Warum Jagd?

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Jeder, dem ich es bisher erzählte, meinte nur "SOWAS willst DU machen? Bleib lieber daheim bei Deinen Kindern!" Und deshalb kam ich zwecks Begründung schon etwas ins Grübeln, denn manchmal hab ich das Gefühl, als Mutter muss man sowieso bei allem, was nicht mit den Kindern zu tun hat und mal nur für einen selber wäre, gute Argumente haben.

Sorry, ist wohl ein richtiges Frauen/Mutter Problem.

Warum musst du dich vor anderen Leuten rechtfertigen??

Nur weil du selber ein schlechtes Gewissen deinen Kindern gegenüber hast?
Dann lass es.

oder du überwindest diese Phase und sagst "Egal was andere denken ich mache das"

Dann los.

Jagd ist nicht rational zu begründen, man muss es wollen. das hat man oder man hat es nicht.
Ganz einfach.

Zu den Ausrüstungstips.
Vor Beginn des Kurses nix kaufen, was du brauchst wirst du schon mitbekommen.
Nix ist peinlicher als die Jungs die zum ersten Kurstermin völlig in Grün erscheinen.
 
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mauser_66 schrieb:
[quote="Sir Henry":1789z4wz]Wer nicht weiß, warum er jagen und Jäger werden möchte oder will,
der soll es gleich bleiben lassen.
Entweder man hat diesen Drang und Willen oder nicht.
Sich nach den Beweggründen anderer zu richten um eine Rechtfertigung zu haben, ist wohl nicht der richtige Ansatz. :?

Für einen selber sollte man das schon wissen, und es sieht ja so aus als wüßte Tinebiene das auch. Allerdings, wenn Du noch im Halblaienstadium bist, und Du wirst von Leuten, die gemäß dem Zeitgeist wahrscheinlich der Jagd aufgrund mangelnder Kenntnis kritisch gegenüber stehen, nach dem warum gefragt, dann finde ich es ok, wenn man sich Argumente von Aktiven holt.[/quote:1789z4wz]
Bevor diese Argumente "verinnerlicht" sind, wird die Frage "warum Jagd" mit Gestammel beantwortet werden.

Der Veganer, Vegetarier, Atomkraft-Gegner, Jägerhasser, Wehrdienst-Verweigerer oder Auto-Abfackler, Juden-, Christen oder Muslimhasser fragt sich doch auch nicht nach seinen Beweggründen. Er hat sie und feddisch.

Warum man heute die Jagd mehr braucht als vor 1000 Jahren, ist den Jagdgegnern, UL, Grünen, Vegetariern und Veganern ohnehin nicht auf rationaler Ebene zu vermitteln.

Jagd ist emotional und rational zu begründen. Sich selbst zu reflektieren, ist schon schwer genug. Aber sich in philosophische Sphären zu versteigen, ist das Erlernen des Kleinen Einmaleins die Grundlage.
Die Frage, warum einer Jäger/in werden möchte oder geworden ist, beantwortet sich früher oder später von selbst.

Jagd hat was mit Tod und töten zu tun.
Dem nach hoffentlich guten Schuss, den noch lebenswarmen Körper zu öffnen, um Geräusch und Gescheide herauszunehmen, gehört da unzweifelhaft dazu. Die Wertschätzung des Wildes als ein Mitgeschöpf kommt in so einem Moment weit mehr zum Tragen, als ein "scheues Rehlein" durch das Fernglas zu betrachten.
 
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Pathos, manchmal gefällt es mir........

Wer nie jagte und nie liebte, nie den Duft der Blumen suchte, nie beim
Klang der Musik erbebte, ist kein Mensch, sondern ein Esel.

Allah zählt die Tage nicht

die wir auf der Jagd verbringen


Wen nicht die Sehnsucht treibt, wer`s nicht im Blute spürt,

der soll die Hand vom edlen Waidwerk lassen.

Denn was den Waidmann an der Seele rührt,

lässt sich nur fühlen, aber nicht in Worte fassen.


