Nitritpökelsalz

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Hallo,

neulich habe ich eine Rezeptsammlung von traditionellen Wurstarten bekommen. Die rezepte sind jedoch noch mit Kochsalz + Salpeter, was mir aus Dosierungsgründen etwas heikel ist. Daher würde ich gerne den alpeter drch NPS ersetzen. Kann ich da einfach den Salpeter Weglassen und die angegebene Menge Kochsalz durch NPS ersetzen, oder muß man den Salpeter irgendwie auf NPS umrechnen und dann mit Kochsalz auffüllen?
Bin für jeden Tip dankbar!

Gruß

Sauvestre
 
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Hallo Sauvestre,
auch das NPS ist sehr umstritten. Wenn möglich solltest Du es nur sparsam einsetzen.
Hier einige Infos:


Nitritpoekelsalz - Eine Gefahr fuer die Gesundheit?

1990

Untersuchungen ergaben, dass Magenkrebs besonders haeufig bei
Personen auftritt, die vermehrt geraeucherte und gepoekelte Speisen
sowie Salz verzehren.

Fleisch wird oft mit Nitritpoekelsalz behandelt. Bei Einwirkung
grosser Hitze, z.B. beim Braten oder Grillen, koennen sich daraus
Nitrosamine bilden. NaCl (Kochsalz) steht in Verdacht, als sog.
Irritans die Entwicklung der Oberflaechengastritis zu beguenstigen
und die Ausbildung einer chronischen Atrophie zu induzieren. Im
anaziden Magen kann dann durch Bakterieneinwirkung Nitrat zu Nitrit
reduziert werden, welches nun mit sekundaeren Aminen zu Nitrosaminen
umgesetzt wird. Durch Vitamin C ist diese Nitrosierungsreaktion
hemmbar. Studien zeigten, dass die bakterielle Besiedlung und die
Nitritkonzentration im sauren Milieu gering sind. Bei einem pH-Wert
groesser 5 fanden sich dagegen vermehrt nitratreduktasepositive
Bakterien und eine um den Faktor 15 erhoehte Nitritkonzentration. Es
konnte eine Proportionalitaet zwischen Magen-pH und der gastralen
Nitrosaminkonzentration gefunden werden, die hoechste Konzentration
lag im Neutralbereich.

Anon.: Ernaehrung und Magenkrebs. Ernaehrungs-Umschau 41(1), S. 26-
27, 1994

Hamm M.: Fleisch in der Diskussion. Zeitschrift fuer
Allgemeinmedizin 67(32), S. 1943-1944, 1991

Scheppach W.: Ernaehrung und Tumorerkrankungen - Ergebnisse
klinischexperimenteller Studien. Aktuelle Ernaehrungsmedizin 15, S.
139-143,


Angkak - Alternative zu Nitritpoekelsalz?


In asiatischen Laendern ist Angkak, mit Hilfe des Schimmelpilzes
Monascus (vorzugsweise Monascus purpureus) fermentierter Reis, seit
Jahrhunderten als Lebensmittel oder traditionelles Heilmittel gegen
Infektionen bekannt.

Der "Rotschimmelreis" wird auch als leichtes Konservierungsmittel
eingesetzt, sein Extrakt wirkt bakteriostatisch. Ausserdem
synthetisiert der Pilz Vitamine des B-Komplexes sowie Substanzen
(Monacolin K u.a.), die den Fettstoffwechsel durch Hemmung der
Cholesterin-Biosynthese normalisieren koennen sollen. Im
Rattenversuch half Angkak auch gegen Bluthochdruck.

Aufgrund seiner roten Pigmente wird Angkak in Pulverform oder als
Extrakt zur Lebensmittelfaerbung verwendet. Interessanterweise kann
bei Fleischwaren auch dann ein typisches Poekelrot erzeugt werden,
wenn Angkak einen Teil des Nitritpoekelsalzes (bei Bruehwurst z.B.
66%) ersetzt. Im Gegensatz zu Nitrit kann Angkak verschiedenen
Untersuchungen zufolge als toxikologisch unbedenklich eingestuft
werden.

