Zerschlagung der Staatsforstverwaltung

steve

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Karpathenjäger:


Ich rede nicht von der flächenmäßigen Ausdehnung des Rotwildes in Deutschland, da gibts erhebliche Defizite, ich rede von Verteilung und Dichte.
Das von Dir angschnittene Problem ist einfach zu lösen: macht der Erlaubnisscheininhaber nicht mit, fliegt er. Und ich bestimme die große Richtung, was auf meiner Eigenjagdfläche abgeht. Sehr viele Hirsche = sehr viel Schaden = sehr wenig Geld = sehr viel ärgerlicher Karpi. Umgekehrt will ich auch nicht, dass die Hirsche ausgerottet werden - auch wenn das kaum einer glaubt.
Frage annähend beantwortet?
<HR></BLOCKQUOTE>

Mmh...um erlich zu sein: Ich bin mir nicht sicher ob ich mich mit dieser Antwort zufrieden geben soll.
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Ich schreib einfach mal los und schau mal ob dann am Ende eine Frage bei herauskommt!
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Zunächst einmal leuchtet mir die betriebswirtschaftliche Betrachtung und die von Dir aufgestellte "Gleichung" ein, wobei es für mich persönlich eure Diskussion wer nun sinnvollerweise die betriebswirtschaftlich aktzeptable Situation herstellt erstmal sekundär ist.

Meine Gedanken zielen ersteinmal dahin, dass aus dieser rein betriebwirtschaftlichen (und damit völlig unökologischen)Sicht heraus der ideale Wirtschaftwald ein Wald ohne jeden Schädling wäre. Nun hast Du in Deinem obigen Beitrag ja schon klargestellt, dass es Dir keinesfalls um eine "Ausrottung" des (Rot-)Wildes geht und Du die Problematik nicht in der reinen Existenz des RW sondern vielmehr in der vorhanden Dichte und Verteilung siehst.

Allerdings wird wohl jeder noch so holzwirtschaftlich orientierte Forst-Chef-Ideologe mit mir übereinstimmen, dass eben eine im Kapathenwald aktzeptable Rotwilddichte von meinetwegen < einem Stück auf 1000 Hektar in einem deutschen Rotwildgebiet dem Totalabschuss gleichkommt. Mithin dürfte weiter Einigkeit darüber herrschen, dass in deutschen Rotwildgebieten eben eine deutlich höhere Mindestdichte zum Überleben einer Populationen vonnöten ist.

Und im Endeffekt komme ich wieder zu meiner Frage ab wann für dich der Punkt erreicht ist bei dem du vom rein betriebswirtschaftlichen Standpunkt abkommst und eher zu einer gesamtökologischen (und damit auch wildbiologischen-korrekten) Betrachtungsweise überschwenkst. Micht interessiert einfach wo die Schmerzgrenze liegt ab der der Forstsachverständige Kaphi (umfasst diese Sachverständigkeit eigentlich auch den Zustand des Wildbestandes?) die (bei Vorkommen von Rotwild immer) entstehenden Schäden im Hinblick auf den Erhalt eines gesunden Bestandes toleriert.

Nach meinem Verständnis für Naturschutz und Ökologie, sowie meinem Selbstverständnis als Jäger hat nämlich auch ein Waldbesitzer (ob nun privat oder staatlich) ab einem gewissen Zeitpunkt die entstehenden Schäden zu dulden um einen Fortbestand der Gesamtpopulation zu gewährleisten. Wo hingegen diese Grenzlinie nun zu ziehen ist dürfte schwer festzulegen sein und zudem erfreue ich mich ab und an ja auch gerne des von Freigabeeinschränkungen völlig unebelasteten Jagensund verstehe durchaus wenn man sich diese "wilde"
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Jagerei erhalten will. Aber letztlich darf eben das Wild bei allen betriebswirtschaftlichen Zwängen und den damit verbundenen Strukturreformen nicht gänzlich auf der Strecke bleiben...hier sollten (genauso wie im Falle des Streichelzoo-betreibenden-Altpächters) private Interessen hintenanstehen.

