Ärzte machen Wahlkampf gegen die Union

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Poliklinik = med. Zentrum. Die Polikliniken haben, zumindest hier im Osten, nie wirklich aufgehört zu existieren.
Und da gibt es noch eine diktatorische Erfindung - die Gemeindeschwester. Es wird nun gerade getestet, ob sich dieses Modell auch in einer Demokratie, mit medizinischer Mangelversorgung bewährt.
Ach ja, ich bräuchte ganz dringend einen Termin beim HNO-Arzt. Ich wurde am Telefon auf den September verwiesen, da werden die Termine für "Januar 2010" vergeben. :twisted:
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Ach IMI, es ist doch immer das selbe mit Dir. Gehen die Argumente aus, sprichst Du den Leuten pauschal die Erfahrung ab. Dumm nur, dass ich in der Branche arbeite und von daher zufällig weiß, mit welchem Schnitt GUTE Ärzte im Bereich der "Medizinischen Versorgungszentren" nach Hause gehen.

Derzeit werden auch flächendeckend die sogenannten Medizinischen Versorgungszentren, kurz MVZ genannt, von Klinikketten wie Asclepios aufgekauft.

Sicherlich haben wir in Deutschland das große Problem, das insbesondere im ländlichen Raum eine Unterversorgung mit Fachärzten vorhanden ist. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass auf Grund des geringen Privatpatienten-Anteils die möglichen Erträge nicht so gegen sind. Zum anderen Kostet auch ein CT, MRT und was auch immer in den Gebieten ähnlich viel wie in einer Großstadt wie München mit einem Potenzial an Privatpatienten wovon man auf dem Land nur träumen kann. Aber geanu das ist im ländlichen Raum die Chance für MVZ. Hier nutzen mehrere Ärzte Dinge wie CT, MRT, Röntgen, Laobr etc. So ist das Invest-Risiko nicht mehr so groß und die Kosten sind tragbarer, zumindest besser als wenn sich jeder ein solches Gerät in die Praxis stellen muss.
 

IMI

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Forestgump schrieb:
Ach IMI, es ist doch immer das selbe mit Dir. Gehen die Argumente aus, sprichst Du den Leuten pauschal die Erfahrung ab. ....

Ich sprach Dir die Erfahrung nicht "pauschal" ab;
Ich schrieb von Erfahrung, "die Du scheinbar nicht hast" :roll:
Wenn ich mir nun Deinen Jahrgang 1981 anschaue, fällt es schwer, bei einem Typen, der frisch von der FH kommt ( damit meine ich Dich) von Erfahrung zu sprechen... :wink:
Falls Du tatsächlich genügend Erfahrung haben solltest, umso besser!

Ich komme auch aus der Branche - allerdings von der anderen Seite des Behandlungszimmers als Du....

Was die gemeinsame Nutzung von Geräten betrifft liegst Du zweifellos richtig, jedoch sehe ich ein Problem in der Entwicklung (die USA machen es vor), dass Patienten Arzt/Behandlungszentrum vorgeschrieben kriegen! Die freie Arztwahl fällt für den Patienten weg.
V.a. der Kassenpatient bleibt dann auf der Strecke.
Siehe USA: Je nach Versicherung bekommt der Patient dort mehr , oder weniger Leistung im Behandlungszentrum...

Bist Du Kassenpatient?
Weiß Du, wieviel den gesetzlichen Krankenkassen ein "ordinärer Kassenpatient" durchschnittlich wert ist?

IMI
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
IMI schrieb:
Forestgump schrieb:
Ach IMI, es ist doch immer das selbe mit Dir. Gehen die Argumente aus, sprichst Du den Leuten pauschal die Erfahrung ab. ....

Ich sprach Dir die Erfahrung nicht "pauschal" ab;
Ich schrieb von Erfahrung, "die Du scheinbar nicht hast" :roll:
Wenn ich mir nun Deinen Jahrgang 1981 anschaue, fällt es schwer, bei einem Typen, der frisch von der FH kommt ( damit meine ich Dich) von Erfahrung zu sprechen... :wink:
Falls Du tatsächlich genügend Erfahrung hast, umso besser!
Ich komme auch aus der Branche - allerdings von der anderen Seite des Behandlungszimmers als Du....

