Praktische Erfahrungen Wärmebildvorsatz 35mm vs. 50mm (im Feld)

Registriert
23 Jul 2016
Beiträge
1.400
Guten Tag zusammen,

hier mein Versuch, mehr Klarheit bezüglich der Anschaffung eines Dual-Use-Gerätes für die Sauenbejagung zu bekommen.

Klar ist (vor allem auf Grund der rechtlichen Situation), dass es ein Wärmebildvorsatzgerät werden soll.

Auch nach Lesern des sehr informativen angepinnten Themas zum Tutorial bleibt immer noch für mich offen, was wirklich Sinn ergibt (bei mir in Feld).

Mir geht's um Erfahrungen, ob man mit einer 50er Linse merklich besser im Feld aufgestellt ist.
Wie weit kann man denn mit den beiden Varianten tatsächlich sinnvoll rauslangen?
Macht man mit einer 35er Linse erhebliche Abstriche oder gibt es auch durchaus andere Situationen, wo man mit 35mm besser aufgestellt ist?

Ein Beispiel dazu: wenn ich auf dem Stand durch eine 50er Optik schaue, dann habe ich den Eindruck, dass ich genauso gut und weit schießen kann wie durch das Zielfernrohr. Nun ist das aber ja nicht zwangsläufig so, dass man auch identisch kleine Streukreise zu Stande bekommen kann und dann tatsächlich auch 150m und mehr schießen kann.
Sowas kann man dann natürlich nicht durch Vergleich der technischen Daten rausfinden, sondern nur durch Ruckmeldungen von Nutzern. In diese Richtung geht meine Frage.
 
Registriert
14 Nov 2023
Beiträge
78
Schau Dir mal Die Videos von Maximtac zum Hunt 335 vs. Hunt 650 an, dort sieht man die unterschiedliche Bildqualität zwischen 35er und 50er Linse. Vielleicht hilft das schon ein wenig.
 
Registriert
11 Feb 2024
Beiträge
26
Darauf gibt es keine generelle Antwort. Es kommt auf die Größe des Sensors in Relation zur Brennweite an.
Bei einem 640 er (großen Sensor) hat man mit einer 50er Linse z.B. ein 15,4 m breites Sehfeld auf 100 m (laut Thermtec Hunt650)
gleiche Sensorgröße mit einer 35mm Linse 22m/Sehfeld 100m Entfernung (z.B. Zeiss DTI 435).
Für die kleineren Sensoren ändert sich das Sehfeld entsprechende, das steht aber immer bei den technischen Daten, egal ob Vorsatz- oder Spotter Gerät.
Wie weit man „rauslangen“ kann hängt dann von den Schießkünsten & der Sensorgröße ab. (Viele Pixel = höher aufgelöstes Bild = man kann mit dem Zielfernglas eine stärkere Vergrößerung nutzen = eventuell etwas weiter schießen).
 
Registriert
28 Mrz 2024
Beiträge
547
Im Sinne der Waidgerechtigkeit könnte man sich nachts aber auch auf ca 100m beschränken und nicht ewig weit raushalten, Sauen kann man bis 100m auch einfach angehen.
Und dazu kommt das zuverlässige ansprechen auf lange Entfernungen...
 
Registriert
23 Jun 2020
Beiträge
285
Guten Tag zusammen,

hier mein Versuch, mehr Klarheit bezüglich der Anschaffung eines Dual-Use-Gerätes für die Sauenbejagung zu bekommen.
Hallo torf.

Ein Vorsatzgerät als Beobachtungsgerät zu verwenden, stellt als Dual-Use-Gerät eine äußerst unpraktische und umständliche Methode dar. Richtige Dual-Use-Geräte fungieren hingegen ausschließlich als Zielgeräte. Nur bei diesen ist es ohne Einschränkungen möglich, gleichzeitig alle Bereiche abzudecken, ohne den Kollimator zu wechseln oder umständliche Demontagen durchführen zu müssen. Wie bereits erwähnt, ist die Verwendung eines Vorsatzgeräts als Beobachtungsgerät zwar eingeschränkt möglich, aber keinesfalls empfehlenswert.