Waidmannsheil

Steve

[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: steve ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:
Da aber auch Waldbesitz zum Allgemeinwohl verpflichtet (mit Recht - Sauerstoffproduktion, Wasserspeicher, Hangsicherung und Co. kann nicht an Eigentum gebunden sein), hört der Jagdspaß bei Bestandes-ruinösen Verhältnissen eben auf.<HR></BLOCKQUOTE>

Hallo Stöbi, ich packe Dein obiges Statement einmal zusammen mit MGaucklers (4. Seite - vorletztes Post) sinngemäßen Beitrag "Den Bürgern seien weitere Privatisierungen nicht mehr zuzumuten": NRW hat beispielsweise einen ganz verschwindenden Staatsanteil an der für ein Industrieland überraschend großen Gesamtwaldfläche; zusammen mit den wesentlicheren Kommunalflächen erreicht der öffentliche Anteil ca. 30 v.H.. RP hat hingegen einen Staats- und Kommunalanteil von über 75 Prozent. Wollt Ihr erklären, dass es den Bürgern NRWs deshalb schlechter geht als den Rheinland-Pfälzern? Soll Privatwald eine schlechtere Naherholungs- und Ökologiefunktion haben als der Staatsforst? Haben wir in NRW (Zitat: ) "bestandes-ruinöse Verhältnisse"?

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Viel wichtiger ist mir bei Fragen um Wildmanagement und Jagdstrategie die betroffene Ethik und Tierschutz. Es kann doch nicht angehen, dass für Zahlung hoher Beträge fröhlich auf Tiere geballert werden darf, losgelöst von Bestandeskontrolle oder Fleischgewinnung. Und das wäre bei Gewinn orientierter Höchstgebotsverpachtung immer der Fall. Und solche Jagd darf die Wildtiere auch nur in niedrigst möglicher Weise "belasten". Physisch wie psychisch. Das duldet eben keine Dilettanten!!

Sorry, Stöberjäger, das Thema lautete: Zerschlagung (oder besser: Deregulierung) der Staatsforstverwaltung. Dein plötzlich so flammend aufloderndes Herz für "Tierschutz und Ethik" in allen Ehren, aber "Es kann doch nicht angehen, dass für Zahlung hoher Beträge fröhlich auf Tiere geballert werden darf, ..." als Argument für die Beibehaltung der bisherigen Jagd- und Abschußbeteiligungspraxis Privater im Forst anführen zu wollen, ist ...

Bei allem Verständnis für Deine Situation als Betroffener: Bleib´ auf dem Teppich und spar´ Dir auch den ewigen Salbader mit den Dillettanten; der sich als General bezeichnende Staatsdiener hatte wahrlich schon genug Satirepotential!

Schon einmal darüber nachgedacht, wie das auf L&F-, Finanzministerien, Vermögensämter, Rechnungshöfe und Otto-Normal-Bürger wirkt, wenn man extra Beamte zur Bewirtschaftung des Forstes einstellt, diese - ich erinnere gern an den von mir eingestellten, einschlägigen und Dir gut bekannten Agrarbericht der BReg. (S.4, ab 6. Post ff.) - seit Jahrzehnten im Vergleich zur privaten Holzwirtschaft desaströse Holzertragszahlen liefern, dies insbesondere mit arbeitszeitlicher Überlastung und dem Zwang zur Wahrnehmung auch forstfremder Aufgaben begründen ... und sich dann als Jagdprofis feiern? Wohl kein Wunder, dass da ein Umdenken stattfindet und getrennt wird, was sich selbst nach Eigenbekunden der Betroffenen nicht verträgt; resp. der Staat sich auf seine eigenen Aufgaben besinnt und sich dort heraushält, wo er schon aufgrund Staats- und Wirtschaftsordnung nichts zu schaffen hat. Die eigentliche Frage hat m.E. nämlich nicht zu lauten: "Weitere Privatisierung im Forstsektor?" sondern "Was hat der Staat überhaupt in der Forstwirtschaft zu suchen?".

