Ich treffe solche Exemplare immer öfter auf Drückjagden, an denen ich mit meiner kleinen Hundemeute als Durchgeher teilnehme. Seit über dreißig Jahren. Was mir zunehmend missfällt, ist das Gehabe dieser Klientel. Da sitzen kaum Dreissigjähre auf den Drückjagdständen und machen Schießsport auf lebende Ziele, und altgediente Jäger wie ich mit meinen 64 Jahren gehen durch und sorgen für den Jagderfolg.
Ja, die Gruppe der 'Eventjäger' meine ich auch ausmachen zu können und zu denen habe ich tatsächlich ein etwas gestörtes Verhältnis. Da keimt dann im Vorfeld zur Drückjagd die Hoffnung, es werde etwas großartiges geboten und man könne entsprechend partizipieren. Ich komme nicht ganz umhin, da ein paar Vorurteile zu pflegen und die auch an dem einen oder anderen Kriterium festzumachen, das wir hier schon diskutiert haben.
Soweit der Anlauf nicht wunschgemäß war und/ oder vielleicht der eine oder andere Hund, der eigenen Expertise folgend, nicht so agiert hat, wie man das gebucht hat oder möglicherweise sogar gestört hat, wird man schon mal ein wenig ungehalten.
Nach meiner Beobachtung ist das aber weder geschlechts- nach altersspezifisch. Der fahrbare Untersatz spielt da auch nur eine nachrangige Bedeutung und der ambitionierte Kleinwagenfahrer unterscheidet sich kaum vom Fahrer der G-Klasse.
Kaum einer von denen führt einen Jagdhund - und wenn, dann nur ganz was exotisches, was sonst keiner hat. Ausbildung und Prüfung? „Der Hund kann das, was ich brauche“- kann er nur leider gerade nicht zeigen.
Das begegnet mir auch und ich bin nicht sicher, ob nicht letzteres zu allen Zeiten so war.
Die Wahl des exotischen Jagdbegleithundes ist allerdings etwas, was mich, um es vorsichtig zu formulieren, irritiert und da sehe ich schon eine spezielle Klientel, die dazu neigt, den quergelockten Papageienwürger am Strick zu haben, ihn auch zum Einsatz bringen zu wollen um dann erbost zu sein, wenn das nicht gewünscht ist oder das Tierchen durch mangelnde Arbeitsleistung auffällt und dieses adressiert wird.
Als ich Jungjäger war, Ende der achtziger Jahre, habe ich beim Schüsseltreiben abends die Klappe gehalten und meine Ohren aufgesperrt und den anderen „alten“ Jägern gelauscht, um dazuzulernen. Und viel gelernt dabei.
Haben die heute nicht mehr nötig, die können von Haus aus alles besser….
Ich finde es nicht ganz so schlimm, wenn die devote bzw. demütige Haltung nicht mehr die Grundform des Auftritts eines Jungjägers prägt und der sich ggf. von zumindest einem Teil der alten Experten nicht alles erzählen lässt.
Das stellt aber auch möglicherweise ein erweiterte Herausforderung für den Jungjäger dar, zu balancieren, wo aufmerksames zuhören und lernen angebracht ist und wo einem konditionierter Unfug oder auch nie realisierte Heldentaten vermittelt werden.
grosso