Es hängt natürlich davon ab, auf was ich jagen will. Wenn es der Ente auf dem Strich oder dem Kanin vor der Hecke gilt, bewaffne ich mich anders, als wenn es dem Bock gilt und hier mache ich Unterschiede, ob ich im Wald oder im freien Feld weidwerken will.
Kurzum, für mich gibt es keine ALLROUND-Waffe, ob Custom oder Plastik. Für jede Situation habe ich einen Spezialisten, der mehr oder weniger auch die überraschenden Situationen abdecken kann.
Dabei besteht mein Wunsch nach Individualisierung hauptsächlich darin, Kaliber zu führen, die niemand sonst hat. Weniger in der Ausführung der benutzten Waffe.
Custom Gun ist ein typisch amerikanischer Begriff, der für uns recht wenig Sinn macht. Nahezu alle deutschen Jäger führen nämlich Custom Guns, wenn wir das auf den Gebrauch des Wortes im Ursprungsland beziehen. Amis sind ganz geil darauf, etwas zu haben, was Custom made ist. Wenn ein Hersteller ihre Wünsche berücksichtigt, sind sie gerne bereit, dafür sehr viel mehr zu bezahlen, während wir es doch als selbstverständlich ansehen, dass eine Waffe so gebaut wird, wie der Auftraggeber dies will und nicht die Auswahl auf das bestehende Angebot in einem Regal beschränkt wird.
Jedenfalls ist es nicht gut, den Unterschied Custom oder Plastik zu setzen.
Ich benutze einige Waffen, die ich dann als Custom-Plastik bezeichnen müsste.
Nein, was für mich einen Unterschied macht, ist, ob eine Waffe in Handarbeit gefertigt wird oder ein Maschinen-Gewehr ist.
Alle modernen Firmen bauen Waffen nicht mehr in Handarbeit!
Auch wenn sie auf Wünsche des Auftraggebers eingehen und auch wenn sie erlesene Gravuren ermöglichen und anbieten. Es sind eben nur diese Schmuckwerke, die in Handarbeit gefertigt werden. die Waffen bleiben Maschinen-Gewehre.
Das ist bei richtigen Büchsenmachern ganz anders.
Diese Arbeit der Meister ihres Faches muss hoch dotiert werden und das ist auch durchaus berechtigt. Ob die Produkte ihres Schöpfungsprozesses auch nur annähernd in den Bereich der Tauglichkeit von Maschinen-Gewehren kommen, ist sehr fraglich. Dass sie ungleich mehr Spaß machen können, steht außer Frage und rechtfertigt ihren Preis letztlich. Also, nicht die erbrachte Leistung, sondern die aufwendige Fertigung macht den Preis.
Es verbietet sich deshalb, die beiden unterschiedlich entstandenen Waffentypen direkt zu vergleichen. Spätestens seit CNC ist es für die Handarbeiter nicht mehr möglich, die Genauigkeit von Maschinen-Gewehren zu erreichen. Wer sich also nur an der erbrachten und garantierten Leistung ausrichtet, muss zu Maschinen-Gewehren greifen.
Daran gibt es indessen nichts auszusetzen. Noch längst nicht gilt nämlich der Schluss, dass die teuerste Büchse den besten Jäger schmückt. Bei der Zuverlässigkeit und Präzision heutiger Maschinen-Gewehre, kann einem weniger Bemittelten doch kaum der Rat gegeben werden, große Summen für Handwerkskunst zu investieren, die im Jagdalltag die Leistung der billigeren Massenware kaum erreicht. Schöne Verschneidung oder Gravur macht nämlich keine schöneren Schussgruppen.
Und schließlich bleibt die Frage, wie wertvoll die teueren Kunstwerke tatsächlich sind, die eine Waffe individualisieren sollen. Hier wird oft ein großer Name teuer bezahlt, wie das bei Künstlern üblich ist.