Ich begrüße die Deregulierung sowohl in forstwirtschaftlicher als auch in jagdpolitischer Hinsicht und grüße Dich aus dem privatwaldreichen, vorweihnachtlichen NRW!
Reineke

[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Reineke ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Reineke:

...Ich begrüße die Deregulierung sowohl in forstwirtschaftlicher als auch in jagdpolitischer Hinsicht und grüße Dich aus dem privatwaldreichen, vorweihnachtlichen NRW!
Reineke

[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Reineke ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Hallo Füchslein,

ich grüße Dich auch, aus dem vorweihnachtlichen, staatswaldreichen Nordhessen!
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Dass Du weder meine Ausführungen (wie kommst Du darauf, ich unterstellte jedem Privatwald ruinös hohe Wildstände?), noch die Situation staatlicher Forstwirtschaft verstanden hast, nehme ich Dir nicht übel. Wie solltest Du das auch schaffen, wo selbst ich mit mehr Berufserfahrung und höherem IQ kaum alle Einflussgrößen ausreichend überblicke!!
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Bei Beschränkung der Betrachtung auf die jagdlichen Auswirkungen möglicher Forstreformen können wir dann aber auf einigermaßen gleichem Niveau kommunizieren. Auch, wenn Hobbyjäger dabei fast immer von der falschen und dummen Intension geleitet werden, es spränge bei Beschneidung staatsforstlicher Regiejagd etwas für sie heraus. Wie kommt das eigentlich, es ist doch für die Meisten eher umgekehrt!?!

Und ich bemühe mich auch, etwas simp´ler zu formulieren.

o.k.?
 
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Hallo zusammen,
es ist ja eine ganz interessante Diskussion,
aber relativ weit weg vom Ursprung von Nußjackls Meldung, mein letzter Wissensstand ist, das für die Forstverwaltung in Bayern zwei Möglichkeiten der Zuordnung bzw. Eingliederung Diskutiert wird:
Zum ersten in die Landesanstalt für Landwirtschaft,früher die Landwirtschaftsämter
zum zweiten den Lanratsämter zugeordnet werden.
Zu ersterem ist zu sagen, das diese immer noch im Umbau und Umstruktrurierung steckt wie der Forst und noch nicht mal wissen ob auch in jedem Landkreis überhaupt ein Amt bleibt, geschweige denn zwei wie manchmal jetzt noch.
Zu zweitem und mein Persönlicher Favorit sind die LARs, die Ämter stehen und bleiben und es wäre alles unter einem Dach - Naturschutz, Untere Jagdbehörde
( Abschußplanung usw
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, die Landräte würden sich freuen, srärkt es ihre Politische Macht unheimlich, aber in der hohen Politik ist von heute auf morgen alles möglich
Eisbär
 
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Nun reitet mal nicht so auf die Regiejagd und deren angeblichen Previlegien rum. Es könnte ja ein findiger Mitarbeiter des Finanzministeriums auf die Idee kommen, darin eine geldwerte Zuwendung an die Forstbediensteten zu erkennen und eine entsprechende steuerliche Berücksichtigung in Betracht ziehen. So in der Analogie zum Firmenwagen, 1% des jährlichen Jagdwertes als monatlichen Obolus.
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[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Brackenjäger ]
 
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Ganz nettes Posting, steve!

Ich würde im Gegensatz zu Karpi auch nicht den Gewinn aus Waldwirtschaft als oberstes Ziel ansehen (wenn ich ansonsten finanziell ausreichend unabhängig wäre!!). Das tuen viele (adelige) Großprivatwaldbesitzer übrigens auch nicht. Und bei Waldkäufen spielt selbst bei den vermögenden, ansonsten knallhart kalkulierenden Investoren auch Jagdmöglichkeit eine weitaus größere Rolle als die Waldertragsberechnungen. Zumal, wenn dabei noch Steuervergünstigungen oder Subventionen möglich sind.

