Seit Wochen sind die Reviere in unserer Region wie leergefegt!
Der Mais verrottet an den Kirrungen.
Selbst Rehwild macht sich rar.
Von Brunftbetrieb ganz zu schweigen!
Und obwohl ich seit zwei Wochen fast jeden Abend und jede Nacht draußen war, hatte ich kaum Anblick gehabt, nur einmal eine Ricke mit Kitz, einen Fuchs und einen Marder. :roll:
Auch aus aus den Nachbarrevieren hörte man keine Schüsse.
Es war zum verrückt werden!!!!
Gestern Abend war ich dann wieder gegen 18 Uhr ohne große Erwartungen an eine sonst kaum besetzte Stelle im Wald gegangen und hatte vorsorglich ein Buch dabei.
Etwa hundert Meter vom Sitz entfernt liegt eine kleine, nur ca. 10 Meter breite und 50 Meter lange Wiese zwischen dem Weg und einer inzwischen nicht mehr eingegatterten Schonung.
Diese Fläche war in letzter Zeit beäst worden und da dieser Revierteil sehr ruhig ist, hoffte ich auf tagaktives Wild.
Als erstes kam aber um 19 Uhr ein Auto direkt an Sitz und Äsungsfläche vorbei gezockelt. :shock:
Was hatte der Kerl nur hier zu suchen!!???
Der Fahrer fuhr seelenruhig über die gesperrten Waldwege und wusste auch genau, wo die Schlaglöcher waren.
Das machte der nicht zum ersten mal!
Leider passte der Van nicht mehr als Kopfpräparat an die Hüttenwand!
Also habe ich mich zurück gehalten und ihm nur im Stillen alle gute Wünsche mit auf den Weg gegeben! :evil:
Mein Ärger flaute langsam ab und ich konnte mich wieder meiner Lektüre widmen, immer wieder unterbrochen vom Abglasen der freien Fläche.
Gegen 19.20 Uhr stand dann plötzlich ein Reh auf der Äsungsfläche.
Ein Reh?????
Der Blick durch das Fernglas zeigte ungewöhnlich lange Lauscher für ein Reh.
Das war ein KALB!!
Sofort ging der Adrenalinspiegel in die Höhe, denn wo ein Kalb ist, kommt in der Regel auch noch mehr!
Und so war es auch - nach etwa einer weiteren Minute schob sich ein Tier aus der Dickung und begann neben dem Kalb zu äsen.
Ich war hin und her gerissen.
Einerseits wollte ich zum jetzigen Zeitpunkt eine Beunruhigung des Rotwild vermeiden um den Brunftbetrieb nicht zu stören - andererseits saß mir der bisher noch mit keinem Stück erfüllte Abschußplan im Nacken!
Nein!
Das Kalb lässt du leben, entschied ich mich.
Wenn nicht genügend Wild da ist, kann auch ein Abschußplan nicht erfüllt werden!
Und dann schob sich - oh Wunder - noch ein dritter, massigerer Wildkörper aus der Deckung auf die freie Fläche. :shock:
Das war doch von der Figur her ein Hirsch! :idea:
Der Blick durch das Glas bestätigte einen etwa lauscherhohen Spießer mit spitzen weißen Enden.
Wenn das Alttier den jetzt noch in der Nähe duldete, musste das der Sohn vom vergangenen Jahr sein.
Der passte!
Natürlich stand er erst einmal spitz zu mir.
Das gab mir etwas Zeit, Atmung und Puls wieder zu beruhigen.
Die Auflage auf dem Sitz für die Waffe war alles andere als ideal, aber nach einigen Versuchen ruhte das Absehen auf der Kammer.
Der Hirsch stand etwas schräg von mir weg. Also das Absehen eine handbreit hinter das Blatt gehalten, um auf- oder vor dem Blatt der anderen Seite auszukommen.
Und dann langsam den Druck auf den Abzug verstärken.......
Sakra, jetzt jagst du schon so lange und mußt dich immer noch zusammennehmen, den Abzug nicht einfach durchzureiß....
BUMMM!
Im Schuß sah ich nur, wie der Hirsch plötzlich verschwand und die anderen beiden Stücke in die Dickung absprangen.
Ich habe sofort repetiert und wieder die Stelle ins Visier genommen, an der eben der Spießer noch stand.
Aber da war nichts zusehen.
Kein roter Fleck im hohen Gras, kein Schlegeln.....
Zweifel krochen in mir hoch - lag er nun da, oder war er doch noch weg gekommen?
Abgekommen war ich gut, aber der Rückstoß hatte doch das Ziel aus der Visierlinie gerissen.
