweg bis an die rechte Seite des Obstgartens und beim Anfahren trollten sich schon 6-7 Stücke Damwild aus dem Obstgarten vor uns über den Weg.
Ich wurde an der Ecke des Obstgartens ausgeladen und machte mich mit meinem Gerödel auf den Weg zum Sitz.
Es war natürlich gegen 06:40 Uhr noch Stockdunkel aber durch mein Fernglas konnte ich, ca 10 Minuten nachdem ich Position bezogen hatte schemenhaft bei heller werdendem Licht beobachten, wie ca 30 Stück Damwild nach und nach vom Obstgarten über die kurze Ecke in den Wald zogen.
Entfernung ca 110 m, aber nicht anzusprechen. Lediglich die Umrisse der Wildkörper und die hellen Läufe waren zu erkennen.
Wild war also da, jetzt hieß es sich ruhig zu verhalten und genau den Bereich zu beobachten. Der Wind kam von vorne und meine Deckung war ausreichend, so das mich die Tiere von der Seite, von der es kommen müsste nicht wahrnehmen konnte.
Es war ca. 07:10 Uhr, zunehmend wurde es heller und die erste Morgenröte kam über den Horizont gekrochen. Ein herrliches Bild, aber ich konzentrierte mich auf die vor mir liegende Fläche im Bereich Obstgarten / Waldrand.
Gestern kamen die Spießer gegen 08:00 Uhr aus dem Obstgarten gewechselt, also noch viel Zeit.
Damit mir, wenn’s darauf ankommt nicht die Beine einschliefen, stellte ich mich eine paar Minuten hin, immer noch direkt an dem Toilettenhäuschen.
Nichts geschah.
Ich drehte mich etwas nach links um den Nachbarlichen Rapsacker abzuglasen und bemerkte in Richtung der links hinter mir liegenden Grenzkanzel ein dunkles Etwas stehen.
Rehwild – war mein erster Gedanke. Bei näherem hinsehen konnte ich das Stück, etwa 40m halbspitz zu mir stehend als Damspießer identifizieren.
Er stand ebenso angewurzelt da, wie ich und das Stück versuchte herauszufinden, weshalb sich die Ihm vertraute Kanzel plötzlich ein Fernglas in der Hand hielt.
Im Zeitlupentempo ließ ich das Glas sinken und bekam meine Waffe in Position, mit der Schulter an der Kanzel angelehnt, hatte ich das halbspitz zu mir äugende Tier genau auf dem Stich im Visier.
„Los, dreh dich zur Seite“ dachte ich, aber es bewegte sich keinen Zentimeter.
Über eine Minute lang hatte ich das Stück so verharrend im Glas, doch ich wollte es in dieser Position nicht beschießen, wenn auch im Nachhinein betrachtet, der Schuss absolut tödlich gewesen wäre.
Nach endlosem Warten drehte das Stück sich Richtung Waldrand und trollte los.
Ich verfolgte das Stück im Zielfernrohr, immer noch Schussbereit- aber flüchtig Schiessen? – Nein. – Also ein kurzes Pfeifen mit den Lippen und das Stück stand scheibenbreit auf ca 50 m vor mir still.
Der Zielstachel kam genau hinter dem Blatt wieder zum stehen und ich ließ, immer noch mit der Schulter an der Kanzel gelegen die Kugel fliegen.
Ich sah im Gegenlicht Morgenrotes eine Wolke von Risshaar fliegen und das Stück lief im Bogen von mir weg bis ich es nach ca 100 m hinter dem nächsten Hügel des Ackers aus dem Auge verloren hatte.
Tausende Gedanken schießen einem danach durch den Kopf- richtig abgekommen, hat es gezeichnet, wo genau ist der Anschuß, wohin ist es geflüchtet usw…
Ich prägte mir alles genau ein und nach ca 40 Minuten und einer dreiviertel Schachtel Zigaretten später kam Opa Lu am Obstgarten entlang zu mir und wir klärten den Sachverhalt.
Kurzum: ich habe das Stück glatt Unterschossen und es lief kerngesund weg. Die Wolke von Schnitthaaren war eine Wasserfontäne von dem Tau, der auf dem Wintergetreide lag.
Wenn ich 20 Jahre jünger und einige Kilo leichter gewesen wäre, hätte ich mir selber in den Arsch gebissen.
Da hatte mir Diana wohl offensichtlich mit dem Finger den Schaft etwas nach oben gedrückt.