Da aber auch Waldbesitz zum Allgemeinwohl verpflichtet (mit Recht - Sauerstoffproduktion, Wasserspeicher, Hangsicherung und Co. kann nicht an Eigentum gebunden sein), hört der Jagdspaß bei Bestandes-ruinösen Verhältnissen eben auf.

Viel wichtiger ist mir bei Fragen um Wildmanagement und Jagdstrategie die betroffene Ethik und Tierschutz. Es kann doch nicht angehen, dass für Zahlung hoher Beträge fröhlich auf Tiere geballert werden darf, losgelöst von Bestandeskontrolle oder Fleischgewinnung. Und das wäre bei Gewinn orientierter Höchstgebotsverpachtung immer der Fall.

Und solche Jagd darf die Wildtiere auch nur in niedrigst möglicher Weise "belasten". Physisch wie psychisch. Das duldet eben keine Dilettanten!!
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Brackenjäger:
Nun reitet mal nicht so auf die Regiejagd und deren angeblichen Previlegien rum. Es könnte ja ein findiger Mitarbeiter des Finanzministeriums auf die Idee kommen, darin eine geldwerte Zuwendung an die Forstbediensteten zu erkennen und eine entsprechende steuerliche Berücksichtigung in Betracht ziehen. So in der Analogie zum Firmenwagen, 1% des jährlichen Jagdwertes als monatlichen Obolus.
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[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Brackenjäger ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Wenn das käme, könnte sich der Dienstherr die Regiejagd in den Allerwertesten stecken, bis zum Zäpfchen.
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von blaserr93:

in den Allerwertesten stecken,
<HR></BLOCKQUOTE>

sei bloß vorsichtig!
die mitglieder des rosa repetierers lesen alles mit!
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Die Diskussion geht irgendwie am Kern vorbei.
Es interessiert mich z.B. einen Kehrricht, wohin die Förster versetzt werden, wenn sie im Wald nicht mehr gebraucht werden (entlassen werden sie nicht als Beamte).
Es interessiert mich auch nicht, wer die Jagd dann ausübt.
-Mich interessiert, wie es alle anderen Bayern interessieren sollte, ob wenigstens im Staatswald noch Wildtiere vorkommen werden, die den Namen Wildtiere verdienen.
-Ob im Staatswald noch ein artgerechter Wildbestand vorhanden ist/bleibt.
-Ob noch Naturschutzziele verwirklicht werden, wenn diese dem Holzertrag im Wege stehen.
-Ob die Wälder (in Form von Einrichtungen Wege, Rastplätze, Lehrpfade, usw.) noch einen Erholungswert bieten (die Privatforste bieten das meistens nicht).

Dazu gleich vorweg Hürsch Gesetze dazu gibt es wohl, jedoch Papier ist geduldig und die Texte werden dann schon entsprechend interpretiert werden.
Es sollte überlegt werden, ob unter all den Gesichtspunkten nicht ein Bürgerentscheid angestrengt werden sollte. Ich wette, Eddie kann dann seine Miesen im Staatshaushalt nicht ausgleichen indem er einfach die Forste versilbert. Der nichtjagende Durchschnittsbürger neidet dem Förster seine Jagdmöglichkeit nämlich nicht.
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Brackenjäger:
Nun reitet mal nicht so auf die Regiejagd und deren angeblichen Previlegien rum. Es könnte ja ein findiger Mitarbeiter des Finanzministeriums auf die Idee kommen, darin eine geldwerte Zuwendung an die Forstbediensteten zu erkennen und eine entsprechende steuerliche Berücksichtigung in Betracht ziehen. So in der Analogie zum Firmenwagen, 1% des jährlichen Jagdwertes als monatlichen Obolus.
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[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Brackenjäger ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Ich kenne da eine Schlaubacke aus der Forstverwaltung, die mir die "dienstliche Jagdausübung" als Deputat erläutern wollte.

Erst war ich kurz fassungslos, dann mußte ich herzlich lachen.

Künftig gehe ich aufgrund der mir gnädiger Weise zu Teil gewordenen Erläuterungen davon aus, dass wg. der Gleichmäßigkeit der Beamtenbesoldung die Barbezüge der Herrn Förster um den Barwert dieses Deputates vermindert werden........ (natürlich nur ein Scherz!)

