Ich habe den JJ-Kurs der KJS Rhein-Sieg 2012/13 besucht, deshalb ein aktuelles Update für alle zukünftig Interessierten.
Ich würde mich mittlerweile dort nicht mehr anmelden.
Gründe:
Zur praktischen Schiess-Ausbildung muss man mittlerweile bis nach Dierdorf/Elgert fahren, weil der Stand in Troisdorf geschlossen wurde.
Das waren jedes mal runde 150 km Anfahrt hin und zurück und das mindestens 10 mal, oft sogar 20 oder 25 mal (wenn man auch noch Mittwochs und Sonntags schiessen wollte) für die Schiessausbildung.
Bei den derzeitigen Spritpreisen -> :sad:
Die praktische Schiessausbildung begleiten Helfer die das praktische Schiessen mit Kugel und Schrot lehren sollen.
Am Kugelstand wurde einigen Teilnehmern nicht vermittelt, daß man auf den laufenden Keiler besser mit schwacher Vergrößerung schiesst.
Da schossen einige von uns noch bis in den deutlich fortgeschrittenen Kurs mit 12-facher Vergrößerung und wunderten sich, das sie nichts trafen.
Beim Schrot gab es genügend Teilnehmer die noch bis kurz vor der Prüfung erhebliche Schwierigkeiten hatten die erforderlichen drei von zehn Tauben zu treffen.
Klar braucht man zum TT-Schiessen eine längere Zeit Übung, aber nicht wenige JJ-Anwärter holten sich außerhalb des Kurses Hilfe bei anderen Schiesslehrern, um die Prüfung zu bestehen.
Für die praktische Waffenhandhabung sind 50 zugelassene Kursteilnehmer einfach zu viel.
Um die Prüfung sicher zu bestehen, sollte grundsätzlich jeder Kursteilnehmer jede Waffe immer wieder unter Drill vorführen und das jeden zweiten Samstag beim praktischen Schiessen.
Rechnen wir dazu mal:
Drilling, M98, Walther PPK, Revolver und eine Bockflinte, also insgesamt fünf Waffen.
50 Kursteilnehmer mal fünf Waffen = 250
Für jede Waffe fünf Minuten Zeitaufwand, was im Schnitt über die gesamte Kursdauer schon schnell ist -> 1.250 Minuten oder runde 21 Stunden bei einem einzelnen Ausbilder.
Innerhalb eines zeitlichen Ausbildungsrahmens von sieben Stunden/Samstag von einem Ausbilder nicht zu leisten.
Es müssten meiner Meinung nach mindestens drei bis vier Ausbilder für die praktische Waffenhandhabung vor Ort sein, damit jeder JJ vernünftig ausgebildet würde.
Zur Verfügung stand aber nur einer, der in aller Regel, weil halt auch nur Mensch, mittags platt war und nach meinem persönlichen Empfinden auch immer mal Spaß daran hatte, einzelne JS-Anwärter die etwas unsicherer in der Waffenhandhabung waren, vor der Gruppe vorzuführen.
Die Preise für Munition und Tontauben erscheinen überzogen. 13 € jeweils für Kugel (10 Schuss .223) oder Schrot (10 Tauben).
Zu beachten ist dabei, das man rund die Hälfte der Samstage nur mit einem Schuss Schrot je Taube schiessen darf.
Wenn für das Geld dann wenigstens genügend Lehrer für die praktische Waffenhandhabung vor Ort wären, dann wäre es ja noch ok, aber so?
Ich weiss, ich weiss: Standgebühren, Personalkosten usw. usw...
Aber man multipliziere die genannten Zahlen mal mit 50 Kursteilnehmern und den im Lehrplan aufgeführten 10 Schiessterminen :unbelievable:
Und dann reden wir noch garnicht von Kursteilnehmern die wegen ausbleibender Schiesserfolge auch noch regelmäßig Mittwochs und Sonntags nach Elgert gefahren sind :no:
Von der Kursbetreuerin, die den JJ-Kurs organisiert, erhält man auf Bitte um kurze Bestätigung von Zahlungseingängen keine Antworten.
Allgemein werden email-Anfragen nur selten beantwortet.
Mit der Auswahl der Hegeringe konnte man sich nach ihrer eigenen Kursansage bis in den Januar hinein Zeit lassen.
Im Dezember wurden dann einige von uns in schroffem Ton angegangen, warum man sich immer noch nicht für einen Hegering entschieden hätte.
Bei der Lossprechung der JJ, die in die Nachprüfung mussten, fehlten Jägerbriefe, obwohl man nur die Anmeldeliste hätte abgleichen müssen.
Ausbildungsstoff und Prüfungsinhalte lagen teilweise beträchtlich auseinander.
