bei den bleifreien Geschossen ist im Zweifelsfall das grössere zu wählen, weil im Vergleich zum herkömmlichen Geschoss ein kleinerer Wundkanal und damit weniger Schweiss austritt, was Probleme bei der Nachsuche verursacht. Das war in so einem Film mit dem hauptamtlichen Nachsucheprofi (der sehr gut war).
Das Problem ist i.d.R. dass die "hauptamtlichen Nachsuchenprofis" und andere Personen eben eine Meinung haben und diese vertreten. Eine fundierte Ausbildung in Ballistilk haben sie nicht. So kommt es eben oftmals zu einer sehr eingeschränkten Sichtweise auf die Kasuistik.
Die Aussage dass ""der Wundkanal kleiner" sei ist eben uch nur so dahergesgt. Meine erste Frage wäre einmal - meint er denn den temporären oder den permanenten Wundkanal? Beide sind Folgen der Energieabgabe im Körper, wenn der Wundkanal kleiner ist ist es i.d.R. zu weniger Energieabgabe gekommen, dafür hat man aber einen Ausschuss und Pirschzeichen.
Bleifrei hat im Gegensatz zu Blei ein paar kleine Besonderheiten.
- Die Dichte der Materialien ist geringer, daher sind die Geschosse bei vergleichbarem Gewicht länger.
- Das Material ist i.d.R. härter als Blei
- es gibt unterschiedliche Konstruktionen die entweder deformieren oder teilweise zersplittern
Innenballistisch ist das Problem relativ einfach zusammengefasst: Materialbedingt hat man einen etwas erhöhten Einpressdruck. Aufgrund des größeren Geschossvolumens kann man bei Patronen mit kleinem Volumen zu einer verminderten Leistung kommen.
Auch zielballistisch sind bleifreie und bleihaltige Geschosse ein wenig unterschiedlich. Blei ist relativ einfach verformbar, so dass man bereits bei niedrigen Auftreffenergien eine deutliche Verformung hat. Dafür neigt es aber zum Zerplatzen bzw. man braucht aufwändige Kernkonstruktionen um bei starkem Wild einen garantierten Ausschuss zu haben (Nosler Partition, DK-Geschoss).
Der schlechte Ruf von bleifrei resultiert daher, dass viele Jäger eben einfach die Geschosswahl der bleibaltigen Geschosse auf die bleifreien übertragen haben und oftmals ein für das Kaliber schweres und langsames Geschoss gewählt haben. Wenn dnn ein Schuss auf leichtes Wild erfolgte oder man eben keinen Knochen getroffen hat, dann ist das terminalballistische Ergebnis suboptimal.
Was ich eigentlich sagen will:
- Geschossauswahl an Patrone und Waffe angepasst, so dass die Zielgeschwindigkeit auch ausreichend ist, um das Geschoss ansprechen zu lassen.
- Die Geschosskonstruktion entsprechend des Zieles wählen. Wer eine große Energieabgabe will, der wählt ein Teilzerleger mit all denen bekannten Nebenwirkungen (Wildbret), wer weniger Splitter haen will der nimmt einen Deformator. Beide Konstruktionen haben ihre Berechtigung und Wirkung. Der Teilzerleger ist in etwa wie ein 2-Kammer Geschoss, der Deformator wirkt wie ein gebondetes oder Starkmantelgeschoss.
Wenn man mit bleihaltigen Geschossen auf die falsche Konstruktion zurückgreift dann wird das Ergebnis genauso schlecht werden, bei Blei sind nur oft die Toleranzen etwas größer.
Nun empfielt der Spezialist ein größeres Kaliber. Warum? Weil man mit dem falschen Geschoss trotzdem einen größeren Wundkanal hat?
Das Problem fängt damit an, dass man ein größeres Kaliber eben handhaben können muss, man eventuell eben vor dem Schuss muckt, man weniger übt weil die Patrone mehr kostet etc. Eine mangelnde Präzision und falsche Geschosswahl durch ein mehr an Kaliber zu kompensieren geht im jagdlichen Bereich nicht. Das ist eine Problemlösung, wenn man eine Fläche abdecken muss und die Begriffe "CEP und BR/CR" fallen.