Tja, das war mein Jagderlebnis- so war`s gewesen.
Aber: einen Hirsch- oder zumindest einen Teil davon konnte ich doch noch mit nach Hause nehmen: durch die Vermittlung von Opa Lu bekam ich von P. noch ein paar leckere Bratenstücke zugesprochen, die ich dem Jagdherren gerne abgekauft habe.
Das war meine „ Vollzugsmeldung „
Diese 3 Tage zu Gast bei Opa Lu waren für mich wie ein Geschenk für die Seele-
Urlaub, für Jäger – egal ob man nun ein Stück erlegen konnte oder nicht-
Das Erlebte zählt- die Landschaft, die Jagd, das fühlen und schmecken der Natur und nicht zuletzt die Menschen, die man kennen gelernt hat - nett, freundlich und zuvorkommend.
Fazit: die 1200 km Wegstrecke haben sich wirklich gelohnt!
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bedanken:
Bei Lindi 2 für das gute und kameradschaftliche Miteinander, bei P., dem Freund von Opa Lu für die gute jagdliche Beratung und Führung, bei H. für die herzliche und freundliche Aufnahme in seinem Revier und die bereitstellung der Jagdmöglichkeit und zu guter letzt bei Opa Lu für die gebotene Jagdmöglichkeit,die herzliche Aufnahme, die Jagdführung, die hervorragende Bewirtung und für ein unvergessliches Erlebnis.
Waidmannsheil
Jäger
Um es gleich vorauszuschicken- ich hab einen Hirsch mit heimgenommen- aber anders als gedacht:
Nachdem ich der glückliche Gewinner des von Opa Lu eingestellten Thread war, sah ich nun voll Ungeduld dem Anreisetag, Freitag, 17.11. entgegen.
Ohne eine genaue Vorstellung und Kenntnis des Weges, den ich mir über gewisse Suchfunktionen im Internet ausgedruckt hatte, ging es am Freitag früh um 08:30 mit einem Leihwagen ( meine alte Schüssel hätte es wohl nicht überlebt ) gen Norden.
Nach ziemlich genau 600 Kilometern, mäßigem Betrieb auf der Autobahn kam ich um 14:15 Uhr bei Opa Lu an.
Nach kurzer Begrüßung und Vorstellung, ( Lindi 2 war auch gekommen ) ging es an’s Sachen ausräumen und schon zum 1. Ansitz. Wir trafen uns mit einem Freund von Opa Lu an einem Landwirtschaftlichen Anwesen außerhalb,und nachdem auch der Revierpächter H. eingetroffen war, und wir diesem vorgestellt wurden, wurde bestimmt, wer mit wem und wohin zum Ansitz gehen solle.
Der Freund von Opa Lu nahm mich unter seine Fittiche und wir begaben uns zu einer Kanzel, ca 200 m vom Wald entfernt, umgeben von Viehweiden und Feldern mit Wintergetreide und Raps. Nachdem wir den Hochsitz, eine geschlossene Kanzel, besetzt hatten bekamen wir sogleich Anblick - 6 Stück Rehwild hielten sich im Bereich von 60 – 80 m vor unserer Kanzel auf, teilweise äsend, teilweise ruhend auf dem Getreidefeld lagernd.
Was daran verwunderlich war: der Wind wehte stark von vorne, halbrechts auf uns zu, und es regnete für meine Begriffe ziemlich stark.
Will sagen: bei uns zu Hause käme weder das Rehwild noch der Jäger auf die Idee, sich bei solchem Sauwetter aus dem geschützten Wald / respektive Wohnzimmer auf den Weg zu machen, um sich auf einem Weizenfeld zu treffen.
Nach einer Stunde etwa beruhigte sich das Wetter und wir hatten einen schönen Abendhimmel vor uns.
Nur kein Damwild, bis mein Jagdführer links von uns ca. 350 m weit entfernt aus dem Wald ein Kahlwildrudel aus dem Wald austreten und auf die direkt angrenzende Viehweide im Windschatten des Waldes auswechseln sah.
Herrlich anzusehen und zu beobachten, auch jagbare Stücke darunter, aber halt viel zu weit weg.
Als beschlossen wir, das Rudel anzugehen.
Unter Ausnutzung aller Deckungsmöglichkeiten pirschten wir, immer auf den Wind achtend, das Rudel an.
An der besagten Viehweide angekommen – das Licht wurde immer schlechter, strich ich auf eines der zwei, etwas abseits der Gruppe äsende Stücke an.
