Bache und Keiler am Verhalten unterscheiden

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Im Februar habe ich gezielt eine einzelne starke Sau bejagt, die ich immer wieder fährten und sicher bestätigen konnte. Nach unzähligen Ansitzen hatte ich die Sau Ende Februar bei Schnee, aber relativ schlechter Sicht in einem Buchenaltholz dann endlich vor. Allerdings konnte ich nicht sicher ansprechen, ob es sich um einen Keiler oder eine Bache handelt. Deshalb ließ ich schweren Herzens den Finger gerade. Letztlich war mir die Gefahr zu groß, dass es eine Bache ist, die bereits gefrischt und ihre Frösche in der Nähe im Kessel sitzen hat.

Meine Entscheidung wurde unter anderem vom Habitus und Verhalten der Sau beeinflusst. Zum einen war die Sau in der Woche vor dem Anblick sehr "standorttreu" und wechselte auf unterschiedlichen Wechseln stets aus derselben Großdickung in die benachbarte Feldjagd. Zum anderen war die Sau an dem Abend des Anblicks sehr eilig und nervös. Ich hatte in dem Altholz seit einigen Tagen täglich ein Händchen Mais ausgebracht und die Sau war - neben einer anderen Rotte - unregelmäßig am Platz. An dem Abend kam die Sau sehr flott und fahrig in Richtung der Kirrung, an der ich bei bestem Wind ansaß. Ich hatte sie schon früh gehört, denn sie war nicht wirklich vorsichtig und relativ laut. Allerdings umschlug die Sau zunächst mehrfach im Viertelkreis - trollend - die Kirrung, bevor sie dann eilig auswechselte und die weingen Maiskörnchen einsammelte. Dabei verließ sie den Platz mehrfach, um wenige Momente später wieder zurückzukehren. Das Spiel wiederholte sich ein paarmal, danach ging das Stück ebenso eilig wieder in die Richtung ab, aus der es angewechselt war. Dass sie Wind oder mich sonstwie "spitz" hatte, kann ich ziemlich sicher ausschließen.

Vom Verhalten habe ich auf eine Bache geschlossen, denn bei Keilern habe ich bisher andere Verhaltensweisen erlebt. Nach meiner Erfahrung sind Keiler beim Anwechseln eher besonnen und vorsichtig und lassen sich Zeit, die Lage zu sondieren. Sind sie dann sicher, was mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen kann, gehen sie aber relativ sicher und souverän an die Kirrung und lassen sich so schnell nicht mehr aus der Ruhe bringen. Bei einzelnen Bachen habe ich im Anwechseln tendetiell eher eine flottere und leichter wahrnehmbare Annäherung, dafür aber ein nervöseres und hektischeres Verhalten am Platz wahrgenommen.

Mit dem Pardonnieren der Sau bin ich natürlich im Reinen und wenn es doch ein Keiler war, darf er gerne noch ein Jahr älter werden. Mich würde nun aber doch mal Eure Meinung bzw. Eure Erfahrung zu diesem Thema interessieren. Habt Ihr auch Unterschiede im Verhalten von Keilern und Bachen feststellen können und wenn ja, welche?

In meinem Fall möchte ich noch anmerken, dass es sich natürlich nicht um einen Frischling oder Überläufer, sondern eine stärkere Sau von ca. 70 kg aufwärts gehandelt hat und dass wir nur ausnahmsweise und in der dargestellten Art mit sehr geringen Mengen Mais kirren.

