Wir hatten mal im Revier einen sehr vorsichtigen alten Bock, den der Jagdherr einfach nicht erlegen konnte, obwohl er es oft versucht hat.
Schliesslich hatte er so die Schnauze voll, das er mir genau diesen Bock freigegeben hat. Das hatte er schon einige Male bei Anderen, aber es hatte ihn nie jemand bekommen.
Ich habe mich dann mit Spektiv und Tikka T3 in 6,5x55 und IOR 5,8-40x56 hingesetzt.
Der Bock war sehr vorsichtig.
Er hielt sich im einer Ecke eines Feldes auf, die durch ein Wäldchen ganz schlecht einsehbar war - zudem stand auf der Spitze noch ein Drückjagdbock, der zusätzlich Sicht nahm.
Ich hatte immer den Eindruck, das ihm meine Anwesenheit bewusst war - und auch, dass ich eine Gefahr bin.
Die Entfernungen in diesem Bereich lagen immer über 200 Meter, teilweise über 300 Meter. Teilweise fehlte Kugelfang, teilweise war dieser durch einen Erdwall - dessen Sinn ich bis heute nicht begreife - gegeben.
Erst, als es wirklich richtig Dunkel und zudem die Schusszeit definitiv vorbei war, trat er dann ganz aus und bewegte sich frei auf der Wiese.
Im NSG habe ich ihn klar gesehen. An Schießen war überhaupt nicht zu denken, es war immer sackdunkel bzw. bei Mond war es lange außerhalb der legalen Zeit.
So ging das immer. Andere hatten sich schon an den Erdwall gesetzt, dann war der Bock aber nicht dort, sondern direkt an der Kanzel auf der anderen Seite oder gar nicht ausgetreten.
Schliesslich fasste ich einen Plan, denn ich konnte den Bock wiederholt sehr gut mit Spektiv und Zielfernrohr durch den Drückjagdbock - also dessen Streben - hindurch beobachten.
So habe ich ihn an einem schönen sonnigen Nachmittag auf gelaserte 270 Meter zwischen den Balken hindurch mit dem 130 Grains Nosler Accubond erlegt.
War ein wirklich sauberer Treffer, direkt hinters Blatt, ein bisschen tief.
Lag etwa 10-15 Meter vom Anschuss im hohen Klee.
Hat meinem Ansehen nicht geschadet, obwohl ich ehrlich zugebe, das ich im Moment des Schusses nicht den ganzen Bock gesehen habe.
Die Trophäe hängt bei mir im Büro, sie ist allerdings unspektakulär.