Anpflanzung, was beachten?

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Hallo liebe Foristi,

wir haben hinter unserem Haus ca. 1 ha. eigene Wiesenfläche. Diese Wiese wird nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, da wir unsere Pferdehaltung im letzten Jahr aufgegeben haben.
Jetzt habe ich mir gedacht, als ich auf meiner Dachterasse saß und so auf die ungenutzte Fläche sah, dass man da auch prima etwas anpflanzen könnte um unserem Wild in diesem reinen Feldrevier etwas Deckung und Äsung zu bieten. So würde ich vielleicht etwas Gutes für die Tiere tun können und gleichzeitig vielleicht manchmal Wild einfacher vom Haus aus beobachten können. Wir haben hier bei uns praktisch alle Niederwildarten. Kaninchen leider fast keine, dafür allerdings erfreulich viele Hasen, Rebhühner, Fasanen, (Füchse),... . Rehwild kommt auch hin und wieder in Anblick und seit einiger Zeit treibt sich wohl eine Rotte Schwarzwild erstaunlich häufig hier herum. Dieses kam bisher praktisch nur als Wechselwild vor.
Der Boden ist ein recht sandiger, trotzdem gut feuchter Boden mit sehr geringem Anteil an Lehm und ohne Steine. Der Standort wäre an einem kleinen Entwässerungsgraben in einem Feldkomplex von ca. 600 ha Größe, der "normal" bewirtschaftet wird (ca. 75% Ackerbau, 20% Wiesen, 5% stillgelegte Flächen). Die Wiesen gehören zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk der Gemeinde und sind an einige Jäger aus einer Nachbargemeinde verpachtet. Die Größe der Anpflanzung soll etwa 1 Morge betragen.

Jetzt zu den eigentlichen Fragen:

1. Welche Pflanzen sollte ich in`s Auge fassen, die einerseits recht schnellen Erfolg bringen können und andererseits auf Dauer ein harmonisches Bild für Mensch und Tier ergeben?

2. Wo kann man Jungpflanzen günstig erwerben oder bekommen?

3. Welche Vorschriften gilt es hier in NRW zu beachten?

4. Wann sollte ich die Anpflanzug vornehmen?

5. Kann man die Pächter auf Kostenbeteiligung und Mithilfe ansprechen?

6. Was gibt es sonst noch zu beachten?

Freue mich schon jetzt auf eure Beiträge!

Mit undichholschonmaldenSpaten Gruß
 
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Hallo Waidgeselle,

sehr löblich Dein Vorhaben !

Da das Thema recht umfangreich ist, schmeisse ich hier nur ein paar Bemerkungen rein:

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Es gibt in den Kreisgruppen nicht selten Beauftragte, die sich um Neuanpflanzungen kümmern. Diese wissen am besten, welche Pflanzen für Deinen Standort am vielversprechensten sind. In der Regel werden diese Neuanpflanzungen von den Kreisgruppen bezuschußt.

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Die Jungpflanzen werden dann z.B. von dem Beauftragten vermittelt. Andererseits gibt es z.B. in unserem Kreis Pflanzenbörsen, deren Termine den Jagdzeitschriften des Landes zu entnehmen sind.

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weiß ich nicht

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zum Herbst oder Frühjahr. Besser ist der Herbst, da die Gefahr der Austrocknung geringer ist und zudem die Pflanze sich erstmal von ihrem "Pflanzschock" erholen kann.

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natürlich

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siehe weitere Beiträge !
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Hallo,
ich würde Dir raten, ein paar Weiden zu pflanzen, da der Standort dazu geeignet scheint. Diese dann als Kopfweiden geschnitten, ist zwar ständig Arbeit, aber was Dauerhaftes und Sinnvolles, denn leider verschwinden diese Weiden meist "ersatzlos".
Kleingehölze solltet ihr vor Ort klären.
Weidmannsheil
Norbert
 
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Danke schon einmal ihr Beiden!

@Saubazi
Kopfweiden (oder "Kopprungen", wie sie hier ugs. heißen) gibt es hier in der Umgebung schon recht zahlreich. Das sind auch die einzigen Bäume, die schon vorhanden ist. Gott sei Dank sind die gerade im letzten Jahr von so einem "Grünen-SEK" gestutzt und bearbeitet worden. War richtig froh, denn das hat uns einiges an Arbeit erspart!
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Ich hatte eher an einen Mischbestand mit einer interessanten Strauchschicht für`s Niederwild gedacht. So in die Richtung Buche, Eiche, Kastanie, ... und "untenrum" ein paar verträgliche Sträucher und Pflanzen. Habe z.B. am Sonntag beim Reviergang mit unserem Jagdkurs gehört, dass Blaubeere eine Leibspeise von Reh- und Schwarzwild sei.