Was die gemeinsame Nutzung von Geräten betrifft liegst Du zweifellos richtig, jedoch sehe ich ein Problem in der Entwicklung (die USA machen es vor), dass Patienten Arzt/Behandlungszentrum vorgeschrieben kriegen! Die freie Arztwahl fällt für den Patienten weg.
V.a. der Kassenpatient bleibt dann auf der Strecke.
Siehe USA: Je nach Versicherung bekommt der Patient dort mehr , oder weniger Leistung im Behandlungszentrum...

Bist Du Kassenpatient?
Weiß Du, wieviel den Krankenkassen ein "ordinärer Kassenpatient" durchschnittlich wert ist?

IMI

Tja, bin zwar Jahrgang 81, aber sicher nicht frisch von der Uni. Ich gehöre zu denjenigen, die nicht über Studiengebühren etc. Jammern. Ich hab vielmehr mein Abendstudium selber finanziert und somit immer voll gearbeitet. Kann bei meinen 28 Jahren stolz behaupten, dass ich schon 10 Jahr Berufserfahrung hinter mir hab.

Sein wir doch ehrlich, haben wir denn heute wirklic noch freie Arztwahl? Klar, ich kann unterm Strich noch zu dem Hausarzt gehen, dem ich am meisten vertraue, am nächsten ist und so weiter. Aber dann hört es doch fast schon auf, vor allen Dingen wenn es Richtung Facharzt oder Krankenhaus geht. Ich erzähle Dir sicherlich nichts neues wenn ich sage, dass der Facharzt bzw. Krankenhaus seiner Zuweiserstrukturen hat welche mehr oder weniger "intensiv" gepflegt werden, was auch immer dazu gehört...

Aber man merkt immer mehr, dass die von verschiedenen Interessengruppen entfachte Diskussion über eine vermeintliche 2-Klassen Medizin absolut im Gange ist, allerdings wird dabei eins vergessen. Wenn sich die deutsche Medizin überhaupt in 2 Klassen oder Ligen einteilen lässt, dann kann das verglichen mit anderen Ländern auf der Welt eigentlich nur Bundeslige und Championsleague bedeuten. Selbst der "ordinäre Kassenpatient" wird in Deutschland wesentlich besser behandelt als im Rest der Welt.

Und ja, ich weiß was ein Kassenpatient, der keine chronischen Erkrankungen aht ungefähr wert ist. Jede Kasse bekommt aus dem Schwachsinnsfonds ungefähr 100 Euro. Der Rest wird nach dem Morbi RSA (morbilitätsorientiertem Risikostrukturausgleich) gezahlt. Und genau da liegt auch der Hase im Pfeffer. Plötzlich "kämpfen" die Kassen um chronisch kranke Patienten etc. Dazu kommt ja noch folgende vollkommen irre Situation. Die Kassen betreiben ja den sogenannten MDK (medizinischer Kontrolldienst), welcher kontrolliert ob richtig abgerechnet wurde, keine falschen Diagnosen die zu höhren Abrecnhungen führen etc. gestellt werden. Mittlerweile kann es für die Kassen aber besser sein, wenn eine schwerer Erkrankung, am Besten noch eine chronische, diagnostiziert wird. So gibt es noch mehr Geld aus dem Schwachsinnsfonds. Wird hier nicht der Bock zum Gärtner gemacht?

Aber zurück zum eigentlichen Thema: So lange es die Kassenärztlichen Vereinigungen auf Bundes- und Landesebene gibt, wird es erstmal bei den ganzen Kassenärzten etc. bleiben. Die brauchen ja schließlich ihre Daseinsberechtigung. Außerdem ist das Recht auf freie Arztwahl gesetzlich verankert, daran wird nicht so schnell gerüttelt. Dazu kommt auch, dass man ja nicht ohne weiteres da eine Praxis aufmachen kann, wo man gerade will. Man braucht zwingend einen Kassensitz, und die kosten je nach Region zwischen gar nichts und hunderttausende Euro, wenn nicht gar Millionen.

