Wohin geht die Zucht unserer Jagdhunde?

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Ist das momentane Zucht-und Prüfungsgeschehen nicht mehr geeignet, gute Jagdhunde hervorzubringen, diese Frage stelle ich mir zur Zeit oft. Einen Härtenachweis gibt es noch, der Aussagewert ist aber sehr eingeschränkt. Weiche Hunde, Hunde mit Angst vor dem Schuss werden erheblich mehr. Wesensmängel werden oft bemerkt, eingetragen selten. Eine Tendenz im gesamten Zucht- und Prüfungsgeschehen. Bei der Schleppenarbeit legt der Hund die Ente 50 Meter vor dem Führer ab. Jeder der dabei ist, weiß, dass der Hund ohne Hustenanfall jetzt nicht bringt. Der Hustenanfall kommt, oft noch mit leisem Apport verbunden, der Hund bringt, bekommt in Art des Bringens weniger Punkte. Natürlich war allen Beteiligten klar, eigentlich ist der Hund durchgefallen. Zivilen Ungehorsam nennt man das. Eher werden nur 30% der Richter in diesem Fall korrekt richten, das ist jedem bekannt. Geändert wird das nicht.

Da kommt im Jagdgebrauchshund ein Artikel von Frau Dr. Schöning. Die Grundtendenz, nur der gestresste Hund, der Hund der Angst vor dem Menschen hat, dem Agression vorgelebt wird, der zeigt selber Agressives Verhalten.
Passt zu der aktuellen Situation.

Wenn nicht bald gegengesteuert wird, dann werden gute Vorstehunde, wie ich sie mag, bald nicht mehr zu bekommen sein.
 
A

anonym

Guest
Volle Zustimmung!
Aber woran liegt das?

Die Jagd, nein vielmehr das Leben, wird doch generell verlogen bis zum geht nicht mehr.

Ich habe es schon oft gesagt und auch geschrieben, dass so nicht nur die Hunde(rassen) vor die Hunde gehen.

Wenn wir auch hier über den fehlenden Bart eines DD diskutieren und selbst Verbandsrichter da mit ins Horn stossen, wenn hier der HN am Fuchswelpen erbracht werden soll, dann ist es bereits nach Zwölf.

Hunde in die Breite und auf Leistung züchten. Hunde mit Sachverstand führen und verstehen anstatt Hunde mit DIN-Norm geeignet für den letzten Trottel, oder eben dann irgendwann gar nicht mehr, zu züchten.

Ein Hund ist ein Stück Verantwortung, aber das ist ja auch unmodern.
 
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Ich glaube schon, dass das Hauptproblem in den Zuchten liegt. Wo erfolgt denn noch eine strenge Selektion, ohne Rücksichtnahme auf den Zeitgeist usw.? Der Begriff "Leichtführigkeit" ist dabei für mich zum Reizthema geworden.
 
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Was hat ein Härtenachweis mit ungenügendem Apport zu tun ?
Verlässlicher Apport läßt sich nicht züchten.
 
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charlyman schrieb:
Ich glaube schon, dass das Hauptproblem in den Zuchten liegt. Wo erfolgt denn noch eine strenge Selektion, ohne Rücksichtnahme auf den Zeitgeist usw.?

Ist doch einfach: es wird gezüchtet was nachgefragt wird.

Gruß

Michael
 
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matthes1962 schrieb:
Was hat ein Härtenachweis mit ungenügendem Apport zu tun ?
Verlässlicher Apport läßt sich nicht züchten.

Ich sehe da auch keinen direkten Zusammenhang, ist von Claas auch nicht behauptet worden.
Er listet einige Mißstände auf und wie durch Richter und andere Teilnehmer darauf reagiert wird.
 
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migo schrieb:
charlyman schrieb:
Ich glaube schon, dass das Hauptproblem in den Zuchten liegt. Wo erfolgt denn noch eine strenge Selektion, ohne Rücksichtnahme auf den Zeitgeist usw.?

Ist doch einfach: es wird gezüchtet was nachgefragt wird.

Gruß

Michael

Und es wird nachgefragt, was möglichst ohne Stress ausgebildet und geführt werden kann.


Machen wir uns doch nichts vor.
- Selektion, so wie sie ursprünglich ausgeführt wurde, ist aus gesetzlichen und ethischen Gründen nicht mehr möglich
- Ausbildung, so wie ursprünglich ausgeführt wurde, ist aus gesetzlichen und ethischen Gründen nicht mehr möglich
- ausreichende Praxis, schon in der Jugend, kann zahllosen Hunden mangels Wildvorkommen nicht mehr angeboten werden
- Zucht ist zum Geschäft geworden

usw, usw, usw.

Für mich ict ganz klar: Mit der Jagd gehts zu Ende und die Zucht von Jagdhunden ist dieser Entwicklung einen Schritt voraus.
 
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Machen wir uns doch nichts vor. WER braucht wirklich noch täglich einen Jagdhund?
Das sage ich, aufgewachsen in einem Jagdhaushalt in dem Hunde zur Famile gehörten.
Das sage ich, der Jagdhunde züchtet und an Jäger abgibt.
Leider sind die Zeiten vorbei, wo Jagd ohne Hund fast unmöglich war.
Gründe hierfür gibt es viele:
- Mangelnde Jagdgelegenheit
- Kleine bis keine (Niederwild) Wilddichten
- Berufliche Höchstauslastung, keine Zeit für Jagd und Hund
- Immer besser werdende Technik, dadurch weniger Fehlschüsse.
- usw....

