Haubentaucher schrieb:Am Sonntag im neuen Revier rausgesessen - 15:30 Uhr, die Sauen waren für 19:30 Uhr angemeldet (laut Wilduhr vom Vortag). Die Rehe kommen meist schon kurz nach Beginn der Dämmerung vorbei und der Beständer hatte mich gebeten ggf. auch noch ein passendes Kitz mit zu bringen, daher bin ich so früh draußen. Na, da saß ich also, auf einer Anhöhe im Wald auf unserem höchsten Sitz, nur wenige Meter vor mir die Kirrung. Immer mal wieder kamen Schneeschauer runter und puderten den Waldboden leicht weiß. Die Temperatur war eigentlich erträglich, nur ein eiskalter Wind aus NW pustete mir von vorne rechts beständig ins Gesicht. Immerhin passte die Windrichtung!
Gegen 18 Uhr war ich trotz zusätzlicher schwerer Armeedecke recht durchgefroren und hatte noch kein einziges Stück Wild gesehen. Ich fürchtete schon es läge am unangenehmen Wind der das Wild an die anderen Kirrungen trieb und dachte schon ans Abbaumen, aber das hätte je bedeutet das ich die bisherige Zeit ganz umsonst gesessen hätte - und die Blöße vor der Kälte kapituliert zu haben, wollte ich mir auch nicht geben. Also lautete das Motto: "Durchhalten". Um 18:45 Uhr dann ein verdächtiges Rascheln - und aus dem Pirschweg den ich selbst vorher genutzt hatte, tritt eine Geiß mit einem relativ großen Kitz an die Kirrung. Sie blieben gut 20 Minuten, standen aber meist dicht beisammen so das ein Schuss nicht einfach gewesen wäre. Und da ich ja eigentlich wegen der Sauen hier saß, entschloss ich mich nach einigem Zögern nicht zu schießen. Dann verschwinden die beiden in der Dunkelheit. Kurz darauf wieder ein Rascheln, wieder vom Pirschweg - Fernglas hoch: Geiß. Ja, ist die denn noch nicht satt? Ups, Kitz - kleines Kitz! Also ein anderes Team. Das kleine Kitz hätte schon gepasst, aber wenn ich jetzt schieße, dann wird das vermutlich nichts mehr mit den Sauen heute. Andererseits hätte die Friererei ein Ende. Ich wäge ab - und entschließe mich alles auf eine Karte zu setzen auch wieder nur zu beobachten. Geiß und Kitz bleiben auch nur kurz an der Kirrung, denn dann kommt von ganz links wie an der Perlenkette aufgereiht eine Reihe dunkler Bollen angewetzt ! Sauen! Mama voraus, die 8 Frischlinge direkt hinterher. Die Bache scheint den Hochsitz mehrfach genau zu beobachten - ich rühre mich nicht und bete das sie mit nicht windet, sie steht schliesslich fast in meinem "Lee". Bisher waren mir die Sauen deswegen immer entwischt, aber nach kurzem Zögern stürmt die Rotte die Kirrung und ein Gegrunze und Gequietsche beginnt - innerlich jubiliere ich! Langsam schiebe ich die Voere über die Brüstung, und versuche in dem Gewusel den Überblick zu bewahren und gleichzeitig ein frei stehendes Stück abzupassen. Das leise Klick der Sicherung auf dem Kolbenhals hat die Sauen nicht gestört - auch wenn die Bache immer wieder misstrauisch die Umgebung kontrolliert.. Hin und her geht das Gerenne, immer wieder muss ich die Waffe nachziehen - dann rennt einer der Frischlinge von einer der Kirrungen zur nächsten und bleibt zwischendrin kurz frei stehen - das ist der Fehler auf den ich gewartet habe. Mit dem gewohnten druckvollen Rumms schickt die 9,3x64 das schwere TUG auf die Reise und das schmeisst das Schweinchen einfach um. Es schlegelt noch kurz, dann liegt es still. Derweil ist in der Rotte Panik ausgebrochen - alles rennt nach rechts in den Hochwald. Dort bleiben sie nochmal kurz stehen, ich versuche die Voere mit dem ewig langen Lauf schnellstmöglich nach rechts zu bekommen um vielleicht sogar noch eine weitere Wutz zum bleiben zu überreden. Aber die Aktion mit "Lauf rein und Lauf zum nächsten Fensterauschnitt wieder raus" dauert - wie ich ohnehin befürchtet hatte - einfach zu lange. So rennen die restlichen Sauen letztenendes doch unbeschossen in die Nacht - ich gönne es ihnen, ihr Schreck war sicher groß genug.
Mit dem Fernglas noch mal kontrolliert - die Wutz liegt noch immer am Platz. Also zusammengepackt und runter vom Sitz. Kurze Kontrolle mit der Lampe: Sauberer Kammerschuss - Ein- und Ausschuss kalibergroß. So habe ich es gerne! Zum Auto gegangen, das Gerödel in den Kofferraum geworfen, dafür die Wildwanne ausgeladen und den Teckel befreit, der auf dem Beifahrersitz schon fast Saltos dreht, schliesslich hat er den Schuss gehört und freut sich schon. An der Kirrung darf er die Sau kurz schütteln, dann wird sie in die Wildwanne gepackt. Meine erste Sau !! Ich bin stolz "wie Harry".
Warum war mir vorhin eigentlich kalt, ich spüre irgendwie keine Kälte mehr - speziell nachdem ich die Wildwanne bis zum Auto geschleppt habe!
Aufgebrochen wird wie immer beim Beständer in der Wildkammer. Das Schweinchen hat ein Gewicht von 23kg und wird nach der roten Arbeit mit einem Gläschen leckeren, selbstgemachten "Destillats" aus Mirabellen gefeiert. Und der Teckel bekommt natürlich auch ein Leckerli (wenn auch kein flüssiges!) :wink:
Und weil sicher Fragen kommen: Auch wenn ich mit der Wirkung der 9,3 auf alles Wild immer super zufrieden bin: Sobald meine 98er Mauser in 30-06 mit dem anderen Nachtglas vom Büchser zurück ist, kommt sie auf dem Ansitz wieder zum Einsatz. Bin gespannt wie ihr das schon mal beschafft Federal Fusion "schmeckt" und ob es die versprochene Wirkung beim Wild hat (habe bisher Geco Target geschossen, dessen Wirkung ist mir aber einfach zu unberechenbar!). Die 9,3 begleitet mich dann zukünftig, mit einem kleineren Glas bestückt, verstärkt auf Drückjagden.
Markus
Erstmal WH zur ersten Sau, nun aber Zündel an:
Gut das Du das Rehwild nur beobachtet hast.Gemäß Deiner Zeitangaben hättest Du es nicht schiessen dürfen, da gem §19 (1) 4 BJagdG, Rehwild nur bis 1,5 h nach Sonnenuntergang bejagt werden darf. Sonnenuntergang in Stuttgart am 12.12.2010 war um 16:26, d.h. um 18:00 war Jagd vorbei, es sei den in BW gilt eine andere Regelung.
Bitte soetwas nicht vergessen.
Zündel aus.
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