Durch ein MVZ können mehrere Kassensitze gebündelt werden, auch hier gibt es Effizienzen bei Abrechnung, Personal etc. Auch das macht es attraktiv, solche Einrichtungen in GEgenden zu etablieren, die nicht das Patientenklientel der Stadt hat. Meiner Meinung nach wird hier sehr viel Panikmache betrieben und die Leute unnötig verunsichert. Gerade die MVZ können meiner Meinung nach dazu beitragen, dass es wieder mehr niedergelassene Fachärzte gibt und sich die Wartezeiten verkürzen.

War jetzt Überlänge, aber bei dem Wetter kann das schonmal passieren.

Ach ja, ich bin privatversichert. Und ich gestehe offen und ehrlich, dass es eine der besten Entscheidungen meines noch jungen Lebens war und auch sein wird.
 
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Forestgump schrieb:
..Aber genau das ist im ländlichen Raum die Chance für MVZ. Hier nutzen mehrere Ärzte Dinge wie CT, MRT, Röntgen, Labor etc. So ist das Invest-Risiko nicht mehr so groß und die Kosten sind tragbarer, zumindest besser als wenn sich jeder ein solches Gerät in die Praxis stellen muss.

Hi,

ich versteh nicht wirklich ganz, weshalb Großgeräte auf`s flache Land gehören. Nicht mal Teilgebietsspezialisten braucht es wirklich flächendeckend: in jedem Mittelzentrum ein hotspot und das reicht. 85% der Diagnosen stehen nach ZUHÖREN, Leitlinienmedizin ist eigentlich schrottbillig und hängt nur am Faktor Zeit/ echtem Problem, möglicher Achtsamkeit also. Was im Hamsterrad halt nicht geht, drum gebrauchen wir "Fachärzte" und NMRs. Für banalsten Mist. Das Heil in Hi-tech zu suchen ist absolut verkehrt, grade im ländlichen Raum.

Die vielschichtigen Probleme im Krankenversorgungssektor reichen viel weiter. Was keiner ausspricht, aber alle wissen: in Deutschland geht der normale Bürger mehr als dreimal so oft pro Jahr zum Doc als der Finne/Norweger/Brite, stetes Wachstum auf jetzt 18 Arztbesuche pro Jahr - behüteter Missbrauch, an den keiner ran geht. Die eigene Zuzahlung von ca 200 € pro Krankem im Jahr ist lächerlich im internationalen Vergleich. Großgerätemedizin wie nirgends auf der Welt außer in den versicherten Kreisen der USA - ohne belegten Nutzen für die Lebensdauer der herzkatheterten oder Dauer-NMR-Kunden. Pharmamarkt immer noch am Wachsen - jeder moderne Blödsinn wird hier ein Blockbuster bis er mitunter wegen traurig-tödlicher Nebenwirkungen eingesackt werden muss und das alles rein netto zu Lasten soldarisch und zunehmend steuersubventionierter Kassen: ein Hieben und Stechen der Pharmariesen mit irrem Juristenkapital und einem Marketing, das schlichtweg Korruption als Hauptwaffe nutzt.

Die Narzisstentruppe der handverlesenen Overachiever, welche bei uns Mediziner werden darf, kann solidarischen und würdebehauptenden Kampf nicht mal buchstabieren. Typischer Doc schwatzt immer noch den Satz: "Kollege = Feind" und packt es nicht einmal am lokalen Stammtisch, mal kurz solidarisch zu sein. Selbst bei ruinöser Honorarlage wie in Ba-Wü vertrauen viele erfolgsgewohnte Einzelkämpfer immer noch auf möglichen persönlichen Sieg durch Fleiß, das noch schnellere Hamsterrad - und freuen sich drum über jede aufamselnde oder im Frust stillgelegte Praxis im Umkreis. Teilgebietsspezialisten dominieren die Generalisten und murksen sie ab (Bayern-KV-Chef:"wozu braucht es Hausärzte? - kann doch jede Krankenschwester!") und auf Ebene verschiedenster Organisationen (Hartmann, MarburgerBund, KV, MEDI, GNS, Hausarzt- oder Facharztverbände) herrscht Krieg wie noch nie, verhält sich fast jede Truppe wie der MSB Spartakus bei der Studentenvollversammlung: Hauptsache, es kommt nicht zu irgendeiner klaren Resolution, nicht wirklich zum KAMPF !