Ich bin gespannt auf Eure Antworten. :)
 
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Ich war im Februar bei meinem Cousin zur Jagd. In dem ca 100 ha großen Feldrevier hab ich an der Grenze zum Wald gesessen und eine einzelne Bache vor gehabt. Sie pflügte den Acker ganze zwei Stunden um, sicherte wenig und trollte ab und zu Richtung Wald und wieder zurück zum Feld.
Das war als wieder sehr viel Schnee gefallen war. Und da der Hochsitz 400 Meter von der Waldkante entfernt auf dem Acker stand, habe ich mich an die Sau herangepirscht. Bin auf 50 Meter ran gekommen und die Bache hat nichts mitbekommen.
Habe selbst kaum Erfahrung mit Schwarzwild. Mein Cousin hat mir erzählt, dass dieses Verhalten dort sehr ungewöhnlich war. Die Sauen dort haben das ganze Jahr Druck und sind laut ihm eigentlich nie so lange und so unvorsichtig zu sehen. War aber ein sehr spannendes Erlebnis, hätte nie gedacht, dass ich so nah an eine Sau heran kommen könnte im freien Feld, zu mal ich auch noch sehr unerfahren bin.
Die Bache hatte wohl einfach richtig hunger ;)
 
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Special Agent schrieb:
.... Habt Ihr auch Unterschiede im Verhalten von Keilern und Bachen feststellen können und wenn ja, welche? ...

Na klar, allerdings gibt es bei schlechtem Licht nur einen einzigen brauchbaren VERHALTENSunterschied, der für einen ethisch vertretbaren Schuss ausreicht, wenn man weder Waffen, Pinsel, Kurzwildpret oder Milchleisten deutlich erkennen kann:

beim Poppen ist der Keiler immer der, der oben ist! ;)
 
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Stoeberjaeger schrieb:
Special Agent schrieb:
.... Habt Ihr auch Unterschiede im Verhalten von Keilern und Bachen feststellen können und wenn ja, welche? ...

Na klar, allerdings gibt es bei schlechtem Licht nur einen einzigen brauchbaren VERHALTENSunterschied, der für einen ethisch vertretbaren Schuss ausreicht, wenn man weder Waffen, Pinsel, Kurzwildpret oder Milchleisten deutlich erkennen kann:

beim Poppen ist der Keiler immer der, der oben ist! ;)

Eine interessante Beobachtung! Ich habe mich schon immer gefragt, was das da ständig für eine Huckepack- Geschichte bei den Sauen ist. Dann hätten wir diese Frage ja auch schon gleich geklärt. Beim nächsten mal warte ich jetzt einfach, bis die Sau zu poppen beginnt und schieße dann die Obere. Ich bin gespannt, ob sich Deine Hypothese bestätigt, ich bin noch nicht überzeugt... :p :D
 
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Erfahrene Bachen mit Frischlingen im Kessel oder in der Nähe abgelegt,sind sehr vorsichtig,was Kirrungen betrifft und umschlagen die häufig mehrmals,nehmen die dann nur kurz ,wenn überhaupt,,meist nur am Rand an und ziehen sich sofort zurück . Das Spiel wiederholt sich eventuell mehrfach.
Reife Keiler ziehen nur in höchster Hungersnot auf die Kirrung.Zur letzten Rausche hatte ich einen aufreitenden ,mittelalten Keiler auf der Cam an der Kirrung.Es gab nur 2 verwischte Bilder davon,obwohl die Rotte dort über 1 Std. Stand u. jede Minute ein Bild gemacht wird. Im Hintergrund war er dann im Bestand mehrmals schemenhaft zu sehen,obwohl die Rotte lange Fraß aufnahm und sich beschäftigte.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Keiler sind weniger standorttreu,haben einen größeren Aktionsradius,aber gleiche Wechsel.Wenn Du mal eine Starke Keilerfährte ausmachst,dann lohnt sich der gezielte tägliche Ansitz dort an der Stelle.Der Basse wechselt bald wieder genau dort zurück. Unter einer Waldrandkanzel ei uns geht so ein Keilerwechsel 3,4,5m in die anschließende Hecke.Dort stand schon öfters ein Keiler im Bestand direkt hinter der Kanzel ewiglang,manchmal nur am leisen Grummeln zu hören..... Dann gehts ratzbatz in die Hecke und den Graben,dann quer über den Acker ,weit weg von einer Schußentfernung unter öfteren sichern.An eine Schußabgabe ist da nicht zu denken.Der Puls unterdessen rast !
 
