Kleiner Hund gaaaaanz groß

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Hallo Freunde,

ich möchte an dieser Stelle kurz über mein erstes Erlebnis als Treiber auf einer kleinen aber feinen Drückjagd nähe Magdeburg vor zwei Wochen berichten. Dies geschieht hier, weil ich so unglaublich von meinem heute 4 Monate alten PJRT-Rüden "Pelle" beeindruckt war, bzw. bin, der seine eigentliche Ausbildung ja erst vor sich hat. Ich beginne erst im Mai 2002 mit meinem Jungjägerlehrgang und war, wie Ihr vielleicht nachvollziehen könnt, dementsprechend begeistert, als mir ein mittlerweile liebgewordener "Alter Hase" anbot, als Treiber an der besagten Ansitzdrückjagd teilzunehmen. "Nimm doch den Pelle mit!", sagte er, "Das ganze Drumherum, die Strecke am Ende, die Witterung.." das alles seien Eindrücke, die für den Hund (und für mich?) unbezahlbar wären. Gesagt getan; Pelle ins Auto, auf zur Jagd. Ihr Alle wisst, was so geschieht, bis die eigentliche Jagd beginnt. Während diesem ganzen Vorlauf stand Pelle unter dermaßen, ja ich nenne es mal "positiver Spannung", dass ich es kaum glauben wollte. Es schien, als wollte er mir die ganze Zeit sagen: "Ja Herrchen, siehst Du, DAS ist ES, was ich will und brauche!" Soweit so gut. - Dachte ich! -
Die Treiber wurden eingeteilt, ich lernte gleich nette "Kollegen" kennen mit denen ich die nächsten Stunden verbringen sollte und wollte nun Pelle ins Auto verfrachten, um mit der erfahrenen PJRT-Hündin meines Freundes drücken zu gehen und der ansitzenden Jägerschaft etwas Gutes zu tun. Dies sahen nun die anderen erfahrenen Rüdemänner und sprachen mich kollektiv an: "Waaas!, den Hund ins Auto???", fragten Sie mich erstaunt. "Nimm den doch mit! Lass ihn an der Leine, dann lernt er was fürs Leben." So, da stand ich nun. Als ob ich nicht schon nervös genug war! Auf der einen Seite ich, der seinen Hund glaubt gut einschätzen zu können, selbst aber mit geringer jagdlicher Erfahrung ausgestattet, auf der anderen die "Alten", die alle den Eindruck machten, als wüssten sie, wovon sie sprachen und zusammen Dutzende Dekaden mit ihren Hunden im Revier verbracht hatten. Ich kam natürlich mit Einwänden wie: "Hey, ich schleppe Pelle doch nur die ganze Zeit hinter mir her!" Oder: "Was ist mit den Gelenken, den Sehnen, usw." Darauf die "gegnerische Partei": "Warts ab Kleiner, wenn er nicht mehr kann, dann kannst Du ihn ja immer noch ins Auto bringen!" Nun befand ich mich als in weiter Ferne angehender Rüdemann in Entscheidungsnot. Die Zeit drängte, die Jagd wollte, sollte musste beginnen..........

Welche Partei setzt sich durch? Was sagt Pelle? Gibt’s noch Höhepunkte?? Was war überhaupt mit der Jagd? Wie geht’s weiter? Strecke??

Die Antworten auf diese Fragen folgen spätestens am Sonnabend an gleicher Stelle im zweiten und letzten Teil der kleinen Erzählung. Ich will Euch heute nicht überfordern.
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Seht mir bitte nach, dass alles noch nicht wirklich waidmännisch klingt; ich arbeite daran.
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Sorry Nussjackl, Basse, Alexander: Früher ging nicht!
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Vorweihnachtliche Grüße und Ho Rüd Ho!

Waidwunder
 
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oooch Möönsch ! Da hat man sich gerade warmgelesen ....
Wir warten !

Horrido,
Anne
 
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..also weiter jetzt!!! Du hast gesagt spätestens Samstag. Geht doch vielleicht auch früher?

Mit erwartungsvollem Gruß
winehill

PS:Ich liiiebe Hundegeschichten!
 
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Vielleicht ist ihm Pelle weggelaufen ? ...
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Da hat er keine Zeit mehr zum Schreiben.
 
