Ich hatte ja nach lĂ€ngerer Durststrecke mal wieder Waidmannsheil mit einer 46 Kilo Bache. Die Haken waren ganz ordentlich und ich dachte ich kann ja dann mal am Wochenende fĂŒr einen noch zu erlegenden Keiler das Aufsetzen ĂŒben. Gesagt getan und da die Infrastruktur bei meiner Mutter bzw. bei meinen GroĂeltern wesentlich besser ist als bei mir zu Hause, wollte ich das "Projekt" dort durchfĂŒhren. ZufĂ€llig war meine kleine Nichte (4 Jahre) auch zu Besuch und hatte natĂŒrlich mit der Thematik null BerĂŒhrungsĂ€ngste.
Sie beobachtete kritisch wie ich den Topf mit Wasser, Kaisernatron und den StĂŒcken Ober- und Unterkiefer aufgesetzt habe. Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln fragte Sie dann: "MĂŒssen wir die ZĂ€hne jetzt essen?" Das war der erste einiger Lachflashs, die ich an diesem Nachmittag hatte.
Nachdem ich glaubhaft versichert hatte, dass sie keine ZĂ€hne essen muss zog sie von dannen und spielte ein wenig mit ihrem Puppenhaus. Da sich nach einiger Zeit ein gewisser Geruch bemerkbar machte, habe ich ein bisschen Kuhkopp (RinderbrĂŒhwĂŒrfel auf saarlĂ€ndisch) dem GebrĂ€u hinzugefĂŒgt. Offensichtlich war das eine gute Idee, denn 5 Minuten spĂ€ter war die Kleine wieder in der KĂŒche: " Du, wenn wir die ZĂ€hne net essen, dĂŒrfen wir wenigstens den Rest essen? Es riecht soo lecker". Lachflash Nummer zwei und dem Kind sofort ne Laugenbrezel in die Hand gedrĂŒckt um den Ă€rgsten Hunger zu bekĂ€mpfen.
Nachdem die geschĂ€tzte Kochzeit rum war, habe ich das Wasser abgeschĂŒttet und bin mit den Kieferrestknochen samt ZĂ€hnen an den Tisch. Schwups war die Kleine neben mit und beobachtete meine BemĂŒhungen die Haken zu lösen. Da das nicht gleich gelang befahl Sie mir mal einen anderen Zahn zu probieren und gluckste vor Begeisterung als sich der von ihr angesagte Zahn ohne Probleme löste. Allerdings beschloss sie dann kurzerhand Zahnarzt und Zahnarzthelferin zu spielen und so wurden nicht nur die Haken sondern kurzerhand nacheinander alle ZĂ€hne gezogen, wobei sie ausdauernd den schlechten Zustand der ZĂ€hne (waren natĂŒrlich deutlich verfĂ€rbt) bemĂ€ngelte und der armen Sau post mortem unzureichende Zahnhygiene vorwarf und wie wichtig ZĂ€hne putzen sei.
Mein Bruder und seine Frau hatten offensichtlich das Thema Zahnhygiene vorbildlich an die Kleine weiter gegeben, denn als ich die Haken mit dem Daumennagel bearbeitete um letzte Gewebereste zu entfernen wurde ich nachdrĂŒcklich und lautstark gestoppt. Die Kleine rannte aus dem Zimmer und ich hörte wie sie im Badezimmer ihren kleinen Hocker umherschob und verschiedene SchranktĂŒren knallte. Gleich darauf stand sie strahlend wieder im Zimmer und hielt stolz ihre ZahnbĂŒrste in die Höhe: " Das sind ZĂ€hne und die putzt man mit einer ZahnbĂŒrste!" Meine Mutter und ich lagen da vor Lachen schon beinah unterm Tisch. Aber die Kleine hat in aller Ruhe die Haken und alle anderen ZĂ€hne mit ihrer eigenen ZahnbĂŒrste geputzt.
Ich habe es mir nicht nehmen lassen die Szene im Bild fest zu halten und unverzĂŒglich das Bild an die Eltern zu schicken, wohlweislich ohne zu erwĂ€hnen, dass meine Mutter selbstverstĂ€ndlich noch eine ganz neue ZahnbĂŒrste fĂŒr die Kleine in Reserve hatte...
Unterm Strich habe ich selten so viel am StĂŒck gelacht und mich so köstlich ĂŒber die kindliche Begeisterung gefreut, dass fĂŒr mich klar ist, dass die Kleine beim nĂ€chsten TrophĂ€en kochen auf jeden Fall wieder mit am Start sein muss.