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waldgeist schrieb:
Erfahrene Bachen mit Frischlingen im Kessel oder in der Nähe abgelegt,sind sehr vorsichtig,was Kirrungen betrifft und umschlagen die häufig mehrmals,nehmen die dann nur kurz ,wenn überhaupt,,meist nur am Rand an und ziehen sich sofort zurück . Das Spiel wiederholt sich eventuell mehrfach.


Guten Morgen,

das kann ich so nicht bestätigen.
Ich habe die Erfahrung gemacht das sich gerade Bachen mit Frischlingen im Kessel oft stundenlang an der Kirrung aufhalten.
Sie reduzieren in der Regel Ihren Aktionsradius und nehmen auch noch das letzte Körnchen Mais auf.
Ich habe seit 10 Tagen regelmäßigen Besuch von einer Bache auf einer meiner Kirrungen.
Durchschnittlicher Aufenthalt: 2 Stunden !
Kann das sonst noch jemand bestätigen ?

Gruß
 
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Na is ja klar, die Bache hat ja auch noch alle Zeit der Welt, die trägt ja die Frischlinge noch mit sich rum. :D
 
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Verhalten ist ein interessantes Stichwort...
Um kein neues Thema zu eröffnen pack ich es mal hier rein.
Und zwar beobachte ich schon gehäuft, dass Rotten oder auch starke Frischlinge, die von der führenden Bache abgeschlagen wurden (weil diese mit Wurfkessel etc beschäftigt ist), sich nicht etwa wie oft behauptet besonders dumm und unvorsichtig verhalten.....sondern übervorsichtig, nervös und total verunsichert. Sie verhalten sich als würden sie Gespenster sehen, flüchten grundlos um doch sofort wieder heran zu schleichen...usw..
Das pendelt sich zwar nach einiger Zeit einigermaßen ein aber dass sic solche Rotten oder Trupps unvorsichtig verhalten habe ich kaum mal gesehen.....es sei denn es handelt sich um führungslose Frischlinge z.b. durch Autounfall, oder Jagdunfall.
Kann das Jemand bestätigen oder widersprechen?
 
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@zweiterfrühling, nervös und verunsichert würde ich auch bestätigen, übervorsichtig aber eher nicht. Ein exponiertes Erlebnis zu diesem Thema: ich hatte mal im zeitigen Frühjahr an einer Wiese aus einer tatsächlich "nervösen" und führungslosen Rotte einen frischgebackenen Überläufer geschossen. Als ich gerade vom Sitz gehen wollte, um das am Platz verendete Stück zu bergen, erschien die Rotte erneut. Ich freute mich und erlegte eine weitere Sau. Wider Erwarten wiederholte sich das Spiel, nunmehr schweren Herzens erlegte ich Nr. 3. Als die Rotte unfassbarer Weise nach wenigen Minuten ein 4. Mal erschien, hatte ich nur noch eine Patrone und überdies genug, ging vom Sitz und endlich verließen die Kerlchen die Bühne. Die Sache war aber noch nicht vorbei, denn auf dem Weg zum Auto stand mir nun dieselbe Rotte erneut "in den Füßen" und ich musste mich überdeutlich bemerkbar machen, um mir den Weg zum Auto zu bahnen. Das ganze am hellichten Tage.

Mancher wird sich berechtigter Weise fragen, wer hier doof war, die unvorsichtigen Wutzen oder der Jäger, der nur 4 Patronen dabei und zudem einfach keine Lust mehr hatte, eine vierte Sau zu erlegen? Wie auch immer, war das aber eines von vielen Erlebnissen, bei denen ich die große Unerfahrenheit abgeschlagener Frischlinge/ Überläufer erleben konnte.
 

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