Hülsenklemmer

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Verehrte Waidmänner und- frauen,
ich habe einen Repetierer (Mannlicher Schoenauer MC in 8x68s BJ 1959) vorliegen.

Von meinem Problem:
Nach dem Schuss gelingt es mir nur mit großer Mühe den Verschluss zu öffnen und zwar an dem Punkt, wo ich beim Anheben des Kammerstengels fast die Waagerechte erreicht habe. Bis dahin lässt sich alles sehr leicht bewegen, aber dann muss ich mit der flachen Handinnenseite gegen den Kammerstengel schlagen, damit ich den völlig inakzeptabeln Widerstand überwinden kann (...bis dahin hätte ich meine BBF bereits nachgeladen!). Ist der besagte Widerstand überwunden, geht alles wieder spielend leicht.

Von meinen Versuchen:
Zu Haus habe ich Pufferpatronen ausprobiert und sie funktionieren einwandfrei, diese kann ich im Anschlag durchrepetieren und "zünden". Die eigentliche Munition habe ich da natürlich nicht ausprobiert, da ich im Haus ja keinen Gehörschutz trage und sich die Kinder oder der Hund erschrecken könnten... was mir übrigens meine Frau erzählen würde, mag ich mir gar nicht ausmalen.
Wenn ich allerdings eine abgeschosse Hülse in das Patrinenlager repetiere, habe ich einen leichten Widerstand und beim niederdrücken des Kammerstengels einen, etwas oberhalb der Waagerechten beginnend, größeren Widerstand, als bei einer neuen Patrone. Beim Anheben ist alles fast so schwergängig, wie nach einem Schuss.

Von den Büchsenmachern:
Der erste Büchsenmacher sagte mir, es wäre so schwergängig, weil bleifreie Munition einen höheren Ladedruck hätte- die Klemmer hatte ich allerdings nicht ausschließlich bei bleifreier Munition. Der zweite Büchsenmacher polierte das Patronenlager- die Hülsen wollten davon nichts wissen. Der dritte Büchsenmacher sagte spontan, das Patronenlager müsse poliert werden... ich sagte natürlich nichts dazu, ließ die Waffe aber dennoch bei ihm.
Heute telefonierten wir, und er teilte mir mit, dass er eine abgeschosse Hülse von mir nachgemessen und 0,02 mm Übermaß gegenüber der Munition, welche ich verschieße, festgestellte habe. Daraus schließe er, dass das Patronenlager ausgeschossen sei, was aber ja auch bei diesen Kalibern nichts ungewöhnliches sei... der zweite Büchsenmacher, ihr erinnert euch, sagte es sei eine äußerst selten geschossene Schrankwaffe in einem hervorragenden Zustand.
Nun habe ich als Tipp mit auf den Weg bekommen, das Patronenlager einzuölen und alles sei schick, mehr würde er für so eine alte Waffe nicht tun.

Von meinen Fragen:
Ich wende mich ja an euch, weil meine Kenntnisse in diesem Metier sehr bescheiden sind!
Wie würdet ihr die Aussage des dritten Büchsenmachers beurteilen? Kann tatsächlich das Patronenlager soweit geweitet sein, dass die Hülse, so wie mir gesagt wurde, überdehnt wurde und sich nicht soweit "regenerieren " konnte, dass diese Klemmer daraus resultieren? Kann das Patronenlager sich überhaupt weiten?
Wäre mit Öl tatsächlich was zu erreichen?
Einen zu großen Verschlussabstand schloss er übrigens aus, sowie die Möglichkeit, dass sich die Verschlusswarzen in ihren "Widerlagern" eingearbeitet haben könnten ebenfalls.
Was würdet ihr mir als weitere Schritte empfehlen?

Ich bedanke mich schon mal in Voraus für mögliche Antworten!

Gruß
Andreas
 
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... Wie würdet ihr die Aussage des dritten Büchsenmachers beurteilen? ...
Wie die der anderen beiden: Skeptisch, sehr skeptisch.

Patronenlager Polieren ist voll easy, das machen sie gerne. Die Gleitbahn der Verschlusswarzen Läppen, das verlangt schon mehr handwerkliches Können als ein BüMa-Lehrling im ersten Lehrmonat gemeinhin mitbringt.
 