Seine wuerzenden Eigenschaften verdankt das Fermentationsprodukt
Enzymen - wie Amylasen, Proteasen, Lipasen - und
Stoffwechselprodukten wie Glutaminsaeure, fluechtigen Aromastoffen,
reduzierenden Zuckern, Milchsaeure, Ethanol etc.

In Deutschland ist Angkak (noch?) nicht als Lebensmittel-Zusatzstoff
zugelassen.

Verwaltunggerichtshof Baden-Wuerttemberg, Urteil vom 20. Juni 1995 -
9 S 449/93, Zeitschrift fuer das Gesamte Lebensmittelrecht 22(6),
694-702, 1995

Leistner, L., Die ernaehrungsphysiologische Bedeutung von Angkak
Fleischwirtschaft 74(7), 772-778, 1994

Fink-Gremmels, J.; Dresel, J.; Leistner, L., Einsatz von Monascus-
Extrakten als Nitrit-Alternative bei Fleischerzeugnissen,
Fleischwirtschaft 71(3), 329-331, 1991

Ober, P.; Kunz, B., Wirkung von Stoffwechselprodukten des Monascus
purpureus auf Bakterien, Fleischwirtschaft 69(1), 123-125, 1989
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Lupus:
In Deutschland ist Angkak (noch?) nicht als Lebensmittel-Zusatzstoff
zugelassen.
<HR></BLOCKQUOTE>

Und wenn es mal dazu kommt, dann sicher nur unter einem anderen Namen.
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Aber mal Ernst beiseite:
Bei vorsichtiger Verwendung soll Salpeter der Gesundheit weniger gefährlich sein, als Nitritpökelsalz. Wenn man also noch an Salpeter rankommt (bei uns ist er seit Jahren aus den Supermarktregalen verschwunden - leider), dann würde ich den sogar vorziehen.

P.S.: Meine Urgroßeltern haben nicht nur sich, sondern das ganze Dorf mit "Salpeter-Wurst" versorgt. Er starb mit 89, sie mit 97 Jahren...und zwar nicht an Magenkrebs.
(Ich weiß, daß man sowas nicht verallgemeiner kann - wollte es nur mal loswerden)
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P.P.S.: Die Salpeterrestbestände nach dem Verwursten, eignen sich hervorragend, um Kindern oder Enkeln leuchtende Augen und einige "Ooohs" und "Aaahs" zu entlocken
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Hallo Sauvestre,

du kannst die angegebene Menge Kochsalz getrost durch NPS ersetzen.
Ich gehe davon aus, dass es sich bei deinen Rezepten um reine Rohwurst handelt, da in Brühwurst kein Salpeter verwendet werden darf, da das Nitrat (Salpeter) erst durch enzymatische Vorgänge zu Nitrit reduziert wird und dadurch zur gewünschten Wirkung kommt. Eine mit Salpeter/Kochsalz hergestellte Wurst muss mindestens 4 Wochen Reifezeit aufweisen, bevor sie zum Verzehr kommt.

Als Maßstab kannst du bei Rohwurst (Salami)
26 - 28 gr NPS pro Kg Fleisch /Fett nehmen
bei Brühwurst ( Fleischwurst, Schinkenwurst....) 20 - 22 gr / kg Fleisch Fett.