Das ist die Realität, und die Hundezucht ist nur ein kleiner Punkt der sich hier anschließt.
Ich kann mich noch erinnern, als Kind meinen Vater und dessen Revierherrn bei der Niederwildjagd begleitet zu haben. Die Bilder des vorstehenden DK werde ich nie vergessen.

Das gleiche Revier kam die letzten 10 Jahre ohne Jagdhund aus...

Ich selbe bejage ein eigenes Revier mit über 700ha. Wir jagen ca. 40 Stck. Rehwild, 5-15 Sauen, 50-60 Enten, 10-20 Hasen und Fasane/Jagdjahr.
Die Gelegenheiten wo wir einen Hund WIRKLICH brauchen, kann ich an 1-2 Händen abzählen.
Wenn überhaupt, dann bei den Enten. (Teichjagd, wohlgemerkt)
Ich behaupte, mit diesen jagdlichen Möglichkeiten noch "mehr als gut" dabei zu sein...

Froh kann jeder sein, der heute noch die Zeit und Möglichkeiten hat, seinen Hund richtig auszulasten!!! Und es gibt auch heute noch Jagdhunde, die solch einem Hundeführer gerecht werden. Bei allen Rassen! Aber sie werden weniger, dass ist nicht von der Hand zu weisen.

Man braucht sich nur anschauen, wieviele Retriever die letzten Jahre geführt werden. Wer hatte vor 20 Jahren einen Retriever?? Um Gottes willen, ich habe nichts gegen diese Hunde!!!
Nur als Beispiel, wie sich die Zeiten geändert haben. Heute entscheidet nicht der Jäger allein, welcher Hund in den Zwinger kommt. Heute kommt der Hund ins Haus. Zur Familie. Und das Familienoberhaupt :32: entscheidet MIT über den Hund.... :31: Oft mehr als die jagdlichen Möglichkeiten.

Erst kürzlich habe ich hier in einem Terrier-Tröt gelesen, dass die Verträglichkeit mit Kindern Hauptkritierium für einen bestimmten Hund war/ist.
Ist auch vollkommen richtig! Ich habe auch kleine Kinder gehabt. Und stand vor der gleichen Entscheidung. Aber man sieht hier, woher der Wind kommt, wo (mit) die Prioritäten bei der Hundeauswahl sind.

Seien wir uns ehrlich. Wer hätte in den 60er, 70er Jahren seine Frau gefragt, welchen Hund sie im Haus haben will? Damals wurde gejagt wie, wo und wann (M)an(n) wollte! Das soll nicht Frauendiskriminierend sein! Bitte nicht in den falschen Hals kriegen, liebe Foristinnen..

Züchter von DW, Bracken und Terriern dürfen doch froh sein, über die starke Sauenpopulation. Wenn dies nicht so wäre, hätten wir hier die nächsten Rassen, die immer mehr an "Saft" verlieren.

Warten wir ab, wie´s weiter geht. Besser wirds nicht.
 
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@Jagdspaniel +++1.

Gut zusammengefasst.

Für viele Jäger ist ein Hund auf Jagd eher hinderlich. Ist leider so.
 
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Ich will nicht allzuviel auf die Zucht schieben, auch wenn mir durchaus bewußt ist, dass es schwarze Schafe unter den Züchtern gibt (Inzucht, mit HD- und OCD-Hunden wird gezüchtet usw), aber meine Erfahrung ist: 95 % der Probleme liegen am anderen Ende der Leine.

Horrido
TicTac
 
A

anonym

Guest
Schön, dass wir uns fast alle so einig sind und ja @Jagdspaniel, die Jagdhundezucht mit dem Jagdhund light ist nur ein Syntom für einen gesamzgesellschaftlichen Virus. Mich erschreckt nur wie weit der bereits in die Jagd eingefressen ist und wieviel Opfer es auch unter Jägern gibt.
 
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Meines Erachtens hat es Zerreiche sehr gut auf den Punkt gebracht.

Welcher Welpeninteressant kümmert sich hinreichend?
- kennt die Zuchthunde, wie sie arbeiten/jagen
- war bei Prüfungen anwesend, um die Ergebnisse einordnen zu können
- verfolgt, was vererbt wurde/wird bei älteren Würfen
- beschäftigt sich mit Ahnentafeln/Linien
...
Wer davon keine Ahnung hat, sollte das ändern oder sich Unterstützung holen. Letztendlich bestimmt noch immer der Welpeninteressent, welche Zuchten er mit seinem Kaufverhalten unterstützt oder eben nicht.
 
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Zerreiche schrieb:
Für mich ict ganz klar: Mit der Jagd gehts zu Ende und die Zucht von Jagdhunden ist dieser Entwicklung einen Schritt voraus.

Das glaube ich nicht mehr! Es wird in der Zukunft kaum noch Mittel für Berufsnaturschützer und Gutmenschen geben und die Menschen werden sich wieder mehr den existenziellen Dingen zuwenden müssen.
 

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