Die Krankenversorgung ist ein RIESENMARKT, Top-Arbeitgeber, hohe Wachstumschancen - ganz klar.
Aber der anlaufende Verkauf (MVZs) des Systems an geldwitternde Multis wird die Finanzierungskrise nurmehr deutlich verschlimmern: noch ein kapitalistisch parasitäres Konzept zur Aussaugung soldarisch finanzierter Grundversorgungstöpfe statt ehrlicher Grundversorgung.
Wir bräuchten ehrliche Politiker, die zunächst mal den angerichteten Scherbenhaufen und die prallvollen Blutegel überall im System wahrnehmen und dann auch zu den Analysen stehen....das aber tut vorerst KEINE PARTEI.
Selbst die Linke fordert eine Fortschreibung des Versprechens an die Bürger auf weiteren völlig ungebremsten Zugang zu den sogenannten Topleistungen. Und sie erklärt nicht, wie wir Docs denn bittschön gemeinsam zu unserem eigenen Glücke die Paläste der DDR-Ambulatorien zeitgemäß dekoriert im Westen aufbauen sollten. Als brave halbbankrotte Leistungserbringer - nach 40% Reallohnverlust seit 1998.
Nein: das System muss vollends an die Wand gefahren sein mit dann rauchendem Notstand, bevor Politiker endlich aufhören werden, antirevolutionäre Patches zu kleben und den tiefgreifenden Reformbedarf an allen Ecken benennen.
Dann kann die Politik gerne kleine Ambulatorien für 4-6 Ärzte an jedes Krankenhaus anbauen lassen, einen betriebswirtschaftlichen Leiter bezahlen und den Docs bei qualitätsgemanagter und auch ökonomisch vernünftiger Medizin helfen. Und der ganze Voodoo-Kram, die me-too-Pharmaka, die Kernspin-nerei plus Herzkatheterei kann dorthin verschoben werden, wo sie hingehört: zum "das leiste ich mir dann doch für meine Gesundheit" - in die IGEL-Wüsten.
Wir stehen erst ganz am Anfang einer bitternotwendigen Debatte. Die mit Entscheidungen zur Öffnung der Unis auch für 2,x-Abiturienten, höherem Medizineroutput, klarer Teilverstaatlichung des GKV- Systems, direkter Mitfinanzierung der Grundversorgung durch Privatkassen, mit MVZ`s, kommunal im Wettstreit um ordentliche Hausärzte finanzierten "Arzthäusern", transparenter Rechnungslegung durch Docs, Zuzahlungsexplosion an ganz vielen Ecken, mindestens Halbierung der Arztnutzungsfrequenzen, Positivliste für Medikamente, Entrümpelung der "Sonstiges"-Ausgaben und Halbierung der Medikamentenausgaben auf rational nötiges Maß bei paar übrigbleibenden Kassen und mit höherer Schwelle für Hi-tech-nonsense sowie vielleicht sogar dem Megatraum der Entbürokratisierung im Krankenversorgungssystem enden muss.

Erst bei der nächsten Wahl sind wir alle reif für diese Themen - jetzt aber noch nicht.

Chrüazi,

Martin

P.S.: jetzt hast`s übertrieben und Jagdverbot ? - Counter dümpelt deftig und so kommst nie auf "ein paar Hundert Rehe nach denen Du als Jäger wirklich mitreden kannst". Ach, bitter!
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Warum Großgeräte nicht aufs Land gehören: Das empfehle ich Dir mal mit den Leuten zu diskutieren, die einen Transport von 70km in das nächste entsprechend ausgerüstete Zentrum nicht überlebt hätten...
 