(Meine Waffe hatte einen Wechsellauf bekommen, und der hatte gestern Jagdpremiere: Roedale, Kaliber .458 WinMag, 300 grain HP, geladen auf nur 740m/s = 5300 Joule.)
Es war noch zu früh um an den Anschuß zu gehen - also fasste ich mich in Geduld, auch wenn´s schwer fiel. :roll:
Dazu kam in diesem Moment noch eine SMS vom Förster: "Hast du geschossen?"
H. saß also auch im Nachbarrevier draußen, um nach den Hirschen zu schauen.
Was sollte ich Ihm jetzt antworten, so ohne konkrete Fakten? Mit einem einfachen "JA!" würde er sich nicht zufrieden geben.
Also musste auch er noch ein paar Minuten auf eine Antwort warten.
Endlich konnte ich den Sitz verlassen, den Wagen holen und zum Anschuß fahren.
Und da lag er.
Die dicke Kugel war genau da eingeschlagen, wo sie hin sollte, und im Schuß hatte der Hirsch nur noch reflexartig alle vier Läufe hochgezogen, um mausetot platt auf den Bauch zu fallen.
Den Schuß hatte er wahrscheinlich nicht mehr gehört.........
Jetzt konnte ich meinem Freund dem Förster eine handfeste Antwort "SMS´en". :wink:
Der Rest war nur noch eine angenehme Routine:
Mit dem Pickup direkt neben den Hirsch fahren, die Beute mit einem Seil am Kran fixieren, hochpumpen, aufladen und an der Hütte optimal versorgen.
Die dicke Kugel hatte an der Einschußseite drei Rippen zerschlagen und war dann ohne Ausschuß in den ersten Wirbelkörpern der Brustwirbelsäule eingeschlagen.
Der Hirsch hatte also die volle Energie des Geschosses absorbiert.
Das erklärte das reflexartige Verenden am Anschuß!
Jetzt hängt er in der Kühlung.
Und morgen gibt es Leber in verdünntem Zitronensaft mariniert, mit Semmelbröseln und Parmesan paniert und in Butterschmalz gebraten........
Ich ziehe jetzt schon Geschmacksfäden!
Wohnt vielleicht jemand in der Nähe? Es ist genügend Leber da.... :wink:
Viele Grüße!
hem
Der Mais verrottet an den Kirrungen.
Selbst Rehwild macht sich rar.
Von Brunftbetrieb ganz zu schweigen!
Und obwohl ich seit zwei Wochen fast jeden Abend und jede Nacht draußen war, hatte ich kaum Anblick gehabt, nur einmal eine Ricke mit Kitz, einen Fuchs und einen Marder. :roll:
Auch aus aus den Nachbarrevieren hörte man keine Schüsse.
Es war zum verrückt werden!!!!
Gestern Abend war ich dann wieder gegen 18 Uhr ohne große Erwartungen an eine sonst kaum besetzte Stelle im Wald gegangen und hatte vorsorglich ein Buch dabei.
Etwa hundert Meter vom Sitz entfernt liegt eine kleine, nur ca. 10 Meter breite und 50 Meter lange Wiese zwischen dem Weg und einer inzwischen nicht mehr eingegatterten Schonung.
Diese Fläche war in letzter Zeit beäst worden und da dieser Revierteil sehr ruhig ist, hoffte ich auf tagaktives Wild.
Als erstes kam aber um 19 Uhr ein Auto direkt an Sitz und Äsungsfläche vorbei gezockelt. :shock:
Was hatte der Kerl nur hier zu suchen!!???
Der Fahrer fuhr seelenruhig über die gesperrten Waldwege und wusste auch genau, wo die Schlaglöcher waren.
Das machte der nicht zum ersten mal!
Leider passte der Van nicht mehr als Kopfpräparat an die Hüttenwand!
Also habe ich mich zurück gehalten und ihm nur im Stillen alle gute Wünsche mit auf den Weg gegeben! :evil:
Mein Ärger flaute langsam ab und ich konnte mich wieder meiner Lektüre widmen, immer wieder unterbrochen vom Abglasen der freien Fläche.
Gegen 19.20 Uhr stand dann plötzlich ein Reh auf der Äsungsfläche.
Ein Reh?????
Der Blick durch das Fernglas zeigte ungewöhnlich lange Lauscher für ein Reh.
Das war ein KALB!!
Sofort ging der Adrenalinspiegel in die Höhe, denn wo ein Kalb ist, kommt in der Regel auch noch mehr!
