Jäger machen (fast) alles falsch?

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Ich habe mit gar keinem deutschen Verein (mehr) etwas am Hut …

Kannte die Herren zuvor auch nicht (Auftreten und „Stil“ mal komplett außen vor), habe nur mit Staunen zugesehen, ob das Gesagte denn ernst gemeint ist, und wen sie alles als inkompetent und dumm bezeichnen.

Bin ja generell offen für Neues und höre mir mit neutralem Interesse gerne neue „Konzepte“ an, aber das schlägt dem Fass den Boden aus …
Das ist eigentlich sehr traurig aber typisch. Ich kann Dich so gut verstehen und es voll unterschreiben. Es war schon immer nicht einfach mit den Jagdvereinigungen und Verbänden. Aber seit Corona ist das Gefühl einer inneren Entfremdung zu überdeutlich. Das ist alles schon lange nicht mehr meine Welt. Wenn die Dinge sich weiter so negativ entwickeln, dann wird diese Abkehr auch mein Weg - auch wenn er eigentlich falsch ist.
 
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Das ganze Konzept ist im Kern Blödsinn:

- Rehwild kommt nicht kurz vor der Jagd ins Revier, sondern hat Muster über das Jahr. Es werden sozusagen 364 Tage negiert. Äsungsverhalten inklusive.
- Rehwild hält sich nicht an Geometrie, sondern an die Topographie, Wechsel,... Und da sollten bevorzugt Sitze stehen.
- Ich kenne es so gut wie gar nicht, dass der Wind während einer DJ (ich nenne es mal so) so oft wechselt, das man deshalb unterschiedlich Anstellen müsste.
- Bei 50 Jägern auf 250 ha im Wald ist nach 1-2 Std. überall Witterung und wenn dann noch ruhig Leute durch den Wald laufen ist überall echte Unruhe.
- 50 Rehe erlegen auf 250 ha zeugt davon, dass der Bestand viel zu hoch ist. Klar, dass die Verbiss haben.
- Wieso die jedes Jahr 50 neue Rehe haben.... Da muss jede Menge passieren und ich halte das für ziemlich abwegig. Ich meine, wer hat auf 250 ha solche Zuwächse?????
- Freischneiden? Das ist doch elementar hoch drei , sonst braucht man doch gar nicht beginnen.
- Hunde fehlen komplett. Meines Wissens nach sind Hunde nicht so ganz unerfolgreich seit der Steinzeit. Oder ernsthaft: bei dichten Einständen umgeht das Wild Treiber auf kleinstem Raum.
- Bei guten DJ wird eh so abgestellt, dass man ruhig ist und "außen" abgestellt wird, Freigabe dann UVV konform sofort.
- es werden Rehe abgeknallt, selektiver Abschuss findet nicht statt.
- Sauen werden komplett ignoriert, vlt wissen die ja, dass sie nicht betroffen sind

Gruppenansitze, Intervalljagd, Witterung, ruhiges Durchgehen... sind alles praktizierte Konzepte.

Sind etliche recht wirre Schlussfolgerungen dabei, die auf mich fast zwanghaft wirken …

Dass Schwarzwild durch „Schießpulvergeruch“ am hellichten Tag aus dem Bestand angerührt wird, und den ohne jeglichen Druck dann verlässt, halte ich nach meiner Erfahrung für eine Geschichte aus dem Paulaner Garten. Es gibt definitiv ältere Stücke, die gewisse menschliche Verhaltensweisen und Witterungen mit Gefahr assoziieren und den Einstand entspannt wechseln. Daraus aber gleich eine Regel zu machen zeugt für mich von wenig praktischer Erfahrung…
 
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er sagt, er schneidet nur bereichsweise aus, mit dem Ziel dass das Wild noch das Gefühl hat, Deckung zu haben. Hierbei geht er davon aus dass das Wild auf den regulären Wechseln ankommt und schneidet nur für Schüsse Richtung Wechsel frei. Also kein Kahlschlag rundum den Sitz, wo das Wild sich nicht sicher fühlt.

