Jäger sollen zur Nachprüfung!

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Hallo liebe Forumsmitglieder,

als ich heute Morgen die Zeitung aufschlug verschlug es mir den Atem und das Brot blieb mir fast im Halse stecken. Unter der Überschrift "Jäger sollen zur Nachprüfung" schrieb Hubertus Hartmann folgenden Artikel:

Artikel aus dem Westfälischen Volksblatt, Lokalteil OWL, vom 10.09.02

Regelmäßige Überprüfung der Schießkenntnisse weiter umstritten

Jäger sollen zur Nachprüfung

Von Hubertus Hartmann

Paderborn (WB) Niemand hat die waidwund geschossenen Rehe, Wildsauen und Füchse gezählt, die an ihren schweren Kugelverletzungen qualvoll im Dickicht zugrunde gehen. In keiner Statistik sind die bei der Jagd von Kollegen versehentlich erschossenen oder unsachgemäßen Umgang mit der Waffe tödlich verunglückten Jäger erfasst. Vieler der 340.000 lizensierten deutschen Pirschgänger sind angeblich überhaupt nicht waffentauglich. Das behaupten nicht nur Jagdgegner. Auch in den Reihen wird die Forderung nach regelmäßiger Überprüfung der Schießkenntnisse immer lauter.

“ Wir stellen uns der Diskussion, ob das Pflichtschießen eingeführt werden muss oder nicht“, erklärte der Präsident des Deutschen Jagdschutz – Verbandes (DJV), Constantin Freiherr von Heeremann, in Altenbeken. Dort trugen die 500 besten Jagdschützen der Republik ihre Bundesmeisterschaft aus. Mannschaftssieger in der offenen Klasse wurde das Team des Landesverbandes NRW mit dem Mindener Karl-Heinz Schnelle.
Jene Elite der Waffenträger in Grün trifft aus 400 Metern mit der Büchse ein zwei-Euro-Stück. Manche ihrer Waidkollegen verfehlen aus 30 Metern einen ausgewachsenen Keiler. Trotzdem mag Heeremann, selbst seit einem halben Jahrhundert passionierter Jäger und langjähriger Verbandsfunktionär, die regelmäßige Schießfortbildung nicht zur Pflicht machen. “Das ist in der Praxis überhaupt nicht umsetzbar.“ Deutschland habe gar nicht genügend Flinten- und Büchsenstände für alle Jäger.
Bevor ein Grünrock die Schießberechtigung bekommt, muss der die Jägerprüfung ablegen. Bundesweit versuchen das jedes Jahr 10.000 ambitionierte Nimrods. Doch die Messlatte liegt hoch – jeder Fünfte fällt durch. “ Die meisten scheitern beim Schießen.“, weiß der im DJV für das Schießwesen zuständige Jürgen Semmelsberger. In NRW müssen Jagdschein – Prüflinge mit der Schrotflinte drei von zehn Tontauben treffen und mit der Bockbüchse auf hundert Meter 30 von 50 Ringen erzielen.
Haben sie das geschafft und den Jagdschein erst einmal in der Tasche, dürfen sie zum Halali blasen, ohne jemals wieder ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen zu müssen. Im Jahr 2000 brachten Deutschlands Jäger 53.000 Stück Rotwild, eine Millionen Rehe, 350.000 Wildschweine und 440.000 Hasen zur Strecke.
Wie viele nur angeschossen und irgendwann als Skelette gefunden wurden, ist nicht bekannt. “Der Prozentsatz ist äußerst gering und in den vergangenen Jahren stark zurück gegangen“, ist Freiherr Heeremann allerdings überzeugt. Der DJV – Präsident appelliert hier an deren Verantwortungsbewusstsein und Waidmannssinn. Außerdem gebe es in Deutschland noch keine norwegischen Verhältnisse. Dort schulterte im Schnitt jeder zehnte Bürger regelmäßig die Flinte, während in Deutschland staistisch auf 241 Köpfe ein Jagdscheininhaber komme.

Im Artikel eingefasst ein Bild von Constantin Freiherr Heeremann mit umgehängter Büchse im Wald und dem Zitat: “ Die Messlatte liegt schon sehr hoch.“


Dieser Artikel wurde von mir original übernommen und abgetippt, da diese Zeitung kein online – Angebot besitzt!

Gestern noch haben wir auf dem Schießstand in Buke darüber gesprochen, dass kein Ergebnis dieser Deutschen Meisterschaften in der Zeitung zu finden war. Stattdessen muss man so etwas lesen. Die Leser, die mit diesem Artikel angesprochen werden sollen, sind dem Westfallenblatt wohl lieber als die Jäger!

Jetzt meine Frage: Was soll man unternehmen? Ein so schlecht recherchierter und zweifellos politischer und wertender Artikel in einer Tageszeitung?
Was meint ihr dazu?

Hier der link zur Seite des Westfalenblatt (Herausgeber des Westfälischen Volksblattes) http://www.westfalen-blatt.de/
Hier hat man auch die Möglichkeit Leserbriefe loszuwerden!

