Hi Varmi,
2005 erschien ein neuer Beitrag über den Hererokrieg, speziell über die Vorkommnisse am Waterberg und im Anschluss daran:
„Der Wahrheit eine Gasse“ von H.R.Schneider-Waterberg
ISBN: 99916-68-43-8 November 2005
... Diese heiß diskutierte Sammlung von Artikeln und Leserbriefen, die Hinrich R. Schneider-Waterberg meistenteils in der Allgemeinen Zeitung und den Nachrichten der GFWE veröffentlicht hat, wurde nun von der Gesellschaft für Wissenschaftliche Entwicklung in Swakopmund, gesammelt als Sondernummer, herausgegeben. In dieser Zusammenstellung sind diese gut geeignet, die interessanten Ansätze und Ergebnisse des Autors kennenzulernen.
Schneider-Waterberg, beheimatet auf Okosongomingo, widmet sich der Erforschung des Herero-Deutschen Krieges und hat, ohne studierter Historiker zu sein, im Verlauf seiner Beschäftigung mit dem Thema, einige beachtliche und anerkannte Rechercheerfolge und Überlegungen eingebracht. Der Schwerpunkt seiner Ansätze und Ergebnisse liegt auf der Auswertung noch unveröffentlichter, unberücksichtigter oder weitgehend unbekannter Dokumente, um einer Festschreibung der These vom genozidalen Vorgehen der Schutztruppe in der heutigen Geschichtsschreibung entgegenzuwirken.
... Das deutsche Geschichtsbild vom Hererokrieg bleibt daher uneinheitlich und verzerrt. Die Gründe dafür finden sich neben der damaligen DDR-Propaganda bei den sogenannten 68ern. Neben dem kalten Krieg hatten bekanntlich vor allem die Studentenunruhen der späten 60er und frühen 70er Jahre in Deutschland ein Ende der alten Ordnungen auch und besonders im historischen Fachbereich zuwege gebracht.
Progressive Historiker der politisierten Generation der 68er schrieben Geschichte mit der Sicht "von unten" und mit herrschaftskritischen Tendenzen, in der sie alle Formen des Widerstands in der Geschichte aufwerteten und westliche Werte und Zivilisation abwerteten. Die Folgen dieser Politisierung oder Ideologisierung blieben für die namibische Kolonialgeschichte nicht aus.
Die kaiserliche Truppe in Deutsch-Südwestafrika wurde zum kriminellen Herrschaftsinstrument und der deutsche Kolonialismus ausschließlich zum Unterdrücker. Aus dem Blickwinkel der fortschrittlichen Neuhistoriker hieß Landnahme jetzt Diebstahl; Pioniere wurden zu "Siedlern" umbenannt, was als herabsetzend galt; und Entwicklung war jetzt Ausbeutung. Im Hinblick auf Namibia kriminalisierte man die deutsche Kolonialzeit mittels einer Art Polizeiaktenhistoriographie. Allem voran erschien nun die seit zwei Generationen als "Schlacht am Waterberg" und von den Herero als "Gefechte von Hamakari" respektierte schicksalhafte Kampfhandlung als Teil eines geplanten Genozids an den Herero. Zugleich mit dieser Erkenntnis entdeckte der Agitprop-Historiker Horst Drechsler 1966 eine obskure und wirkungslose Maßnahme des Generals von Trotha als "nützliche" Vergangenheit und ließ sie als monströse Vernichtungsproklamation und Beweis seiner Genozidfantasie neu aufleben.
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Viele Grüße.