Nun kam das Manko der Damwildjagd:
Wenn die Stücke so schlecht sehen könnten, wie die Jäger und die Jäger so gut sehen könnten wie das Damwild, wäre in kurzer Zeit alles klar gewesen und ich wäre gut zum Schuss gekommen.
Aber: trotz das wir etwas tiefer als die Weidefläche standen, der Wind für uns immer noch günstig stand bemerkte uns ein Alttier und schon trollte das Rudel in den Wald zurück.
Kurzum- Wild war in da, aber kein Stück kam an diesem Abend zur Strecke.
Nach der Jagd rückten wir wieder in Opa Lu’ s Küche ein und wir ( Lindi 2 und ich ) wurden von Opa Lu auf’s beste mit Schwarzwildnacken a’ la Opa Lu verwöhnt.
Nach einem köstlichen opulenten Mahl ging es zum Kurzwaffenschiessen mit anderen Foristis nach KaKi, ca 50 km von Opa Lu’s Heimat.
Ich bot mich an, nach dem Schiessen mit Opa Lu’s Auto und Navigationsgerät den Rückweg zu fahren, damit sich unser Gastgeber auch ein oder zwei Gläschen genehmigen konnte.
Nach dem Schießen bis 22:00 Uhr ging es noch in eine Gaststätte um dort noch ein wenig mit anderen Foristis zu plaudern und sich etwas zu Stärken.
Rückfahrt mit Opa Lu’s „ Domina Navigationssystem „. 1 Stunde später also gegen 23:45 waren wir wieder zu Hause und es ging dann auch gleich in die Federn.
Am nächsten Morgen um 06:15 aufstehen, eine Tasse Kaffe und wieder raus. Das Wetter war wesentlich besser, leichter beständiger Wind, kein Regen, also beste Voraussetzung. Ich ging mit Opa Lu auf die „Grenzkanzel“ eine geschlossene Kanzel, vor ein mit Wintergetreide eingesäten Acker - ca 280 m bis zum Wald vor uns, links ca 80 m von uns die Reviergrenze zum Nachbarrevier, dessen Äcker mit Raps bestellt waren und halbrechts vor uns in ca. 140 m Entfernung den sogenannten „ Obstgarten“.
Dies war befriedeter Bezirk – ein großer Garten in dem viele Apfelbäume standen, mit Stacheldraht umzäunt, der an einer seiner kurzen Seite an den Buchenhochwald grenzte.
Auf der vorderen Ecke des Obstgartens stand noch eine weitere Kanzel, die Opa Lu, sehr zum Missfallen des Revierpächters das Toilettenhäuschen nannte.
Hinter der Grenze stand Rehwild auf dem Rapsacker und äste. Nachdem es heller wurde, hatten wir dann am Waldrand mehrfach Anblick von Damwild, welches vom Obstgarten in den Buchenwald wechselte, darunter auch gegen 08:00 Uhr noch 2 Schmalspießer, von denen mindestens ein Stück genau in meine Kühltruhe gepasst hätte. Aber leider zu weit weg.
Das Damwild ist in diesen Revieren auch in den Morgenstunden noch sehr aktiv und so standen die Chancen auch zu fortgeschrittener Stunde noch sehr gut.
Nach weiterem Anblick eines guten Schauflers, der über den Rapsacker zog, beendeten wir gegen 09:00 Uhr den Ansitz zum Brötchenholen und zum Frühstück.
Vorher gingen wir nochmals am Obstgarten vorbei, stellten fest, dass der Toilettenhäuschen- Sitz sich nicht mehr zum Ansitzen eignet, da die Einstiegskonstruktion zu morsch gewesen war. Beim weitergehen entdeckte Opa Lu die vorher gesichteten Spießer wieder, die sich nunmehr wieder Obstgarten aufhielten.
Ich bat darum, mit einer provisorischen Sitzeinrichtung den Abendansitz direkt neben dem „Toilettenhäuschen“ verbringen zu dürfen, da ich mir gute Möglichkeiten ausrechnete, Wild schussgerecht vor die Büchse bekommen zu können, wenn ich dichter an dem Wechsel in der kurzen Ecke saß.
Den Tag über bis zum Abendansitz verbrachten wir mit Frühstücken und einen Besuch beim Büchsenmacher, wo Opa Lu noch etwas zu besorgen hatte. Ich bat darum, meine Waffe im hauseigenen Schießstand noch einmal zur Sicherheit Kontrollschießen zu dürfen, was dann auch gemacht wurde. Eine leichte Abweichung von ca 6 cm nach links auf der 100 m Bahn wurde behoben und konnte es getrost auf den Abendansitz gehen.