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Forestgump schrieb:
Warum Großgeräte nicht aufs Land gehören: Das empfehle ich Dir mal mit den Leuten zu diskutieren, die einen Transport von 70km in das nächste entsprechend ausgerüstete Zentrum nicht überlebt hätten...

Falsch, grottenfalsch. Find mir ein Kaff in Deutschland, das mehr als 40 km vom nächsten Mittelzentrum mit mindestens CT weg ist, wo zudem kein Hubschrauber landen könnte. Und dann lese genau die Experten der Rhönklinik etc, die solche tollen weiteren hotspots der Gelderabmelke projektieren: die reden ohnehin von solchen zumutbaren Enfernungen zum nächsten "Facharzt", ganz zu schweigen von Großgeräten.

Der Ersatz 24-stündiger Hausarztpräsenz durch weitere Geldabflüsse in Scanner-Träume à la Raumschiff Enterprise nützt keinem Kind mit Ohrenweh, zerschlägt die ordentliche palliative Begleitung genau da, wo sie stattfinden sollte: in den Weiten des ländlichen Raums, zuhause. Aber nein, da bauen wir doch hochlukrative Hospize mit ganz lieben Sterbebegleitungsschwestern und Anästhesisten-Konsilen, am Eingang schon klar: jetzt ist aber Schluss mit Kurativansprüchen. Da stirbt`s sich`s dann "entschlossen" schneller und sauberer, auf höchstem Niveau schmerzbefreit. Und mit dem qualitätsbelegenden Morphinpumpeneinsatz wächst dann auch netterweise der Profit aus der Spezialisierung für den dann stets BWL (BA) qualifizierten Boss der Einheit...

Ich zynele aus gelebter Praxis, weil mir die völlig fehlgeleitete Pumperei in rein profitorientierte Spezialisierung und Sektorisierung längst als seelenlos und inhuman entlarvt erscheint. Und ihre Fürsprecher als bestochene Politikerfatzkes.
Medizin heute ist weiterhin im Wesentlichen: Palliation.
Und eben immer noch seltenst heroische Heilung.
Auf ein platzendes Aortenaneurysma und die eine akute Hirnblutung kommen jeweils erstmal 1000 unheilbare Leidende, die zum Teil 12 Stunden nach der letzten Super-Chemo oder Brutalentwässerung beim tollen Spezialisten....schnöd zuhaus aufschlagen, Klammern in der Brust etc.
Leider hatte der vielbeschäftigte gutverdienende Spezialist keine Zeit zu irgendwelcher Kommunikation und dachte gar nicht so recht ans nun folgende Erbrechen. Auch gegen die lebensgefährliche Entsalzung hilft dann nur der Barfußmediziner, der sich wirklich die Zeit nimmt achtsam zu sein und zur Not (für nix) Blut ins nächste Krankenhaus fährt zur Kontrolle. Weil der Patient sonst abamselt aufgrund der leider zwingend rasch "in den ländlichen Raum" abgeschobenen kleinen Nebeneffekte: ei wie unachtsam und dumm wäre das doch !
Die halt so nebenbei erforderliche engmaschigste Koordination von Pflege, die Schmerzbehandlung auch am Wochenende und nachts daheim oder die so wichtige Marcumareinstellung ist bei uns grade pro Hausbesuch bei den Profiteuren von Hi-tech-Ruck-zuck-Medizin dann so ca: 155 Cent Honorarumsatz wert. Dies, weil man ja schon die große Kohle für die heroischen Acts längst voll verpulvert hat.
Null Nachwuchs für solchen Schwachsinnsjob garantiert.
Und genau daran wird das aufgeblähte und abgemolkene System schmerzhaft scheitern in ein paar Jahren - gar nicht am Mangel seelisch ausgeglühter Ex-Uni-Oberärzte und ihrer jetzt ambulanten Folterarsenale in jeder Kleinstadt.
Wie human, achtsam und modern die - nochmal: hauptsächlich: palliativen ! - Segnungen der Medizin am Boden ankommen, entscheidet sich am Zustand der Arbeitsameisen in der Krankenversorgung. Und damit an der Humanität ihres Alltags, am Setting, in dem sie sich weiterbilden können und an der Zeit, die sie zum nichtkauderwelschenden Klartext-Anbieten und Umsetzen des Gelernten pro leidender Nase auch haben.