Die Besteuerung der unentgeltlichen Jagdausübung (durch sog. "Schreibtischförster") als geldwerter Vorteil ist indes nicht eben fernliegend. Da wird schon noch einer draufi kommen!


ULE
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von steve:


(...)
Und im Endeffekt komme ich wieder zu meiner Frage ab wann für dich der Punkt erreicht ist bei dem du vom rein betriebswirtschaftlichen Standpunkt abkommst und eher zu einer gesamtökologischen (und damit auch wildbiologischen-korrekten) Betrachtungsweise überschwenkst. Micht interessiert einfach wo die Schmerzgrenze liegt ab der der Forstsachverständige Kaphi (umfasst diese Sachverständigkeit eigentlich auch den Zustand des Wildbestandes?) die (bei Vorkommen von Rotwild immer) entstehenden Schäden im Hinblick auf den Erhalt eines gesunden Bestandes toleriert.

Nach meinem Verständnis für Naturschutz und Ökologie, sowie meinem Selbstverständnis als Jäger hat nämlich auch ein Waldbesitzer (ob nun privat oder staatlich) ab einem gewissen Zeitpunkt die entstehenden Schäden zu dulden um einen Fortbestand der Gesamtpopulation zu gewährleisten. Wo hingegen diese Grenzlinie nun zu ziehen ist dürfte schwer festzulegen sein (...)
Steve

[ 20. Dezember 2003: Beitrag editiert von: steve ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Hi steve,
interessante Frage, leider nicht abschließend zu beantworten. Bin aber nicht so ganz Deiner Meinung.
Ich denke auch, dass die Gesellschaft dem Rothirsch genauso wie z.B. der Wildkatze ein Lebensrecht einräumen sollte. Dummerweise fressen die Rothirsche deutlich mehr Bäume an als die Wildkatzen und verursachen dadurch (örtlich) erhebliche Schäden zu Lasten des Waldbesitzers. Sollen die Waldbesitzer für den Willen der Gesellschaft, den Rothirsch als Bestandteil der gesamtheitlichen Natur zu erhalten, allein bezahlen? Der arme Waldbesitzer, der unglücklicherweise im Kerngebiet des großen Rotwildgebiets liegt, in dem durch Beunruhigung der Bevölkerung zufällig auch noch ein großer (Erholungs-) Druck auf der Fläche liegt, zahlt noch viel mehr, damit Greti und Pleti im September den edlen Hirschen brüllen hören? Dann müsste eigentlich auch der Landwirt im Sommer seinen Weizen auffressen und im Winter seinen Raps plattmachen lassen zum Wohle des Hirschen. Mir drängt sich bei diesem Modell irgendwie der Eindruck auf, dass der Grundbesitzer von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen etwas im Nachteil gegenüber der sonstigen Bevölkerung ist, was den finanziellen Aufwand zum Erhalt der faszinierenden Wildart Rotwild angeht.
Ich denke wir sind uns alle einig, dass die finanzielle Belastung, die ohne jeden Zweifel vorhanden ist, nicht auf den Grundbesitzer abgewälzt werden kann.

Der Staat könnte herhalten und für die Schäden aufkommen. Tja, und dann wären wir bei den Grenzwerten. Bis zu welcher (Schadens-)Größe/-Höhe soll er löhnen oder bis zu welcher Wilddichte? Ich habe keine Werte parat. Zählen können wir die Viecher nicht und die Höhe der Schäden ist von einem Sack von Faktoren abhängig, z.B. das alles überlagernde Interesse des Pächters (an niedrigen oder hohen Dichten), Reviergröße und -verteilung, Jagdstrategien, Bevölkerungsdruck usw, usw... so geht's m.E. auch nicht - sehr schwierige Materie.
Ich hab' auch keine andere Lösung parat als die derzeit Geltende: Das Grundeigentum soll gestärkt werden, der Jagdausübungsberechtigte bezahlt die Zeche, da er der Haupteinflußfaktor auf die Höhe der Schäden ist.

