Waidmannsheil alle miteinander!
Am gestrigen Abend des Pfingstmontags sollte es zunächst einer Überläuferrotte gelten, doch am frühen Nachmittag erreichte mich ein Anruf unseren Jagdaufsehers, er hätte einen alten zurückgesetzten Bock gesehen. Er hätte auf einer Seite ein schwach verecktes Sechsergehörn und auf der Anderen einen Spieß. Er plätzte immer in der Gegend, so war auch klar, dass dies sein Territorium zu sein schien. Ich sollte mich zunächst um einen Bock kümmern, die Überläufer sind später auch noch da… gesagt getan.
Am Abend gegen 18 Uhr machten meine Freundin und Ich uns auf den Weg. Wir ließen das Auto schon 200 m vor seinem vermeintlichen Territorium stehen, um sicher zu gehen, dass er uns nicht bemerkt. Wir pirschten hoffnungsvoll zum Ansitz, eine halbgeschlossene Kanzel an einer Waldkante.
Schon 75 Meter vor dem Hochsitz bemerkten wir eine mehrjährige Ricke, die uns nicht weichen wollte. Sie sprang immer zwanzig Schritt und verhoffte oder ging auf uns zu. Vermutlich, weil Ihre (wie sich später herausstellte) zwei Kitze neben dem Pirschpfad lagen. Letztendlich sprang die Ricke dann doch noch ab, einmal über die Wiese und wie wir dann vom Ansitz beobachten konnten blieb sie bei einem Bock stehen. Alles ganz ruhig, keine Aufregung war spürbar bis dann der Bock die Ricke trieb. Durchs dichte Gehölz, über die Wiese bis genau hinter uns. Dort von wo wir gekommen waren. Direkt hinter uns, außerhalb jeglichen Schussfeldes. Ich hab mir jedoch keinen Kopf gemacht, es war ja Bewegung im Geschehen, was natürlich nicht immer der Fall ist in einer Waldjagd am frühen Abend bei anhaltendem Regen. Nun mussten wir abwarten. Der Bock markierte durch Plätzen sein Revier und ziehte ohne jeglichen Verdacht bedächtig durchs Stangenholz. Jedoch immernoch hinter uns.
Nach einiger Zeit konnten wir jedoch kein Rehwild mehr entdecken, weder Bock noch Ricke. Die Sicht war durch starke Fichten auch sehr eingeschränkt. Es verging eine Stunde bis wieder Bewegung in unserem Sichtfeld gekommen war. Der Bock plätzte erneut und machte durch lautes knacken und klopfen auf sich aufmerksam. Die Ricke stand nun auch wieder ruhig bei Ihren Kitzen. Doch in Momenten der Ruhe und des Beobachten dieses schönen Anblicks kamen zwei Personen mit einem Dalmatiner den Feldweg entlang. Der Bock sprang ab. Wir wussten nicht wohin, vermuteten allerdings, dass er sich innerhalb der uneinsehbaren Waldkante aufhielt und sich nicht auf die Freifläche traute. Nach einigen Minuten der Ungewissheit, dann der Moment des Abends.
Der Bock betritt die Wiese auf ca. 45 m, leider spitz auf mich zu. Ich schnappte mir die Büchse(eine Sauer 202 im Kaliber 30.06 mit RWS ID Classic und einem Schmidt und Bender ZF 3-12x50 mit LP und Absehen 4) und strich die Gehörschützer über die Ohren. Noch schnell die Vergrößerung auf die nahe Distanz anpassen und den Bock ins Absehen stellen. Es vergingen Minuten bis etwas passierte. Meine Freundin ganz ungeduldig (es war Ihr erster Ansitz mit Blick auf potenzielle Beute) ist das ein Bock? Ist das der den du suchst? Mein Blick war erstarrt und ich bekam die Fragen in diesem Moment gar nicht mit. Viel zu sehr war ich mit dem Ansprechen des Bockes beschäftigt. Vor mir stand ein Bock, gerade mit dem Haarwechsel begonnen, eher schwach im Wildbret, Rosen mit dem Durchmesser einer 5-Mark-Münze und zwei Spießen die bis zum Lauscher reichten, dazu mit stärkerer Perlung im unteren Drittel. Die Dachrosen und das ganze Erscheinungsbild deuteten auf älteren Zeitgenossen hin, welcher bereits stark zurückgesetzt hatte.
Nun hatte er uns bereits im Blick konnte, aber wohl die Gefahr nicht deuten, sodass er langsam über die Wiese zog. Ich begleiteten Ihn mit meiner Büchse und als der Spießer dann nahezu scheibenbreit stand ließ ich die Kugel fliegen. Ich traf ca. 3cm hinter dem Blatt und der Bock lag im Knall. Die Ricke äugte uns an und sprang ab. Die Freude war groß, der Bock liegt und meine Freundin hatte den ersten Schritt in ein Jägerleben gemacht.
Der Ansitz:
und meine Beute :