Moin,
Rotmilan schrieb:
Ist sicher auch rassespezifisch, geht trotzdem was zusammen?
Es kommt sicher noch mehr auf den einzelnen Hund an, wie hier auch schon beschrieben. Und auf unser Timing!
Leider können viele HF ihre Hunde nicht lesen - und umgekehrt! Es wird zum falschen Zeitpunkt gestraft und häufig auch zum falschen Zeitpunkt gelobt und damit das Falsche verstärkt.
Wichtig ist, dass wir für den Hund klar und eindeutig sind. Je größer der Unterschied zwischen "Zuckerbrot und Peitsche" desto eindeutiger für den Hund. Dabei muss die einzelne Dosis gar nicht so hoch sein, wenn ich nicht in die einen oder anderen Richtung vorher schon zu viel Pulver im allgemeinen Umgang verschieße.
Z.B. Stimme: Eigentlich eines der einfachsten und schnellsten Hilfsmittel, die wir haben. Viele HF verbauen sich z.B. durch einen permanenten Kasernenhofton oder Brüllen die Möglichkeiten der Stimme als Korrektur. Wenn ich nur Brülle oder den Hund laut führe habe ich keine Reserven mehr. Umgekehrt lässt das permanente Gezwitscher in höchsten Tönen während der gesamten Arbeit - vorwiegend einiger weiblicher HF :wink: - auch nicht mehr viel Spielraum zum Loben auf den Punkt.
Wenn ein Hund von Welpenbeinen an mit ruhiger Stimme und souveränen Gesten geleitet wird, kommt man mit plötzlich lauter Stimme bei unerwünschtem Verhalten z.B., erstaunlich schnell zum Ziel.
Bei Welpen kann man ggf. gleichzeitig den Hund kurz umschubsen oder wegschubsen, finde ich effektiver als einen Klaps - wenn alles in dem Moment des Fehlverhaltens noch erfolgen kann! Wenn er sich im Spiel z.B. zu sehr hochfährt oder die Abdrücke der Milchzähne zu tief werden, fliegt er mit dem Handrücken geschubst schon mal ein Stückchen. Das tut nicht weh - außer die Zahnabdrücke bei uns - beeindruckt aber in der Regel so weit, dass er die Handlung richtig verknüpft. Wenn die Stimme mit ggf. körperlicher "Strafe" so konditioniert ist, reicht später meist ein kurzes lautes "Hey!" oder Knurren wie Fraya es schon beschrieben hat. Bei sensibleren Hunden reicht es auch ohne vorher konditionierte körperliche Korrektur.
Ich versuche grundsätzlich schon dem Welpen ganz deutlich zu machen, was erwünscht ist und was nicht. Und was ich mir als Chef alles erlauben kann. Dabei kann es auch gern mal Körperkontakt geben, z.B. den Welpen mal in unangenehmer Lage fixieren.
Eine Wurfkette steht stellvertretend für Dinge, mit denen man schnell den Hund auf kurzer Distanz erreicht um ihn zu beeindrucken und ihn damit wieder aufmerksam oder offen zu machen (Leine, Schlüssel oder Handy tun's auch). Wenn dazu entsprechend ein eindeutiger Stimmreiz eingesetzt wird kann es einen ähnlichen Effekt haben wie oben beschrieben.
Zwang ist für mich jegliche Art ein Kommando mit körperlichen Maßnahmen durchzusetzten, dazu gehört auch die Leinenarbeit - nicht Prügel! Wobei "Zwang" m.M. nach nur zum Absichern und nicht zum erlernen von Handlungen sinnvoll ist.
Leider sieht man wie von Class schon beschrieben häufig auch zweifelhafte "Erfolge" durch falsche eingesetze oder falsch getimete Korrektur, Strafe oder Zwang. Hunde zeigen auf unsere Maßnahmen immer irgendeine Reaktion, ob es die gewünschte ist bleibt die Frage... Der Hund wird so lange etwas probieren bis es nicht mehr "knallt". So mancher HF und vor allem die Hunde hätten weniger Stress, wenn sie das Verhalten des Hundes und ihr eigenes ab und zu auch mal hinterfragen würden und drüber nachdenken warum der Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt oder eben nicht...
Souveränität, Klarheit in Handlung und Stimme, sowie richtiges Timing fallen mir zusammenfassend für den Umgang und das Durchsetzen bei den Hunden ein. Bei vielen Ausbildern würde ich mir wieder etwas mehr Bauchgefühl wünschen...
Ooops, 'n büschen lang geworden, sorry!
Gruß
Nikon