Stelle zur Diskussion!

Gruß
P.

[ 22. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Karpathenjäger ]
 

steve

Moderator
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Karpathenjäger:
(...)Bin aber nicht so ganz Deiner Meinung.(...) [ 22. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Karpathenjäger ]<HR></BLOCKQUOTE>

Hi Karphi,

schön das wir nicht einer Meinung sind...das wäre ja auch zu langweilig!
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Wobei...wenn ich so weiter lese...


<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>(...)Sollen die Waldbesitzer für den Willen der Gesellschaft, den Rothirsch als Bestandteil der gesamtheitlichen Natur zu erhalten, allein bezahlen? Der arme Waldbesitzer, der unglücklicherweise im Kerngebiet des großen Rotwildgebiets liegt, in dem durch Beunruhigung der Bevölkerung zufällig auch noch ein großer (Erholungs-) Druck auf der Fläche liegt, zahlt noch viel mehr, damit Greti und Pleti im September den edlen Hirschen brüllen hören? Dann müsste eigentlich auch der Landwirt im Sommer seinen Weizen auffressen und im Winter seinen Raps plattmachen lassen zum Wohle des Hirschen. Mir drängt sich bei diesem Modell irgendwie der Eindruck auf, dass der Grundbesitzer von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen etwas im Nachteil gegenüber der sonstigen Bevölkerung ist, was den finanziellen Aufwand zum Erhalt der faszinierenden Wildart Rotwild angeht.
Ich denke wir sind uns alle einig, dass die finanzielle Belastung, die ohne jeden Zweifel vorhanden ist, nicht auf den Grundbesitzer abgewälzt werden kann.
<HR></BLOCKQUOTE>

Im Endeffekt kann ich mich mit den Grundaussagen dieses Zitates arrangieren.

1. Es handelt sich beim Rotwild um eine faszinierende heimische Wildart.

2. Des Weiteren ist dem Rotwild ein Lebensrecht in heimischen Wäldern einzuräumen und zwar sowohl hinsichtlich der flächenmäßigen Ausbreitung als auch einer (für das Rotwild wie auch seine Umgebung) ökologisch sinnvollen Dichte.

3. Was allerdings die finanzielle Benachteiligung der ach so armen Waldbesitzer angeht muss ich dir jedoch etwas wiedersprechen. Im Gegensatz zum beispielweise einem kormorangeschädigten Teichbesitzer oder einem sauengeschädigten Winzer haben rotwildgeschädigte Land- und Forstwirte über die ja auch von dir angesprochene Ausgleichsmöglichkeit gegenüber dem Jagdpächter die Option ihre "finanzielle Beteiligung" beim "Rotwildschutz" geringzuhalten.
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Nutzen sie hingegen die Möglichkeit einer Verpachtung und damit einer Übertragung des Wildschadens nicht und nehmen ihr Jagdrecht selbst wahr, kann dies nicht zwangsläufig einen Freibrief darstellen das Wild unter die für ein Überleben der Art notwendige Mindestdichte herabzuregulieren. Auch kann es meines Erachtens nicht angehen dann der Allgemeinheit die sicherlich weiterhin entstehenden Schäden durch das Rotwild zu übertragen. Will damit sagen: Nimmt der Grundbesitzer die Möglichkeit einer Verpachtung nicht wahr kann es nicht angehen, dass er nun sein Jagdrecht "genießt" und vermarktet und gleichzeitig die durch "sein" Wild an seinem Eigentum entstehenden Schäden auch noch dem Staat überschreibt.

