Rehwild: Ricke vor Kitz

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peziell für den „FoGu“

Ich drücke mich vor keiner Beantwortung einer jagdlichen Frage, vorausgesetzt ich bin sachkundig genug.
Nur nebenbei und generell: Wenn ich zu etwas nix positives (sachliches) beitragen kann, enthalte ich mich der Stimme. Erlaube mir aber hie und da einen „launigen“ Einwurf zu machen, denn manches ist ohne Humor nicht zu ertragen.

Die Frage nach Geiß vor Kitz oder vs. möchte ich folgender Maßen beantworten:

Generell das Kitz zuerst.

Ob Dublette (Triplette) zum fraglichen Zeitpunkt machbar ist, entscheidet der aktuelle Stand des Abschusses und ob man gegebenenfalls mental und ausrüstungsmäßig dazu in der Lage ist.

Ist noch Luft und hat die Geiß nur ein Kitz, wird – wenn irgend möglich – Dublette geschossen.

Hat die Geiß 2 Kitze dann nur eines und zwar das schwächere – wurscht ob Bock- oder Geißkitz.

Bei großen Sprüngen die vertraut äsen, lässt sich die Zugehörigkeit von Kitzen zu Geißen nicht sicher erkennen.

Wird ein Kitz erlegt und alles springt ab, zieht (in der Regel) die entsprechende Geiß als erstes wieder wieder raus und sogar bis zum erlegten Stück

In weiter Feldmark alles leichter zu bewerten als im Wald.

Im Wald stehen die Stücke oft über längere Zeit nicht nah zusammen. Geißen sind nicht sicher als solche anzusprechen und einzeln stehend mit Schmalrehen zu verwechseln.

Wir d eine Geiß im Wald erlegt, sind die Kitze in aller Regel führungslos und bleiben wo sie gerade sind über längere Zeit stehen, während die Geiß regelmäßig zum erlegten Kitz hinzieht.

Bei zwei Kitzen, zieht die Geiß eher weniger hin, als wenn das einzige erlegt wurde.

Schon mal im Wald (Spätherbst) schwache Geiß für ein Schmalreh erlegt. Nach Wartezeit traf ich aber das Kitz dort an. Nach 12 Ansitzen das Kitz erlegt.

Anderer Fall: In schmaler Rückegasse steht einzelnes Reh, das ich als Schmalreh anspreche und erlege. Es liegt nach dem Schuss mit dem Spiegel zu mir, wobei mir die deutlich große Schürze auffällt. Warte daher, um nach 20 Minuten das (Bock-) Kitz zu erlegen. Da dort die Geißen nur je ein Kitz führten, verwaiste mit großer Wahrscheinlichkeit kein Kitz.
Welche Schüsse ich "angetragen" habe, lasse ich mal weg. Mir reicht es wenn es tödliche Treffer sind. ohne groß Wildbret zu entwerten.

Habe schon erlebt, wie in großen Wintersprüngen verwaiste Kitze von anderen Rehen weggetrieben wurden. Solche Stücke gehören erlegt. Wer schon mal beim weiblichen Rehabschuss geholfen hat, konnte u.U. so was schon beobachten.
Gastjäger sehen so was seltener, weil sie schon Bedenken beim Ansprechen von Böcken haben. Pächter erledigen daher ihren Rehabschuss eher selber.

Trotz noch so langer Erfahrungen, gibt es keine verbindliche Regeln auf der Jagd.
Und trotz noch so detaillierter Anleitungen in Sach- un d Fachbüchern bleibt vieles vage und wird sich im Einzelfall ganz anders darstellen.

Diese wenigen Hinweise sind KEINE verbindlichen Weisheiten, sondern nur ein kleiner Abriss was ich unter Jagd verstehe. Was ich NICHT darunter verstehe will ich gar nicht groß darlegen, weil es dem Mainstream entgegenlaufen dürfte.

Bin kein Jagdpapst mit Anspruch auf Unfehlbarkeit

Eine gute Woche wünscht mit Waidheil
S.H.

Übrigens: vor wenigen Minuten lief in BR3 ein toller Film über die Jagd rund um den Waginger See.
 
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Dachsschinken schrieb:
... bei Doubletten, Tripletten habe ich gute Erfahrungen mit Kopfschüssen gemacht aber das muß jeder selber wissen, heraus finden,..
...in den 3-4 Jahre, die du den JS hast, scheinst du die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben... :roll:
 
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Guest
@ Sir Henry: Danke für die Ausführungen. Das mit den verwaisten Kitzen kann ich (leider) bestätigen. Da eine viel befahrene Kreisstraße die Grenze bildet, habe ich dieses Jahr schon 3 Kitze "erlösen" dürfen, Wildpretgewichte von 4, 5 und 5,5 KG im Oktober sprechen da denke ich für sich.
 