Was für ein Quark, da ein Unterschied herbei zu fantasieren und zu unterstellen, freischneiden wäre grundsätzlich das Herstellen von 10m breiten Schussschneisen. Da sind Wölfel et al. schon vor 30 Jahren drauf gekommen...
 
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Das ist eigentlich sehr traurig aber typisch. Ich kann Dich so gut verstehen und es voll unterschreiben. Es war schon immer nicht einfach mit den Jagdvereinigungen und Verbänden. Aber seit Corona ist das Gefühl einer inneren Entfremdung zu überdeutlich. Das ist alles schon lange nicht mehr meine Welt. Wenn die Dinge sich weiter so negativ entwickeln, dann wird diese Abkehr auch mein Weg - auch wenn er eigentlich falsch ist.

Ich engagiere mich vor Ort sehr und bin in ausländischen Vereinen aktiv. Das ist aber meiner individuellen Situation geschildert.

Für Vereinsmeierei und ideologische Engstirnigkeit hatte ich aber noch nie etwas über.


Möchte hier nicht zu iwas aufrufen, das war definitiv nicht meine Intention.
 
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Hi,

als grosser Drückjagdfan finde ich viel Gesagtes zum „Duftreusenkonzept“ sehr interessant, insbesondere die taktisch kluge Zuordnung bei der Platzierung von Sitzen zueinander und die Beunruhigung durch den Duft der Treiber.

Die notwendigen hochintellektuellen multifaktoriellen Berechnungen vor der Jagd würden mein Hirn aber sicher überfordern: ich bräuchte dafür eine KI, die anhand aktuellen Drohnen-und Wärmebildwissens und unter Einbeziehung von Windkräuselvorhersagen, aktueller Windstärke und -richtung mir Platzierung der Sitze optimal ausrechnet und am Tag der Jagd Abmarsch und Strecke jedes einzelnen nochmal klar in online GPS-Befehlsstruktur verwandelt.
Denn einen lauten Treiber will ich nicht wegen besserer Wirkung- ich möchte 15 Minuten lang vorher wissen, wo meine Abpraller keinesfalls hinfliegen sollten. Und das Geläut einer Bracke dient mir zur fokussierten Konzentration auf eine Ecke, in der ich verhoffendes Wild erwarten darf. Sicherheit und Vollkonzetration, dann wann‘s zählt…

Dass sowas trotzdem klappen kann, ohne KI, ohne tote „Pilzsucher“…liegt sicher auch an handverlesenem Publikum auf seiner Jagd. Ich rechne eher mit den gefährlichen Deppen…und war selbst auch gelegentlich einer 😂.

Was mich aber echt stört: wir jagen nicht gramvoll, weil es sein muss. Sondern weil‘s und und unseren Hunden Spaß macht. Und das nicht nur an diesem einen Tag. Prädatoren jagen in ihrem Habitat auch reihum, immer wieder - und das dürfen wir auch, ohne jetzt permanent Stress zu machen mit unserem Rumgestinke.
Ich jage primär vollegoistisch zu meiner Erheiterung. Rang fünf bei meiner Prioritätenliste betreffs Jagd hat ( nach Hunds- und Kumpelbepassung und Wildpret) haben dann die 25 Rehe/ 100 ha Wald, die wir im Jahr erbeuten wollen. Und das möglichst faul, ohne zuviel Grübelei.
Aber jeder nach seiner Facon… ich finde dieses „Einmal-jährlich-Jagen“ auch ok und wäre natürlich supergerne mal dabei. Ohne meinen armen Hund.

Gruß ,

H.
 
