Hallo!
Ich meine das jetzt nicht polemisch: Was ist besser für eine Reise, ein Auto oder ein Motorrad? Da gibts nur eine richtige Antwort, nämlich: Kommt drauf an! Nämlich darauf, was Dir besser liegt.
Pistolen sind komplizierter zu handhaben.
Da ich des Öfteren mit Anfängern am Schießstand bin, erlebe ich recht häufig, an welchen Knöpfchen - selbst bei einfachen Pistolen - verzweifelt herumgefuchtelt wird. Ich war vor kurzem mit einem Bekannten am Schießstand, der seit vielen Jahren eine FN - Highpower im Safe liegen hat, die er am Schießstand ohne mich nicht zum Schießen brachte. In der Praxis wird mit Kurzwaffen eben selten bis nie geübt, man sehe sich nur die vielen ungeschossenen Faustfeuerwaffen aus „Jägerhand“ an, die tagtäglich bei e-gun versteigert werden. Eine Selbstladepistole - und zwar auch einfache moderne Konstruktionen ohne manuelle Sicherung wie Glock, Sig Sauer, Steyr, etc. - erfordert eben mehr Handgriffe, um sie zu bedienen bzw. zu beherrschen (Magazin laden fällt manchen Anfängern schon schwer, Schlitten richtig zurückziehen, Schlittenfanghebel, Magazinauslöseknopf). Da sind Bedienunabhängige Störungen noch gar nicht mitgezählt, aber meistens ist der Schütze der Verursacher: Manchmal wird das Magazin nicht vollständig bis zum sicheren Einrasten eingeführt, schon machts Klick statt Bum und die panische Rumdrückerei am Schlittenfanghebel oder/und am magazinauslöseknopf geht los. Oder der Schlitten wird nicht bis ganz hinten zurückgezogen, Klick statt Bum und schon wieder wird rumgefummelt. Oder der Schlitten wird gaaaanz langsam vorgelassen, anstatt ihn zuschnellen zu lassen, Ergebnis: Pistole verriegelt nicht, Klick statt Bum, weiteres Ergebnis, siehe oben. Manche Anfänger halten die Pistole viel zu locker im Handgelenk und produzieren dadurch Ladehemmungen (von den Amerikanern „Limp Wrist“ genannt, manche Glocks sollen darauf besonders empfindlich reagieren, meine 31er in 357 Sig auch, meine 17er allerdings nicht).
Ich habe schon bei ziemlich vielen gängigen modernen Pistolenmodellen von Glock, Beretta, Heckler&Koch, Steyr, Sig Sauer Ladehemmungen selbst erlebt. Bei modernen Pistolen sind sie aber sehr sehr selten und meistens recht rasch zu beheben.
Revolver dagegen sind deutlich einfacher zu bedienen, und im Regelfall auch funktionssicherer. Allerdings, WENN beim Revolver eine Störung auftritt, ist sie meistens wesentlich schwieriger, als bei einer Pistole, zu beheben (manchmal ohne Werkzeug/Reparatur unmöglich). ich habe 2 Störungen bei Revolvern selbst erlebt, einmal war durch überladene Munition die Trommel so stark blockiert, dass sie mit einem Gummihammer herausgeschlagen werden musste, ein andermal war eine Rast an der Trommel durch einen Fall deformiert, sodass die Trommel bei schnellem Schießen mit dem Spannabzug bei einer Kammer nicht mehr sauber eingerastet ist (man konnte allerdings problemlos mit der Waffe schießen, solange man den Abzug nicht schnell „durchriss“).
Die Handhabung eines Revolvers im Normalbetrieb ist auch wesentlich deppensicherer, als die einer Pistole. Im Regelfall haben Revolver nur einen einzigen „Knopf“, mit dem man die Trommel entriegelt. Es gibt also faktisch keine Fehlbedienung. Trommel auf, Patronen rein, Trommel zu, Abzug drücken, peng.
Man sieht beim Revolver außerdem von außen, ob er geladen ist. Ein kurzer Blick von vorne auf die Trommel reicht um zu sehen, ob Patronen in der Trommel sind.
Wenn man allerdings geübt im Umgang mit Pistolen ist, kann man damit viel rascher zielsicher schießen, als mit einem Revolver. Der rücklaufende Verschluss schluckt einen Teil des Rückstoßes, sodass die Waffe wieder schneller im Ziel ist, der (vorgespannte od teilvorgespannte) Abzug ist leichter treffsicher zu betätigen, als der Spannabzug eines Revolvers. Pistolen haben bei ähnlichen Abmessungen eine höhere Magazinkapazität, außerdem gestaltet sich das Nachladen – sofern man ein geladenes Reservemagazin zur Hand hat – deutlich leichter und schneller.
Ach ja, um es nicht zu vergessen: viel üben und trainieren muss man mit beiden Systemen, und zwar deutlich mehr, als mit Langwaffen. Man sollte sich außerdem sehr genau überlegen, ob man wirklich eine Kurzwaffe bei der Ausübung der Jagd verwenden will. Otto Normaljäger ist ja leider vielfach schon mit seinem Gewehr überfordert. So mancher Weidkamerad kommt halt erst zum Schießstand, wenn der Bock gefehlt wurde. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich rate Dir dazu, beide Waffenarten ausgiebig am Stand zu testen, bevor Du dich entscheidest.
In diesem Sinne: Weidmannsheil