Samstag vorige Woche hat mich meine Frau nebst unserem Filius ausquartiert, weil Sie n Online-Seminar hatte und den Bub da nicht brauchen konnte. Ich bin also Freitag zu meinen Eltern gefahren. Samstg hab ich den Bub in der Obhut vom omma und Oppa gelassen und hab nen Freund besucht. Kleinere Revierarbeiten und auch Blatten stand auf dem Programm.
Jetzt muss ich dazusagen, dass mein Kumpel heuer nen ganz bescheidenen Anlauf mit Böcken gehabt hat, wärend sein Mitpächter förmlich über den Haufen gerannt wird.
Wir hatten vor, n paar DJ-Sitze zu kontrollieren. Und wenn man schon da hin hatscht, kann man da auch hin schleichen und erstmal n paar Töne in die Landschaft schicken. Die ersten beiden Plätze sahen zwar vielversprechend aus, aber der Wind dreht öfters und auch der Anmarsch war nicht geräuschlos möglich. Für meinen Geschmack standen die Sitz zwar für die DJ gut, zum Blatten aber zu nah am Einstand. Kurzum, es passierte beide male nix.
Auf dem Rückweg zum Auto kamen wr dann auch noch an "meinem" Stand vorbei, der mir auf vielen Drückjagden regelmäßig Beute gebracht hat. Auf Ansitz oder zum Blatten war dort aber noch nie jemand gesessen.
Der Sitz steht an ner Hangkante, die gleichzeitig auch Bestandesgrenze zwischen nem Altholz und nem Stangenholz ist. Im Rücken läuft ein Douglasienaltholz mit reichlich Brombeer spitz aus, vor dem Sitz sind in ein paar größeren Lücken Naturverjüngungskegel. Beides bildet eine Dunkelbrücke zwischen zwei größeren Einständen. wir sind nahezu lautlos bis auf 15m an den sitz geschlichen, da springt aus der Douglasienspitze ein Bock über die Hangkante nach unten...
. Wenigstens schreckt er nicht!
Mein Freund bezieht den Sitz und richtet sich mit dem Tarnnetz ein, ich bleib unterm Sitz auf dem Sitzstock und schu unter ihm durch nach hinten. Per Handzeichen gibt er mir das Signal, dass ich loslegen kann. Kaum ist die erste Strophe draußen, steht auf 40m in einer Lücke ein Reh, natürlich genau im Rücken vom Schützen. Ich klopf ganz leicht an den Holm - unser Zeichen und er folgt meinem Blick. Der Bock - es ist einer, wie ich im Glas sehe - tut uns irgendwann den gefallen uns zieht zwei Schritt weiter und ist hinter ner unterständigen Fichte. jetzt kann mein Freund in Anschlag gehen. Der Bock zieht weiter auf uns zu, ist aber nie richtig frei oer immer nur spitz von vorne. Irgendwann ist es auf unter 20 Schritt da, ein leiser Pfiff von oben läßt ihn verhoffen und einen Bruchteil einer Sekunde später bricht der Schuss und der Bock zusammen. Ich hätte ihn ebenfalls als bestenfalls durchschnittlichen Jährling angesprochen. Die 18 kg und die fehlenden drei Schneidezähne sprechen aber eine andere Sprache. Vermutlich hat sich der Bock über zig Jahre immer als Jährling durchgemogelt.
Ich hatte meinem Spezzl übrigens meine Waffe gegeben, weil die nen SD hat und ich nicht dem Mündungsknall ausgesetzt werden wollte. Er hat ebenfalls ne R8 auch in 308, aber eben ohne Schalli. Und er war nicht unangenehm überascht von dem geringen Rückstoß und dem "Pätscher"...
Mittagspause mit nem leckeren Gulasch seiner Frau.