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Sind etliche recht wirre Schlussfolgerungen dabei, die auf mich fast zwanghaft wirken …

Dass Schwarzwild durch „Schießpulvergeruch“ am hellichten Tag aus dem Bestand angerührt wird, und den ohne jeglichen Druck dann verlässt, halte ich nach meiner Erfahrung für eine Geschichte aus dem Paulaner Garten. Es gibt definitiv ältere Stücke, die gewisse menschliche Verhaltensweisen und Witterungen mit Gefahr assoziieren und den Einstand entspannt wechseln. Daraus aber gleich eine Regel zu machen zeugt für mich von wenig praktischer Erfahrung…
ich hoffe mal für mich selber, dass du mich nicht als zwanghaft einstufst.

In Sachen Sauen stimme ich dir zu, ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, das Bewegungsjagden im Wald auch wegen Sauen gemacht werden (und nicht nur wegen Rehwild)
 
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ich hoffe mal für mich selber, dass du mich nicht als zwanghaft einstufst.

In Sachen Sauen stimme ich dir zu, ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, das Bewegungsjagden im Wald auch wegen Sauen gemacht werden (und nicht nur wegen Rehwild)

Nein nein, das bezog sich rein auf die Inhalte des Videos und war ergänzend zu dem von dir Gesagten gedacht 👍
 
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Ich lach mich tot.😁😁😁😁
Wenn die jagen stehen in dem gezeigten Wald nur noch Ruten ohne das Laub dran , was willst da noch frei schneiden.
Wie ist das mit Besuchern in dem Wald ist da Betretungsverbot sonst kennt das Wild nämlich den menschlichen Geruch.
Man kann noch mehr dazu bringen einfach nur paar Spaßvögel.

Gruß Seppel
 
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Das sehe ich genauso. Leider erreicht YouTube eben nicht nur „fast jeden Jäger“…
 
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… ich wollte es so direkt nicht formulieren, aber YouTube hat gewisse Funktionen, bei denen einzelne Videos oder ganze Kanäle aufgrund bspw. (rein hypothetisch) „hasserfüllte oder beleidigende Inhalte“ oder „Fehlinformation“ entfernt werden.
 
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Jeder der mal "ökologisch" gejagt hat, stellt nach einiger Zeit fest, dass vieles nur schön geredet wird und letztendlich darauf hinausläuft den Besserjäger heraushängen zu lassen.
Hab viele Dj aufm Buckel, auch viele unter der Regie des ÖJV...die Jagden waren ohne Frage hervorragend organisiert, auch wenn neue Konzepte probiert wurden. Als Nichtforstmann war ich eher an der Umsetzung beteiligt...bis einige Leute abgedreht sind, war das auch ganz ok.
Mittlerweile öden mich diese ganzen Waldschreckensszenarien, die man den Jägern unterjubeln will, nur noch an.
 
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Früher sagte man „Papier ist geduldig“ heute in den sozialen Netzen gilt das umso mehr. Jeder kann dort erstmal absichtlich oder auch unabsichtlich etwas behaupten, was so faktisch nicht stimmt und einer genaueren Überprüfung nicht standhält. Ist diese Falschbehauptung erstmal in der digitalen Welt, verbreitet sie sich schnell weiter und ab einem bestimmten Zeitpunkt ist es fast egal, ob und wie diese Behauptung sachlich widerlegt werden kann. So entstehen Narrative und eine bestimmte Klientel ist dann daran interessiert, diese Legenden weiter zu spinnen und zu verbreiten - unabhängig davon, ob sie wirklich stimmen. Alles das dient einer bestimmten Interessengruppe und ihrer Politik. Der ÖJV arbeitet so, wie auch bestimmte, naturschutznahe und umweltpolitisch ausgerichtete, „mächtige“ Lobbygruppen. Es ist richtig und wichtig, dass wir Jäger dagegen halten und die Dinge, wo immer möglich, korrigieren und uns einbringen. Leider geschieht das, gerade durch die eingangs erwähnten jagdlichen Vereine und Verbände nicht ausreichend und vor allem nicht schnell und konzertiert genug. Das ist nicht nur eine Frage des Budgets sondern auch eine Frage der Kompetenz und schließlich des Willens. Im Unterschied zu unseren Gegnern haben wir bis heute dafür keine übergeordnete Strategie entwickelt und keine ausreichende Medienpräsenz in diesen Kanälen. Es sind immer nur vereinzelte wehrhafte Stimmen aus der Jägerschaft, die hier Laut geben. Gemeinsam könnten wir bei so vielen, wichtigen Themen viel besser gehört werden. Allerdings muss man dann auch bereit sein, klare Position zu beziehen und Flagge zu zeigen und manchmal unpopuläre Antworten auf gesellschaftliche Fragen und „Vorurteile“ zu geben. Leider herrscht weitgehend Stille im Wald - im Unterschied zu unseren Gegnern.
 
