ungewollte Verstellung bei festverlöteten Doppelbüchsen

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Hallo,
ich brauche da mal Rat von Wissenden!

Ich führe für die Drückjagd eine Merkel DB 140. Das Teil funktioniert auch gut. Um "fit" zu bleiben, nehme ich die Waffe auch mit ins Schießkino. Dort gehen naturgemäß um 30 Schuß durch die Rohre, meistens natürlich durch den rechten Lauf.
Jetzt erzählt mir der Schießkinobetreiber, ich solle aufpassen, daß ich mir das Laufbündel nicht ungewollt umgarniere, weil ich die Knarre heißschieße. Der meinte das ernst! Er hätte das schon erlebt.
Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, aber unsicher hat es mich schon gemacht. Also hier nochmal die Frage:
Kann man sich die festverlötete DB kaputtschießen, wenn man sie im Schießkino heißschießt? Ist sie dann umgarniert?
Mein Büma wollte sich übrigens nicht festlegen. Am Ende meinte der, solange man die Läufe anfassen kann, passiert nichts.....
 
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Temperaturen über 450 Grad (Natürlich in Abhängigkeit vom Lötverfahren/Lot/Flussmittel) müssten schon erreicht werden.

Ob das im Schiessbetrieb erreicht wird wage ich doch zu bezweifeln.
Wäre natürlich interessant zu wissen wo in der Büchse überhaupt die Temperaturspitzen auftreten.


Ich denke mal dass da der Vorderschaft schon vorher qualmt :roll:
 
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Hallo Nyala,

du meinst also, ein irreversiblesVerziehen der Läufe ist nur möglich, wenn das Lot schmilzt? Spannungen, die durch die Hitze entstehen entspannen sich immer wieder in den Originalzustand?
Ok, das ist ein Standpunkt. Da niemand 450 °C erreichen dürfte, wäre es dann ja unmöglich, ein festverlötetes Laufbündel zu ruinieren, es sei denn, durch mechanische oder chemische Gewalt (Verbiegen, Ausschießen, Rost).
Würdest du das so unterschreiben?

Danke für deine Antwort...
 
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Nyala schrieb:
Temperaturen über 450 Grad (Natürlich in Abhängigkeit vom Lötverfahren/Lot/Flussmittel) müssten schon erreicht werden.
Woher nimmst Du diesen Wert?

Rein theoretisch kannst Du ein Laufbündel auch kalt dauerhaft verbiegen. Alles was es braucht sind Spannungen im Material (Stahl oder Lot) die in den Bereich der plastischen Verformung kommen (oberhalb der Streckgrenze).

Das man diese Spannungen durch Schießen erreichen kann, bezweifle ich aus dem Bauch auch. Dennoch würde mich interessieren, wie Du das an einer Temperatur festmachen kannst. Hat das jemand mal gerechnet oder ausprobiert?
 
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Also rein theoretisch kann ein DB-Lauf durch das Schießen nie auf eine Temperatur gebracht werden das er sich dauerhaft verzieht.Das Lot wird erst bei ca.400°-500°flüssig.
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6ten
Wenn der Lauf normal abkühlt ändert sich auch nicht das Gefüge des Laufstahls.
Nach dem Abkühlen verschwinden auch die Spannungen wieder die natürlich bei verlöteten Läufen auftreten.
Alex
 

AS.H

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Hallo

Also ich werde die ganze Sache mal entwirren. Ich bin Büchsenmachermeister und ich habe einen Kunden der es mit der gleichen Methode geschafft hat seine Merkel DB zu ruinieren.
@ Jan.G
Immer 2 Schuss Schießen ( Bum; Bum ) auch wenn der 2. ins leere geht, dann passiert dem Bündel nichts.

@Nyala
Deine Angaben sind fast richtig, aber bei 400-500° sind wir beim Hartlot und DB werden weich verlötet 180- 400°. Meist mit Eutektoiden Lot ( schmilzt bei ca. 183° und hat keinen breiigen Bereich ).

Frodo hat den richtigen Ansatz:
Die ungleiche Längsausdehnung der Läufe verformt das Weichlot, so daß nach dem Abkühlen die Läufe anders zueinander Stehen.

Ich hoffe ich konnte das dunkel lichten

Grüße AS.H
 
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Moin!

Ich bin zwar kein Büchsenmachermeister, kann aber die Angaben von AS.H aus der Praxis bestätigen:
Auch einer meiner Bekannten hat es geschafft eine Suhler Doppelbüchse im Schießkino zu ruinieren. Naja, ruiniert war sie nicht, aber sie musste neu garniert werden. Ist kein Totalverlust, kostet aber auch 300-400 Euro, wenn es preiswert gemacht wird (Da ist dann auch die Streichbrünierung mit enthalten).

Einem anderen Bekannten wurde auf anfrage von Heym gesagt, daß er aus seiner Heym DB acht Doubletten in kurzer Zeit schießen darf und dann das Laufbündel auskühlen lassen muss. Es solle aber keinesfalls mehr als 3 Schuss hintereinander aus einem einzelnen Lauf machen.

Wer mehr mit der Doppelbüchse krachen will, muss sich eine mit freiliegenden Läufen holen.

Gruß,


frogger
 
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Ich weiß von dem Besitzer eines Bockdrillings, der die Waffe missbraucht hat, um damit etliche Runden Tontauben zu schießen. :shock: Danach war es mit dem guten Zusammenschießen der Kugelläufe vorbei. :(
 
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Soviel also zu der idiotensicheren Doppelbüchse mit festverlöteten Läufen.
Mein Schußbild vor dem Schießkinobesuch war typischerweise:
1 Schuß Mitte, 2. Schuß (aus zweitem Lauf innerhalb 8 Sekunden) 11 Uhr ungefähr 3 cm entfernt vom ersten.