Gleich drauf brechen wir wieder auf, allerdings wechseln wir die Revierseite. Dort sind die Hänge deutlich steiler, fast alpin. Allerdings stocken darauf überwiegend Laubholz-Baumhölzer. Die Rehe liegen dort in kleinen Verjüngungsinseln oder im raumen Holz und die Annäherung ist sehr schwierig, ohne wahrgenimmen zu werdenn. Wir steigen einen Graben hoch und wechseln auf halber Höhe in den benachbarten Graben. An der Hangkante zum übernächsten Graben ist eine ehemalige Leitungstrasse, die langsam zuwächst und als Einstand zu bezeichnen ist. Nach wenigen Minuten lass ich die ersten Töne klingen und hab noch das Buchenblatt zwischen den Lippen, da rauscht es schon in langen Flucht rot durchs lose Laub. Auf 40m unter mir stoppt ein Bock. Da wir nur frei an einen Bergahorn kauern, wagt keiner sich zu zucken. Der Bock steht hangabwärts und schaut uns mit eisgrauem Gesicht an. die Stangen auffällig hell und nur etwas über lauscher hoch. Der Bock zieht zwei Schritte vor und verschwindet hinter zwei dicken Buchen als das Gewehr ins Gesicht wandert. seltsamer weise taucht er auf der anderen Seite nimmer auf, stattdessen flüchtet er durch den Graben zurück und springt am Gegenhang hoch. Etwa auf gleicher Höhe verhofft er nochmal, das Blatt ist frei und der Schuss peitscht durch das Tälchen. Der Bock springt weiter und entzieht sich unseren Blicken. Hmm, guter Rat ist teuer. Nach 5 Minuten suchen wir den Anschuss (vermutlich zu hoch) und biegen mal vorsichtshalber um die Hangkante um den Einwechsel in die Lichttrasse auf Schweiß zu kontrollieren. Da liegt der Bock längst verendet vor uns. Ein angedeuteter Sechser vom 2. oder 3. Kopf. Also nicht der (angesprochene) reife, ggf. zurückgessetzte Bock, sondern eher ein junger, aber eben auch eher unterdurchschnittlich.
Zurück in der Wildkammer kommt zufällig der Mitpächter vorbei und freut sich mit uns über die Beute. Er ist ganz begeistert von der Blattjagd (die er noch nie wirklich erfolgreich selbst erlebt hat) und so überredet er mich, mit ihm einen weiteren Versuch zu unternehmen. Am auserkorenen Platz werkelt ein Waldbesitzer rum, so wechseln wir erneut die Revierseite und pirschen zu einem weiteren DJ-Sitz. Er sitzt wieder oben ud ich leg ich in die Buchenrauschen zu seinen Füßen mit Blick nich hinten in des eher un interessante Altholz. er selbst richtet sich auch die Dickung in 70m Entfernung. Wir sind leise hingekommen, der wind passt auch und so starte ich relativ zügig mit der ersten Strophe. Zu beginn der dritten Strophe greift der Kollege zur Waffe und ich bin sogleich ruhig. Offensichtlichzieht ein Reh in meinem Rücken auf uns zu. Ich seh selbst nix und drück mich immer tiefer in die NVJ. irgendwann krachts in 4m Höhe über mir und gleich drauf blick ich in ein richtig breites Grinsen - Bock tot!
Der M. kommt vom Sitz und zerschmettert mir mit seiner Pranke vor lauter Freude fast mein Schulterblatt. Das muss ja ein ganz außergewöhnlicher Bock sein, der da auf mein gefiepse reingefallen ist. Am Waldrand liegt er und schlegelt noch ein wenig - ein ganz ganz kapitaler -
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Knopfbock!
Ganz ehrlich - ich hab selten einen gestandenen Jäger erlebt, der sich so dermaßen über solch einen Krüpel gefreut hat, obwohl er auch heuer schon einige teils sehr gute Böcke erlegt hat. Nach eigenem Bekunden hat er noch nie einen solchen wirklich schwachen Knopfer erlegt. Dazu kam nach seinem Bekunden die ganze Situation, dass wir unvermittelt und spontan aufgebrochen sind, am Nachmittag, die aktive Jagd (Blatten) usw. Er selbst hatte nicht mal sein eigenes Gewehr dabei und hatt ebenfalls mit meiner Waffe geschossen.
Mich hat es ebenfalls gefreut, dass ich beide Freunde in deren Revier zu Schuss gebracht hab. Geh ich dort doch seit vielen Jahren bei allen sich bietenden Möglichkeiten mit raus, hab stets freie Büchse und kann auch bei den Drückjagden mal den ein oder anderen Freund mitbringen.
Abends musste ich dann leider meinen Kurzen ins Bett bringen. Mein Freund hat den Abend einen weiteren Bock erblattet und erlegen können. Am Sonntag morgen bin ich nochmals in Revier gefahren, beim Angehen an den Sitz stand nur ein jugendlicher 6er am Feldrand. Springen wollte nix. Später hab ich noch nen Bock beim Treiben gesehen. Bis ich den angepirscht bin, waren die beiden Stücke aber auch schon wieder verschwunden. Dafür schnürte ein Fuchs durch die Wiese. Keine 150m von dem kleinen Weiler entfernt, wo fast jeder Hof ein paar Hühner, Enten oder Meerschweinchen hält, hab ich dem potentellen Eierdieb noch schnell verhaftet. Am Vormittag hab ich einen weiteren Blattversuch vom Klettersitz aus unternommen. Da kam beim 3. Ton schon eine Geiß angerumpelt, dass sie sich fast in meinem Sicherungsseil verheddert hat. Bock kam leider keiner...