Dank langer faktischer "Priorisierung" der Interessen von Pharma- und Hi-tech-Industrie schaut es grade hier perspektivisch grauenhaft aus im ganzen Land:
Durchschnittsalter Hausärzte 54, Abwanderung in Rente jährlich extrem über Nachwuchszahlen und Kluft exponenziell wachsend, Gratisfortbildung immer noch oft nur nachts und pharmagesteuert, 60-70 Stunden-Wochen in ländlicher Praxis Normalfall (nach 24 Stunden Sonntags-Notdienst gleich der arbeitsfette Montag bis in die Nacht hinein - absolut legal! ). Drum die Defensivmedizin mit Facharztüberweisung an jeder Ecke. Erstickend in Formularen und Regelmentierungen und (Echtzitat!) "virtueller Honoraranwartschaft" als völlig theoretischen Höchstsätzen vor Erbringung der leider wesentlich höheren Leistung und dann mit nichtjustiziablen "Abschlagszahlungen" in Höhe der Allgemeinkosten des Ladens abgefüttert. Jetzt über momentan 7 Monate in Ba-Wü anstatt Honorarberechnungen 6 Monate nach Leistungserbringung - Dein Geld liegt auf der KV, auf dem Konto nur Schulden.
Burn-out die Regel und Sauwut über die Politik obligat, wenn wieder von "Besserverdienern" und "120.000 € Durchschnittsgewinn" (OECD Studie 2004: 86.000€, vor Renten- und Krankenversicherung und Steuer in dieser um mindestens ein Jahrzehnt verkürzten Lebenserwerbsphase gegenüber Nichtakademikern ) die Rede ist.

Hat Deinen Großeltern ein "Kernspin das Leben gerettet"? - bevor sie an Krebs- oder Diabetesfolgen jahrelang dem Tod entgegen litten. Oder sind die heftigeren Infekte, Fehlentwicklungen Deiner Kinder durch ne Uni bemerkt und geheilt worden ?
Ganz sicher nicht - da waren die "ganz normalen" Docs entscheidend, ganz nah, rufbereit und hoffentlich gut engagiert.
Und genau um deren Präsenz und Existenz geht es grade schon knallhart und bundesweit.
Wenn weiter die Lasermedizin und der Herzkatheter, der in jeder Kleinstadt ja ach so berechtigt wachsende Anspruch auf ein tolles Hospiz mit dem angeschlossenen Anaethesisten der Kreisklinik und "Alternativmedizin auf Kasse" oder nur den auch nicht wirklich hilfreichen tollen Orthopäden bei Rückenschmerzen plakatierte Ziele bleiben, wenn weiter nur Gefasel von "Klagen auf hohem Niveau" und zum letzten gemurksten Gesundheitsreformpatch "geschafft ohne jede Leistungskürzung für die Versicherten" kommt:
ist der Notstand absolut programmiert.

So isses - Zahlen einfach mal reinziehen am Netz.

Chrüazi,

Martin
 
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Tja, Feuerlein. Da möchte ich Deinen Ausführungen doch mal glatt zustimmen - wo er Recht hat, hat er Recht. 8)

PJ
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

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Feuerlein schrieb:
Forestgump schrieb:
Warum Großgeräte nicht aufs Land gehören: Das empfehle ich Dir mal mit den Leuten zu diskutieren, die einen Transport von 70km in das nächste entsprechend ausgerüstete Zentrum nicht überlebt hätten...

Falsch, grottenfalsch. Find mir ein Kaff in Deutschland, das mehr als 40 km vom nächsten Mittelzentrum mit mindestens CT weg ist, wo zudem kein Hubschrauber landen könnte. Und dann lese genau die Experten der Rhönklinik etc, die solche tollen weiteren hotspots der Gelderabmelke projektieren: die reden ohnehin von solchen zumutbaren Enfernungen zum nächsten "Facharzt", ganz zu schweigen von Großgeräten.