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Früher sagte man „Papier ist geduldig“ heute in den sozialen Netzen gilt das umso mehr. Jeder kann dort erstmal absichtlich oder auch unabsichtlich etwas behaupten, was so faktisch nicht stimmt und einer genaueren Überprüfung nicht standhält. Ist diese Falschbehauptung erstmal in der digitalen Welt, verbreitet sie sich schnell weiter und ab einem bestimmten Zeitpunkt ist es fast egal, ob und wie diese Behauptung sachlich widerlegt werden kann. So entstehen Narrative und eine bestimmte Klientel ist dann daran interessiert, diese Legenden weiter zu spinnen und zu verbreiten - unabhängig davon, ob sie wirklich stimmen. Alles das dient einer bestimmten Interessengruppe und ihrer Politik. Der ÖJV arbeitet so, wie auch bestimmte, naturschutznahe und umweltpolitisch ausgerichtete, „mächtige“ Lobbygruppen. Es ist richtig und wichtig, dass wir Jäger dagegen halten und die Dinge, wo immer möglich, korrigieren und uns einbringen. Leider geschieht das, gerade durch die eingangs erwähnten jagdlichen Vereine und Verbände nicht ausreichend und nicht vor allem nicht schnell und konzertiert genug. Das ist nicht nur eine Frage des Budgets sondern auch eine Frage der Kompetenz und schließlich des Willens. Im Unterschied zu unseren Gegnern haben wir bis heute dafür keine übergeordnete Strategie entwickelt und keine ausreichende Medienpräsenz in diesen Kanälen. Es sind immer nur vereinzelte wehrhafte Stimmen aus der Jägerschaft, die hier Laut geben. Gemeinsam könnten wir bei so vielen, wichtigen Themen viel besser gehört werden. Allerdings muss man dann auch bereit sein, klare Position zu beziehen und Flagge zu zeigen und manchmal unpopuläre Antworten auf gesellschaftliche Fragen und „Vorurteile“ zu geben. Leider herrscht weitgehend Stille im Wald - im Unterschied zu unseren Gegnern.

… und oft wird eine anfangs für irregeleitete Spinnerei gehaltene und für irrelevant befundene „Ansicht“ durch das schlichte Ignorieren ob der abstrusen Aussagen zu einem immer größeren „Problem“, bis der Zug iwann abgefahren ist.

Wenn man sich das zweite Video mal in Ruhe zu Gemüte führt, wird recht schnell klar, wie man dort insbesonders den jagdlichen Nachwuchs „überzeugen“ will.

Irgendwann muss man einen Anfang gegen solch Polemik einfach mal wagen. Und möge es nur in einem Forum sein.

P.s. Ich für meinen Teil habe bspw. rein gar nichts gegen den ÖJV, finde deren Hundearbeit in Teilen sogar vorbildlich. Das mag aber v.a. daran liegen, dass sich die Mitglieder, die ich von dort persönlich kenne, selbst von derartigen Aussagen und wirren Theorien klar distanzieren. Das sind wohl dort auch nicht alle, die Derartiges als den einzig wahren Weg propagieren.
 

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