[ 10. September 2002: Beitrag editiert von: Waidgeselle ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
mit der Bockbüchse auf hundert Meter 30 von 50 Ringen erzielen

Aha, mit der Bockbüchse, soso...


Ich denke die Diskussion um einen Nachweis der Schießfertigkeit ist durchaus berechtigt, schließlich muß man seine Schußwaffe "im Schlaf" beherrschen können und in der Lage sein einen Schuß sicher ins Ziel zu bringen. Und wer das von sich sagen kann braucht auch grundsätzlich keine Angst vor einem Nachweis dieser Fertigkeiten zu haben. Ob es ausreicht an die persönliche Pflicht zu apellieren seine Schießkünste zu trainieren sei mal dahingestellt.

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> Ein so schlecht recherchierter und zweifellos politischer und wertender Artikel in einer Tageszeitung?
<HR></BLOCKQUOTE>

Da stimme ich zu, das ist nicht in Ordnung
 
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Dieses Thema ist fast genau so alt wie die Jagd selber in Deutschland.

Es gibt nichts Einfacheres, als die persönliche Eignung der Jäger zu hinterfragen.

Aber unter uns gesagt, ein einfacher Sehtest würde manch eine altersbedingte Seh- und Schiessschwäche auf den Punkt bringen.

Für mich würde ich eine Schiessprüfung nicht als Belastung empfinden, aber wieviel Jäger machen einen großen Bogen um ihren nächsten Schiesstand, weil sie sich fürchten zu blamieren.

Allerdings, wer ist eine größere Gefahr für die Allgmeinheit, der kurzsichtige Jäger, der auf weite Distanz nicht mehr schiesst, oder der kurzsichtige Autofahrer, der nur noch kurze kurze und bekannte Strecken mit dem Auto fährt.

WMH Niederwildjäger
 
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Ich bin auch nicht gegen eine Diskussion um eine Überprüfung der Schießfertigkeit bei den Jägern, bzw. Jagdscheininhabern!

Grundsätzlich sollte man diese Möglichkeit der Überprüfung nicht ausser Acht lassen. Denn, wie schon richtig gesagt: Jeder Jäger muss seine Waffe im Schlaf beherrschen und zu jeder Zeit in der Lage sein den unbedingt nötigen, sicheren Schuß anzubringen, der dem Geschöpf unnötiges Leiden erspart. Keine Frage!

Aber dieser Artikel ist doch nur Wasser auf die Mühlen derer, die sich dem Kampf gegen die Jagd verschrieben haben!

Und übrigens:
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Jene Elite der Waffenträger in Grün trifft aus 400 Metern mit der Büchse ein zwei-Euro-Stück. Manche ihrer Waidkollegen verfehlen aus 30 Metern einen ausgewachsenen Keiler.
Das finde ich weitaus schlimmer, als die "Bockbüchse"!
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Das finde ich weitaus schlimmer, als die "Bockbüchse"!

War nur am Rande als Beispiel für die Qualität der Recherche zu diesem Artikel gedacht.

Den Artikel als ganzes würd ich als schlimm bezeichnen.
 
A

anonym

Guest
...also bei uns in Bayern gibt es
die "BJV-Schießnadel".

Das ist ein Schießnachweis auf freiwilliger
Basis.

Geschossen werden:

2 Serien a 15 Tauben

Auf der 100 m Schießbahn:
5 Schuss mit Kal. .222 auf Rehbock "sitzend aufgelegt"
5 Schuss mit Kal. .222 auf Gams "angestrichen"
5 Schuss mit Kal. .222 auf Fuchs "sitzend freihändig"

Die Schiessnadel erwirbt man bei uns im Rahmen des Jahresschießens des Jägerverein.
5 Schuss auf Fuchs sollte eigentlich liegend ausgeführt werden.

Aber wegen der Intervention von Jägern mit erwähnenswerter Leibesfülle und auch von alten Herren, die schlecht auf den Schiesstisch naufkraxeln können wurde diese Disziplin (zumindes bei uns) ein wenig modifiziert (auf freihändig sitzend)
icon_biggrin.gif


Grundsätzlich halte ich einen Schießnachweis für nicht die schlechteste Forderung.

Auch wenn man nicht wirklich auf 400 m eine zwei Euro Münze treffen muss, aber auf 100 m sollte man allemal seine Schuss ins Schwarze bringen.

[ 10. September 2002: Beitrag editiert von: fox01 ]
 
