- und schon wieder ein Jäger...

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Hi Gletscherpris,

das was Du beschreibst ist der Werther-Effekt. Der entsteht, wenn der Suizid eines Menschen in der Öffendlichkeit/Presse als etwas achtenswürdiges dagestellt wird.

So wird dann diese Person zum Vorbild für Menschen die bereits suizidal sind (Gedanken an den eigenen Tod haben) aber noch nicht schlüssig sind ob sie diese auch umsetzen.

Der Begriff Werther-Effekt beruht darauf, das Goethes Roman "die Leiden des jungen Werther" schon damals vor über 200 Jahren eine Nachahmerwelle von Suiziden unter jungen Leuten auslöste.

Lies mal hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Werther-Effekt
 
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Locke schrieb:
Suizidalität ist eine allein durch Krankheit verursachts denken und handeln.
Ein Suizidaler ist nicht mehr er selbst. Er ist nicht in der Lage zu fühlen, nicht in der Lage zu erkennen, was sein Suizid für seine Kinder, Partner, Familie bedeutet. Diese machen sich oftmal die schwersten Vorwürfe und werden darurch selber depressiv und suizidal.

...nur das es der Egoismus der Krankheit ist, die den Menschen/Suizidalen vollkommen beherrscht.

Woher weißt Du das eigentlich in dieser Absolutheit?
Ist das die herrschende Lehrmeinung der Psychotherapie?
Und wenn - ist es deshalb auch die "Wahrheit"?

...allein durch Krankheit verursacht... nicht mehr er selbst...

Gilt das auch für Menschen, die ohne jede realistische Heilungsmöglichkeit unter Schmerzen auf ihren Tod warten und sehr genau Alternativen überlegen?

Und für Menschen aus Kulturkreisen, in denen der Suizid unter bestimmten Bedingungen durchaus akzeptiert wird? Ist diese Kultur dann von uns als "krank" zu definieren?

Sind alle Selbstmörder wirklich grundsätzlich und ohne Bedeutung der Umstände psychisch krank? Ich habe daran durchaus meine Zweifel.
 

Hap

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Dackelmaus schrieb:
Selbstmorde - BRD+DDR bzw. Deutschland

Jahr männlich weiblich gesamt
1955 6.191 3.486 9.677
1960 6.640 3.577 10.217
1965 7.499 4.280 11.779
1970 8.230 4.816 13.046
1975 11.731 7.267 18.998
1980 8.332 4.536 12.868
1985 8.576 4.040 12.616
1990 6.853 3.142 9.995
1991 13.458 4.354 14.010
1992 9.326 4.132 13.458
1993 12.690 3.730 12.690
1994 9.130 3.588 12.718
1995 9.222 3.666 12.888
1996 8,728 3.497 12.225
1997 8.835 3.412 12.256
1998 8.579 3.069 11.648
1999 8.080 3.077 11.157
2000 5.850 5.215 11.065
2001 8.188 2.968 11.156
2002 8.106 3.057 11.163

Interessante Statistik, oder?

31.08.2006, 13:45 | | Focus
Alle 47 Minuten ein Selbstmord
In Deutschland nimmt sich statistisch alle 47 Minuten ein Mensch das Leben. Damit sterben mehr Menschen durch Selbstmord als durch Verkehrsunfälle, Drogenmissbrauch, Aids und Gewalttaten zusammen.
Wie der Vorsitzende des „Nationalen Suizid Präventionsprogramms“, Armin Schmidtke, am Donnerstag mitteilte, gab es im Jahr 2004 in Deutschland 10 733 Selbsttötungen. Bei Männern lag die Zahl mit 7939 fast drei Mal so hoch wie bei Frauen (2794). Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei Selbstmord nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache. In den vergangenen Jahren nahm auch die Zahl bei älteren Menschen überproportional zu.

