Bruno” von Hund gestellt... und wieder weg
Lenggries Zum ersten Mal ist Braunbär „Bruno” von einem der finnischen Elchhunde gestellt worden - konnte aber wieder entwischen.
Sylvensteinspeicher
In den oberbayerischen Bergen bei Bad Tölz war der Bär in der Nacht zum Freitag eingekreist worden.
Als die Suche im Morgengrauen weitergehen sollte, war „Bruno” schon wieder verschwunden. Die Jäger fanden auf dem Brauneck im Gemeindegebiet von Lenggries nur Reste eines frisch gerissenen Schafes. Zuvor war der hungrige Bär an einer Skihütte vorbeigekommen und hatte den dort wohnenden Pächtern einen gehörigen Schrecken eingejagt. Die Bärenfänger hofften nun auf eine neue Spur von „Bruno”.
„Der Bär hält uns auf Trab”, fasste Manfred Wölfl vom bayerischen Umweltministerium am Freitag in Lenggries die verzweifelte Suche nach dem seit vier Wochen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet umherstreunenden „Problembären” aus Norditalien zusammen. Nachdem „JJ1”, wie der Bär offiziell heißt, am späten Mittwochabend am Sylvensteinspeicher von einem Auto gestreift worden war, hatte sich seine Spur wieder verloren. Am Donnerstagabend tauchte er jedoch an einer Hütte am Brauneck auf.
Ursula Berghammer von der Skihütte des so genannten Bayerhanges war von den Pächtern einer gegenüberliegenden Hütte angerufen worden, dass „Bruno” unterwegs zu ihr sei. „Als ich hinausging, stand der Bär auf der Terrasse”, schilderte die Liftbetreiberin die Begegnung vom Donnerstagabend. Sie bellte wie ein Hund, was „Bruno” aber nicht daran hinderte, hinter der Hütte ihrem Mann, einem Jäger, entgegenzutreten. Er vertrieb „JJ1” lautstark, der sich Richtung Gipfel davonmachte.
Wenig später tauchte „Bruno” bei der nahe gelegenen Bayerhütte auf. Wirt Helmuth Guba setzte sich mit seinem Schwiegersohn ins Auto und verfolgte den gemächlich neben dem Wagen einhertrabenden Bären eine Weile. Danach suchte „JJ1” das Weite.
Das sofort alarmierte Team der finnischen Bärenfänger mit den fünf Elchhunden war eine Stunde später an Ort und Stelle. Der von der Leine gelassene Hund „Peni” habe kurz nach Mitternacht durch Bellen signalisiert, dass er den Bären gestellt habe, schilderte Wölfl den vermeintlichen Erfolg. Die Fänger und ein mit einem Narkosegewehr ausgerüsteter Tierarzt waren zu dem Zeitpunkt aber noch 600 Meter vom „Fundort” entfernt.
Es wurde beschlossen, die Suche erst bei Tagesanbruch wieder aufzunehmen. Die Bärenfänger fanden aber nur noch Elchhund „Peni” und nicht weit von ihm entfernt die Überreste eines frisch gerissenen Schafes. Ein weiterer Hund trug bei einer möglichen Begegnung mit dem Bären eine blutige Schnauze davon. Die Verletzung könne sich das Tier aber auch auf andere Weise zugezogen haben, sagte Wölfl.
Eine Fährte von „Bruno” konnten die Hunde nicht aufnehmen. Die Suche musste daher erneut unterbrochen werden. Der Bärenexperte des Umweltministeriums machte deutlich, dass der Plan, „JJ1” mit Hilfe der Elchhunde zu fangen, möglicherweise vor dem Scheitern steht. „Wir müssen bis Mitte nächster Woche überlegen, wie weiter vorzugehen ist.” Nach wie vor sei aber beabsichtigt, den Bären mit einem Schuss aus einem Narkosegewehr außer Gefecht zu setzen und ihn dann entweder in ein Gehege in Poing bei München oder wieder zurück in seine „Heimat” im norditalienischen Trentino zu bringen.
Am Freitagmorgen hatten die Behörden vorübergehend sogar den Betrieb der Seilbahn auf das beliebte Bergwandergebiet eingestellt. Wegen zunehmender Probleme mit Neugierigen und Medienvertretern bei der Jagd nach dem Bären verbot die Regierung von Oberbayern inzwischen, das Gebiet zu betreten, in dem sich das Einsatzteam aufhält. Das gelte mit sofortiger Wirkung in einem Umkreis von einem Kilometer um die Jäger, teilte die Behörde in München mit. Es bestehe „Gefahr für Leib und Leben”, falls der Bär in die Enge getrieben wird. Bei Verstoß gegen die Verfügung droht ein Zwangsgeld in Höhe von 5000 Euro.
dpa-infocom