Duncan schrieb:
fallstein schrieb:
...
PS // Das Wort 'Gleichgewicht' sucht man in diesen Lehrbüchern ebenfalls vergebens...
Ich habe mal irgendwo gelesen: "Das Natürliche Gleichgewicht ist das Pendeln zwischen den Katastrophen."
Genauso ist es. Ist der normalen "Natur" pendelt sich nichts um ein Mittelwert ein. Das funzt nur im Bio-Unterricht. Solche Biotope müssen SEHR überschaubar sein. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir ein Beispiel angesprochen, wo mal Elche auf eine unbewohnte Insel geschwommen sind, sich dann unkontrolliert vermehert und die Vegetation kahlgefressen haben. Dann hat man Wölfe eingeführt und irgendwann stellte sich ein Gleichgewicht zwischen Wölfen, Elchen und Vegetation ein. Man hat dies nun auf die ganze Natur übertragen. :roll: Mir wollte damals im Bio LK schon keiner glauben, daß das auf dem "Festland" nicht funktioniert hätte. Immerhin waren hier wesentliche Faktoren wie Zu-/Abwanderung und Ausweichen auf anderes Beutespektrum weggefallen.
Wenn wir mal die 3 genannten Fälle nehmen:
"- Bestand der Beute gering => Prädator bestimmt die Höhe der Population (z.Bsp. Niederwild in vielen Revieren)und hält sie deutlich unter den Möglichkeiten, die das Biotop bietet "
Die meisten Prädatoren sind Generalisten und fressen, was sie bekommen. Deshalb haben sie auch keine Probleme, wenn eine oder wenige Hauptbeutetiere selten werden. Füchse ernähren sich hauptsächlich von Nagern, auch Regenwürmern und zu etwa 10 % von "Niederwild". Daß sie ihren Speiseplan jahreszeitlich gesehen gelegentlich auch Früchte zu sich nehmen, macht sie noch nicht zu Vegetariern. :lol:
Je geringer die Zahl eine Art ist (Beispiel Birkhuhn), desto unwahrscheinlicher ist, daß sie Opfer des Fuchses (oder Habichts) werden. Das sind dann zufällige Beifänge. Die wiederum tun der bedrängten Art allerdings überproportional weh. Deshalb macht es Sinn, auf Seiten der Prädatoren einzugreifen.
Unter ihren Möglichkeiten bleiben die Bedrängten dann aber auch nur, wenn die sonstigen Lebensraumverhältnisse stimmen. Denn die benötigen sie, um einen stabilen Besatz zu bilden. Wenn der stimmt, dann können sie Verluste durch eigene Reproduktion besser ausgleichen.
"- ab einer gewissen Bestandshöhe wechselseitige Beeinflußung (z.Bsp. gutes Mäusejahr, hoher Fuchsbesatz u.s.w.) "
Hierzu fällt mir gerade kein praktisches Beispiel ein. Mit Mäusen und Füchsen funktioniert das jedenfalls nicht (s.u.). Das kann ich mir gerade nur bei einem recht künstlichen Modell wie oben vorstellen.
"- über einer gewissen Bestandsdichte keine Beeinflußung mehr durch Prädatoren, Dichte von anderen Faktoren (Biotop , Krankheiten) abhängig "
Ich weiß jetzt nicht genau, ob die Ökologie die Mäuse auch als "Generalisten" aufführt, aber jedenfalls neigen sie zu Kalamitäten. Das heißt, daß sie sich alle paar Jahre bei guten äußeren Bedingungen massenhhaft vermehren. Hohe Wurfzahl, mehrere Würfe und mehrere Generationen im Jahr. Davon kann der Fuchs/Mäusebussard erheblich abschöpfen, so daß der Nachwuchs sehr gesund aufwächst und dessen Jugendsterblichkeit nahezu Null ist.
Die Mäusepopulation bricht aber nicht ein, weil die Füchse zu viel fressen. Sondern, weil die Nahrungsreserven und die Lebensräume knapp werden, der (soziale) Streß anwächst und es dann zu verfrühtem Tod und geringer Fertilität kommt.
Das ist neben dem Schießgeräusch der Hauptgrund, warum der Förster die Füchse im Wald gerne laufen läßt - insbesondere, wenn er nicht genutzt werden soll - weil sie eben die Kalamitätsspitze etwas kappen können. Und die Mäuse können einen erheblichen "Wild"schaden anrichten :wink:
Was ich nur vom Rehwild kenne, weil mir diesbezüglich Literatur über den Fuchs fehlt (oder ich es nur noch nicht gelesen habe), ist die Situation im Folgejahr. Denn wohlgenährte Ricken setzen viele und starke und vermehrt weibliche Kitze. Könnte/Müsste beim Fuchs vergleichbar sein. Nur was passiert, wenn dann das Kalamitätsjahr vorbei ist? Die (Jugend)sterblichkeit nimmt drastisch zu. Es sei denn, er kann problemlos auf eine Ersatzbeute ausweichen, weil er ist ja Generalist. Deshalb wird wohl die Sterblichkeit drastisch ansteigen, aber nicht so extrem, während sich gleichzeitig der Druck auf das Niwederwild drastisch erhöht...
Der Fuchsbestand wird also immer auf hohem Niveau pendeln. Die Höhe wiederum kann durch Bejagung ein wenig gekappt werden, was dem Niederwild natürlich hilft. Richtige Einbrüche gäbe es beim Fuchs nur, wenn noch Seuchen auftreten. Die Tollwut ist seit 2 Jahren ausgerottet, aber irgendwo habe ich gelesen, daß die Räude nun immer weiter verbreitet ist. Vielleicht kann man die auch durch Impfmaßnahmen eindämmen. :roll: