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- 25 Okt 2007
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Es stand eigentlich schon ziemlich lange fest dass Winchester und ich mal zusammen auf die Jagd gehen sollten - immerhin trennt uns nur die Cook Strait, also etwa 3-4 Stunden mit der Fähre. Nach mehreren erfolglosen Anläufen hat es dieses Wochenende endlich geklappt, und ich nahm die Fähre auf die Südinsel wo mich Winchester abholte. Wir wollten zusammen auf Gams in der Kaikoura Range gehen, und so fuhren wir die Küste entlang. Kurz vor Kaikoura gibt es eine Pelzrobbenkolonie die mir schon bekannt war, aber Winchester hatte einen Geheimtip: Ein kleiner Bach führte von der Küste weg, und etwa 50m über dem Meeresspiegel, ca 400m Bachaufwärts, tummelten sich zwei Dutzend junger Pelzrobben in einem Pool unterhalb eines Wasserfalls:
Das war schon mal sehr beeindruckend - man kam immerhin auf bis zu 2 Metern an die Kleinen ran, die überhaupt nicht scheu waren.
Dann ging es noch ein paar Minuten weiter Richtung Süden bis wir in Richtung Berge abbogen. Das Auto stellten wir an einem Flusslauf ab, schulterten die Rucksäcke und es ging ca 4.5km flussaufwärts über die Flussebene.
Rasch fanden wir den Einstieg der uns in einer Schlucht vom Flusslauf wegführte und folgten dem Pfad durch den Busch, bis wir weiter oben wieder auf den Fluss stiessen. Jetzt war es auch nicht mehr weit bis zur Hütte.
Wir machten es uns für den Abend gemütlich, kochten uns ein gutes Abendessen und gingen dann noch einmal kurz auf die Abendpirsch. Weiter flussaufwärts gab es ein paar gute Hänge, aber wir konnten kein Wild erblicken. Zurück auf der Hütte schmökerten wir im Hüttenbuch - die Hütte war bei Jägern sehr beliebt, die viel von Rotwild, Sauen, etlichen Ziegen und ein paar Gamsen berichteten. Die lustigste Stelle im Hüttenbuch war eine Eintragung von Dezember 2007:
"Shooting goats for Department of Conservation. Got 44 in three days."
Auf diese Eintragung folgte zwei Wochen später der Kommentar einer gewissen Heike aus Frankfurt:
"Is it normal that there are so many dead goats around the hut?"
Die Nacht brach an und wir legten uns Schlafen, wurden in der Nacht aber unsanft von einem Possum geweckt. Winchester stand auf und machte die Tür zur Verandah auf - es sass einen Meter von ihm entfernt auf der Brüstung und machte sich daraufhin schleunigst aus dem Staub.
Gegen 05:15 standen wir auf und kochten ein kurzes Frühstück - Winchester nahm ein Sandwich ein, für mich gab es warmen Haferbrei.
Danach brachen wir auf und liefen wieder flussaufwärts zu den besseren Hängen wo wir das Tageslicht abwarteten. Da sich immer noch kein Wild blicken liess marschierten wir immer weiter bergauf. An einer Stelle verlief der Pfad parallel zum Bach und war von diesem durch eine etwa 5m hohe Steilkante getrennt. Plötzlich hörten sowohl Winchester als auch ich einen Ast knacken. Ich blieb stehen während Winchester sich weiter vorpirschte. Als er etwa 30 Sekunden weg war nahm ich im Bachbett unter mir eine Bewegung war - ein Rotwildspiesser trat im Bachbett aus! Zwischen uns war starkes Gebüsch und er konnte mich offensichtlich nicht sehen, also ratschte ich eine Patrone in den Lauf. Das Geräusch mochte er nicht und wandte mir sein Haupt zu, die Lauscher auf mich gerichtet. Da uns das Gebüsch trennte konnte ich ihn noch nicht erlegen und wartete noch eine weitere Minute, bis er einen Schritt weiter nach vorne machte. Jetzt war das Gebüsch etwas dünner, ich nahm die Büchse in den Anschlag. Noch immer trennte uns eine Blätterwand, und ich wartete 30 Sekunden. Dann wurde es mir zu dumm, ich verlagerte mein Gewicht schräg nach links, kriegte seinen Träger frei und liess fliegen. Er taumelte kurz und brach zusammen, mein "YEEEHAWWW" schallte den Bach hinauf!