Der Einsatz zweier separater Geräte, eines zur Beobachtung und eines als Vorsatzgerät, erweist sich als deutlich effizienter.
Auch nach Lesern des sehr informativen angepinnten Themas zum Tutorial bleibt immer noch für mich offen, was wirklich Sinn ergibt (bei mir in Feld).
Zum Beispiel, ThermTec 670D und ein schnelles Vorsatzgerät in 12µm und min. 50mm Brennweite. Viper50 oder Pulsar Krypton 2 XG50.

Mir geht's um Erfahrungen, ob man mit einer 50er Linse merklich besser im Feld aufgestellt ist.
Je größer die Brennweite und desto kleiner die Pixelgröße desto besser für Feld geeignet.
Wie weit kann man denn mit den beiden Varianten tatsächlich sinnvoll rauslangen?
Macht man mit einer 35er Linse erhebliche Abstriche oder gibt es auch durchaus andere Situationen, wo man mit 35mm besser aufgestellt ist?
Die Problematik von Einsatzreichweiten, Detailerkennung usw. ist sehr gut bekannt und die dahinter stehende Natur wird sehr gut verstanden. Um optische Systeme in Bezug auf Detektieren, Klassifizieren und Unterscheiden zu optimieren, wurden die Johnsonschen Kriterien (DRI) entwickelt.

Um eine 50%-Wahrscheinlichkeit für DRI zu erzielen, sind folgende Bedingungen notwendig:

Die notwendige Pixelanzahl auf dem Objekt für eine 50%-Wahrscheinlichkeit für Detektion, Klassifizierung und Unterscheidung beträgt:
  • Detektion: 1,5 x 1,5 Pixel
  • Klassifizierung: 6 x 6 Pixel
  • Unterscheidung: 12 x 12 Pixel
Details und Tabellen gibt es hier:


Ein Beispiel dazu: wenn ich auf dem Stand durch eine 50er Optik schaue, dann habe ich den Eindruck, dass ich genauso gut und weit schießen kann wie durch das Zielfernrohr. Nun ist das aber ja nicht zwangsläufig so, dass man auch identisch kleine Streukreise zu Stande bekommen kann und dann tatsächlich auch 150m und mehr schießen kann.
Sowas kann man dann natürlich nicht durch Vergleich der technischen Daten rausfinden, sondern nur durch Ruckmeldungen von Nutzern. In diese Richtung geht meine Frage.
Überdurchschnittlich gute Schussleistungen von Jagdwaffen erzielen Streukreise von 1,5cm auf 100m, 4cm auf 200m und 7cm auf 300m.

Diese können allesamt als sehr gut bezeichnet werden.

Streukreise unter 4cm auf 100m sind im Jagdbereich akzeptiert und ein guter Wert.

Jetzt am Beispiel eines Vorsatzgerätes mit 12µm Pixelpitch und 35mm Brennweite.

Dies ergibt einen IFOV (Pixelwinkel) von 0,339 mRad = 3,4cm Pixelabdeckung auf 100m. Deine sehr gute Waffe hat einen Streukreis von 1,5cm auf 100m.

Das ergibt einen Gesamtstreukreis von 1,5cm + 3,4cm = 4,9cm Streukreis (Durchmesser des Kreises). Also etwas drüber von 4cm.

Bei 70m Entfernung beträgt die Pixelabdeckung 2,4cm + 1,5cm Waffenstreukreis = 3,9cm. Also unter 4 cm.

Dieselbe Ergebnis erzielst du bei 50mm Brennweite mit 12µm auf 100m.

Deshalb wird bei 12µm bei 35mm die Schussweite mit 70m und bei 50mm die Schussweite mit 100m empfohlen.

LG. WAKAN
 
Registriert
23 Jul 2016
Beiträge
1.400
Guten Morgen,

so, jetzt mit etwas Zeit und Muse:
vielen Dank für die Antworten.