@ Opa_Lu
Werde mich mal an unseren Lehrgangsleiter wenden, der kennt seeehr viele Leute. Der kann mir bestimmt einen Ansprechpartner sagen.
 
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Daß freut mich, daß Du derartige Gedankengänge hast, Waidgeselle!

Man kann da eine ganze Menge höchst sinnvoller Maßnahmen anstoßen.

Wenn du Lust und Zeit hast, dann baue aus der Ecke eine richtige klassische Gehölz-Remisse mitten in der Feldmark. Das ist wohl das Aufwendigste, bietet sich aber hier an, da Ihr auch Eigentümer der Fläche seit. Bei leicht sandiger Fläche würde ich als Kern einen Fichtenhorst (Deckung, Aufbaummöglichkeit für den Fasan, und Schutz vor kalter Witterung) wählen. Darum masttragende Bäume (Traubenkirsche, Eberesche, ...). Dann Fasanenspiräe, Brombeere und Scheinquitte als Nahrung und Weißdorn als Schutz. Außen einen jährlich in der Fruchtfolge (Topinambur, Hafer, Kohl) wechselnden Wildackerstreifen oder direkt eine der von den LJVs angebotenen Mischungen. Das wird eine Oase, an der Du - richtig umgesetzt - jahrzehntelang Freude hast.

Auch eine Streuobstwiese mit Hecken und insbesondere Dornsträuchern drumerherum ist denkbar und in NRW ab 1 ha staatlich gefördert. Grundsätzlich gilt aber, daß - in der von Dir beschriebenen - offenen Feldflur Deckung noch vor Nahrung kommt. Deshalb würde ich hier von einer reinen Streuobstfläche abraten - das wäre nur etwas fürs Rehwild.

Wenn es Dir in erster Linie um schnelle Wirkung und Günstigkeit geht, dann bietet sich, so wie Du das Terrain beschrieben hast, vor allem entlang des Grabens das schon von Saubazi erwähnte Proßholz an. Setze Weidenstecklinge erst einmal dicht an dicht. Die werden am Graben angehen, das Du fast zusehen kannst. Sie bieten Deckung ohne - soweit Du Sie alle 5-8 Jahr nachschneidest - Bussarden, Krähen und Elstern die Gelegenheit zum Aufblocken zu geben. Ich empfehle Silber- oder Salweide. Erle und Pappel wären auch dankbare und günstige Pflanzungen, mutieren aber nach einer halben Generation zu Luftbasen der Greif- und Raubvögel. Wenn sich dann auf den benachbarten Flächen offene Feldmark erstreckt, schießt Du Dir meist Eigentore. Mit der Zeit kannst Du den Proßschnitt prima zur Anlage von Benjes-Hecken am Ackerrain verwenden. Unterbau könnten wieder Ginster, Weissdorn, Liguster oder Brombeere bilden. Denk aber auf jeden Fall daran, den Graben in jedem Frühjahr wieder aufs Neue offenzumachen, sonst "versäuft" die Fläche. So hast Du schon einmal Deckung. Was die Äsung angeht, so kommst Du - wir befinden uns immer noch in der günstigen Variante - mit dem einfachen Freihalten von trockenen Sonnenflächen und Brechung der Krumme durch Unterpflügen weit. Wenn Die Nachbarflächen wirklich alles Felder sind, besprich Dich mit den dortigen Landwirten, ob Sie nicht eben die Ecke beim Pflügen noch "dazunehmen" können. Das ist für die schnell geschehen und die Wirkung ist groß - vor allem, wenn man mit ein bißchen Klee-, Lupine-, Waldstaudenroggen oder Ackerbohnensaat nachhilft
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. Frag Sie auch einmal, ob auf der Fläche Kalken (ich denke nicht) und Düngung (wenn dann sparsam) im Vorfeld Sinn machen.

Ich lege Dir aus folgender Übersicht http://www.ljv-nrw.org/275.htm

insbesondere die Broschüren zu Feldgehölzen, -sträuchern, Ackerwildkräutern und Obstwiesen ans Herz. Die kosten so zwischen einem und zwei Euro.