Winchester war innerhalb von Sekunden zur Stelle und wir stiegen zu ihm über die Steilkante hinunter - etwas rutschig aber es ging.
Zum Schuss: Kaliber 220 Swift, 52 grain Sierra Hollow Point Boat Tail, Schuss von vorne auf den Träger, Treffer und Zerstörung der Wirbelsäule, Entfernung 25m. Bier und Chips stehen bereit.
Wir brachen den Spiesser rasch auf - Winchester erledigte das ganz uneigennützig, und ich wollte dem Doktor bei der roten Arbeit ja nicht im Wege stehen . Danach benutze ich noch Winchester's Schweizer Offiziersäge zum Abschlagen der kleinen Spiesse.
Den Spiesser schleppten wir ein paar Meter weit in den Schatten und liessen ihn dort liegen um ihn am Abend zu holen.
Dann ging es weiter das Bachbett hinauf, dem Kowhai Saddle entgegen. Wir benutzten die etwas weniger belaufene Strecke die uns steil einen Hang hinaufführte. Einige Rotwild- und Gamsfährten liefen direkt über diesen Weg. Als wir auf dem ersten Hügel angekommen waren fingen wir an die Hänge abzuglasen. Der Wind nahm an Stärke zu und wir mussten uns tief in unsere Jacken kuscheln um nicht auszukühlen.
Da wir nichts ausmachen konnten kreuzten wir ein paar Geröllfelder weiter und liefen auf den eigentlichen Sattel zu, von wo aus wir weiter die Ferngläser benutzten.
Auch hier konnten wir nichts ausmachen. Wir legten uns also auf die windabgewandte Seite - auf der windzugewandten Seite blies der Wind bereits so stark dass er einen von den Beinen hauen konnte - und machten ein Mittagsnickerchen. Als wir erwachten hatte der Wind auf Süd geweht und einige Wolken kamen auf - Zeit für uns von dem Sattel zu verschwinden. Beim Abstieg blies uns der Wind einige Male Staub- und kleine Gerölllawinen den Hang herunter.
Wieder am Rotwildspiesser angekommen setzte Dr Winchester seine gute Arbeit fort; wir zerlegten ihn und steckten das Wildpret in ein paar mitgebrachte Kopfkissenbezüge.
Danach ging es am frühen Nachmittag zurück zur Hütte.
Wir hatten etwas Bammel ob das Wetter noch über Nacht halten würde - es war immerhin schlechtes Wetter für Sonntag vorhergesagt. Aber wir hatten Glück und hatten eine sternenklare Nacht. Erst gegen Morgen zog es zu, und wir verschwanden frühzeitig aus dem Tal. Wir gingen den gleichen Weg zurück, und da es stromabwärts ging erledigten wir die Strecke recht zügig - trotz dem Rotwild im Rucksack (wobei ich mich hier noch einmal bei Winchester bedanken möchte da er ca 2/3 des Stücks getragen hat). Zurück durch die Schlucht:
Und schon erreichte wir das Auto, wobei der Platzregen/Hagelschauer just in dem Moment einsetzte als wir dort ankamen - Timing is Everything!
Den Rest des Tages verbrachten wir bei Winchester, da meine Fähre erst am nächsten Morgen ging. Ich wurde erst einmal stürmisch von seinen zwei kleinen Rackern in die Familie aufgenommen, dann von seiner Frau gut bekocht (Rotwild a la Stroganoff, brasilianische Variante). Am Nachmittag brachte mich Winchester noch zu einem Museum in Blenheim in dem ca 2 Dutzend Flugzeuge aus dem 1. Weltkrieg ausgestellt sind - wer mal in der Gegend ist, echt sehenswert (http://www.omaka.org.nz/)! Am Abend gab es noch heiss geräucherten Aal den Winchester eine Woche vorher gefischt hatte.
