Hallo zusammen,
also was macht man an einem Sonntag Nachmittag? Richtig, jagen! Aber irgendwie ist bei mir mittlerweile der Reiz weg, mit einem sehr präzisen Mauser-Gewehr, Laser-Entfernungsmesser und Schalldämpfer auf bis zu 200m einen Bock zu erlegen. Das gibt mir ehrlich gesagt nicht mehr so viel wie früher. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, dieses Jagdjahr die Rehe nur mehr mit eher Jagd-untypischen Waffen zu erlegen. Heute wollte ich daher mein SWD Dragunow (Tigr) im Kaliber 7,62x54R mit ins Revier nehmen.
Da ich mit dieser Büchse bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr geschossen habe, stellte ich zunächst auf 50m und dann auf 100m eine Zielscheibe so ins Maisfeld, dass ich in der Senke auch einen Kugelfang habe.
Nach vier Schüssen lag ich genau auf der Zehn. Passt also.
Was nicht passt ist die TM-Munition von Sellier und Bellot, da sie sich nicht ohne zu verkanten ins Patronenlager befördern ließ. O.k., dann eben nicht, dann muß eben die Vollmantel-Munition reichen. Wir werden sehen.
Um 15.30 Uhr bin ich also auf der Kanzel. Ich mache es mir bequem, richte das Gewehr ein und zünde mir zur Windrichtungs-Bestimmung (
) eine kleine Cohiba Siglo 1 an. Dann schreibe ich ein paar Nachrichten auf WhatsApp und beobachte den langen und den kurzen Teil der Wiese, welche beidseitig noch nicht abgemäht ist.
Tja, und dann steht wieder völlig überraschend ein relativ großes Reh auf der langen Wiese und äst. Ich nehme zunächst mein Fernglas zur Hand und sehe mir das Ganze an: Bock! Eindeutig. Entfernung ca 80m. Na, dann woll´n wir mal!
Zunächst setze ich - zum ersten Mal wieder seit Jahren - den Gehörschutz auf, bringe das Dragunow in Anschlag und entsichere (ganz leise). In der 6x36 Optik sehe ich den Bock, wie er endlich breit steht. Er zieht nämlich langsam wieder Richtung Waldrand. Mit dem Zielstachel gehe ich voll auf´s Blatt und krümme ganz langsam ab. Das Dragunow hat keinen Druckpunkt und somit überrascht mich der Schuß ebenso wie den Bock. Dieser zeichnet, springt kurz hoch und macht zwei, drei Sätze in den Wald. Weg isser ...
Da ich mir absolut sicher war, gut getroffen zu haben, packe ich schonmal meine Sachen in den Rucksack, schließe die Fenster und baume ab. Mit der P226 gehe ich zum Anschußplatz, um der Schweißfährte zu folgen.
Wenn nur eine zu sehen wäre ...
Gibt´s doch nicht, nicht ein einziger Tropfen Schweiß auf den Grashalmen. Nun gut, dann schaue ich mal in den Wald. Zumindest sieht man, wo der flüchtige Bock das hohe Gras niedergetreten hat. Und da liegt er auch schon! Ein kleines Einschußloch ohne Schweiß und ein nicht viel größeres Ausschußloch - auch ohne Schweiß! Vollmantelmunition eben - wirkt aber genauso tödlich.
Der Jagdherr war begeistert, ich kann gerne noch zwei oder drei Böcke schießen, Sauen sowieso.
So, ich hoffe meine kleine Jagdgeschichte hat euch gefallen. Das Dragunow nehme ich jetzt nochmal mit, dann kommt wieder was anderes aus dem Schrank!
Schönen Gruß und euch Waidmannsheil,
Bernhard