Ich kann vielleicht kurz beschreiben, wo wir gerade stehen. Der Hund hat sich eingewöhnt und Vertrauen zu meiner Frau und mir gefasst. Er ist stubenrein, zeigt an, wenn er muss. Seit er ein Plüschtier zum Kauen hat, sind die Nageattacken am Sofa deutlich zurückgegangen. Beißen in Hosenbeine und Shirts ist weitgehend eingestellt. Er ist verfressen, was es einfacher macht, ihm zu verklickern, was man von ihm will. Autofahren mögen wir noch nicht. Nachts schläft er noch in einer Transportbox neben dem Bett. Den Garten liebt er, allerdings haben die Zaunbauer gerade Ferien und sind noch nicht da gewesen.
Kurz zur bisherigen Dressur: Der Hund weiß, dass Nein auch Nein bedeutet, auch wenns ers noch ab und an ausprobiert. Er kennt Sitz und Platz, bleibt aber noch nicht zuverlässig an einem Ort. Derzeit kontrolliert er uns noch, wenn wir durch die Wohnung gehen und dackelt hinterher. Er frisst nichts, was mir runterfällt - auch sein Futter nicht. Ich mag gern abstellen, dass er was vom Boden frisst, weils bei uns in letzter Zeit immer wieder Probleme mit Giftködern gab, deswegen hab ich das zügig angefangen. Leinenführigkeit klappt fürs Alter gut. Freilaufen funktioniert auch sehr gut. Er kommt auf Zuruf.
Er lernt alle möglichen Umweltreize kennen. Autos, Schlepper, Mähdrescher, Jogger, Radfahrer, spielende Kinder mit und ohne Roller. Morgen gehts zum Impfen.
Er bellt nicht, außer ich spiele Schwein mit ihm, dann kommt ein schöner Standlaut. Insgesamt wirkt der Hund ausgeglichen und sehr souverän. Einen kleinen Rückschlag gab es, als ihn ein Chihuahua in die Nase gebissen hat. Das hatte ihm kurzfristig den Schneid abgekauft. Wir waren aber gestern das erste Mal in der nichtjagdlichen Welpengruppe, wo er sich auch durchsetzen musste und seitdem klappt das - soweit ich bisher sagen kann - auch wieder.
Jagdlich haben wir damit angefangen, ihn auf die Führerfährte zu setzen und einfache Futterschleppen zu gehen.
Wir versuchen, nicht zu projizieren. D.h. wir versuchen nicht, den fertigen Hund zu visualisieren, sondern gehen in kleinen Schritten vorwärts.
Ein großes Problem, das ich mit der Brackenliteratur habe, ist, dass ganz wenig beschrieben ist, wie man reagiert, wenn der Hund in der Ausbildung etwas nicht macht oder einen Befehl offenkundig verweigert. Den leise gesprochenen Satz: "Wenn du jetzt nicht spurst, hau ich dir deine Klöten mit 'nem Backstein zusammen." (kurz SchnippSchnapp) dürfte er erst nach der Geschlechtsreife richtig einzuordnen wissen... (
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Im Ernst: Der Hund will ja gefallen und arbeitet auch für Futter (bitte nicht mit Leckerlibestechung verwechseln, auch wenns ähnlich aussehen mag), aber manchmal ist er und das sieht man ihm an - auch einfach ein sturer Sack (muss er bei SW ja auch sein) und ich fürchte, ich hab den Hund bekommen, den ich verdiene...
@pudlich : Deine Idee vom Pirschbegleiter klingt sehr gut. Wie würdest du denn in der Ausbildung vorgehen?
Ein ganz großes Problem - daher auch die Idee mit der Brackengruppe vor Ort (Selbsthilfegruppe für Brackenführer wäre wohl eine treffendere Beschreibung für die Grundidee dahinter) - ist ja, dass ich zwar mit erfahrenen Brackenjägern im Kontakt stehe, den Hund und mich oder meine Frau entfernungsbedingt aber keiner bei der Arbeit beobachtet und Rückmeldung gibt. Das brauche ich zwar theoretisch in dem Alter auch noch nicht, ganz so dringend, aber es wäre gut, man hätte da eine Möglichkeit, wenns mal kurzfristig brennt.
Der Verein ist in dieser Hinsicht leider nicht sonderlich aktiv...
Wenn der Hund etwas nicht macht?
war der Chef zu doof zum erklären.