Heute morgen fuhr Winchester mich dann zurück zur Fähre und wir nahmen voneinander Abschied - mit dem Versprechen, es demnächst noch einmal auf Gams zu versuchen. Fortsetzung folgt also.
Euer Peter aka Jaegerfranz
PS: Meine Kamera hat mitten auf der Tour den Geist aufgegeben, daher sind hier überwiegend Bilder zu sehen die Winchester geschossen hat.
Das war schon mal sehr beeindruckend - man kam immerhin auf bis zu 2 Metern an die Kleinen ran, die überhaupt nicht scheu waren.
Dann ging es noch ein paar Minuten weiter Richtung Süden bis wir in Richtung Berge abbogen. Das Auto stellten wir an einem Flusslauf ab, schulterten die Rucksäcke und es ging ca 4.5km flussaufwärts über die Flussebene.
Rasch fanden wir den Einstieg der uns in einer Schlucht vom Flusslauf wegführte und folgten dem Pfad durch den Busch, bis wir weiter oben wieder auf den Fluss stiessen. Jetzt war es auch nicht mehr weit bis zur Hütte.
Wir machten es uns für den Abend gemütlich, kochten uns ein gutes Abendessen und gingen dann noch einmal kurz auf die Abendpirsch. Weiter flussaufwärts gab es ein paar gute Hänge, aber wir konnten kein Wild erblicken. Zurück auf der Hütte schmökerten wir im Hüttenbuch - die Hütte war bei Jägern sehr beliebt, die viel von Rotwild, Sauen, etlichen Ziegen und ein paar Gamsen berichteten. Die lustigste Stelle im Hüttenbuch war eine Eintragung von Dezember 2007:
"Shooting goats for Department of Conservation. Got 44 in three days."
Auf diese Eintragung folgte zwei Wochen später der Kommentar einer gewissen Heike aus Frankfurt:
"Is it normal that there are so many dead goats around the hut?"
Die Nacht brach an und wir legten uns Schlafen, wurden in der Nacht aber unsanft von einem Possum geweckt. Winchester stand auf und machte die Tür zur Verandah auf - es sass einen Meter von ihm entfernt auf der Brüstung und machte sich daraufhin schleunigst aus dem Staub.
Gegen 05:15 standen wir auf und kochten ein kurzes Frühstück - Winchester nahm ein Sandwich ein, für mich gab es warmen Haferbrei.
Danach brachen wir auf und liefen wieder flussaufwärts zu den besseren Hängen wo wir das Tageslicht abwarteten. Da sich immer noch kein Wild blicken liess marschierten wir immer weiter bergauf. An einer Stelle verlief der Pfad parallel zum Bach und war von diesem durch eine etwa 5m hohe Steilkante getrennt. Plötzlich hörten sowohl Winchester als auch ich einen Ast knacken. Ich blieb stehen während Winchester sich weiter vorpirschte. Als er etwa 30 Sekunden weg war nahm ich im Bachbett unter mir eine Bewegung war - ein Rotwildspiesser trat im Bachbett aus! Zwischen uns war starkes Gebüsch und er konnte mich offensichtlich nicht sehen, also ratschte ich eine Patrone in den Lauf. Das Geräusch mochte er nicht und wandte mir sein Haupt zu, die Lauscher auf mich gerichtet. Da uns das Gebüsch trennte konnte ich ihn noch nicht erlegen und wartete noch eine weitere Minute, bis er einen Schritt weiter nach vorne machte. Jetzt war das Gebüsch etwas dünner, ich nahm die Büchse in den Anschlag. Noch immer trennte uns eine Blätterwand, und ich wartete 30 Sekunden. Dann wurde es mir zu dumm, ich verlagerte mein Gewicht schräg nach links, kriegte seinen Träger frei und liess fliegen. Er taumelte kurz und brach zusammen, mein "YEEEHAWWW" schallte den Bach hinauf!
Winchester war innerhalb von Sekunden zur Stelle und wir stiegen zu ihm über die Steilkante hinunter - etwas rutschig aber es ging.