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Forestgump schrieb:
@ Sir Henry: Danke für die Ausführungen. Das mit den verwaisten Kitzen kann ich (leider) bestätigen. Da eine viel befahrene Kreisstraße die Grenze bildet, habe ich dieses Jahr schon 3 Kitze "erlösen" dürfen, Wildpretgewichte von 4, 5 und 5,5 KG im Oktober sprechen da denke ich für sich.

Da muß aber noch einiges anderes nicht in Ordnung sein, wenn die Kitze, auch wenn die Geiß unter die Räder gekommen sein sollte, diese Mickergewichte haben im Oktober.
Eine Frage noch, warum muß man einen "Schuß" haben, wenn man den zweiten oder dritten Schuß bei einer Doublette/Triplette als Kopfschuß anbringt? Diese Denke erschließt sich mir nicht.
 
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Wenn die Geiß lange Zeit vorher überfahren wurde, KANN das durchaus sein.
 
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Hallo zusammen!
Willst du spannung auf dem Sitz, schieß erst die Geiß und dann das Kitz.
Ein Sinnspruch nach dem man eigentlich nicht handeln sollte!
Ich für meinen Teil mache es nicht.
Waidmannsheil
 
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Forestgump schrieb:
Interessant ist auch, dass einigen Leute in meinem jagdlichen Umfeld scheinbar immer gerade die Ricken kommen, die keine Kitze dabei haben. :roll:

Naja, allgemein ist es so, dass Rehe nicht eben als hochsoziales Schalenwild bekannt sind. Die Bindung Ricke-Kitz nimmt bereits in November ab, spätestens im Dezember sind die Kitze eben auch mal ohne ihre Ricken unterwegs. Es ist dann fast nicht zu sagen, ob das Kitz bereits erlegt wurde oder ob es nur auf Solistenpfaden wandelt, wenn einen eine einzeln gehende Ricke anwechselt.

Ich persönlich halte es so:

Muss ich im Januar noch raus, um weibliches Rehwild "nachzusortieren", schieße ich auch einzeln anwechselnde Ricken. Wenn Ricke und Kitz gemeinsam anwechseln, verhafte ich natürlich das Kitz zuerst.

Sollte dabei tatsächlich einmal ein Kitz "verwaisen", scheint mir dies vertretbar zu sein. Der Verlust des Muttertieres hat für das Kitz jedenfalls eine ganz andere Qualtität als für das Kalb bei Rot-und Damwild. So tragisch ist es einfach nicht - auch wenn die Hüter des Rehwilds es gleich anders wissen.

Echte "Kümmerer" hatte ich deswegen jedenfalls noch nicht.


ULE
 
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Also, wo sind die Gralsritter der Waidgerechtigkeit. :roll:

Übrigens: "Kümmerer" werden gemeinhin unter "Knopfer" eingeordnet.
Da Schmalrehe keine Hörnchen haben, fallen sie eh durch das Raster.
 
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Dachsschinken schrieb:
Ich würde nicht gezielt die Geiß vor den Kitzen weg schiessen (wenn man die Möglichkeit hat) und das der Bekannte ne große Keule will das ist noch lang kein Rechtfertigungsgrund finde ich, ich habe letztins zwei Kitzkeulen (von 11 kg Kitz) in der Reine gebraten, es war vorzüglich dafür muß ich nicht die Geiß schiessen (natürlich strebe ich meistens Doubletten, Triplletten an)

Aber grundsätzlich sind die jetzt schon längst selbstständig also ich denke es wäre kein Problem aber... bei Doubletten, Tripletten habe ich gute Erfahrungen mit Kopfschüssen gemacht aber das muß jeder selber wissen, heraus finden,..

Waidmannsheil

Das mit der großen keule ist, wenn du im 1posting lesen kannst ne ganz andere Sache.
Es geht letztlich nur noch um die mir aufgekommene Frage,welche Forestgump ja auch auf kam.

ICh persönlich schieße auch erst das Kitz und dann die Ricke.
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
kuno schrieb:
Forestgump schrieb:
@ Sir Henry: Danke für die Ausführungen. Das mit den verwaisten Kitzen kann ich (leider) bestätigen. Da eine viel befahrene Kreisstraße die Grenze bildet, habe ich dieses Jahr schon 3 Kitze "erlösen" dürfen, Wildpretgewichte von 4, 5 und 5,5 KG im Oktober sprechen da denke ich für sich.

Da muß aber noch einiges anderes nicht in Ordnung sein, wenn die Kitze, auch wenn die Geiß unter die Räder gekommen sein sollte, diese Mickergewichte haben im Oktober.
Eine Frage noch, warum muß man einen "Schuß" haben, wenn man den zweiten oder dritten Schuß bei einer Doublette/Triplette als Kopfschuß anbringt? Diese Denke erschließt sich mir nicht.

Eine Ricke ist schon Ende Juni überfahren worden. Vorher war auf Grund von Vegetation etc. nicht an die Kitz ran zu kommen. Außerdem haben bei uns manche Ricken erst Anfang Juni gesetzt. Grundsätzlich haben die Kitze bei uns inzwischen weit über 10 KG.