Vorab noch einmal generell:
- ich bin kein ausgeprochener Freund von weiten Schüssen und sehe es so: nur so weit, wie wirklich nötig. Wenn ich in die Richtung frage, dann geht es um absolute, technische Begrenzungen (so wie Wakan es durchgerechnet/ überschlagen hat mit Streukreis der Waffe plus Pixelabdeckung). Die persönliche Grenze ist noch einmal eine andere Sache - ich weiß aber gerne, ab wo defintiv Schluss ist. Gerade, wenn einem das Gerät optisch suggeriert, man liege sehr ruhig und ordentlich im Ziel
- Dual-Use war etwas missverständlich - das Teil soll nicht zum Beobachten und Schießen dienen, sondern ausschließlich für den Schuss. mein Fehler ;)

Auf jeden Fall ist mir klar geworden, dass eine 50er Linse für mich auf jeden Fall Sinn ergibt - und ein größerer Sensor/ mehr Auflösung für die durchaus auch vorkommenden kurzen Entfernungen ebenso einen deutlichen Mehrwert bedeutet.

...nach wie vor ärgert mich die rechtliche Situation in D und mein Unwille, nur auf Grund dessen erheblich mehr Geld (für eine Adapterlösung!) in die Hand nehmen zu müssen, als eigentlich notwednig - aber das ist eine andere Sache.

Vielen Danbk nochmal!
 
Registriert
23 Jul 2016
Beiträge
1.400
da das Nitehog Viper hier genannt wurde:
durch den kleinen Sensor hat man ja doch erheblich weniger Sehfeld zu Verfügung, richtig?
Dem gegenüber steht der Preis, die Stromversorgun mit Standardakku (wenn es nihct zu Kontakschwieriglkeiten beim Schuss kommt), das Gewicht und die angeblihc präzise Voreinstellung des Gerätes.

Nur: Ist die Qualität der Optik (vom Sehfeld ein mal abgesehen) noch konkurenzfähig?
Langer Rede kurzer Sinn: ist das Gerät (noch) eine Empfehlung?
 
Registriert
10 Apr 2016
Beiträge
4.045
Alle Theorie und technische Daten mal außen vor. Ich habe vor 4 Wochen mal einen extrem Test auf der 300m Bahn gemacht. Sako 85 .223Rem auf GEE mit Vorsatzgerät eingeschossen. Bei 300m sagt Strelok 10clicks hoch.
MAH50 drauf, 10clicks und 3 Schuss auf die 300m Scheibe. 2x die innenzehn 1x 5cm rechts.
Soviel zum Thema was geht. Auf Wild mache ich das selbstverständlich nicht.
 
Registriert
13 Sep 2016
Beiträge
3.359
..
Auf jeden Fall ist mir klar geworden, dass eine 50er Linse für mich auf jeden Fall Sinn ergibt - und ein größerer Sensor/ mehr Auflösung für die durchaus auch vorkommenden kurzen Entfernungen ebenso einen deutlichen Mehrwert bedeutet.

...

Der größere Sensor gibt dir aber nicht mehr Auflösung, das ist ein Trugschluss. Entscheidend sind die 12µm und die 50mm Brennweite. Sensorgröße bringt Dir nur ein größeres Sehfeld.

Das Nitehog Viper, ja, ist in die Jahre gekommen. Wenn dann die 35er Version, wenns sehr kompakt sein muss.

Ich würde heute das Hunt 650 nehmen... bin mit dem MAH 50 aber mehr als zufrieden.
 
Registriert
6 Jul 2018
Beiträge
678
durch den kleinen Sensor hat man ja doch erheblich weniger Sehfeld zu Verfügung, richtig?
Richtig, dass Sehfeld ist kleiner. Gegenüber einem 35er Gerät mit 640er Sensor erheblich, gegenüber einem 50er mit 640er Sensor geringfügig (alle Geräte mit 12 Mikrometer Pixelabstand). Sofern du aber nicht gerade ein Drückjagdzielfernrohr (oder meinetwegen auch ein 1,5-x) als Träger verwendest, relativiert sich das. Denn mit z. B. 3-facher Anfangsvergrößerung haste ja auch nicht mehr als ca. 12-13m Sehfeld...

Dem gegenüber steht der Preis, die Stromversorgun mit Standardakku (wenn es nihct zu Kontakschwieriglkeiten beim Schuss kommt), das Gewicht und die angeblihc präzise Voreinstellung des Gerätes.
Von den genannten Kriterien ist FÜR MICH nur das geringe Gewicht stichhaltig.

Die oft gelobte präzise Voreinstellung ist sehr lobenswert, aber das Einschießen machste in der Regel genau einmal und dann sollte das auch bei anderen Geräten passen (ich selbst hatte bei mittlerweile einigen Vorsatzgeräten nie Probleme mitm Einschießen und dann mit der Konstanz der Trefferlage).