Allerdings bin ich mir auch im Klaren, dass die Mindestdichte des Rotwildes letztlich von so vielfältigen (insbsondere örtlichen) Faktoren abhängt, dass letztlich schwer festzulegen sein dürfte was ein Grundbesitzer eben noch zu erdulden hat und wann er eingreifen darf. Im Endeffekt kann man hier nur an das Bewusstsein der Waldbesitzer appellieren mit ihrem Grundbesitz nicht nur Verantwortung für die darauf vorkommenden Bäume, sondern eben für die Gesamtheit der Natur zu übernehmen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich sehe trotz meiner obigen Argumentation die Übernahme des Jagdrechts durch den Grundbesitzer durchaus als das (ökologische) Optimum an da ich meine, dass der Grundbesitzer eher für die Vielfältigkeit der zu beachtenden Faktoren offen ist als der eben oftmals nur auf das (jagdbare) Wild fixierte "Fremd"pächter. Zudem sollte man auch als privater Jäger akzeptieren, dass es nur die Regiejagd ermöglicht ein großflächiges und einheitliches Wildmanagement aufzuziehen. Eine Zerstückelung in viele Klein- und Kleinstreviere dürfte für das Wild und die Natur (und darauf sollte es doch und als den großen Naturschützern ankommen, oder?
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) über das finanzielle Interesse an einer solchen Lösung hinausgehende Nachteile manigfaltiger Art mitbringen.

Auch die aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht möglicherweise sinnvolle Privatisierung halte ich aus den von mir in diesem Thread angeführten Argumenten für eher problematisch. Die Forstwirtschaft umfasst nun mal primär ein umfangreiches Naturmanagement, dass zunächst einmal einen sensiblen Umgang mit der Natur erfordert und durch eine rein auf Profit ausgelegte Denke eher nachteilig beeinträchtigt wird.

MfG

Steve

[ 26. Dezember 2003: Beitrag editiert von: steve ]
 
A

anonym

Guest
Bin nur gelegentlich zahlender Jagdgast im Staatsforst - dennoch:
Ist die Bahnreform wirklich so schlecht - ohne den bisherigen Personalabbau wäre das Defizit wesentlich höher - und die Manager wurden offensichtlich mehr nach politischer als nach betriebswirtschaftlicher Kompetenz ausgesucht - siehe Desaster mit der Bahncard.
Post: Die Mitarbeiter sind heute wesentlich freundlicher und hilfsbereiter als früher die "Beamten"
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Und das Briefporto um einen Cent gesenkt - während fast alles andere teurer wird.
Und wenn ich hier von "Dilletanten, die gegen Zahlung hoher Beträge auf Wild ballern dürfen" und von den ach so vorbildlich jagenden beamteten "Wild- und Jagd-Managern" lese - ist auch im Forstbereich ein weniger arroganter Ton dringend erforderlich.
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Außerdem:
1. Wer ist denn für die forstliche Monokultur, die das Wild zum Schälen zwingt, verantwortlich - wenn nicht der beamtete Waldplaner.
2. Wurde nicht der Ersatz der eigenen Waldarbeiter durch private Rückekolonnen (im Akkord) als großer betriebswirtschaftlicher Fortschritt gefeiert. Nun - jetzt ist die nächste Ebene dran.
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Sparen ja - aber bitte bei den Anderen !!!
P.

[ 29. Dezember 2003: Beitrag editiert von: Bärentöter ]
 
A

anonym

Guest
Hallo Freunde der grünen Zunft !
In Bezug auf die Forstreform möchte ich mal eine ganz kleine Frage stellen:
Besteht eventuell die Möglichkeit, dass im Zuge der Reform Teile der Forstfläche jagdlich verpachtet werden ( Jagdreviere )?
Wer kann mir da genaue Auskünfte erteilen, da ich eventuell Intressiert bin.

Aber bitte nur sachliche Antworten
kraus-michl@t-online.de
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stauernjager:
..Besteht eventuell die Möglichkeit, dass im Zuge der Reform Teile der Forstfläche jagdlich verpachtet werden ( Jagdreviere )?
Wer kann mir da genaue Auskünfte erteilen, da ich eventuell Intressiert bin.

Aber bitte nur sachliche Antworten
kraus-michl@t-online.de
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Das ist ganz sicher so. Aber sukzessive.

Infos jeweils über die Jagdpresse oder die Homepages der Landesforsten. Notfalls beim Jagdreferenten direkt anfragen.
 

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