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Hi Waidwunder,

guter Anfang, finde ich!
Zum Hund selbst kommt aber schon auch noch was, oder?

Muss man da irgendwo 50 Pfennig einwerfen, dass die Geschichte weitergeht?
Übrigens könntest du wirklich beim 2. Teil auch ein Foto von Pelle einstellen!

Waidmannsheil
Njl.
 
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He !

Jetzt ist es Samstag, kurz nach zwanzig Uhr, und was ist ?? Nüscht !!! Wo bleibt die Fortsetzung ?!

Horrido,
Anne
 
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.........
„Na gut, dann nehme ich den Zwerg halt mit,“ sagte ich und dachte heimlich bei mir „auch gut, kann er halt keinen Unsinn im Auto machen und die Halbwertszerfallzeit meines Autos bewegt sich vorerst weiter auf normalem Niveau“ . Man hat ja knapp vier Monate alte Welpen, die kurz vor dem Zahnen stehen, schon die tollsten Sachen in Autos anstellen sehen. Reaktionen wie: „Ach sooo sieht die Füllung meiner zwei Monate alten Velourslederausstattung aus?!“ sind Hundebesitzern bekannt.
Zurück zum Plot: Zwei Gruppen Treiber, à 6 Mann (leider nur eine Frau dabei!) , insgesamt vier Hunde, also zwei in jeder Gruppe, bzw. 2 ½ in meiner. „Um 9.00 Uhr werden die Hunde geschnallt!!“ brüllte der Führer meiner Gruppe und löste damit bei einigen Jägern ein von mir als schadenfroh identifiziertes Grinsen aus, als ihr Blick auf die halbe Portion Pelle fiel. Ich hatte allerdings unumstößlich gute Laune, da ich doch gerade meine Autositze gerettet hatte und meinem Hund doch womöglich DAS Erlebnis seines noch kurzen Lebens bevor stand. So nahm ich nun die knapp drei Jahre alte PJRT-Hündin meines Freundes mit Namen Motte, meinen Hund Pelle und ging mit meinen Treiberkollegen in Position. Endlich ging es los. Die erste Kieferndickung wurde von uns in Angriff genommen. Motte fing an, merklich unruhig zu werden und zitterte vor Erregung. Pelle schien noch nicht wirklich beunruhigt und trotte(l)te unbedarft neben mir her. Eine halbe Stunde gab ich Ihm, in der er zeigen sollte, ob er weiter mit uns gehen sollte, oder ins Auto müsste.
„Hunde schnallen!!!“, skandierte es 6-8 Meter neben mir. Es war also 9.00 Uhr und ich schnallte Motte. „Such voran!“, gab ich ihr zu verstehen und Motte ging ab, was das Zeug hielt. Tja, und dann passierte das von mir nicht erwartete, das von mir nicht für möglich gehaltene. Pelle sah Motte vor uns kreuzen und war auf einmal Feuer und Flamme für dieses „Treiben“ im wörtlichen Sinne. Der PJRT ist ja bekannt für seine Eigenschaft trotz aller Passion zum Jagen doch die Bindung zum Hundeführer zu suchen und in regelmäßigen Abständen zu ihm zurückzukehren. So tat dies auch Motte. Mir schien es, als wenn die Hündin bei jeder Rückkehr instinktiv den Kontakt zu Pelle suchte. Sie leckte ihm jeweils kurz aufmunternd über die Schnauze, als ob Sie Ihm sagen wollte „siehst du DAS macht richtig Spaß! Schau mir nur zu, wie es gemacht wird und lerne“, was Pelle mit noch mehr engagierten Zug an der Leine quittierte. Auf einmal also war die Situation auf den Kopf gestellt. Nicht ich musste den Hund durch die Dickung zerren, sondern Pelle zog mich! Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, liebe Freunde, dass ich alle Hände voll zu tun hatte, meinem Hund trotz Leine durch die Dickungen zu folgen. „Okay“, dachte ich, „länger als eine Stunde macht der Kleine das Spiel nicht mit!“
Wer den Verlauf dieser kleinen Geschichte mitbekommen hat, wird sich sicherlich denken können, dass Pelle länger durchhielt. Drei Stunden bis zum Frühstück, bis zur ersten Pause also. Etliche Stück blieben auf der Strecke, getrieben von Motte, meiner Treibergruppe und, ja ich muss es sagen auch von Pelle. Immer die kleine Nase konzentriert am Boden, die Rute im Staccato munter wedelnd, unermüdlich ging er voran. Das Frühstück schien für ihn eine unangenehme Unterbrechung darzustellen, ihm eine Ewigkeit zu dauern. Pelle wollte weiter. Er hatte seine „Liebe“ zu den für ihn bis dahin weitgehend unbekannten Sauen entdeckt. Ein paar Schluck Wasser das einzige was er sich gönnte. Ich überlegt kurz, ob ich seiner Freude ein jähes Ende bereiten sollte und ihn der Sitzgarnitur meines Autos zuführen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell beim Anblick seines süßen, vor Ungeduld zitternden kleinen Köpfchens. Also ging es auf zum zweiten Treiben, zur zweiten Hälfte der Jagd. Wieder hörten wir des öfteren das für uns erfolgbestätigende Knallen der Waffen, der an den Schneisen ansitzenden Jäger. Die Vokabel „Schussempfindlichkeit“ war meinem Hund gänzlich unbekannt, im Gegenteil, aufmerksam hielt er bei jedem Schuss kurz inne, um sich sofort mit deutlich sichtbarer Passion wieder der Fährte zuzuwenden.
Dann geschah folgendes: Wir Treiber traten auf eine Schneise verschnauften nach anstrengendem Treiben kurz unter der Kanzel eines ansitzenden Jägers. „Und, ist was vorbeigekommen? Bist du zum Schuss gekommen?“ fragten wir den Waidmann, der nicht wirklich gut gelaunt schien. Seine offensichtlich sehr teure Waffe war bis zu diesem Zeitpunkt zum Schweigen verdammt, seine Unzufriedenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Nein, es ist wie verhext! Überall wird geschossen, nur ich......., blah, blah“ Noch bevor uns seine schlechte Laune anstecken konnte brüllte auf einmal unser Gruppenführer: „Da! Seht die Rotte!! Alle zurücktreten!!!“ Eine ca. acht bis zehn Tiere starke Rotte wechselte von einer Dickung in die nächste und befand sich nun genau auf unserer Schneise. Wir Treiber zogen uns alle zwei bis drei Meter zurück in die uns näher befindliche Dickung. Schnell legte der Jäger an, zielte und schoss. Kein Stück blieb liegen. „Los, komm mit den Hunden mit!“, rief er und rannte zum vermeintlichen Anschuss. Da war ich auf einmal mit einer Situation konfrontiert, die ich nur von Erzählungen meines Freundes aus Büchern und vielleicht der „Wild und Hund“ kannte. Eine gehörige Portion Adrenalin half mir sie zu überstehen. Motte, Pelle, der Schütze und ich liefen also die Schneise hinunter. Wir begutachteten die Stelle, an der der Überläufer (als diesen sprach ihn der Schütze an) krank geschossen wurde. Das unangenehme Ergebnis unserer Recherche ergab eindeutig einen Gebrechschuss. Der Schütze war natürlich nicht sonderlich begeistert. Die Kreatur sollte nun selbstverständlich schnell von seinen Qualen erlöst werden, so rief ich Motte nun das für sie bekannte „Such verwundt“ zu. Motte war aber so von dem vor ihr liegenden Wundbett abgelenkt, dass sie keinen ernsthaften Anstalten machte der Schweissspur der Sau zu folgen. Hier sah nun mein kleiner, feiner Pelle seine Zeit gekommen. Während alle Treiber, Motte und der Schütze noch mit der Inspektion des Wundbettes beschäftigt waren, bekam Pelle Witterung des waidwunden Überläufers in die noch nicht vier Monate alte Nase. Und dann ging die Post auch schon ab! „Der Kleine hat Witterung!!“ rief der Führer meiner Truppe. Also los. Pelle legte sich in die (leider zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhandene) Schweisshalsung und suchte verwundt. Er tat dies den Umständen entsprechend sogar mit beachtlicher Ruhe. Ich befand mich im siebenten Hundeführerhimmel, die Serotoninabgabe meines Körpers leistete hervorragende Arbeit, genau wie mein Hund. Auch Motte war sich jetzt wieder ihrer verantwortungsvollen Aufgabe bewusst und ging auf der Schweissspur. Sie übernahm schnell die Führung und so waren wir auf einmal wieder „im Geschäft“. Wir näherten uns der nächsten Dickung bis auf 100 Meter und dann folgte der für uns alle erlösende Schuss. (ähm. Ich meine natürlich für den vermeintlichen Überläufer) Wir waren uns nun sicher, die krankgeschossene Sau würde nicht bis zu ihrem Lebensende auf Flüssignahrung angewiesen sein.