Preis, Akkus siehe unten

Ist die Qualität der Optik (vom Sehfeld ein mal abgesehen) noch konkurenzfähig?
Langer Rede kurzer Sinn: ist das Gerät (noch) eine Empfehlung?
Die Bildqualität des Viper kann ich nicht wirklich beurteilen. Fakt ist, dass es wie @HeiLo schon geschrieben hat ziemlich angejahrt ist. Der NETD-Wert ist nicht so doll und wird durch die ungünstige F=1,25-Objektivlinse nicht besser. Und selbst bei einem Preis von aktuell ca. 1800 € würde ich in Anbetracht der Verfügbarkeit eines Hikmicro TH35PC für ca. 1500 € (mit kleinen Standardakkus) oder eines Guide TB430 für denselben Preis (mit großen Standardakkus) keinen Gedanken an das Viper (mehr) verschwenden. Vielleicht gibts das Guide 630 auch schon irgendwo unter 2000 €.

Und du kannst ja auch mal @Maximtac nach nem guten Preis für Forumsmitglieder für das Hunt 335 fragen; könnte sein, dass du überrascht bist.
 
Registriert
13 Sep 2016
Beiträge
3.359
das kleine Hunt reicht ja eigentlich auch schon, dann.... im Feld kann man auch an die Sauen ranpirschen, wenn man nicht auf sie warten will.
 
Registriert
2 Apr 2005
Beiträge
3.726
Also für die normalen Entfernungen nachts im Feld reicht das Viper immer noch sehr gut aus. Habe meines jetzt 3 Jahre und finde es nach wie vor 👌
 
Registriert
23 Jul 2016
Beiträge
1.400
Vielen Dank erneut für die Rückmeldungen und die rege Diskussion.

Den Hinweis auf das Viper hatte ich nicht erwartet und nachdem ich mir das angeschaut hatte, fand ich es durch Gewicht, Preis und die 50er Linse so charmant, dass ich nochmal genauer fragen wollte.
....und dann ging es ja wieder in Richtung der Ausgangsfrage mit dem Rat zum kleinen 335er Hunt z.B.

Ich glaube, ich kann es für mich etwas besser einschätzen. Ich habe mal am Stand durch eine Mate50 schauen können und im Feld einmal durch ein 650er Hunt.
Das gefällt mir schon sehr gut und man kann wirklich gut auf 100, 150m und mehr schauen. Wärmepads kann man einwandfrei sehen und damit ist das sehr komfortabel insgesamt - gerade auch in Verbindung mit dem großen 640er Sensor und damit verbundenem Sehfeld.

Trotzdem, so deute ich die Antworten zum 35er Hikmicro sowie Hunt und dem Viper, kann man natürlich durchaus auch damit erfolgreich, sicher und waidgerecht jagen.
Dennoch kommen mir nach einem Blick durch ein 35er Vorsatzgerät auf dem Stand auf die Scheibe mit Wärmepad neulich, die 100m schon ganz schön weit vor mit der Brennweite. Bei einem größeren Ziel sieht das wohl wieder anders aus.
Fazit: kann man machen, das 50er ist aber viel schöner.

Und dann zum Viper: den Netd-Wert hatte ich so nicht im Blick. Danke für den Hinweis. Ich hatte auf der Nitehog-Seite das 50er Next angeschaut und um Vegleich zu anderen Bildern im Netz mit z.B. einem 50er Mate oder Hunt sah das Bild doch wesentlich einfacher und mit viel weniger Zeichnung aus. Ich denke, das ist dem 'betagten' Sensor mit der geringeren Empfindlichkeit geschuldet. Oder liege ich da falsch?
Macht sich das in der Praxis dann wirklich entscheidend bemerkbar?
(Man merkt schon, irgendwie komme ich von dem leichten Viper Next nicht so ganz weg...
....aber ich bin nicht beratungsresistent, das wäre falsch gedacht;))

....bleibt dann irgendwie letztendlich eine Entscheidung und damit ein wenig eine Geldfrage auch.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
61
Zurzeit aktive Gäste
182
Besucher gesamt
243
Oben