Zum Schuss: Kaliber 220 Swift, 52 grain Sierra Hollow Point Boat Tail, Schuss von vorne auf den Träger, Treffer und Zerstörung der Wirbelsäule, Entfernung 25m. Bier und Chips stehen bereit.
Wir brachen den Spiesser rasch auf - Winchester erledigte das ganz uneigennützig, und ich wollte dem Doktor bei der roten Arbeit ja nicht im Wege stehen . Danach benutze ich noch Winchester's Schweizer Offiziersäge zum Abschlagen der kleinen Spiesse.
Den Spiesser schleppten wir ein paar Meter weit in den Schatten und liessen ihn dort liegen um ihn am Abend zu holen.
Dann ging es weiter das Bachbett hinauf, dem Kowhai Saddle entgegen. Wir benutzten die etwas weniger belaufene Strecke die uns steil einen Hang hinaufführte. Einige Rotwild- und Gamsfährten liefen direkt über diesen Weg. Als wir auf dem ersten Hügel angekommen waren fingen wir an die Hänge abzuglasen. Der Wind nahm an Stärke zu und wir mussten uns tief in unsere Jacken kuscheln um nicht auszukühlen.
Da wir nichts ausmachen konnten kreuzten wir ein paar Geröllfelder weiter und liefen auf den eigentlichen Sattel zu, von wo aus wir weiter die Ferngläser benutzten.
Auch hier konnten wir nichts ausmachen. Wir legten uns also auf die windabgewandte Seite - auf der windzugewandten Seite blies der Wind bereits so stark dass er einen von den Beinen hauen konnte - und machten ein Mittagsnickerchen. Als wir erwachten hatte der Wind auf Süd geweht und einige Wolken kamen auf - Zeit für uns von dem Sattel zu verschwinden. Beim Abstieg blies uns der Wind einige Male Staub- und kleine Gerölllawinen den Hang herunter.
Wieder am Rotwildspiesser angekommen setzte Dr Winchester seine gute Arbeit fort; wir zerlegten ihn und steckten das Wildpret in ein paar mitgebrachte Kopfkissenbezüge.
Danach ging es am frühen Nachmittag zurück zur Hütte.
Wir hatten etwas Bammel ob das Wetter noch über Nacht halten würde - es war immerhin schlechtes Wetter für Sonntag vorhergesagt. Aber wir hatten Glück und hatten eine sternenklare Nacht. Erst gegen Morgen zog es zu, und wir verschwanden frühzeitig aus dem Tal. Wir gingen den gleichen Weg zurück, und da es stromabwärts ging erledigten wir die Strecke recht zügig - trotz dem Rotwild im Rucksack (wobei ich mich hier noch einmal bei Winchester bedanken möchte da er ca 2/3 des Stücks getragen hat). Zurück durch die Schlucht:
Und schon erreichte wir das Auto, wobei der Platzregen/Hagelschauer just in dem Moment einsetzte als wir dort ankamen - Timing is Everything!
Den Rest des Tages verbrachten wir bei Winchester, da meine Fähre erst am nächsten Morgen ging. Ich wurde erst einmal stürmisch von seinen zwei kleinen Rackern in die Familie aufgenommen, dann von seiner Frau gut bekocht (Rotwild a la Stroganoff, brasilianische Variante). Am Nachmittag brachte mich Winchester noch zu einem Museum in Blenheim in dem ca 2 Dutzend Flugzeuge aus dem 1. Weltkrieg ausgestellt sind - wer mal in der Gegend ist, echt sehenswert (http://www.omaka.org.nz/)! Am Abend gab es noch heiss geräucherten Aal den Winchester eine Woche vorher gefischt hatte.
Heute morgen fuhr Winchester mich dann zurück zur Fähre und wir nahmen voneinander Abschied - mit dem Versprechen, es demnächst noch einmal auf Gams zu versuchen. Fortsetzung folgt also.
Euer Peter aka Jaegerfranz
PS: Meine Kamera hat mitten auf der Tour den Geist aufgegeben, daher sind hier überwiegend Bilder zu sehen die Winchester geschossen hat.