Alle Beteiligten waren dann zum Schluss wirklich zufrieden mit der vergangenen Jagd. Es gab eine ansehnliche Strecke mit der der Jagdleiter sehr zufrieden war. Pelle war der Held beim wirklich schönen anschließenden Schüsseltreiben, jeder wollte ihn einmal für eine Viertelstunde bei sich haben und streicheln, etliche Jägermeister musste ich dafür dankend ablehnen, da ich ja mit den Velourssitzen auf vier Rädern unterwegs war. Ich durfte den Überläufer mit Gebrechtschuss aufbrechen, was für mich eine Premiere war, habe mich nicht allzu blöd dabei angestellt und fühlte mich nach diesem Tag, wie die Berliner Philharmoniker nach der gelungenen Wiederuraufführung von Beethovens 9er Symphonie vor 15.000 Zuhörern. Auf dem Rückweg nach Berlin begann Pelle dann einen ca. 72 stündigen Dauerschlaf, der nur von einer Mahlzeit unterbrochen wurde. Dem Herzen des von ihm verwundt gesuchten Überläufers auf seiner ersten großen Jagd, gekocht mit Reis und Gemüse!. Pelle scheint mir seit dem Tag um einiges an geistiger Reife dazu gewonnen zu haben. Er ist abgeklärter und ruhiger ohne an Schärfe eingebüßt zu haben, wenn es ins Revier geht. Ich hege keine Zweifel, dass er ein wirklich guter Jagdhund wird.

Liebe Freunde: Zu lange musstet ihr auf den zweiten Teil der Geschichte vom kleinen Pelle waten. Mea culpa, mea maxima culpa! Der plötzliche Wintereinbruch forderte seinen Tribut. Ich kam wegen eines Autounfalls nicht eher nach Berlin, musste außerhalb übernachten und habe noch andere Pflichten nicht wahrnehmen können (Ja Jens, du bist gemeint. Ich hoffe, wir sehen uns in der kommenden Woche. Ich lass Dir den Sonntag frei, morgen ruf ich Dich an!)

Ach ja: Der Protagonist Pelle scheint so weit ich es beurteilen kein keine sichtbaren Schäden genommen zu haben. Tierärzte, die Einwände gegen die sechs Stunden Arbeit im Revier haben, mögen zur Kenntnis nehmen, dass dies sicherlich ein Sonderfall war und ich meinem Hund diese (selbst auferlegten) Strapazen nur ausnahmsweise in dieser Intensität erlaubte.

Mir selbst ging es nach dieser Jagd übrigens körperlich nicht sonderlich gut. Ich hatte einen zünftigen Muskelkater. Entschädigt hat mich allerdings die Leber des Überläufers! Mit Rotkohl, Kartoffeln und brauner Soße! Mmmmh. Und zu meinen Füßen Pelle. Pelle der Eroberer.

Alles Liebe und ein wenig Besinnlichkeit
und vor allem Ho Rüd Ho
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!

Waidwunder

[ 16. Dezember 2001: Beitrag editiert von: Waidwunder ]
 
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Na endlich! Wir können aufatmen. Tolle Geschichte eines Jack Russels.
Sind doch einfach Klasse diese Hunde. Meiner wird am 1. Januar gewölft
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Ich freue mich schon.
Danke Waidwunder für die Story und weiterhin Waidmannsheil und einen Gruß an Pelle.
 
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16 Dez 2000
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Tolle Story !

Macht weiter...

ich glaube; du kannst von deinem Hund noch viel lernen...
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Andreas
 

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