Günter Clausen - Wie verbessere ich mein Niederwildrevier? ist eine kurze Übersicht.

Sehr gut geeignet für Deine Zwecke scheint mir Ueckermann/Scholz: Wildäsungsflächen.
Das gibt es im Moment im modernen Antiquariat für 8 Euro - ich habe früher fast 50 DM dafür bezahlt. http://www.jagdhaus.de/nn/uebersicht.html

ansonsten ist Bruno Hespeler: "Handbuch Reviergestaltung" (von 1992) wirklich lesenwert, Eggelings Klassiker "Der Jäger als Land und Forstwirt" dürfte wohl zu allgemein sein.

Ich kann Dir nur nur grobe Anregungen geben, das liegt in der Natur der Sache. Oder anders gesagt: Freu Dich, Du hast tausend Möglichkeiten. Wenn Du konkretere Fragen hast, maile mich bitte an und schicke vielleicht einmal Aufnahmen und nähere Angaben von der Fläche. Sei auf jeden Fall ab März am Start ... und berichte!

Aufrichtigen Erfolg wünscht Dir
mit liebem Gruß
Reineke

P.S:

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Waidgeselle:
Kopfweiden (oder "Kopprungen", wie sie hier ugs. heißen) gibt es hier in der Umgebung schon recht zahlreich. Das sind auch die einzigen Bäume, die schon vorhanden ist. Gott sei Dank sind die gerade im letzten Jahr von so einem "Grünen-SEK" gestutzt und bearbeitet worden. War richtig froh, denn das hat uns einiges an Arbeit erspart!
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<HR></BLOCKQUOTE>

Nein, nicht froh sein, sondern ärgern!
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Das war prima Material zum Pflanzen und zur Anlage von Hecken. Und auch, wenn es die bei Euch schon recht zahlreich gibt: Egal, es geht bei den Weiden um Deckung und nicht um die Vielfalt des Nahrungsangebotes!

[ 28. Januar 2003: Beitrag editiert von: Reineke ]
 
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Reineke...Reineke...Reineke???

Ach jaaa, der Reineke!!

Ja is denn schoo wieder ein Quartal vorüber?

ärmelhochkrempelnd

F.
 
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Schau auch mal in euer Waldgesetz. Bei uns muß eine Änderung der Bodennutzungsart (Wiese zu Wald) genehmigt werden. Frag mal beim zuständigen Forstamt nach, die können dir auch wegen der Baumarten- und Gehölzwahl weiterhelfen, ebenso bei der günstigen Beschaffung.
 
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Wer einige Bäume pflanzt, ändert damit noch nicht die Hauptnutzungsart. Falls bei Euch gerodet wurde, wäre das gleichzeitig Platz für eine Ersatzpflanzung. Musst nur den rausfinden, der sie machen muss. Ggf. UNB oder Gemeinde fragen. Somit kriegst Du schon einen Teil umsonst.
Aber wegen des Standortes Wiese würde ich mir schon Hilfe holen und bei allen anderen Plänen auch die Pflege und Machbarkeit berücksichtigen. Die Anlage eines Feldgehölzes scheint mir auch sinnvoll. Aber eine artenreiche Wiese ist auch was. Muss nur zum geeigneten Zeitpunkt mal gemäht werden. Denn diese Dauerbrachen, die überall angelegt werden, sind meist klinisch tot und bieten höchstens den Fuchs Raum für einen Bau.
Weidmannsheil
Norbert
 
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Also direkt hinterm Haus würde ich eine Streuobstwiese anlegen. Darin eben ein paar alte Obstsorten und durchaus auch weniger gängige wie Speierling, Walnuss etc. mit reinnehmen.
Braucht aber Pflege.

Wenn diese nicht gewährleistet ist, dann lieber extensive Wiese (nicht Flächenstillegung) mit breiten Heckenrändern und Feldmiste (selbst wenn du dort nicht jagst, gibt es schöne Beobachtungsmöglichkeiten vom Haus aus.
In die Hecke selbst am Graben Weiden und sonst zahlreiche früchtetragende Arten rein. Die blühen auch herrlich.

Wie siehts bei euch mit Naturschutzgruppen aus? Die kennen oft Bezugsquellen und viellicht findest du auch Helfer. Du mußt eben mal über deinen Jägerschatten springen.