In der heutigen technisierten Welt kann ich fast nur noch auf der Jagd wieder ein natürliches Wesen werden. Hier ist der Instinkt, das Einlassen auf das Elementare, Kälte, Regen, Pflanzen, Bodenform notwendig. Oft entsteht sogar eine Art Mystische Verbundenheit mit der Natur. Schilf, Abendrot, Nebel, Gedanken von Werden und Vergehen, dass bezwingen des Erfolgs durch Beschwörungen oder Rituale. Sicher ist die Tötung des Tieres der Abschluss der Jagd und das Ziel. Ich will das Tier erlegen und muss versuchen es zu überlisten. Ich genieße die Jagd wie den Duft der Blumen oder den Klang der Musik. Jede Jagd, die mit dem Tod des Tiers endet, erinnert mich an die sichere Gewissheit der Tatsache, dass auch ich sterben werde. Dabei kann jeder Zweig, jeder Windhauch, das falsche Einschätzen des Wildes und seiner Instinkte schon vor dem Schuss zum Misserfolg führen. Der Schuss auf ein Stück Dammwild im Gatter ist für mich keine Jagd . Eine Jagd mit der Kamera und der Trophäe als Bild kann zwar vom Verstand das gleiche sein, was nützt mir aber das Bild der Geliebten, wenn ich sie nicht spüren kann.
Ich werde jagdlich immer versuchen das Wild zu erhalten. Dadurch das ich dem Hasen oder dem Fasan gute Bedingungen schaffe, erhalte ich dieses Wild und andere Wildarten die davon auch profitieren. Ich nutze die Natur ohne sie zu schaden.

Und wenn es nicht ums Jagen wär,


als früh im Wald zu streifen,


zu hören wie der Kuckuck ruft


und wie die Finken pfeifen.


Den Schwätzern aus dem Weg zu gehen,


und keine Narren mehr zu sehn,


es wäre genug der Lust dabei,


zum Lob der Jägerei!
 
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Claas schrieb:
was nützt mir aber das Bild der Geliebten, wenn ich sie nicht spüren kann.

spüren ist in der Tat besser! :wink:

manchmal braucht es halt ein wenig Anstoß von außen, ich finde das nicht verkehrt.
sein lassen, kann sie es immer wieder, also, zögere nicht, geh Deinen Weg!
 

hdo

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...sein lassen, kann sie es immer wieder, also, zögere nicht,...

Genau. non scolae sed vitae. Wenn der Funke nicht überspringt, so hat man doch ne ganze Menge gelernt.
Als ich diesem Mai den ersten Jagdschein löste, wusste ich noch nicht so recht, ob das eine echte Leidenschaft wird.
Nun kenne ich das Herzklopfen, das merkwürdige Gefühl wenns nachts neben einem im Gehölz knackt. Mit angespannten Sinnen die Nacht der Dämmerung weichen sehen, oder sich nach dem letzten guten Büchsenlicht die Uhr zurückdrehen wollen. Sich den frischen Wind um die Nase wehen lassen. Teilweise kontemplative Momente/Zeitspannen- da brauchts keine Gurus und fern-östliche Techniken (Joga etc.).
Und DInge wahrnehmen, die man nie wahrnehmen würde, weil man immer auf der Reise ist, sich immer schnell von A nach B bewegt um "Wichtiges" zu erledigen.

Definition "Jagd" => "back to nature" ! 8)


PS:
Warum können wir Menschen nicht zugeben nicht von "Ratio" gesteuert zu sein? Wir hätten so gerne alles unter Kontrolle und würden so gerne alles rational begründen. Gerade unter den Akademikern ist es keine gute Idee von den unter dem Kortex liegenden, alten Hirnregionen zu sprechen. Denen, die in Wahrheit entscheiden.
Für die Schämt man sich irgendwie. Ungehemmter Sex? Pfui! Jagdfieber? Pfui!
Je mehr man diese alten Hirnregionen negiert, desto verkorkster läuft es imho.
Zwischenzeitlich verschlingen stationäre psychiatrische Therapien gut 20% der Kosten im Gesundheitswesen.
Lehrer gehen mit durchschnittlich 55 Jahren in Pension. Burn out, meist komplett frustriert, depremiert.
Irgendetwas läuft da gewaltig schief bei der Entwicklung hin zur Gutmenschengesellschaft ... :roll:
 
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hdo schrieb:

aber hallo, auf welcher Jagdschule bist Du gewesen? :wink: :lol:

bedenke, Tinebiene is still much interested Stöckelwild, ups, please do not harm her more than necessary :wink:

aber Du hast Recht, man sollte diese Erfahrungen unbedingt machen und z.B. auch mal alle Manager dieser Erde back to nature gewissen Selbsterfahrungen zuführen und der Euro wäre gerettet!!! :idea: :twisted:
 
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Ob das mit dem Essen von Termiten und Käferlarven zu machen ist,
lässt der geringe Badarf für einen Selbsterfahrungstrip erkennen.
Nur so - wegen dem Naturerlebnis (des Naturerlebnisses) :mrgreen:
 
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Warum Jagd?