Die Zahlen sind nicht mehr aktuell. Selbstmordzahl liegt jetzt deutlich unter 10 000, bei 9 000 und etwas. Die Zahlen sinken schon seit einigen Jahren. Die mediale Aufbereitung ist nur drastischer geworden.
 
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Hi Naturführer,

>>>>Woher weißt Du das eigentlich in dieser Absolutheit? <<<<

Weil ich das Krankheitsbild der Depression persönlich kennen gelernt habe.
Und ich Aufgrund von Kontakten zu anderen Erkrankten weis, das sie es genau so erlebt haben.

hier ein Text speziell zu Depression und Suizidalität:

Ein Großteil der Suizide erfolgt im Rahmen depressiver Erkrankungen. Circa 15 Prozent der Patienten mit schweren depressiven Erkrankungen versterben durch Suizid. Schätzungsweise die Hälfte der depressiv Erkrankten begehen im Laufe ihres Lebens einen Suizidversuch.

Quelle:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... nkheit.htm

Und hier noch ein umfassender Link:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... izid1.html

Mit in dem Text angebenden Narzisstischen Kränkungen meint der Autor Verlusterlebnisse z.B. vom Partner, Arbeitplatz, Einkommen, Status, Zukunftsperpektiven usw. mit denen der Mensch auf Grund seiner (krankhaften) narzisstischen Persönlichkeitsstruktur nicht fertig wurde.
 
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Mohawk schrieb:
Amen. Auch wenn uns das wieder einen den Schusswaffen zugeschriebenen "unnatürlichen Todesfall" in der Statistik und uns Legalwaffenbesitezrn damit unnötigen Ärger bringt.

Ein anständiger Jäger erhängt sich also, um den Kollegen und Waffenbesitzern keine Probleme zu bereiten?
Worauf man auf seinem letzten Weg alles achten muss...

:shock: :shock:
 
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..jetzt macht einen Deckel drauf..... :idea:
vor einigen Wochen erschiesst Sportschütze die sich von ihm getrennte Ehefrau (auch Sportschützin) und anschließend sich selbst.......
...das ist leider Schicksal...und wir Lebenden sollten so was nich bis ins kleinste kommentieren.....nur weil Waffen im Spiel waren :idea:
 
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Mord (erweiterter Suizid) und Suizid nach narzisstischer Kränkung.

Ich finde es schlimm und traurig zugleich.
 
A

anonym

Guest
Locke schrieb:
Hi Gletscherpris,

das was Du beschreibst ist der Werther-Effekt. Der entsteht, wenn der Suizid eines Menschen in der Öffendlichkeit/Presse als etwas achtenswürdiges dagestellt wird.

Danke! Ich kannte den Begriff schon.
Ich halte die "neue Form" für schlimmer als die damalige.

Hilft alles nix. Wir werden daran nichts ändern. Die Politik auch nicht, dann müsste man ja die angehen die man am meisten fürchtet - die Presse. :wink:
 
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Hi Gletscherpris

Es gibt Presserichtlienen zum Thema. Schau mal hier:

http://209.85.135.132/search?q=cache:2b ... _aktuell(1).doc+kompetenznetz-depression+Medienberichterstattung+Suizid&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-a

Die Presse ist ein zweischneidiges Schwert, das man aber auch geschickt nutzen kann.Denn es gibt Organisationen die sich um das Thema Depression und Suizid kümmern, z.B. das Kompetenznetz-Depression. Sie haben durch Zusammenarbeit mit dem Medien und deren intensieve Berichterstattung erreicht, das das Thema aus der Tabuecke herrauskam.

Das wiederum hatte zur Folge, das sich vermehrt Menschen mit dem Thema beschäftigen und bei sich und ihrem gegenüber depressive Symtomatik als Krankheitszeichen erkennen und sich nicht schämen einen Facharzt =Psychiater aufzusuchen.
Dadurch konnten die Suizidraten der vergangen Jahre gesenkt werden.
Und das ist gut so.

Diese Öffendlichkeitsarbeit muss weitergehen, so das sie alle Betroffenen erreicht.
 