WH
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von blaserr93:
@saubazi

Ein Morgen ist 0,25 ha.
<HR></BLOCKQUOTE>

DAs ist der Morgen bei den Fischköpfen. Im Württembergischen sind 3 Morgen = 1 HA

Aber wir kaufen unser Korn auch nicht mehr in Imi ein oder Messen dei Entfernung in Ellen. Eine deutsche Meile hatte übrigens ca. 7,5 km.

WH
 
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Ich komm bei den alten Flächeneinheiten (morgen, Ar) auch immer ins Grübeln. Hektar liegt mir mehr...

Aber um mal zu zeigen, wie konfus das werden kann (innerhalb eines Landes), schau mal hier:

Im Übrigen fühle ich mich nicht als Fischkopp...

[ 28. Januar 2003: Beitrag editiert von: blaserr93 ]
 
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Natürlich gibt es auch Zuschüsse, daß habe ich ja auch oben geschrieben. Paderborn = NRW

Hier ist der Wegweiser durch das Kulturlandschaftsprogramm Nordrheinwestfalen

Und hier insbesondere das Förderprogramm für Streuobstwiesen

So wird die Streuobstwiese mit bis zu 848 Euro/ha gefördert. Wie ich aber ebenfalls bereits angemerkt habe, scheint es mir im geschilderten Umfeld sinnvoller, vorranging auf Deckung zu setzen. Die Idee mit der Feldgehölzinsel oder gar einer durchdachten Remise sollte also m.E. Vorzug genießen.

Waidgeselle, auch wenn Du im ersten Jahr kaum über den Morgen hinaus kommen wirst, solltest Du trotzdem schon im Vorfeld eine Nutzung für den gesamten Hektar ins Auge fassen. Nicht, das Du Dir einmal auf den Geschmack gekommen, plötzlich selbst im Wege stehst. So ist es natürlich klar, daß einmal in Anspruch genommene Fördergelder für beispielsweise eine Streuobstwiese eine anderweitige Bebauung der Fläche langfristig ausschließen. Ließ Dich doch einmal in der von mir angegebenen Literatur zum Thema Remise ein.

Ich habe übrigens gestern selbst noch in den verlinkten Programmen geblättert, und auch mir bisher unbekannte Titel gefunden, da wollte ich fragen:

ko8000.JPG
Behnke, Hans: Hasenfeld - Ein Revier wird aufgebaut

ni4815.JPG
Weis: Anlage und Pflege von Wildäsungsflächen

Kennt einer von Euch schon die beiden Bücher? Bieten die wesentlich Neues?

@ Stöbi: Ja, klar, der Reineke, aber so ein Thema wie das hier, das liegt mir halt am Herzen - da schaut auch der Fuchs wieder einmal kurz aus seinem Bau.
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Viele Grüße an Alle
Reineke

[ 28. Januar 2003: Beitrag editiert von: Reineke ]
 
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Uuups, ja schau mal einer an. Da sieht man mal einen halben Tag nicht in`s Forum und dann sowas!

Wirklich herzlichen Dank für eure Unterstützung bislang! Sehr aufschlussreich das alles.

@Reineke

Das Buch von Behnke kenne ich, liegt in meinem Nachtschränkchen. Ist sehr lesenswert mit vielen Anmerkungen und Bildern. Nebenbei auch sehr unterhaltsam und kurzweilig. Ich glaube, dass hatte ich an 3 Abenden "verschlungen". Leider geht es hier hauptsächlich um die "groß angelegte" Reviergestaltung. Aber trotzdem finden sich sehr viele praktische Tipps. Fazit: Sehr empfehlenswert! Werde mir dieses Buch auch noch mal "zu Gemüte" führen und genauer nachschauen, ob ich etwas herausziehen kann!

Mit ichlegedenSpatenerstnochmalwegunddieLesebrilleraus Gruß
 
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Frag auch mal bei der Landespflegebehörde nach, eventuell gibts sogar Fördergelder.
 
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@saubazi

Ein Morgen ist 0,25 ha. Wenn da Gehölzpflanzen (richtige Bäume, keine Obstbäume) darauf gesetzt werden, ist das bei uns eine Änderung der Bodennutzungsart (wenn auch nur für die Teilfläche), die nach §14 LWaldG genehmigungspflichtig ist, bei Anschluß an Wald ist das Forstamt, bei Flächen ohne Anschluß ist die untere Landespflegebehörde bei der Kreisverwaltung zuständige Genehmigungsbehörde.
 

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