Hege in sehr kleinen Revieren

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14 Sep 2023
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Moin,

ich bin seit diesem Jagdjahr in einem neuen Revier (Niederwild, fast nur Feld) mit unterwegs. Da das Revier sehr klein ist (~200 ha) und dazu noch eine unglückliche Form hat (lang und schmal), stellt sich mir unweigerlich die Frage wie man ordentlich hegen kann, wenn die Nachbarn daran nicht so sehr interessiert sind oder eine andere Jagdpraxis an den Tag legen.

Den Fuchs und anderes Raubwild kann man sicher noch versuchen kleinzuhalten, auch wenn der Nachbar daran nicht so interessiert ist. Klar ist, dass es deutlich effektiver wäre, wenn bei solchen Revierverhältnissen mehrere Revieren zusammenarbeiten würden.

Beim Rehwild wiederum stelle ich mir das deutlich schwieriger vor, wenn der Nachbar Böcke ohne Überlegen schießt oder auch Kitze ohne Auswahl nach Stärke.

Ich habe für mich entschieden, dass ich natürlich trotzdem so verfahre, wie man es mir beigebracht hat. Ich bin selber verantwortlich für mein Tun und muss mich anderen nicht anpassen. Sicher wird mir dadurch auch mal was entgehen, weil der gute Bock, der noch 1-2 Jahre hätte stehen können, auf einmal nicht mehr da ist. Und gemeinsam würde man mehr fürs Niederwild machen können. Trotzdem würde mich interessieren, wie andere in so einer Situation verfahren oder verfahren würden.
 
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14 Jun 2021
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Wenn du keine Hegegemeinschaft (Einbeziehung aller Nachbarn) und Ehrlichkeit hast, ist es fast unmöglich. Es bleibt für dich, dass du das Revier so hegen und bejagen kannst, dass du selbst in den Spiegel schauen kannst. Mehr ist da leider nicht möglich. Immer wieder versuchen die Nachbar zu überzeugen, könnte eine, wenn auch langwierige Möglichkeit sein...
 
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23 Jan 2024
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Hallo Graufuchs,

Bei uns ist die Situation ähnlich.
Angrenzend nur Staatsforst und wir selbst nur Feldflur mit wenig bis keinen Einständen.
Hege? unmöglich...

Man muss für sich den besten Weg finden.

Ich für meinen Teil, setze auf straffe Raubwildbejagung damit ich wenigstens etwas für die Hasen tun kann.
Aber ich weiß ganz genau, dass ich jedes Jahr bei 0 Anfangen muss, weil ringsrum nichts passiert.
 
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Hege im klassischen Sinn wird nicht/kaum möglich sein, sofern die angrenzenden Reviere nicht mitmachen. Trotzdem kannst Du natürlich Dein Revier nach eigenem Gusto im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bejagen.
Sofern Du Flächen bekommst, wo Du im Herbst und Winter Deckung für das Niederwild schaffen kannst, dürfte zumindest auf diesem Gebiet ein wenig Hilfe möglich sein, sofern Du die Raubwildbejagung mit Waffe und Falle ernsthaft betreibst.

wipi
 
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... aus eigener Erfahrung - Du solltest Dein Revier attraktiver machen.
Bei mir ist es ein reines Feldrevier (0.5% Waldanteil) und das Revier läuft sich von allen
Seiten voll.
Mein größter Vorteil ist sicherlich, dass die Niederwild-Hege flächendeckend betrieben wird.
Daher haben sich im Niederwild-Bereich die Erfolge relativ schnell eingestellt.
Beim Rehwild leisten wir es uns klassisch mit Alterspyramide und Geschlechtsverhältnis.
Aber beim Rehwild können wir inzwischen gar nicht mehr so viel schießen, wie reproduziert
wird bzw. nachläuft.
 
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Ich habe selbst nur 100 ha, ist bei uns regional beiden Eigenjagden auch nicht unüblich. Niederwildmäßig kann man natürlich schon einiges machen. Strukturverbessernde Maßnahmen, Raubwildbejagung helfen schon. Das meiste Niederwild wie auch Raubwild außer Fuchs sind im Bewegungsradius schon relativ standorttreu.
Bei Rehwild kann man nur seine eigenen Strategie fahren und sich nicht über die an der Grenze geschossenen Böcke ärgern.
 