A

anonym

Guest
Schön Locke, dann kennen wir jetzt auch die "wissenschaftliche Seite".
Die hochwohllöblichen Organisationen sollten anfangen Leute einzustellen... Es gäbe da einen Haufen Lokführer die arbeitslos sind weil sie nach den entsprechenden Erlebnissen einfach nicht mehr fahren können. :wink:

Ich erinnere mich noch gut an einen der (sehr erfolgreich) von einer Brücke gesprungen ist. Wohl auch weil sie sehr hoch ist hat er es in die Nachrichten damit geschafft. Lange "Flugzeit" ist wohl spektakulärer... :shock:
Hat 2-3 Wochen gedauert, dann ist der nächste da runter. Mein Kollege kam um ca. 20 Meter zu spät. Der Presseschreiber musste sich den Käse nicht mit anschauen. :roll:

Und glaub mir eins, wenn Du mal dabei bist wenn die Feuerwehr mit dem Schlauch die Reste vom Bahnsteig spült weil nichts mehr übriggeblieben ist das groß genug wäre zum Eintüten(!) - dann kriegst deine eigene Meinung dazu ob man wirklich für alles in der "Informationsgesellschaft" Werbung machen sollte.
Die fifteen minutes of fame sind heute wichtiger als alles, selbst das eigene Leben.
 
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Hi Gletscherpis,

Werbung sollte man auf keine Fall mit sowas machen. Deshalb gibt es ja die Presserichtlienen. Zudem sollte man Orte die vermehrt zum Suizid genutzt werden, baulich sichern. Das ist übrigens in einigen europäischen Ländern als Suizidprävention standart.

Suizid ist Selbstzerstörung, die höchste Form der Gewalt die man gegen sich selber richten kann. Gewalt schädigt /traumatisiert denjehnigen gegen den die Gewalt gerichtet ist, aber auch Menschen die sie miterleben müssen.

Menschen die traumatisiert sind, haben schaden an ihrer Seele/Psyche genommen. Sie brauchen professionelle Hilfe. Aber diese Hilfe müssen sie wollen und selber aufsuchen und mitarbeiten, dann habe sie gute Chancen das erlebte auch verarbeiten zu können und wieder lebensfähig und arbeitsfähig zu werden.

Mit professioneller Hilfe ist eine psychiatrische Behandlung und eine psychotherapeutische Behandlung beim Pschotherapeuten gemeint.
Leider ist diese Behandung für einige Menschen immer noch ein Tabu. "Ich bin doch nicht verrückt, ich gehe nicht zum Psychiater", "... zum Psychotherapeuten", ist die Einstellung, mit der Folge das der Traumatisierte sein Leben lang an den Trauma leidet, so wie diese Lockführer.
Genau, wie der Depressive mit der gleichen Agumentation die psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung verweigert und sich am Ende lieber umbringt.

Deshalb ist es so wichtig psychische Erkrankungen aus der Tabuecke herrauszuholen, damit betroffene Menschen Hilfe aufsuchen und annehmen, anstatt sich und anderen Schaden zuzufügen.

Übrigens, die hochwohllöblichen Organisationen leben vielfach von Spenden und Fördergeldern und können sich das einstellen von Mitarbeitern nicht leisten.

>>>>>Und glaub mir eins, wenn Du mal dabei bist wenn die Feuerwehr mit dem Schlauch die Reste vom Bahnsteig spült weil nichts mehr übriggeblieben ist das groß genug wäre zum Eintüten(!) - dann kriegst deine eigene Meinung dazu ob man wirklich für alles in der "Informationsgesellschaft" Werbung machen sollte.<<<<<

Ich fand diesen Frühjahr im Mietshaus eine 6 Wochen alte Leiche und war dabei wie sie die Knochen abtransportierten. Alles andere dieses Menschen hatte sich verflüssigt.
Ich allein war es die das eingetocknete Leichenwasser des Toten einweichte und aufgeputzte, tausende Madenpuppen zusammenfegte, die Couch auf die der Tote lag, beseitigt und die Wohnung renovierte.
Danach war ich psychisch erst mal fertig, konnte einen Rückfall in eine depressive Episode nur mit ärztlicher und psychotherapeutischer Hilfe abwenden.
Ich kann die Empfindungen deines Kollegen gut nachvollziehen.
 