Und so war es auch - nach etwa einer weiteren Minute schob sich ein Tier aus der Dickung und begann neben dem Kalb zu äsen.
Ich war hin und her gerissen.
Einerseits wollte ich zum jetzigen Zeitpunkt eine Beunruhigung des Rotwild vermeiden um den Brunftbetrieb nicht zu stören - andererseits saß mir der bisher noch mit keinem Stück erfüllte Abschußplan im Nacken!
Nein!
Das Kalb lässt du leben, entschied ich mich.
Wenn nicht genügend Wild da ist, kann auch ein Abschußplan nicht erfüllt werden!
Und dann schob sich - oh Wunder - noch ein dritter, massigerer Wildkörper aus der Deckung auf die freie Fläche. :shock:
Das war doch von der Figur her ein Hirsch! :idea:
Der Blick durch das Glas bestätigte einen etwa lauscherhohen Spießer mit spitzen weißen Enden.
Wenn das Alttier den jetzt noch in der Nähe duldete, musste das der Sohn vom vergangenen Jahr sein.
Der passte!
Natürlich stand er erst einmal spitz zu mir.
Das gab mir etwas Zeit, Atmung und Puls wieder zu beruhigen.
Die Auflage auf dem Sitz für die Waffe war alles andere als ideal, aber nach einigen Versuchen ruhte das Absehen auf der Kammer.
Der Hirsch stand etwas schräg von mir weg. Also das Absehen eine handbreit hinter das Blatt gehalten, um auf- oder vor dem Blatt der anderen Seite auszukommen.
Und dann langsam den Druck auf den Abzug verstärken.......
Sakra, jetzt jagst du schon so lange und mußt dich immer noch zusammennehmen, den Abzug nicht einfach durchzureiß....
BUMMM!
Im Schuß sah ich nur, wie der Hirsch plötzlich verschwand und die anderen beiden Stücke in die Dickung absprangen.
Ich habe sofort repetiert und wieder die Stelle ins Visier genommen, an der eben der Spießer noch stand.
Aber da war nichts zusehen.
Kein roter Fleck im hohen Gras, kein Schlegeln.....
Zweifel krochen in mir hoch - lag er nun da, oder war er doch noch weg gekommen?
Abgekommen war ich gut, aber der Rückstoß hatte doch das Ziel aus der Visierlinie gerissen.
(Meine Waffe hatte einen Wechsellauf bekommen, und der hatte gestern Jagdpremiere: Roedale, Kaliber .458 WinMag, 300 grain HP, geladen auf nur 740m/s = 5300 Joule.)
Es war noch zu früh um an den Anschuß zu gehen - also fasste ich mich in Geduld, auch wenn´s schwer fiel. :roll:
Dazu kam in diesem Moment noch eine SMS vom Förster: "Hast du geschossen?"
H. saß also auch im Nachbarrevier draußen, um nach den Hirschen zu schauen.
Was sollte ich Ihm jetzt antworten, so ohne konkrete Fakten? Mit einem einfachen "JA!" würde er sich nicht zufrieden geben.
Also musste auch er noch ein paar Minuten auf eine Antwort warten.
Endlich konnte ich den Sitz verlassen, den Wagen holen und zum Anschuß fahren.
Und da lag er.
Die dicke Kugel war genau da eingeschlagen, wo sie hin sollte, und im Schuß hatte der Hirsch nur noch reflexartig alle vier Läufe hochgezogen, um mausetot platt auf den Bauch zu fallen.
Den Schuß hatte er wahrscheinlich nicht mehr gehört.........
Jetzt konnte ich meinem Freund dem Förster eine handfeste Antwort "SMS´en". :wink:
Der Rest war nur noch eine angenehme Routine:
Mit dem Pickup direkt neben den Hirsch fahren, die Beute mit einem Seil am Kran fixieren, hochpumpen, aufladen und an der Hütte optimal versorgen.
Die dicke Kugel hatte an der Einschußseite drei Rippen zerschlagen und war dann ohne Ausschuß in den ersten Wirbelkörpern der Brustwirbelsäule eingeschlagen.
Der Hirsch hatte also die volle Energie des Geschosses absorbiert.
Das erklärte das reflexartige Verenden am Anschuß!
Jetzt hängt er in der Kühlung.
Und morgen gibt es Leber in verdünntem Zitronensaft mariniert, mit Semmelbröseln und Parmesan paniert und in Butterschmalz gebraten........
Ich ziehe jetzt schon Geschmacksfäden!
Wohnt vielleicht jemand in der Nähe? Es ist genügend Leber da.... :wink:
Viele Grüße!
hem