Die Hinzugabe von etwa 1 - 2gr. Ascorbinsäure je Kg fördert die Umrötephase, stabilisiert die Farbe und senkt den Restnitritgehalt im Endprodukt.

mogges
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von TheClou:
Die Salpeterrestbestände nach dem Verwursten, eignen sich hervorragend, um Kindern oder Enkeln leuchtende Augen und einige "Ooohs" und "Aaahs" zu entlocken
icon_wink.gif
<HR></BLOCKQUOTE>

Da sind die Chlorate aber schöner als die Nitrate
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, aber die will ich nun wirklich nicht in der Wurst haben ...
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Sauvestre:
aber die will ich nun wirklich nicht in der Wurst haben ...<HR></BLOCKQUOTE>

Wie sagte mein Opa über die zweifelhafte Zusammensetzung seines heißgeliebten Preßsacks:
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
"'s is doch wurschd, was drin is. Haubdsach 's schmeggd"
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Sauvestre:
Hallo,

neulich habe ich eine Rezeptsammlung von traditionellen Wurstarten bekommen. Die rezepte sind jedoch noch mit Kochsalz + Salpeter, was mir aus Dosierungsgründen etwas heikel ist. Daher würde ich gerne den alpeter drch NPS ersetzen. Kann ich da einfach den Salpeter Weglassen und die angegebene Menge Kochsalz durch NPS ersetzen, oder muß man den Salpeter irgendwie auf NPS umrechnen und dann mit Kochsalz auffüllen?
Bin für jeden Tip dankbar!

Gruß

Sauvestre
<HR></BLOCKQUOTE>

Die angegebene Menge Kochsalz einfach durch NPS ersetzen. Kein Problem.

Das Verbot von Salpeter rührt aus den vielen Todesfällen, die es in früheren Zeiten dadurch gegeben hatte, her. Da wurde die Kochsalzbüchse mit der Salpeterbüchse verwechselt, die Wurstsuppe gesalzen, 15 Tote. Peng.

Alle roten Fleisch- und Wurstwaren werden mit NPS hergestellt. Eine eventuelle Gefährdung durch Natriumnitrosamin kann nur eintreten, wenn Fleisch- oder Wurstwaren hohen Temperaturen (grillen oder scharfes Anbraten) ausgesetzt werden.
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Meles:


Das Verbot von Salpeter rührt aus den vielen Todesfällen, die es in früheren Zeiten dadurch gegeben hatte, her. Da wurde die Kochsalzbüchse mit der Salpeterbüchse verwechselt, die Wurstsuppe gesalzen, 15 Tote. Peng.

.
<HR></BLOCKQUOTE>

Nicht richtig Meles!

Salpeter ist auch heute noch nach wie vor erlaubt und findet auch seine Verwendung, sowohl in Rohwursterzeugnissen, wie auch bei der Käseherstellung.

Die von dir angeführten Todesfälle ereigneten sich durch eine überdosierung an reinem NITRIT, nicht durch NITRAT (Salpeter).

Seit dieser Zeit darf in D Nitrit ausschliesslich in Form von vorgemischtem Nitritpökelsalz zugesetzt werden, in einem Mischungsverhältnis von 0,4- 0,5% Natriumnitrit u. 99,5% Kochsalz, um damit allein schon aus geschmacklichen Gründen eine Überdosierung an Nitrit zu verhindern.

mogges
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von mogges:


Nicht richtig Meles!

Salpeter ist auch heute noch nach wie vor erlaubt und findet auch seine Verwendung, sowohl in Rohwursterzeugnissen, wie auch bei der Käseherstellung.

Die von dir angeführten Todesfälle ereigneten sich durch eine überdosierung an reinem NITRIT, nicht durch NITRAT (Salpeter).

Seit dieser Zeit darf in D Nitrit ausschliesslich in Form von vorgemischtem Nitritpökelsalz zugesetzt werden, in einem Mischungsverhältnis von 0,4- 0,5% Natriumnitrit u. 99,5% Kochsalz, um damit allein schon aus geschmacklichen Gründen eine Überdosierung an Nitrit zu verhindern.

mogges
<HR></BLOCKQUOTE>

Dem Einsatz von Salpeter sind, wie Du weißt, sehr enge Grenzen gesetzt.

Du hast recht, die Vergiftungen waren meist durch Nitrit verursacht. Da das Nitrat aber auch im Körper zu Nitrit abgebaut wird möchte ich es nicht unbedingt direkt essen.
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