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Locke schrieb:
Hi Naturführer,

>>>>Woher weißt Du das eigentlich in dieser Absolutheit? <<<<

Weil ich das Krankheitsbild der Depression persönlich kennen gelernt habe.
Und ich Aufgrund von Kontakten zu anderen Erkrankten weis, das sie es genau so erlebt haben.

hier ein Text speziell zu Depression und Suizidalität:

Ein Großteil der Suizide erfolgt im Rahmen depressiver Erkrankungen. Circa 15 Prozent der Patienten mit schweren depressiven Erkrankungen versterben durch Suizid. Schätzungsweise die Hälfte der depressiv Erkrankten begehen im Laufe ihres Lebens einen Suizidversuch.

Sorry - das sagt etwas über Depressionen, aber das ist keine Antwort auf meine Anfrage. Dass Depressive zum Suizid neigen, ist bekannt und wurde von mir nicht in Frage gestellt. Die Absolutheit Deiner Aussage für alle Selbstmörder habe ich bezweifelt - und du zitierst mir hier nix darüber, ob wirklich alle Selbstmörder ihre Tat immer (!) aus solchen heraus tun. Da musst Du mir schon einen Text in der Art von
"Circa 100 % der durch Suizid Verstorbenen hatten vorher nachweislich eine Depression"
finden.... insofern war das keine Antwort auf meine Nachfrage (aus meiner Sicht). Auch die Nachfrage nach zwei konkreten Situationen hast Du nicht beantwortet.

Ich vermute mal, wir werden wohl keine gemeinsame Meinung entwickeln... :wink:
 
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Hi Naturführer,

ich hatte oben diesen Link eingestellt:

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... izid1.html

Lesen mußt Du schon selber, denn er ist zu umfangreich für Zitate.

Um es auf den Punkt zu bringen.
Man muß unterscheiden zwischen Ursachen und Auslösern für einen Suizid.

Die Ursachen liegen im wesendlichen in Depression, Suchterkrankung, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen.

Die Auslöser sind oftmals Verlusterlebnisse wie der Partnerschaft, Arbeitsplatz, Status, Vermögen, Haftentlassung, jeglicher zwischenmenschlicher Beziehungen (=Einsamkeit), körperlichen Gesundheit.

Um es kurz zu machen, wenn der Suizidale keine der oben genannten Ursachen hätte, würde er mit den Auslösern fertig werden und sich nicht suizidieren.
 
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Locke schrieb:
Hi Naturführer,

ich hatte oben diesen Link eingestellt:

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... izid1.html

Habe ich durchaus gelesen. Jetzt zitiere ich mal, wenn ich darf:

· Bei Krankheit und Schmerzbildern handelt es sich - wie erwähnt - weniger um akute, eher um langwierige Leiden, die sowohl als Ursache (siehe oben) als auch als Motiv auf Dauer zermürben, wenig Hoffnung lassen und schließlich in eine suizidale Entwicklung münden können.

Da steht nun nix von Depressionen, gell?

Um es auf den Punkt zu bringen.
...
Die Ursachen liegen im wesendlichen in Depression, Suchterkrankung, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen.
Das liest sich schon deutlich anders, oder?

Um es kurz zu machen, wenn der Suizidale keine der oben genannten Ursachen hätte, würde er mit den Auslösern fertig werden und sich nicht suizidieren.
Das ist Deine Interpretation.

Nochmal: Die Feststellung "jeder Suizid ist Ausdruck von psychischer Erkrankung" halte ich in dieser Absolutheit für schlichtweg falsch.
 

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