JimRakete schrieb:
Kauf keines oder melde Dein Telefon ab. :evil:
Der Satz zum Tage ! :lol:
Die auf dem Mokkatischchen per Handgelenksgerät 60 cm unter Herzhöhe gemessenen Werte nicht eigenständig telefonkompatibler Personen sind legendäre Hits nächtlicher Kassenmedizin.
Die heutigen nichtinvasiven Moment-Blutdruck-Messungen kann man selbst bei allerbester Gerätetechnik als schlicht unbefriedigend ansehen - auch beim Arzt. Langzeitmessung ist diagnostisch wie therapeutisch Goldstandard.
Die Verbreitung der Selbstmessgeräte hat m.E. gar nichts daran geändert, dass ein Großteil der Hypertoniker von ihren Drucken überhaupt nichts ahnt und dass wiederum ein Großteil der behandelten Deutschen nicht ausreichend eingestellt sind. Nur höchstens jeder 8. Aufgeklärte ändert den eben doch meist zugrundeliegenden falschen Lebenswandel und mindestens jeder zweite gut Eingestellte setzt alsbald die Pillen ab wegen Schwindel, Durchfall oder Husten im Rahmen eines Infektes, weil das nach Beipackzettelstudium "eine Allergie!" ist. Über 60% des deutschen Volkes sind esoterisch drauf, ein Blutdruck tut nicht weh: also glaubt man jeden Müll, frisst lieber teure und nebenwirkungsfreie Knoblauchpillen aus Turkmenistan, Gingko oder Homotröpflein..
Blutdruckeinstellung ist ein komplexes medizinisches Problem, das vor allem mit reichlichem Ringen der Ärzte mit ungläubigen Patienten zu tun hat und nur ganz am Rand mit ordentlichem work-up und Langzeitdruckmessungen. Ich kenne nahezu keinen gut eingestellten Bluthochdruckpatienten, der wirklich fähig sein müsste, sich selbst den Druck zu messen: wozu bitte Normaldrucke in Exceltabellen tippen ?.
Dagegen dienen Blutdruckgeräte in den Händen medizinischer Laien oft zum nächsten eigenständigen Absetzversuch der Medikation - " noch drei Tage gemessen, war immer 130/75!". Zur vollständigen Herausbildung von Herzneurosen oder als Instrumentalisierung gegen lieblose Familienangehörige lassen sie sich auch ganz gut einsetzen.
Ansonsten aber verstauben sie meist und hängen wie 90% der in deutschen Haushalten vorzufindenden Edelgeräte: bald mit leeren Batterien in der Schublade rum.
Nur wenige schlaue Leute profitieren vom Selbermessen: wenn sie z.B. 15 kg abnehmen, Salz reduzieren, Sport betreiben und in der Tat langsam selbst die Tabletten berechtigt rausfahren können. Oder aber wenn solch kluge Leute von nem uninteressierten Hausarzt eigentlich weg müssten, der sie trotz unbefriedigender Werte in die hypertensive Herzkrankheit und das todsicher folgende Vorhofflimmern schleifen lassen würde.
Ich würde so ein Gerät weder kaufen noch verschenken. Du könntest auch einem Mechanikerlaien ein Zylinderkompressionsmessgerät für seinen Pupe-Düse-Karren in die Garage stellen: nützt ihm grad soviel, nämlich gar nix.
Gruß, M.