War für mich nie eine Frage. Jagd gehört schon immer zu meinem Leben. Mein Vater hat an dem Tag als ich geboren wurde einen Hasen geschossen, der wohl größer war als ich. Meine Mutter hat, als ich noch in Ihrem Bauch war, meinem Vater ein Wildschwein vor die Flinte getrieben (Berneke).

Damals musste sich kaum ein Jäger für etwas völlig normales rechtfertigen. In den meisten Revieren überstieg der Erlös aus der Jagd die Jagdpacht bei weitem. Es war einfach die Nutzung dessen was uns die Natur im Überfluss bietet. Nichts anderes macht jeder Landwirt.

Die Probleme fingen an als die Jagd zum Hobby verkommen ist. Dass jemand Tausende von DM (Euro) dafür bezahlt, sich bei Nacht und Kälte rauszusetzen ist eben nur schwer einem „Normalbürger“ zu erklären.

Heute müssen wir unser Handwerk damit rechtfertigen, dass wir Wildschäden verhindern und Biotope anlegen. Wobei mir Keiner weiß machen kann, dass er deshalb auf die Jagd geht. Keiner macht den Jagdschein weil er den Wald retten will, oder die Felder der Bauern schützen möchte. Auch glaube ich nicht dass jemand zur Jagd geht weil er Biotophege betreiben will.

Der Mensch kam als Jäger in diese Welt. Das ist in unseren Genen so hiterlegt. Ich bin der Überzeugung dass dieses Jagdgen in jedem von uns Menschen steckt. Es ist wohl vergleichbar mit Hunden. Jeder Hund hat den Jagdtrieb. Beim Jagdhund wird dieser Trieb gefördert. Bei anderen Hunden wird er unter dem Deckel gehalten. Aber da ist er bei beiden.

Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass Jäger glücklichere Mensche sind. Warum? Weil sie ausleben können was in uns steckt.

Jagd ist nützlich für Natur Jäger u. andere Menschen. Das ist meine Rechtfertigung.



Wai Hei.

Drake
 
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Drake schrieb:
Warum Jagd?

1) War für mich nie eine Frage. Jagd gehört schon immer zu meinem Leben. Mein Vater hat an dem Tag als ich geboren wurde einen Hasen geschossen, der wohl größer war als ich. Meine Mutter hat, als ich noch in Ihrem Bauch war, meinem Vater ein Wildschwein vor die Flinte getrieben (Berneke).

2) Damals musste sich kaum ein Jäger für etwas völlig normales rechtfertigen. In den meisten Revieren überstieg der Erlös aus der Jagd die Jagdpacht bei weitem. Es war einfach die Nutzung dessen was uns die Natur im Überfluss bietet. Nichts anderes macht jeder Landwirt.

3) Die Probleme fingen an als die Jagd zum Hobby verkommen ist. Dass jemand Tausende von DM (Euro) dafür bezahlt, sich bei Nacht und Kälte rauszusetzen ist eben nur schwer einem „Normalbürger“ zu erklären.

4) Heute müssen wir unser Handwerk damit rechtfertigen, dass wir Wildschäden verhindern und Biotope anlegen. Wobei mir Keiner weiß machen kann, dass er deshalb auf die Jagd geht. Keiner macht den Jagdschein weil er den Wald retten will, oder die Felder der Bauern schützen möchte. Auch glaube ich nicht dass jemand zur Jagd geht weil er Biotophege betreiben will.

5) Der Mensch kam als Jäger in diese Welt. Das ist in unseren Genen so hiterlegt. Ich bin der Überzeugung dass dieses Jagdgen in jedem von uns Menschen steckt. Es ist wohl vergleichbar mit Hunden. Jeder Hund hat den Jagdtrieb. Beim Jagdhund wird dieser Trieb gefördert. Bei anderen Hunden wird er unter dem Deckel gehalten. Aber da ist er bei beiden.

6) Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass Jäger glücklichere Mensche sind. Warum? Weil sie ausleben können was in uns steckt.

7) Jagd ist nützlich für Natur Jäger u. andere Menschen. Das ist meine Rechtfertigung.

Wai Hei.
Drake

so macht sich jeder seine Gedanken.
Besonders gut hat mir 1) gefallen

zu 2). Ich weiß nicht was du mit "damals" meinst, denn Wild "im Überfluss" gibt es schon lange nicht mehr

zu 3): das fing vor allem damit an, dass die Motorisierung es zuließ, aus fernen Orten bequem anzureisen und nicht mehr umständlich mit der Bahn, dem Fahrrad oder reviernah zu Fuß.
Ein Hobby ist eine Liebhabersache, die ernst oder oberflächlich betreiben werden kann.

zu 4): Wer die Jagd als "Handwerk" versteht, macht (fast) alles selbst. Auch bei den Handwerkern gibt es Könner und Pfuscher.
Die Jagd ist so komplex, dass der Jäger aus seiner Sicht kaum was ausklammern kann,
aber der Jagdgegner sich über Einzelaspekte wie dem "niederballern" unschuldigen Wildes aufregt.

5): Der Jagdtrieb ist aufgrund der langen menschlichen Entwicklung zum großen Teil verloren gegangen. Daher kommt es auch,
dass die eigene Beschaffung des Fleisches von Wildtieren als archaisch, brutal, roh und "mörderisch" betrachtet und die Jäger verfemt werden.

zu 6): Diese Einstellung haben nur "jagdliche Handwerker", aber keine Hobbyjäger, die nebenher noch alle möglichen Hobbys haben.

zu 7: Jagd ist sinnvoll und notwendig. Der gewöhnlich sich am Kosten-Nutzendenken orientierende urbane Mensch kann nicht verstehen,
dass jemand für die Gesellschaft etwas tut, das mehr kostet als es einbringt.

Gruß und Waidheil
 
T

Tinebiene

Guest
So, die Angelegenheit hat sich erledigt, nach nun einigen durchgrübelten Nächten habe ich mich angemeldet und freu mich sehr, hoffentlich bald wirklich zu der Jägerzunft dazugehören zu dürfen..;-)

Ihr habt Recht, das muss man/ frau wohl einfach durchziehen, wenns in Einem drinsteckt.

Vielen Dank für alle Tipps und Meinungen nochmal!
 
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Tinebiene schrieb:
Ihr habt Recht, das muss man/ frau wohl einfach durchziehen, wenns in Einem drinsteckt.

Yepp :!:
Viel Spaß beim lernen und viel Erfolg bei der Prüfung !

( 6 - 9 Monate Lehrgang + Prüfung :arrow: dieses Jagdjahr wird knapp, aber ab dem 01.05.2012 solltest du so langsam mitmischen :wink: )

Gruß Warzenschwein
 
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23 Jul 2011
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Hallo Tinebiene,

super!!! Ich wüsche dir vor alle viel Spaß beim lernen, Leute kennenlernen und wenn Du die Prüfung hast natürlich auf der jagd.

Wir lesen hier hoffentlich von dir den weiteren Fortgang deiner Laufbahn vom Jägerlehrling zur Jägerin.

Bis dann

Wai Hei

Drake
 
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19 Jan 2011
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Moin Tinebiene,

mein Glückwunsch zu Deiner Entscheidung!
Ich habe meinen Jagdschein seit dem Jahre 09, nach einem Besuch einer Jagdschule (auch über mehrere Monate, KEIN Crash-Kurs!!!!)
Diese Zeit war sehr interessant und kurzweilig. Fehlstunden sollten tunlichst vermieden werden, da immer prüfungs.-relev. Themen besprochen wurden.

Ich kann Deine Anfangsfrage auf jeden Fall nachvollziehen.
Leider sind sogar hier im Forum, ein paar Leute dabei, die meinen Die Waisheit gepachtet zu haben. (Die "Nichtnachvollzieher")

Nun denn, viel Erfolg bei Deinem Vorhaben! Nach der Ausbildung kannst Du sicherlich Deine eigenen Argumente formulieren.

Alles Gute und Waid(manns)heil aus Niedersachsen
 

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