Darf ich eine Frage an die Fuchspirscher hier fragen? Ich sitze auf Fuchs eigentlich immer an, weil ich Angst habe, wenn ich quer über die Felder laufe, diese immer zu vertreten. Wie muss ich mir eure Pirsch vorstellen? Lasst ihr das Auto irgendwo stehen und pirscht ein paar Kilometer? Hockt ihr erst eine Stunde aufm Ansitz und geht dann noch spazieren? Mit Wärmebildkamera / Fernglas? Achtet ihr beim Fuchs auch auf den Wind? Ich habe das auch schon hin und wieder gemacht, wenn nichts ging, bin ich runter und hab mit der WBK oder bei Schnee mit dem Fernglas noch eine Runde gedreht. Außer Reh und Hase hatte ich da aber nie was in Anblick. Deshalb vermute ich, dass ich zu laut oder zu ungeschickt bin. Habt ihr Tipps und Nogo's für mich?
Wmh
Flo
Servus Flo,
ich kann dir gerne mein Erfahrungen dazu aus dem letzten Jahr vorstellen. Vorab sei angemerkt, dass meine Erfahrung auf das letzte Jagdjahr ab August begrenzt ist, aber immerhin so 50 Füchse auf~140ha Feldfläche zu Strecke kamen. Gesamtstrecke liegt in dem Jagdjahr nun bei 70 Füchsen (paar noch am Luderplatz und wenige bei sonstigen Ansitzen).
Füchse sind besonders intelligente Räuber, die einen guten Geruchs- wie auch Sehsinn besitzen. Anders als bei Sauen oder Dachs wo der Sehsinn schwach ausgeprägt ist, ist ein Annähern auf kurze Distanz (<50 m) beim Fuchs nur in seltenen Ausnahmen möglich. Hinzu kommt, dass ein langsames Anpirschen in den meisten Fällen scheitert, da ein Fuchs nicht wie Sauen im Gebrech steht und demzufolge über eine längere Zeit seine Position kaum ändert.
Auf der Suche nach Mäusen und anderer Beute sucht er zügig die Feldflur ab und daher ist rasches Handeln angesagt. Außerdem bieten Füchse ein kleines Ziel. In Kombination macht das die Schwierigkeit der Fuchspirsch aus.
Kurz zusammengefasst:
-besseres Sehvermögen als Schwarzwild
-erhöhte Mobilität bei der Suche nach Fraß
daraus resultiert--> höhere Schussentfernung bei kleinerem Ziel
Fazit: Das Pirschen auf Sauen oder Dachs mag nicht immer einfach sein, aber beim Fuchs ist es nochmals eine ganz andere Herausforderung
Für mich wichtig und erfolgssteigernd:
- präzise Waffe, die leise gespannt/entsichert werden kann
- Gutes ZF und ggf. Vorsatztechnik (sofern erlaubt, BW )
- lautlose (Tarn-) Klamotten und Schuhwerk
- stabiler Zielstock (4-Bein o.ä.) für präzise Schussabgabe
- Locker (Mauspfeifchen, Vogelangstgeschrei, ggf. Kaninchenklage)
- Kein Frost, Raureif oder Schnee! (--> dann besser Ansitzen)
Waffe und Zielstock müssen blind bedient werden können. Der Umgang muss geübt sein, damit es der Aufbau ruhig und zügig sowie die hohe Präzision vom Schiesstand auch bei der Jagd abgerufen werden kann.
Tipps:
- Früh im Sommer starten, denn die unerfahrenen Jungfüchse erlauben noch kleinere Fehler (ermöglicht dir schnell Erfahrung zu sammeln und dein Pirschen zu verbessern)
- Anpirschen bis ~ 100, max. 80m und dann locken oder ggf direkt erlegen (je nach Lichtverhältnissen) - nicht näher, denn die Wahrschein entdeckt zu werden steigt mit jedem Meter näher enorm
- meiner Erfahrung nach: je dunkler die Nacht, umso eher kommt man nah ran,(--> daher bei Schnee, Reif & Frost auch wenig erfolgsversprechend, zudem zu laut)
Ablauf:
Ich starte abends ca. 1 h nach der Dämmerung und fahre Feld- oder Radweg oder spät nachts auch Ortsverbindungsstraßen ab und glase zeitgleich mit der WBK die Feldfläche ab. Je nach Leistung der WBK kann man bis 600m Fuchs von Hase anhand der Bewegungsmuster unterscheiden. Kommt also ein Wärmequelle in den Blick, die ich als Fuchs ansprechen kann entscheidet die Entfernung zum Fuchs, ob ich direkt stoppe oder in Entfernung ausrollen lasse. Sofern ich es aber sofort als Fuchs erkenne, fahre ich meist noch paar Meter, dass ~300-400m mich dann vom Ziel trennen. Bei Jungfüchsen im Sommer sind auch ~200m ausreichend. Erkenne ich es nicht und muss checken ob Fuchs oder Hase, kann ich problemlos halten und es aus dem stehenden Fahrzeug checken, da ich auf die große Entfernung nicht störe. Sollten Füchse vom Fahrzeug aus bejagt werden, kann die Fluchtdistanz auch höher sein. Wichtig ist vor dem Abstellen auch den Wind zu berücksichtigen, wenngleich bei den kurzen Pirschgängen (meist < 20Minuten bis zum Auto zurück) nur direkter Wind aus dem Nacken auf den Fuchs zustehend den Erfolg gefährden.
Nach dem Abstellen vom Fahrzeug, schnell die Waffe durchgeladen, Zielstock in eine Hand und WBK in die andere. Im Auto sind natürlich alle Lichter aus und die Türen bleiben für solche kurzen Pirschgänge offen. Angehen mit zügigem Schritt und auf direktem Weg (sofern keine Hecken oder Hügel o.ä.) ein Anpirschen in Deckung ermöglichen. Dabei laufe ich durchgehend mit WBK am Auge und stoppe immer wenn der Fuchs in meine Richtung sichert. Ändert er seine Position, wird direkt auch die Route angepasst. Schnurstracks auf ihn zu. Bei ~100m Entfernung dann Pirschstock aufbauen, einrichten und entweder direkt erlegen oder locken. Bei Vollmond sind die Schussentfernungen deutlich höher als bei Neumond.
Das wiederhole ich nachts bei jeder Gelegenheit. Erfolgswahrscheinlichkeit ist im Sommer bei >60% und sinkt bis in den November auf ~30%. Nach November habe ich aufgrund der schlechten Erfahrungen bei Schnee und Frost hauptsächlich am Luderplatz gejagt.
Ich wünsche viel Waidmannsheil