Zunächst Gratulation der Besitzerin ! Solch ein Stück und mit einer persönlichen Geschichte ist immer etwas besonderes.
(Mammut)Elfenbei würde ich auch ausschließen - es gibt hier in Berlin einen sehr bekannten Elfenbeinschnitzer, den ich über seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt kennen gelernt habe. Bei ihm schon einiges Mammutelfenbein Schmuckstück zur Freude meiner Frau (und weiblicher Verwandschaft) gekauft.
Buchsbaum passt und das Stück ist entstammt sicher der Volkskunst/ambitionierten Amateurbereich, wie man aus der Ausarbeitung der Eichenblätter, der Schließe etc m.E. nach bemerken kann. Keine "erste Hand" was aber seinen persönlichen Wert und den dekorativen Charakter an einem schönen Kleidungsstück keinesfalls mindert. Im Gegenteil !
Und ja, ich finde es gehört getragen ! Dafür wurde das Stück gemacht und es nur für die "Nachwelt" zu verwahren und alle paar Monate mal aus seinem Schächtelchen zu holen wäre doch etwas schade.
Und bei einem "grünen Abend" oder einer jagdlichen Einladung getragen oder einfach als selbstbewusstes, dekoratives Bekenntnis zu Wild und Natur und unsere Art die Dinge zu sehen hätte es einen guten Auftritt und knüpft an eine schöne Tradition an.
Neulich saß eine sehr gepflegte und bereits weit über neunzig jähgrige Patientin vor mir, deren schon sehr knochigen Finger ein sehr fein gearbeiteter Grandelschmuck zierte. Fast in selbigen übergehend ein dünner und sicher schlechten Zeiten entstammender Ehering.
Als ich sie am Ende der Untersuchung mit dem Kompliment "ein schöner Ring, den sie da tragen" darauf ansprach, antwortete sie mit einem versonnenen Lächeln "der ist von meinem verstorbenen Mann, der war Förster in der Schorfheide früher".
Gedanklich vollzog ich den Bogen von einer herbstlichen Brunftplatzszene, die sich vor vielen, vielen Jahrzehnten zugetragen hatte, einem Schuss der das muntere Treiben jäh zum plötzlichen Ende brachte, der getreckte Recke, der im Schein lodernder Kienspanfackeln verblasen wurde und dem stolzen Forstmann, der seiner Frau zuhause die Grandeln als stolze Teilhabe an seinem Jagderfolg zum Geschenk machte. Und der dann sicher unter erheblichen Mühen irgendwie das Gold und sicher einiges an Geld zusammen kratzen musste, um den außerordentlich fein gearbeiteten Ring anfertigen zu lassen. Der nun, ein langes Menschenleben später, noch immer den Finger der damals beschenkten Dame zierte und ihr die Intensität der Erinnerungen für einen Moment nochmals vor Augen führte und ins gedankenvolle Gesicht schrieb.
Nein, solche Dinge gehören nicht in die Schublade.... raus damit in Leben...solange es geht !