Re: Wertermittlung von bestehenden Hochsitzen und Ansitzleit
Hi,
an sich kann ich die Faustformel des Wertverlustes von 10 % pro Jahr grob gut heißen.
Allerdings gibt es ja tausenderlei Konstruktionsformen und Materialien und genau so viele grausame Fehler, die Hochsitzbauer reinbasteln. Und so wäre z.B. noch zu beachten:
- die Wertminderung/ Jahr für eine superlodenjockelige in Beton gehaltenen U-Eisen und gar mit Stahlfüßen hingestellte vollverkleidete kleinfenstrige Kanzel als jagdunpraktische Landschaftsverschandlung ist mit 10 % / Jahr ganz sicher zu brutal angesetzt.
So ein Ding vergammelt ja leider überhaupt nicht, behält also einerseits seinen Wert für Geschmacksverirrte.
Es muss andrerseits bei ein wenig Ästhetikempfinden sofort raus aus dem Revier, auf jeden Fall aus den Übergabeverhandlungen ausgeschlossen werden oder mit Abbau- plus Entsorgungsaufwand - minus 500 € - veranschlagt werden ;
- gleiches gilt für alle Hochsitzbaumaterialien, die mit Lack, Holzschutzmitteln eingelassen sind, für viele Dächer, alle Fenster...: ich fahre da 25 -30 km einfacher Weg zur nächsten korrekten Deponie und darf dann hängerweise noch 70 € bezahlen - diese eingebauten Spätkosten hat man denn reinzurechnen.
Und für den eventuell folgenden dummen Spruch: "in drei Jahren einfach anzünden!" sollte wg. JagdistangewandterNaturschutz! sofort eine Strafprämie von 500 € beim Kopfrechnen notiert werden;
- wenn ich ne Vollkanzel an ner Mini-Rückegasse antreffe, die hier halt neben euiner Futterraufe und ner Saukirrung im Walde steht, dann ist das ganze Ding für mich völlig wertlos: so mag ich nicht jagen.
Andre sind da ganz scharf drauf und bewerten dies als ruhigstes Eck, Idealeinrichtung für die Kirrungsjagd und "Schwarzwildbewirtschaftung !". Geschmäcker und Gesetzestreue sind halt extrem verschieden unter Jägersleuten...also ist der Wert einer Jagdeinrichtung eben nicht objektiv, sondern auch nach presönlicher Jagdpraxis des übernehmenden Jagdpächters zu bestimmen !
- für die meisten freistehenden Ansitzleitern und Drückjagdböcke ohne Dach würde ich nach spätestens 6 Jahren wg. Fäulnis und dann vielen bg-widrigen Risiken sowieso den Wert auf Null setzen. Und bei nahezu allen Leitern ( druckimprägnierte und mit Sprossenfix hergestellte mal ausgenommen) gilt dies ja genauso. Sowas bastle ich halt für maximal 150 € (neue edle Leiter: 70 €) standortangepasst neu, hab Spaß dran und das Ding ist nachher BG-konform - wofür ich ja dann auch jahrelang hafte.
- bei offensichtlich fehlpositionierten Sitzen zählt nicht, dass sie noch drei bis vier Jahre "gut halten" würden, sondern der Wert bemisst sich jetzt daran, ob sie es noch Wert sind und ordentlich überleben würden, jagdtaktisch klüger umgelegt, weggeschleppt und neu aufgestellt zu werden. Oder ob man da nicht viel schneller was ganz neues hinbastelt.
( Problem ist klar: man kennt ja das neue Revier, die Windkräusel etc. noch nicht, will sich auch drauf verlassen, das die Alten gar nicht dumm waren - aber vielleicht nimmt man doch besser paar Jagdpraktiker mit und fragt sie nach ihrem Gefühl und dann ist mitunter ein mittelalter Sitz einfach Schrott, Minuswert).
Also ist es halt in der Tat doch sehr viel komplexer mit der Wertermittlung.
Man sollte im neuen Revier esrstmal schauen, ob nicht schon die wirklich guten Sitze ohnehin in ein Nachfolgerevier des Ex-Pächters oder seiner Mannen weggeschleppt worden sind. So ist es nämlich meistens.
Und man sollte wissen, ob der Vorpächter überhaupt Verwendung für die noch stehende Verhandlungsmasse hat und wirklich fit, bereit und willens wäre, seinen alten Mist aufzuräumen. Vielleicht hat er null Bock und dann senkt dies auch den Gesamtpreis, denn jeder alte Hochsitz ist bei Übernahme dann eine echte Entlastung für den Vorpächter.
Analog gilt dies sogar für die Witwe eines verstorbenen Pächters: hier ist keiner mehr, der die Sachen weiterverhandelt, aufräumt, korrekt entsorgt, - und das ist halt ganz nüchtern deftige Preisreduktion wert. Sollte man dann aber auch verständlich erläutern.
Am besten läuft man dann durch`s Revier und überlegt sich bei jedem Hochsitz, ob der toll und nicht etwa saudumm im Wind steht, mitten drin im Getümmel anstatt schlau morgens angehbar, ob er technisch gut und auch noch ästhetisch ist - und bewertet dann
1. "will ich wirklich haben" - oder eben nicht,
2. dann den persönlichen Restwert zwischen minus 500 und plus 1000€.
Am Schluß ne Liste der gewünschten Sitze und ihres fairen Preises abzüglich der ins Auge gefassten Aufräumkosten für den Müll. Danach nen fairen Preisvorschlag in zwei Varianten: a) das Angebot für alle Jagdeinrichtungen inklusive Müll und b) andere Summe, falls der Altpächter alles korrekt rausschleppt, was nicht gefällt / eh kaputt ist.
Unverschämt verhandeln sollte man aber keinesfalls.
Ein "zahle nix!" des Nachpächters hat mich nach meinem wirklich irrwitzig gutmütigen Pauschalangebot von 10 € /Jagdeinrichtung z.B. wohl wider sein Erwarten mal dazu gebracht, 10 toll funktionierende Hochsitze (nicht ohne Riesenaufwand intakt umzulegen) vor Ort zu kompostieren, 1 blöde alte Lackkanzel vom Vorpächter mit Fenstern, Teerdach etc. korrekt zu entsorgen, insges. 25 relativ neue Sprossenfix-beschlagene Leitern und 13 gliedganze Kanzeln und 10 Ansitzleitern und 25 Drückjagdböcke rauszukarren. Die meisten davon sind noch im Einsatz und wir haben locker die 2000 € Materialkosten eingespart, die ich initial verschenkt hätte... zu geizig ist also saublöd !
Chrüazi,
Martin