Und wenn Du noch soviel schreibst, besser wird es dadurch nicht. Da machens die ganzen Fremdwörter auch nicht besser. :wink:

Ein CT ist nicht alles. In Oberbayern gab es bis vor ein paar Jahren 3 Herzzentren. Auf den ersten Blick ist man geneigt zu sagen: Reicht doch locker aus. Auf den zweiten Blick wird einem aber auffallen, dass diese dummerweise alle direkt in München sind.

Und das Beispiel Rhön Kliniken ist auch herrlich, zumal man noch nen Schritt weiter denken muss um zu verstehen, was die eigentlich mit den ganzen MVZ wollen. Sowas nennt sich Erweiterung der Wertschöpfungskette. Oder glaubst Du allen ernstes, dass ein Patient bei denen raus geht ohne ne Empfehlung bzw. Einweigung für eine entsprechende Rhön-Klinik im Gepäck zu haben?

Dazu sollte man wissen, dass es in ganz Bayern z.B. nur eine handvoll Kliniken gibt, die im Krankenhausbedarfsplan mit Palliativ-Betten versehen sind. Diesen Plan macht z.B. eine Abteilung im Gesundheitsministerium.

Und zum Thema Fortbildung nur nachts? Schonmal was vom Ärtzemangel gehört? Schonmal davon gehört, dass z.B. die Uni Marburg von ner Krankenhauskette übernommen wurde um sich weiter mit Ärzten zu versorgen? Mittlerweise übernehmen Kliniken diverse Kosten für Fortbildungen, insbesondere im Psychosmatischen Bereich um die Leute an sich zu binden.

Das was Du bezüglich Geld und KV schreibst, ist ebenso nicht ganz richtig. Die Ärzte bekommen durchaus Abschlagszahlungen von der KV, nur die richtige Abrechnung dauert ewig. Wenn Du mich fragst, gehören die KVen schnellstmöglich eingestampft, ist nur eine weitere Instanz im System die unnötig Geld kostet.

Unterm Strich braucht das Gesundheitssystem endlich mal eine Fülle von gewinnorientierten Unternehmen, damit man zu vernünftigen Kostenstrukturen kommt. Früher war es doch total egal, was ein Krankenhaus an Kosten hatte. So lange diese konform mit der Krakenhausbuchführungsverordnung, kurz KHBV, nachgewiesen wurden, hat es geanu das Geld von den Kassen gegeben das man auch als Kosten nachweisen konnte. Ganz egal, wieviel teuerer man als andere Häuser war.

Sagt Dir der Begriff DRG was oder ENEK Benchmark was? Mittlerweise werden Leistungen im Akut-Krankenhaus auf dieser Basis vergütet. D.h., egal ob die Hüft OP in der Münchener Innenstadt oder im hintersten Schleswig Hollstein stattfindet, bekommen die Krankenhäuser die gleiche Kohle. Sicher, es gibt noch Mehr- und Mindererlösausgleiche, aber das ist auch einer der Martkverhinderungsmechanismen. Und obwohl alle das gleiche Geld bekommen, schaffen es manche private Krankenhäuser abera uch freigemeinnütze Einrichtungen (DRK, Malteser etc.) hervvoragende Ergebnisse zu erzielen. Woran das nur liegt?
 
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Forestgump schrieb:
Unser Gesundheitssystem kann nur noch mit einem kompletten "Reset" wieder in die Spur gebracht werden, unterm Strich weiß dass auch jeder Politiker, nur traut es sich keiner auszusprechen. WEr das macht, ist politisch tot und die Partei ebenso. Die Veränderungen die geamcht werden müssten wären so tiefgreifend, dass man auch verschiedene tiefgreifende ethische Diskussion führen muss.

So siehts aus. Warum machen die staatlichen KHs oft rote Zahlen ohne Ende bis sie verkauft werden "müssen" und die privaten wie Helios, Asklepios etc. dann nach der Übernahme soviel Kohle das gleich noch 5 Kliniken aufgekauft werden können?
15,5% Krankenkassenbeitrag... manchmal meint man echt manwär im falschen Film, wo bleibt das Geld denn hängen? Beim Pflegepersonal oder dem Stationsarzt jedenfalls nicht.
Mein Onkel hatte eine eigene Praxis, er meinte es wär mehr Bürokratie als Behandlung gewesen und das er es nie wieder machen würde.