Wie gehabt, Treffen um 15:00 Uhr, Einteilung der Sitze. Lindi 2 setzte sich auf einen Sitzstock direkt an eine Reihe weiß verpackte Heuballen an der besagten Viehweide, wo am Abend vorher das Damwild zum äsen ausgetreten war.
Ich begab mich wie von mir gewünscht mit einer provisorischen Sitzeinrichtung in Form von 2 zusammen geschraubten Brettern in meine Position, direkt an das Toilettenhäuschen.
Opa Lu und mein Pirschführer vom Vortage ( er heißt übrigens P. ) setzten sich an einen anderen Rapsschlag an zwei verschiedene Plätze an, um Damwild abzupassen, dass wir bereits bei der Anfahrt zum Treffpunkt gesichtet hatten. Dies war ein gemischtes Rudel von ca. 30 Tieren, welches sich an einem Gehölzbewachsenen Hügel in einem der Nachbarreviere aufhielt.
Gegen 16 Uhr Glaste ich die Umgebung wieder einmal ab und traute meinen Augen nicht:
Etwa 15 – 20 Tiere, bestehend aus Hirsch, Alttieren, Kälbern und Schmaltieren lagerten, drei Meter über der Grenze, in Höhe der am Morgen von uns besetzten Grenzkanzel und die verblieben auch dort, bis zur Dämmerung.
Auf dem am Morgen belaufenen Wechsel vor mir hatte ich kein Stück im Anblick gehabt.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung war ein Kugelschuß zu hören:
Ein nochmaliges herzliches Waidmannsheil an Lindi 2, dem es gelang, gedeckt von den Rundballen vom Sitzstock aus, aus einem Rudel von 6 Tieren ein Kalb zu erlegen.
Groß war die Freude bei allen Teilnehmern der Jagd und nach Versorgen des Stückes und einem weiteren super- leckerem Essen ( Damwildschulter in Rotweinsoße a’ la Opa Lu ) rückte hoffnungsvoll der nächste und leider auch letzte Ansitz am Sonntagmorgen näher.
Lindi 2, ein junger, urbayrischer sympathischer Jager war übrigens seit Donnerstag schon bei Opa Lu zu Gast und hatte bei seinen Ansitzen auch immer sehr guten Anblick- nach dem Motto: „ I ko bald koane Schaufler mer seha „ Was auf Deutsch soviel bedeutet wie: Es gibt hier sehr sehr viel Wild zu sehen, aber fast alles nur starke Hirsche - Oder so ähnlich.
Sonntag, 19.11., Aufbruch nach dem obligatorischen Kaffee um 06:00 Uhr ins Revier.
Jeder auf einen zugeteilten Sitz, ich durfte auf eigenen Wunsch wieder an das Toilettenhäuschen auf meinen „ Notsitz“
Opa Lu fuhr mich über einen Feldweg bis an die rechte Seite des Obstgartens und beim Anfahren trollten sich schon 6-7 Stücke Damwild aus dem Obstgarten vor uns über den Weg.
Ich wurde an der Ecke des Obstgartens ausgeladen und machte mich mit meinem Gerödel auf den Weg zum Sitz.
Es war natürlich gegen 06:40 Uhr noch Stockdunkel aber durch mein Fernglas konnte ich, ca 10 Minuten nachdem ich Position bezogen hatte schemenhaft bei heller werdendem Licht beobachten, wie ca 30 Stück Damwild nach und nach vom Obstgarten über die kurze Ecke in den Wald zogen.
Entfernung ca 110 m, aber nicht anzusprechen. Lediglich die Umrisse der Wildkörper und die hellen Läufe waren zu erkennen.
Wild war also da, jetzt hieß es sich ruhig zu verhalten und genau den Bereich zu beobachten. Der Wind kam von vorne und meine Deckung war ausreichend, so das mich die Tiere von der Seite, von der es kommen müsste nicht wahrnehmen konnte.
Es war ca. 07:10 Uhr, zunehmend wurde es heller und die erste Morgenröte kam über den Horizont gekrochen. Ein herrliches Bild, aber ich konzentrierte mich auf die vor mir liegende Fläche im Bereich Obstgarten / Waldrand.
Gestern kamen die Spießer gegen 08:00 Uhr aus dem Obstgarten gewechselt, also noch viel Zeit.