Mach dir nix draus, dein Schritt ist auch seeeehr groß
(Ich habe viele Jahre einen Hovawarth geführt, der wegen Überschärfe bei SH II rausgeflogen ist und in der Folge eingeschläfert werden sollte, weil er sich die eigenen Leute vorgenommen hat. Der sollte eigentlich bei mir geparkt werden bis zum letzten Termin, aber ich hab ihn behalten. Daher kenne ich mich mit der Arbeit mit Schäferhund und co ein ganz klein wenig aus)
Bracken können und müssen natürlich auch mal lernen, wo Norden ist, nur bei allem, was mit Jagd zu tun hat, geht das meistens schief. Wie gesagt, dann kündigen sie.
Eine junge Bracke bei der jagdlichen Ausbildung ist wie die kleine 16-jährige, der du im Kino ganz heimlich die Hand um die Schulter legst, in der Hoffnung, ein paar Stunden später an den Blusenknopf zu kommen. Dagegen sind deine Schäferhunde echte Hafenschlampen......
Ich habs als Förster mit der Einarbeitung natürlich echt einfach gehabt, erst mal hatte ich die Hunde immer um mich und zweitens hatte ich Kulturzäune, die ich mit den Hunden kontrolliert habe und wo ich mir keinerlei Sorgen machen musste, sie nicht mehr zurück zu bekommen.
Eine der ersten Aufgaben, noch auf der Schleppe, war das Verweisen. Dazu hab ich kleine Filmdöschen mit Leberwurst o. ä. gefüllt, ein par Löcher reingepiekt und auf der Schleppe verloren. Kam der Hund dran, sollte er mir zeigen, dass er was gefunden hat und da er sich vor der Futterschüssel erst mal hinsetzen musste, machte er das auf der Schleppe und später auf der Schweißfährte ebenfalls recht schnell. Dann kam das "lass sehen", sorgfältige lange Untersuchung einer idiotischen Filmdose und dann die Belohnung.
Im Revier setzte sich das fort. Mich kann nix so sehr auf die Palme bringen wie einer, der seinen schnüffelnden Hund abzieht, anstatt zu ihm hin zu gehen, sich neben ihn zu knien und völlig erstaunt auf den leeren Boden zu starren. Und ihn anschließend wie z.B. bei Hirschmann üblich, sanft abzutragen. Damit wertet man seinen Hund in dessen Augen unheimlich auf und das merkt man ihm bei der weiteren Arbeit an.
Du hast mit deinem Kopov ein Problem, das ich mit meinen Dachsbracken nie hatte - meine passen a. in einen Rucksack und b. man kann sie auf den Hochsitz tragen.
Dabei lernen sie wunderbar, dass sie im/am Rucksack bleiben sollten, was später auch hilfreich ist, wenn der Hund sich mal verjagt. Dann bleibt er am ausgelegten Rucksack und wartet, bis Chef ihn abholen kommt.
Um die Hunde unterm Sitz zu halten, hatte ich an ein paar Kanzeln Ringe in einen Holm geschraubt und eine alte Feldleine durchgezogen. Ausserdem lagen oben ein paar Zapfen als Wurfgeschosse. Das wurde natürlich nicht beim regulären Ansitz geübt, sondern einfach immer, wenn ich an einer der Kanzeln vorbei kam. Dann wurde Fifi unten angeleint, auf dem Rucksack abgelegt und ich bin mit Butterbrot und Thermo nach oben geklettert. Stand er auf und wollte auch Achse, kam von oben Feuer und NEIN
Haben sie relativ schnell begriffen.
Stell die nächsten zwei Jahre völlig in den Dienst des Hundes, deine beutebezogene Jagerei spielt zunächst mal keine Rolle mehr. (Holst du später locker wieder auf) Jede Form der Jagd sollte nur das Ziel haben, deinen Hund weiter zu bringen. Jeder Hase wird an der leichten langen Leine nachgearbeitet, jeder Fährte wahr genommen, jedem Wechsel ein paar Meter nachgehangen.
Glaube nicht, dein Hund sei stur - der weiß es meistens einfach nur besser, hat aber noch nicht gelernt, dass er der Klügere ist und nachgeben sollte. Ob das der Fall ist, solltest du einzelfallweise prüfen, meistens wirst du bestätigt finden, was ich meine.
Wenn du korrigierst, mach das nie aus der zufällig entstandenen Situation heraus, sondern planmäßig.
(Ich hab einem meiner auch zur Zucht verwendeten Rüden mal eine Fährte getreten und einen Tag später, kurz vorm Arbeiten, meine Frau mit einer heißen Hündin quer rüber geschickt. Auf so eine Verleitung fällt jeder rein und man weiß a. wo sie kommt und b. ist aufs Korrigieren eingestellt.)
Du wirst vielleicht glauben, das sei inkonsequent und bei einem Vorstehhund würde ich dir Recht geben. Aber Bracken sind selber so unerschütterlich konsequent, da muss man auch mal flexibel sein, sonst bricht man einen Krieg vom Zaun, den man nicht gewinnen kann.