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Heidihei,
das ist ja wieder typisch, das an der Schießfertigkeit der Jäger gezweifelt wird. Als unregelmäßiger Schießstandgänger kann ich nur sagen, das dort zwar der Umgang mit der Waffe verbessert wird, die Schießleistung des Jägers aber kaum. Ich habe soviele Negativbeispiele gesehen, das ich nicht glaube, das damit ein schlechter Schuß im Revier vermieden wird! Möglicherweise gibt ja wirklich einige Funktionäre des Jagdverbandes, die eine Überprüfung der Schießfertigkeit fordern, deswegen würde es mich nicht wundern, wenn seitens des Jagdverbandes keinerlei Kritik an dermaßen schlecht recherchierten Zeitungsberichten folgen würde. Millionen Autofahrer machen mit 18 Jahren die Führerscheinprüfung und müssen auch nie wieder ihrer Fahrtüchtigkeit nachweisen. Es sei denn, sie fallen irgendwo in Flensburg auf. Ich weiß, das die Kreisjägerschaft Siegen-Wittgenstein in unregelmäßigen Abständen die Redakteure von verschiedenen Tageszeitungen zu einem Informationsnachmittag mit anschließendem Schießstandbesuch einlädt, bei dem auch die Laien ihr Schießvermögen ausprobieren können. Möglicherweise wäre bei einer dementsprechenden Vorsichtsmaßnahme so ein Artikel verhindert worden. Dann hätte nämlich der Urheber am eigenen Leibe erfahren, wie schwer es schon ist auf hundert Meter verläßlich ein 2 Eurostück zu treffen.
Gott zum Gruß,
Leo
icon_biggrin.gif
 

I

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Jooo, Nachprüfung, sehr gute Idee !

* klatsch klatsch *

Vor allem wäre aber vor Erwerb der Lizenz zum Töten eine psychologische Prüfung notwendig...

[ 10. September 2002: Beitrag editiert von: I ]
 
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Ich denke eine Nachprüfung ist nicht erforderlich. Was hat das Schießen auf Scheiben mit dem Schuß am Ansitz zu tun? Ein guter Schießstandschütze den das Jagdfieber packt wird kein 2-Euro Stück auf 100 Meter mehr treffen, wobei ein erfahrener Waidgeselle mit einem Blattschuß kein Problem haben sollte. Was soll den Nachgeprüft werden? Die Schießfertigkeit mit der Flinte? Es gibt nicht wenige, die seit Jahren keine Flinte angefasst haben, da sie nicht zu Niederwildjagden gehen. Der Schuß auf den laufenden Keiler? Wieviele Jagdscheininhaber nehmen denn an Drückjagden teil? Ich meine, jedermann sollte selbstverantwortlich seine Schießfertigkeiten einschätzen und ggf. durch Training verbessern.
WeiHei
Elch
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Als unregelmäßiger Schießstandgänger kann ich nur sagen, das dort zwar der Umgang mit der Waffe verbessert wird, die Schießleistung des Jägers aber kaum. Ich habe soviele Negativbeispiele gesehen, das ich nicht glaube, das damit ein schlechter Schuß im Revier vermieden wird!

Ich bin der Meinung, daß regelmäßige Schießstandbesuche sehr wohl die Schießfertigkeiten verbessern. Am deutlichsten beim Flintenschießen. Das Trainig mit seiner Waffe ist alleine dafür schon wichtig um ihr Verhalten beim Schuß (Rückstoß, Haltepunkt, Entfernung) genau zu kennen und keine "Angst" vor ihr zu haben.

Deine Negativbeispiele würden mich allerdings mal interessieren, denn meine Erfahrung ist, daß gerade Schießstandbesucher in der Praxis äußerst sichere Schützen sind.
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Klappspaten:


Ich bin der Meinung, daß regelmäßige Schießstandbesuche sehr wohl die Schießfertigkeiten verbessern. Am deutlichsten beim Flintenschießen. Das Trainig mit seiner Waffe ist alleine dafür schon wichtig um ihr Verhalten beim Schuß (Rückstoß, Haltepunkt, Entfernung) genau zu kennen und keine "Angst" vor ihr zu haben.
<HR></BLOCKQUOTE>

...exakt, genau so ist es!
 
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Unser (übrigens sehr guter) Flintenausbilder bei der Ausbildung meinte, dass als guter Flintenschütze erst einen Waggon voll Patronen verschossen haben muss. Ich denke, da ist was dran.
Er meinte auch zu mir, dass mit meiner Querflinte auf Tontauben wird nie was werden.
Ich hab das Gegenteil bewiesen.

Aber ich würde mich bei (Gesellschafts-)Jagden wohler fühlen, wenn jeder eine Schiessprüfung in jüngerer Zeit hinter sich hätte. Nicht wegen der Strecke, sondern damit das zu weite (und dann fehlerhafte)Schiessen unterbleibt.

Aber ich habe auch schon daneben geschossen.
 
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t'schuldigung, aber was soll die aufregung? wohl jeder von uns hat schonmal vorbeigelangt bzw. ein stück wild angebleit. das gehört zur jagd. dass die zahl dieser fälle durch regelmäßiges üben auf dem schießstand zu reduzieren ist, steht auch außer frage (ebenso wie die tatsache, dass der, der auf dem stand immer die 10 trifft, beim ansitz auf den echten bock vor lauter flattern froh ist, wenn die kugel überhaupt irgendwie ins leben geht). ausweichmanöver von wegen "führerschininhaber müssen doch auch nicht ..." helfen uns in der öffentlichen diskussion nicht weiter.
will sagen: drehen wir die sache doch für uns ins positive, stimmen den forderungen zu, und vermarkten dieses unser engagement entsprechend medienwirksam! und ganz ehrlich: wer selbst auf dem stand nicht sauber schießt, hat mit der waffe im revier nix verloren.
meint
hubert
 

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