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Von den Büchsenmachern:
Der erste Büchsenmacher sagte mir, es wäre so schwergängig, weil bleifreie Munition einen höheren Ladedruck hätte
OK, der hat schon mal keine Ahnung...
Der zweite Büchsenmacher polierte das Patronenlager- die Hülsen wollten davon nichts wissen.
Zumindest nichts falsch gemacht.
Der dritte Büchsenmacher sagte spontan, das Patronenlager müsse poliert werden... ich sagte natürlich nichts dazu, ließ die Waffe aber dennoch bei ihm.
Heute telefonierten wir, und er teilte mir mit, dass er eine abgeschosse Hülse von mir nachgemessen und 0,02 mm Übermaß gegenüber der Munition, welche ich verschieße, festgestellte habe. Daraus schließe er, dass das Patronenlager ausgeschossen sei, was aber ja auch bei diesen Kalibern nichts ungewöhnliches sei... der zweite Büchsenmacher, ihr erinnert euch, sagte es sei eine äußerst selten geschossene Schrankwaffe in einem hervorragenden Zustand.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Gleitbahn/Verschlußwarzen "unrund" laufen ist doch höher als daß sich ein Lager soweit geweitet hätte, daß dies die Waffenfunktion beeinträchtigt.
Ein ausgeschossener Übergang ja, aber ein ausgeschossenes Lager?
Nun habe ich als Tipp mit auf den Weg bekommen, das Patronenlager einzuölen und alles sei schick, mehr würde er für so eine alte Waffe nicht tun.
Ein hauchdünner Öl-/Fettfilm könnte bei einem Schuß etwas bewirken, wobei ich nicht glaube daß es hilft den Verschluß zu öffnen.
Nach der Hitzeentwicklung dürfte der Ölfilm jedoch weg sein.
Also keine dauerhafte Lösung.

Ich würde mal mit Büxner #2 den Vorschlag von Venedigermandl diskutieren, ob er Gleitbahn/Verschlußwarzen läppen kann. Nach deiner Beschreibung entsteht dort der große Kraftaufwand.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13232

Guest
Wenn es wirklich so extrem schwer geht, dann versuch doch mal folgendes. Male die Patronenhülse z.B. mit einem Edding komplett schwarz an. Dann verschießt du sie. Wenn du es dann geschafft hast sie wieder raus zu repetieren, müssten irgendwo auf der schwarzen Farbe deutliche Kratzer oder Abrieb sein. Dann weißt du schon mal, an welcher Stelle es hängt. Ist da nix zu sehen, muss das Problem irgendwo am Verschluss liegen.
 
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Den Rat, das Patronenlager leicht einzuölen, hört man immer wieder mal. Ich würde das auf keinen Fall machen. Die Hülse kann das was sie soll, nämlich gasdicht nach hinten abzuschließen, nicht mehr sicher erfüllen. Könnte also gefährlich sein.
Ich weiß, da melden sich gleich welche zu Wort und sagen "ich mach das immer so. Passiert nix". Mir wäre es zu heikel.

Aber ist es nicht so, dass das geschilderte Problem "8x68 in M.-Sch." schon früher vorgekommen ist? Meine mich daran zu erinnern.
 
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Den Rat, das Patronenlager leicht einzuölen, hört man immer wieder mal. Ich würde das auf keinen Fall machen. Die Hülse kann das was sie soll, nämlich gasdicht nach hinten abzuschließen, nicht mehr sicher erfüllen. Könnte also gefährlich sein.
Ich weiß, da melden sich gleich welche zu Wort und sagen "ich mach das immer so. Passiert nix". Mir wäre es zu heikel.

Patronenlager ölen ist ein nogo, wie du richig bemerkst.
Aber weniger wegen der Gefährlichkeit als vielmehr weil es sehr präzisionsschädigend ist. Gibt eine aufschlussreiche (schon ältere) DEVA Studie dazu.
Wenn ein Büchsenmacher das empfiehlt, weiß ich sowieso, was ich von ihm zu halten habe.
 
A

anonym

Guest
Patronenlager ölen ist der ''' grösste Unsinn "'

Servus - 8,5mm M.M.
 
