01.12.2016 | Abschusspanne
Drittklässler sehen Wildschwein sterben
Traumatisierte und weinende Grundschüler im Grünwalder Walderlebniszentrum? Eine aufgebrachte Mutter echauffierte sich in der örtlichen Presse über den Abschuss eines Schwarzkittels. Doch die Stimmung vor Ort war nicht ganz so tragisch.
Täglich kommen mehrere Schulklassen zum Walderlebniszentrum Grünwald, um etwas über die Natur zu lernen.
Die vor den Toren Münchens gelegene Bildungsstätte des Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) steht in der Kritik. Eigentlich soll die Einrichtung Groß und Klein zeigen wie das Ökosystem Wald mit seinen Bewohnern funktioniert. Als am Dienstag eine Schulklasse zu Besuch war, wurde die Aufklärung aber deutlicher als sonst: Im Schaugatter wurde ein Schwarzkittel erlegt. 'Da sich die Wildschweine relativ stark vermehren, müssen regelmäßig Tiere erlegt werden', sagt Mitarbeiter Andreas Egl. Allerdings war es nicht geplant oder beabsichtigt, dass die Drittklässler dabei zuschauen.
In der Folge wand sich die Mutter einer Schülerin an die Münchner 'Abendzeitung'. Das Walderlebniszentrum hätte mit dem Vorfall seine Sorgfaltspflicht verletzt, so der Vorwurf. Ihre Tochter wäre weinend vom Ausflug heimgekehrt, ein Junge hätte sogar sein Asthmaspray benötigt. Die Bildungsstätte entschuldigte sich für die Vorkommnisse bei der Familie und lud dazu ein, mit dem Mädchen über die Situation zu sprechen - sie lehnten jedoch ab.
Die Leiterin der waldpädagogischen Einrichtung stellt in einem Gespräch mit unserer Redaktion vor Ort klar: 'Die Reaktion des Mädchens war im Gegensatz zum Rest der Klasse sehr extrem'. Eine andere Gruppe, die zeitgleich vor Ort gewesen sei und nur die Schüsse gehört habe, soll dagegen sehr neugierig gewesen sein, 'sie wollten beim nächsten Abschuss sogar dabei sein'. Daher werde man auch in Zukunft darauf eingehen, woher das Holz für Möbel und das Fleisch auf dem Teller kommt, jedoch ohne Erlegung.
RW