Mein Schußbild nach Schießkinobesuch mit insgesamt 30 Schuß natürlich mit den meisten ( ca. 25) aus dem rechten Lauf:
1 Schuß Mitte (nach Korrektur des ZF), 2 Schuß (aus zweitem Lauf innerhalb 8 Sekunden) 01 Uhr ca. 6 cm entfernt.

So, wie es aussieht, muß ich nun eine neue Laborierung erarbeiten und das Teil wirklich nur noch zur Jagd führen und hoffen, daß nicht allzu viel Anlauf ist, sonst schieße ich mir den Prügel krumm.

So eine side by side ist ja schön anzusehen, aber ein Automat scheint mir praxistauglicher. Schade!

Danke AS.H für deine Erhellung. Tauscht du DB gegen einen ordentlichen Repetierer?
 
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AS.H schrieb:
Hallo
...DB werden weich verlötet 180- 400°. Meist mit Eutektoiden Lot ( schmilzt bei ca. 183° und hat keinen breiigen Bereich ).
Grüße AS.H

Moin!
DB werden weich verlötet??? :shock:

Bislang war ich mindestens von Hartlot mit Silberlot ausgegangen, also so um die 600-700° Arbeitstemperatur. Ok, gut zu wissen.
Das Gleiche müsste dann ja auch für meine/eine BBF gelten...? Also maximal 3 Schuß mit dem Kugellauf und stop?

WmH
Kalle
 
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Natürlich beuge ich mich zunächst der fachkundigen Stellungnahme der Büxner.

Einleuchtender wäre es mir dann aber doch wenn eine ergänzende Erklärung gegeben werden könnte warum eine Tontaubenflinte, die der gleichen Herstellungsprozedur unterworfen war ,nicht nach jedem Wettkampfschiessen neu garniert werden muss.
Die thermische und mechanische Belastung dürfte zumindest gleich, wenn nicht höher sein. :?:
 
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Ich habe im Schießkino erlebt, wie bei einem Kollegen an der Mündung seiner BBF die Lötung aufriss. Allerdings hatte er, trotz Warnung des Büma, in relativ kurzer Zeit über 40 Schuß raus. Jagdlich ist das natürlich nicht relevant.
 
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Kalleknall schrieb:
[DB werden weich verlötet??? :shock:
JEIN.
da darf ich ASH ergänzen.
die Läufe werden im Semiblock hart verlötet,
und dann die Läufe inc. Reifen mit Weichlot "garniert"......
.....bis sie "zusammenschießen".....
und bei Laborierungswechsel, wird das Weichlot heißgemacht -
und die Regulierung per >Keilverschiebung vorgenommen.....
....es soll "preiswerte" BüMa geben,
die das Laufbündel danach tauchbrünieren... :evil: :evil: :evil:
so verschaffen sie sich langfristig neuen Bedarf..... :roll: :roll:

beim Schießen nur eines Laufes kann man das Laufbündel selbstverständlich so weit verbiegen,
daß die "Elastizitätsgrenze " überschritten wird.

aber auch meine "Ultra-Thermostabil" schieße ich nicht mehr als 3-5 Doppelschüsse,
so heiß, daß man die Läufe noch gerade anfassen kann,
danach wird das Fahrschwein geklebt...
in der Zeit kühlt die Waffe ab.
....ich bin aber auch schon mit einem Akku-Ventilator ins Schießkino gefahren....
Die Doppelbüchse ist die Königin der Jagdwaffen...
die will mit Respeckt behandelt werden...
P. :wink: :D
 
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jan.g schrieb:
Hallo,
ich brauche da mal Rat von Wissenden!

Ich führe für die Drückjagd eine Merkel DB 140. Das Teil funktioniert auch gut. Um "fit" zu bleiben, nehme ich die Waffe auch mit ins Schießkino. Dort gehen naturgemäß um 30 Schuß durch die Rohre, meistens natürlich durch den rechten Lauf.
Jetzt erzählt mir der Schießkinobetreiber, ich solle aufpassen, daß ich mir das Laufbündel nicht ungewollt umgarniere, weil ich die Knarre heißschieße. Der meinte das ernst! Er hätte das schon erlebt.
Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, aber unsicher hat es mich schon gemacht. Also hier nochmal die Frage:
Kann man sich die festverlötete DB kaputtschießen, wenn man sie im Schießkino heißschießt? Ist sie dann umgarniert?
Mein Büma wollte sich übrigens nicht festlegen. Am Ende meinte der, solange man die Läufe anfassen kann, passiert nichts.....

Eine festverlötete DB so zu belasten täte mir genauso weh wie die Motorbelastung beim Abgastest
 
A

anonym

Guest
Kalleknall schrieb:
AS.H schrieb:
Hallo
...DB werden weich verlötet 180- 400°. Meist mit Eutektoiden Lot ( schmilzt bei ca. 183° und hat keinen breiigen Bereich ).
Grüße AS.H

Moin!
DB werden weich verlötet??? :shock:

Bislang war ich mindestens von Hartlot mit Silberlot ausgegangen, also so um die 600-700° Arbeitstemperatur. Ok, gut zu wissen.
Das Gleiche müsste dann ja auch für meine/eine BBF gelten...? Also maximal 3 Schuß mit dem Kugellauf und stop?

WmH
Kalle


Aus Marholdt:
Weichlötung mit Zinn : 230 Grad
Hartlötung mit Messing : 800-1000 Grad
Kupfer-Silber legierung : 600-650 Grad
Alte Merkel mit zusätzlicher mechanischer Laufverbindung sind zum Beispiel weichgelötet , steht sogar drauf..............
Sollte auch zwingend beim auflöten von Montagen beachtet werden....
weichlot.jpg
 

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