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Als Wiederlader kann man sich dadurch helfen, dass man die Munition
gasdruckschwächer lädt. Ansonsten ist das Läppen die einzig saubere technische Methode.
Wobei ich sagen kann, dass bei meinem MC von 1963 die Probleme nicht auftreten.
Von anderen alten MS - keine Magnumkaliber - ist mir das Problem geläufig ...

WTO
 
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Hallo miteinander,
zunächst möchte ich mich für die konstuktiven Beiträge bedanken!

1. Ich werde gleich mal ins Revier fahren und meine angemalte Munition "probeschiessen". Danke Schweinehunter!

2. Zu den Verschlußwarzen und deren Gleitbahnen:
Kann ich als Laie erkennen, ob da Handlungsbedarf besteht? Insbesondere die Hülsenbrücke ist ja nicht gerade gut einzusehen bzw. zu ertasten!
Wenn an diesen von euch beschriebenen Stellen geläppt werden sollte, wird dann nicht der Verschlußabstand größer?
Kennt jemand einen fähigen Büchsenmacher im Norden, der nicht gleich eine neue Büchse verkaufen will und zudem soviel handwerkliches Geschick besitzt, um diese Arbeit gewissenhaft ausführen zu können?

3. @ Lüderitz: Was meinst du genau mit "unrund"? Meinst du damit auch, daß geläppt werden muß?

Gruß
Andreas
 
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Ich hatte mal ein ähnliches Problem mit meiner Savage.

Damals waren die Befestigungsschrauben der Montagesockel einen Tick zu lang und ragten nach unten in den Drehbereich der Verschlusswarzen.
 
T

Thaleskreis

Guest
Hast du mal ein Haarlineal (oder was anderes gerades) auf die abgeschossenen Hülse gelegt und geschaut ob sie einen "Bauch " hat ?
 
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@andreasE , wo im Norden? Harry Bälder in Rickling ist ein guter Handwerker.Hat sich zwar zur Ruhe gesetzt, (versucht :biggrin:) arbeitet aber noch. Ansonsten Reimer Johannsen in Neumünster hat ein zwei gute Büchsenmacher.
Kontaktdaten findest Du im Netz.
Grüße Günter
 
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Hallo,

ich war ein paar Tage beruflich unterwegs und wie nicht anders zu erwarten, waren die Selbstheilungskräfte meiner Waffe nicht so ausgeprägt... die Hülsen klemmen immer noch nach dem Schuß.
Weiter möchte ich mich für die zwischenzeitlich eingeganenen Tipps bedanken!

Folgenendes:

1. Ich habe eine Hülse angemalt:
Anhang anzeigen 47371
Anhang anzeigen 47372
Anhang anzeigen 47373
Anhang anzeigen 47374

Ich habe die Hülse jeweils um 90° gedreht fotografiert.
Die Experten unter euch können da sicherlich Dinge erkennen, welche mir als Laie verborgen bleiben... vielleicht mag ja jemand was zu den Hülsen sagen?

2. Thaleskreis hat noch angeraten ein Haarlineal anzulegen ... ich habe es aber nicht nur an der abgeschossenen Hülse angelegt.

Anhang anzeigen 47375
Anhang anzeigen 47376

Auf den Bildern ist es nicht so deutlich erkennbar, aber zumindest ich sah in natura keinen signifikanten Unterschied... vielleicht mag sich ja auch hier jemand äußern?

3. @Kastro: Bei Reimer Johannsen hatte ich schon angerufen und mich mit einem Büchsenmacher verbinden lassen. Zu meinem Problem sagte er mir, daß es gerade bei diesen Waffen mit dem Kaliber und dem in 7x64 sehr häufig klemmende Hülsen gab und sie bereits viele solcher Waffen dagehabt hätten. Es würde am Patronenlager liegen und man könne mit wiedergeladener Munition welches ein weniger offensives Pulver enthielte die Klemmer beseitigen, ohne eine Leistungseinbuße hinnehmen zu müssen. Er empfahl mir einen Wiederlader zu suchen, welcher sich doch mit ihm in Verbindung setzen möge, um entsprechende Ladedaten zu erhalten. Bei Harry Bälder werde ich mich mal melden!
Was können mir hier die Wiederlader zu sagen?

Soweit mal!
Gruß
Andreas
 
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Wenn die Hülse vor dem Schuss angemalt und dann so wieder herausrepetiert wurde, ist sie völlig unauffällig.
 

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