Teilweise wird auch übelste Misswirtschaft getrieben, da liegen dann Leute
auf Station die eigentlich nur Flüssigkeitsmangel haben und eben
"zur Beobachtung" dabehalten werden, dann wird gleich mal alles durchgecheckt, man findet hier und da noch ein Zipperlein was behandelt werden kann und 2 Wochen später kommen sie nichtmehr aus dem Bett.
Das bringt dann wieder neue Behandlungsmöglichkeiten, die neuen Decubiti
können behandelt werden, Mobilisation wird benötigt usw usw...
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
@ Zerkneter: das mit der Abzocke mit länger liegen lassen ist ja genau der gute Effekt am DRG-System, was übringes von Australien abgekupfert wurde.

Früher hat das Krankenhaus für jeden Tag einen fest Satz Geld bekommen, so war es doch für das Krankenhaus besser dass die Leute länger drin liegen. So hat ein Blinddarm mal 500 Euro gekostet, mal auch 1.500 als Beispiel.

Grundzüge DRG-System:

- fester Punktwert pro Indikation
- untere Grenzverweildauer, wird der Patient eher entlassen, Abschlägge
- Mittlerweire verweildauer, in diesem Korridor gibt es den Standarf Punktwert
- obere Grenzverweildauer, darüber gibt es Zuschläge

Jetzt könnte man meinen, dass es für das Krankenhaus lukrativer ist, so viele Diganosen wie möglich zu stellen etc. DAs bringt aber nicht soviel wie man meint, da nie alle Diagnosen in den Punktwert einfließen. DAzu werden gerade die Fälle gerne vom MDK geprüft.

Auch werden Kliniken bestraft, die zu früh entlassen und dann die Patienten wiederkommen müssen. Da kann dann nicht 2mal abkassiert werden. Kommt der Patien innerhalb von 30 Tagen wieder, gelten 1. und 2. Aufenthalt als ein Fall, d.h. das Krankenhaus kann definitiv nur 1mal abrechen. Man ist als Krankenhaus sogar angeschmiert, wenn der Patient innerhalb von 30 Tagen wegen was anderem wieder kommt, da muss man genauestens Dokumentieren.
 
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@Feuerlein:
Und wenn Du noch soviel schreibst, besser wird es dadurch nicht.



Nein. Feuerlein, der die Situation auf eine Weise beschreibt, wie man es besser nicht könnte, käme gegen die Fehlentwicklung im "Gesundheitswesen nicht an. Selbst wenn er noch Jahre so weiterschriebe. Hoffnungslos.
 

doa

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Nur mal zur Info: Gegen 2 Kassen laufen Ermittlungsverfahren weil diese Patientendaten an private Unternehmen weitergegeben haben....(€?).

Das Kassen-MVZ in Berlin hat wohl gemerkt, daß man mit geregelten Arbeitszeiten und den (Zitat:) virtuellen Honoraransprüchen) nicht weit kommt - allerdings ist Abrechnungsbetrug oder Irrtum (!) auch keine Lösung.

Es gibt einfache und effektive Lösungsansätze, die sowohl der Effizienz, dem Wettbewerb und der weiteren FInanzzierbarkeit dienen würden, nämlich die Direktabrechnung mit den Patienten.
Honorar auf Basis einer betriebswirtschaftlichbasierten Gebührenordnung, Zahlungsziel 4 Wochen. Patient läßt sich das Geld von der Kasser erstatten und überweist, ggf. Abretung für eionzelneBehandlungsfälle.
Basisversorgung steuerfnanziert aufgrund der gleichne Gebührenordnung.

In diesem Fall treten sowohl die Ärzte, als auch die MVZ und die KHS sowie die Kassen in den Wettbewerb ein.
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Guck dir mal das Gesundheitssystem an, man könnte es auch Wettbewerbsverhinderungsgebilde nennen.
 

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