Der Vergleich mit der Kunst ist gut. Bilder haben für mich den Wert, dass sie schön anzuschauen sind und leere Wände schmücken können. Da ist es unerheblich, ob die von Hand gemacht oder billig reproduziert wurden. Wichtiger ist, ob der persönliche Geschmack getroffen wird. Trotzdem gibt es ausreichend Liebhaber, die sich mit echten, handgemachten Kunstwerken die Wände behängen. Ob damit die Stimmung in der Wohnung besser wird, als mit Nachdrucken? Ich kann das nicht beurteilen. Ich weiß aber, das der Wert der Bilder ausschließlich von der Bewertung des Künstlers abhängt. Also, Bilder berühmter Künstler sind teurer. Nicht unbedingt, weil sie besser wären.
Das sind aber Dinge, die ich nicht beurteilen kann. Ich versuche, ein guter Jäger zu werden, nicht ein Kunstexperte zu sein. Ob Waffen gut konstruiert und die Arbeiten sauber ausgeführt sind, das sehe ich noch. Ob ein geätzter Eisbär auf dem System Kunst oder Kitsch ist, kann ich nicht sagen.
Und wie gesagt, bleibt ja noch der persönliche Geschmack.
Ganz ehrlich kann ich vielen Schnörkeleien nichts abgewinnen. Eine Waffe bleibt ein Werkzeug, kein Kultgegenstand und schon gar kein mythischer. Und des Nachts auf dem Hochsitz wirken die Verschneidungen irgendwie nicht richtig, oder?
Und dann bleibt da noch die Sache mit dem Preis und der Leistung. Wieso soll ich für ein System von Hartmann und Weiß so viel mehr bezahlen, wie ein vergleichbares Dakota System mich kostet, wobei letzteres noch besser funktioniert und glatter läuft? Oder H&H, wieso soll ich für eine Doppelbüchse von denen mit schlechtem Schaftholz und billiger Gravur das Doppelte und mehr berappen, wie mich bei Hauptmann in Ferlach ein exquisites Stück kostet, das auch noch gleich gut gebaut ist? Nur, weil H&H drauf steht?
Nein, da gibt es wohl zu viele Jäger, die hohen Preis mit Qualität gleichsetzen und gar nicht hinsehen, was sie mit ihrem überschüssigen Geld kaufen.
Dem entgegen stehen Verbesserungen, die eine Waffe an den Benutzer besser anpassen. Da kann der Abzug überarbeitet werden, der Schaft auf Maß gebracht oder auch nur die Riemenbügel anders angebracht werden. Solche Änderungen machen auch eine einfache Waffe für den Benutzer wertvoller.
Wo fängt es mit Custom Guns an? Sind meine vielen Standard-Waffen schon Custom, weil ich eine eigene Wildcat einbauen ließ? Oder braucht es dazu eine Ferlacher, egal was, sagen wir, eine 8x57IS mit einem klassischen 98er Verschluss, also, fast schon ein Militärgewehr, nur von einem Büchsenmacher gebaut, möglichst einem berühmten?
Dann also zu meiner eigenen Lieblingswaffe. Wie eingangs schon erwähnt, habe ich für verschiedene Zwecke unterschiedliche Waffen. Doch die, die ich am häufigsten und liebsten führe, ist die Blaser K77 in .338GABY. Die ist eigentlich eine Standard K77, nur das Kaliber nicht. Ob die Custom ist, weiß ich also nicht. Was ich weiß, ist, dass ich keiner anderen Waffe den Vorzug gäbe. Vielleicht würde meine ganz und gar von der Stange genommene K77 in 9.3x64 gleichziehen, hätte ich nicht meine Liebe zu Wildcats entdeckt. Es bleibt aber der Waffentyp als Lieblingswaffe und weil die Blaser die erste war, die Serienmäßig so gut war, wählte ich einst sie. Und habe es nie bereut und keinen Grund mehr gefunden, was daran zu ändern. Auch meine liebste Rehwildwaffe ist eine Blaser KLB in einer meiner Wildcats und wenn es nicht das liebe Geld wäre und Blaser sich nicht so stur zeigte, wären auch meine nächsten Wildcats in Blaser KLB eingebaut. Auf diese Waffe steh ich!