Zum Thema Kopfschuss: Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Rehe nach einem 2. oder 3. Schuss noch wie angewurzelt auf der Stelle stehen und bei einem Kopfschuss die Trefferfläche recht klein sowie der mögliche fatale Äserschuss droht, treffe ich diese Aussage.

Aber gut, es gibt scheinbar Leute die sowas können und mit Ihrem Gewissen vereinbaren.
 
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Gute Treffer auf kleine Ziele anzubringen hängt von vielen Faktoren ab.
Schon mal weil Geißen keine Hörnchen haben, wird da schon mal öfter auf den Kopf geschossen.

Wenn hier des öfteren von "Fingerbreit hinter Blatt" oder "hinter den Teller" die Rede ist, stellt sich die Frage nach der Zulässigkeit des Kopfschusses durchaus.
Aber nicht zuletzt deshalb, weil je es nach Abweichung zu schweren aber nicht tötlichen Verletzungen kommen kann, die bei Treffern im Rumpfbereich aber noch tötlich wirken.
Andererseits sind offensichtlich auch bei Schüssen die zwar auf die Kammer gezielt wurden - aber woanders getroffen haben - Nachsuchen so häufig, dass es sogar spezieller NS-Büchsen bedarf.

Da "saubere" Rehdubletten bei halbwegs firmer Jagdpraxis möglich sind, sollten diese, wenn sie sich anbieten, auch geschossen werden.
 
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Forestgump schrieb:
Zum Thema Kopfschuss: Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Rehe nach einem 2. oder 3. Schuss noch wie angewurzelt auf der Stelle stehen und bei einem Kopfschuss die Trefferfläche recht klein sowie der mögliche fatale Äserschuss droht, treffe ich diese Aussage.

quote]

Ich will nicht streiten, aber eine Aussage treffen, nur weil es an Vorstellungskraft mangelt, ordne ich jetzt mal ein unter "kleinkariert".
Du mußt einfach mehr rausgehen und mehr erlegen, dann wirst du die Erfahrung machen, daß gerade Rehe, die im Augenblick nicht wissen was los ist, oft minutenlang stocksteif in der Prärie stehen. Da läßt sich dann, wenn alles stimmt, durchaus auch ein Kopfschuß anbringen. So klein ist die tötliche Trefferfläche auf einem Rehschädel auch nicht (etwa 7 - 8 cm im Durchmesser), daß das auf 50 m ein großes Risiko darstellt.
 
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@kuno, du sagst es:
"...Du mußt einfach mehr rausgehen und mehr erlegen, dann wirst du die Erfahrung machen...."

Scheinen mehr darunter zu leiden :cry:
 
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Grundsätzlich zur Fragestellung:
Selbst im April werden die Kitze aus dem Vorjahr noch von den Ricken geführt. Sicherlich sind die nicht mehr zur Aufzucht notwendig, jedoch eben zur Führung. Somit würde ich überhaupt nicht die Ricke vor dem Kitze schießen.

Die nächste Frage ist: Warum sollte ich überhaupt eine Ricke vor dem Kitz schießen? Den größten Teil meines Abschusses muss ich in der Jugendklasse erledigen. Wenn ich also hier meinen Job mache, habe ich automatisch nach einer gewissen Zeit einige kitzlose Ricken. Die kann ich problemlos erlegen ohne etwas kaputt zu machen. Zudem kommt noch die Möglichkeit, gleich auf Sippenhaft umzustellen. Dann habe ich auch eine Ricke. Wenn ich also eh mehrere Möglichkeiten habe, Ricken zu erlegen die nicht führen, warum sollte ich dann überhaupt eine führende Ricke erlegen??? :roll: :roll:

Für mich erübrigt sich also die Frage des "wann" da das "ob" schon nicht gegeben ist........

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Targethunter schrieb:
Wenn ich also eh mehrere Möglichkeiten habe, Ricken zu erlegen die nicht führen, warum sollte ich dann überhaupt eine führende Ricke erlegen??? :roll: :roll:

Für mich erübrigt sich also die Frage des "wann" da das "ob" schon nicht gegeben ist........

Target

Moin,

Du jagst in einem übersichtlichen Feldrevier ... :p Im Wald siehst Du das nicht unbedingt, welche Ricke das ist (haben die Ohrmarken? Individuelle Fellzeichnung?), und da ist es ab physiologisch ab der Blattzeit egal, ob das Kitz noch eine Ricke hat oder nicht, da nicht mehr gesäugt wird. Die Führung ist "nett", aber auch nicht wirklich notwendig (in unseren Breiten). Sollte man deshalb jede Ricke bei Anblick schiessen oder auf die Kitze warten? Ich versuche letzteres zu praktizieren, wenn man dann alle zusammen stehen hat reicht die Zeit (aber nicht unbedingt der Platz) für Dou- oder Tripletten. Auf DJ braucht man sich auch keinen grauen Haare wachsen zu lassen, wenn nach der einzelnen Ricke doch noch ein Kitz kommt ... ;)

Viele Grüße,

Joe
 

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