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Das ermuntert ja und deckt sich mit unseren Plänen. Viel Fallenjagd wird stattfinden bzw wurde auch vorher schon etwas betrieben. Raubwild straff bejagen, jung geht ja ganzjährig. Und zum Glück auch einige Brachflächen und Gehölze, sodass man ggf. ein bisschen die Attraktivität mit Deckung und Äsung steigern kann. Nicht das ganze Revier ganzjährig leer ballern, sondern Ruheflächen schaffen und versuchen gezielt zu entnehmen.
 
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30 Okt 2018
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Da gibt's etliche Möglichkeiten, ein langes, schmales 200-ha-Revier zu hegen und zu bejagen. Es sollten möglichst alle Nachbarn mitmachen. Wenn nicht, wird Dein Revier zum Wildmagneten.

Interessant wäre Angaben über mögliche Salzlecken, Wildäcker, Hecken, Feldgehölze, lose, sandige Böden, natürlicher Windschutz, Baue, Gewässer, Scheunen, etc.

Man kann und sollte sich viel mit den Bauern unterhalten.

In genau so einem Revier habe ich angefangen. Und es war tausendmal spannender als ein Ansitz an der Kirrung.

Mann auch viel mit der Flinte jagen, wie Baujagd, Lockjagd (Krähen, Tauben, Enten, ggf. Gänse). Man kann mit der Falle jagen. Und gelegentlich kann auch eine kleine Treibjagd anstehen. Wenn Du Wildkaninchen im Revier hast, dann meinen Glückwunsch. Rehe werden meist auf weite Schießentfernung bejagt. Für das Rehwild kann eine Art Intervalljagd gut sein. Du musst das Revier in- und auswendig kennen lernen.
 
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14 Sep 2023
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Da kann ich dir zustimmen, das Revier ist trotz der Größe sehr interessant. Ich bin natürlich noch am auskundschaften, aber konnte z.B. viele alte Kunstbaue sowie Naturbaue entdecken. Befahren waren sie tlw. auch schon ;)

Es gibt einiges an natürlicher Deckung durch Gehölze und Brachen, auf denen es wild wächst, sodass man einerseits Rückzugsorte bieten kann und andererseits auch selber dort in die Deckung für die Flugwildjagd gehen kann.

Leider gibt es kein Wasser außer Bächen und Gräben. Ob sich hier trotzdem mal ab und zu Enten blicken lassen, die überleben, wird sich zeigen.

Ebenso sind schon andere Reviereinrichtungen vorhanden, hier und da waren alte Pfälle für Salzlecken, die bestückt werden wollen. Und Fallen sind ebenfalls geplant, sodass langfristig Hasen und anderes Niederwild bessere Chancen hat. Zumindest ist auch in der Hinsicht das Revier nicht leer. Und genug zu tun gibt es offensichtlich auch :)
 
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14 Sep 2023
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Begeher. Die Pächter sind gut vernetzt in der Gegend, aber auch für sie ist das Revier neu. Arbeit, Planung etc. wird bei uns gleichmäßig aufgeteilt. Kontakt zu den alten Pächtern gibt es leider keinen.
 
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In solchen Handtuch-Revieren lässt sich sehr gut auf Raubwild waidwerken, mir persönlich sowieso lieber als die Jagd auf Rehe, die sich dumm hinstellen und totschiessen lassen. Da bietet Ansitz-/Pirschjagd auf den Fuchs schon wesentlich mehr jagdliche Freuden. Meine persönliche Bestmarke waren 42 Füchse in einem Jagdjahr. Und Waschbären sind eine Herausforderung, die zu bekommen braucht es Jagdverstand und Können. Und man lernt dabei auch, wie viel anderes Raubwild im Revier vorkommt und bejagt werden kann. Nicht nur Marder und Iltis, auch Krähen oder Wanderratten bieten spannende Jagderlebnisse.

Die Einen beklagen schlechte Revierverhältnisse, die Anderen nutzen was sich bietet.
 
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8 Dez 2011
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Das ist eine sehr gesunde Herangehensweise an die Jagd.
Ich stelle immer wieder fest, dass sich so mancher einredet, er müsse jedes Reh erlegen, denn sonst tuts ja der Nachbar. Dass er damit aber plötzlich selbst dieser Nachbar ist, wird gerne verdrängt.
Es ist einfach bequem die eigene Unzulänglichkeit auf andere zu schieben. Selten aus Gier sondern oft ist es einfach die mangelnde Bereitschaft sich mit dem eigenen Revier auseinander zu setzen und zu schauen, was man mit Hege erreichen kann.

Von daher bitte bleib bei Deiner Einstellung, Du wirst damit nämlich viel mehr Freude an der Jagd haben. Wenn Deine Nachbarn nicht ganz doof sind, werden sie das irgendwann bemerken und gleichziehen.
 

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