Damit mir, wenn’s darauf ankommt nicht die Beine einschliefen, stellte ich mich eine paar Minuten hin, immer noch direkt an dem Toilettenhäuschen.
Nichts geschah.
Ich drehte mich etwas nach links um den Nachbarlichen Rapsacker abzuglasen und bemerkte in Richtung der links hinter mir liegenden Grenzkanzel ein dunkles Etwas stehen.
Rehwild – war mein erster Gedanke. Bei näherem hinsehen konnte ich das Stück, etwa 40m halbspitz zu mir stehend als Damspießer identifizieren.
Er stand ebenso angewurzelt da, wie ich und das Stück versuchte herauszufinden, weshalb sich die Ihm vertraute Kanzel plötzlich ein Fernglas in der Hand hielt.
Im Zeitlupentempo ließ ich das Glas sinken und bekam meine Waffe in Position, mit der Schulter an der Kanzel angelehnt, hatte ich das halbspitz zu mir äugende Tier genau auf dem Stich im Visier.
„Los, dreh dich zur Seite“ dachte ich, aber es bewegte sich keinen Zentimeter.
Über eine Minute lang hatte ich das Stück so verharrend im Glas, doch ich wollte es in dieser Position nicht beschießen, wenn auch im Nachhinein betrachtet, der Schuss absolut tödlich gewesen wäre.
Nach endlosem Warten drehte das Stück sich Richtung Waldrand und trollte los.
Ich verfolgte das Stück im Zielfernrohr, immer noch Schussbereit- aber flüchtig Schiessen? – Nein. – Also ein kurzes Pfeifen mit den Lippen und das Stück stand scheibenbreit auf ca 50 m vor mir still.
Der Zielstachel kam genau hinter dem Blatt wieder zum stehen und ich ließ, immer noch mit der Schulter an der Kanzel gelegen die Kugel fliegen.
Ich sah im Gegenlicht Morgenrotes eine Wolke von Risshaar fliegen und das Stück lief im Bogen von mir weg bis ich es nach ca 100 m hinter dem nächsten Hügel des Ackers aus dem Auge verloren hatte.
Tausende Gedanken schießen einem danach durch den Kopf- richtig abgekommen, hat es gezeichnet, wo genau ist der Anschuß, wohin ist es geflüchtet usw…
Ich prägte mir alles genau ein und nach ca 40 Minuten und einer dreiviertel Schachtel Zigaretten später kam Opa Lu am Obstgarten entlang zu mir und wir klärten den Sachverhalt.
Kurzum: ich habe das Stück glatt Unterschossen und es lief kerngesund weg. Die Wolke von Schnitthaaren war eine Wasserfontäne von dem Tau, der auf dem Wintergetreide lag.
Wenn ich 20 Jahre jünger und einige Kilo leichter gewesen wäre, hätte ich mir selber in den Arsch gebissen.
Da hatte mir Diana wohl offensichtlich mit dem Finger den Schaft etwas nach oben gedrückt.
Tja, das war mein Jagderlebnis- so war`s gewesen.
Aber: einen Hirsch- oder zumindest einen Teil davon konnte ich doch noch mit nach Hause nehmen: durch die Vermittlung von Opa Lu bekam ich von P. noch ein paar leckere Bratenstücke zugesprochen, die ich dem Jagdherren gerne abgekauft habe.
Das war meine „ Vollzugsmeldung „
Diese 3 Tage zu Gast bei Opa Lu waren für mich wie ein Geschenk für die Seele-
Urlaub, für Jäger – egal ob man nun ein Stück erlegen konnte oder nicht-
Das Erlebte zählt- die Landschaft, die Jagd, das fühlen und schmecken der Natur und nicht zuletzt die Menschen, die man kennen gelernt hat - nett, freundlich und zuvorkommend.
Fazit: die 1200 km Wegstrecke haben sich wirklich gelohnt!
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bedanken:
Bei Lindi 2 für das gute und kameradschaftliche Miteinander, bei P., dem Freund von Opa Lu für die gute jagdliche Beratung und Führung, bei H. für die herzliche und freundliche Aufnahme in seinem Revier und die bereitstellung der Jagdmöglichkeit und zu guter letzt bei Opa Lu für die gebotene Jagdmöglichkeit,die herzliche Aufnahme, die Jagdführung, die hervorragende Bewirtung und für ein unvergessliches Erlebnis.
Waidmannsheil
Jäger