Man wurde in der Prüfung zu jagdlichen Themen gefragt, die man während des Unterrichtes nie oder nur teilumfänglich behandelt hatte.
So wurde einer von uns z. B. im Detail über Sikkawild geprüft, während der zuständige Dozent uns mehr oder weniger nur vermittelt hatte, daß man sich dazu merken solle, daß es gut schmecke.
Viel mehr hätte man in der Prüfung nicht zu erwarten, da Sikkawild in unserer Gegend nicht vorkomme -> Unzutreffend (siehe Prüfungsinhalte)!
In den Prüfungsausschüssen trifft man auf breite Überheblichkeit.
Ok, die Besetzung der PAs hat mit dem JJ-Kurs nichts zu tun und "branchen"-unüblich scheint diese Überheblichkeit auch nicht zu sein.
Trotzdem ist die Prüfung Bestandteil und Abschluss der Ausbildung und die PAs sind vornehmlich mit lokalen "Größen" der KJS besetzt.
Einer der Prüfer reagierte maßlos überzogen, wenn man keine Antwort auf die Frage geben konnte, wie ein Hund nach einer Suche auf Wild wieder zum Führer zurückfindet, wenn er ausser Sichtweite ist?
Klar, natürlich auf der eigenen Fährte, aber solche Fragen wurden während der Ausbildung nie angesprochen, auch wenn man natürlich hätte drauf kommen können.
Jedoch in einer Prüfung, in der man halt aufgeregt ist, kann man da schon mal ein wenig unsicher sein.
Trotzdem kein Grund, sich aufzuregen, wenn man nicht augenblicklich die offensichtlich richtige Antwort bekommt.
Ein Prüfer für Jagdrecht in einem der beiden Prüfungsausschüsse hatte noch nicht einmal einen Jagdschein, aber offensichtlich kein Problem damit, über die jagdliche Befähigung von JJ-Anwärtern mit zu entscheiden.
Einer von uns hatte das Schiessen nicht bestanden und stand auch in der mündlichen Prüfung etwas wackelig.
Ergebnis: Auch in der Theorie durchgefallen, weil er ja ohnehin zum Schiessen nochmal antreten müsse...
Im Ergebnis hatten von ca. 50 JJ-Anwärtern gut 30 bestanden, der Rest durfte ein zweites Mal ran.
Nein, ich war nicht zufrieden.
Es gibt noch eine Zahl anderer Gründe für diese Unzufriedenheit, aber deren Auflistung würde hier den Rahmen sprengen.
Addiert man ALLE Kosten auf, liegt man locker beim Preis einer Jagdschule, von der man vermutlich eine kundenorientiertere Behandlung erwarten darf.
Obendrauf hat man zumeist eine Preisgarantie. Fällt man also bei der Prüfung durch, so zahlt man für die erforderliche Wiederholung nichts drauf.
Ich kenne die Argumente für und gegen eine Jagdschule, aber nach meinen Erfahrungen mit dem JJ-Kurs der KJS Rhein-Sieg würde ich mich ungeachtet dieser Argumente für eine Jagdschule entscheiden!
Einige von uns, die die Erst-Prüfung nicht bestanden haben, sind zu einer Jagdschule übergewechselt und haben sich nachher geärgert, es nicht gleich so gemacht zu haben.
Und nein, ich habe keine Aktien in irgendeiner Jagdschule!
Ich will auch nicht unerwähnt lassen, das es Bestandteile der JJ-Ausbildung gab die top waren, wie z. B. die Exkursionen und die Möglichkeit zur Teilnahme an Gesellschaftsjagden.
Insgesamt gibt es hier neben Licht auch Schatten die es aber wohl auch bei alternativen Ausbildungsangeboten gibt.
Für bestimmte Randbedingungen, wie die Tatsache das man zum Schiessen bis nach Elgert fahren muss, kann die KJS natürlich auch nichts.
Dennoch sind es Bestandteile der Ausbildung die sie sich zurechnen lassen muss und die man als Ausbildungsplatzsucher in Sachen Jagdschein halt bedenken sollte.
Vielleicht lesen hier auch andere letztjährige Teilnehmer des Kurses mit die eventuell eine andere Sicht der Dinge haben und sich dazu äussern können/wollen...
Denn die Wahrheit liegt ja meistens doch irgendwo in der Mitte.
Ingesamt war mein derzeitiger Eindruck der JS-Ausbildung bei der KJS-Rhein-Sieg ein wenig durchwachsen, zumal ich von einem Bekannten der den Jagdschein bei einer weitestgehend benachbarten KJS gemacht hat, zwischenzeitlich immer mal wieder mitbekommen habe, das es wohl auch anders geht.