Gams im Allgäu ausrotten?

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Ich bin ja nicht angesprochen, aber genau das hatte ich im Februar, nach einem Vortrag über Rehwild von ihr, vor vollem Haus der Kreisjägerschaft. Da hat mich der Vorsitzende gleich nach dem Vortrag aus dem Auditorium herausgepickt und meinte, ich hätte doch bestimmt etwas dazu zu sagen. Hatte ich auch.

Ihr Vortrag war durchaus interessant. Der erste Teil, über die Biologie des Rehwilds, war völlig ok. Dann kamen auch gute Ansätze zu Jagdkonzepten, u. a. mit kurzen Jagdintervallen und beruhigten Äsungsflächen, die aber leider unter der weitgehenden bis kompletten Ausblendung einer ganzheitlichen Betrachtung aller mitbejagten Wildarten litten. Zum Problem der effizienten Schwarzwildreduktion im Wald hat sie z. B. gar keine plausiblen Lösungsansätze angeboten, insbes. deshalb nicht, weil ihr effiziente Bewegungsjagden ein Dorn im Auge sind und Einzeljagd auf Sauen im Wald bei weitestgehender Rücksichtnahme auf die mitbejagten Wiederkäuer nicht effektiv ist.
Kurzum: ihre Position ist m. E. in wesentlichen Teilen recht leicht angreifbar und offensichtlich stellt sie sich mit ihrer (nach meinem Gefühl) unbeherrschten Aversion gegen (bayrische) Staatsförster selbst ein Bein. Das scheint so tief zu sitzen, dass man als Zuhörer nicht mehr den Eindruck hat, ein fruchtbarer Austausch von Positionen sei noch realistisch.

Lieber Stoeberjäger,
vielleicht solltest Du bedenken das Frau Millers Engagement vor allem im bayerischen Alpenraum liegt. Meines Wissens hat sie sich nie als Schwarzwildbejagungsexpertin geoutet.
Sie ist hier im Süden aber die Einzige, die nicht nur über das entsprechende Fachwissen verfügt, sondern auch vehement gegen Missstände ankämpft. Von Seiten des BJV habe ich das immer vermisst.
Dass man dabei auch mal Fehler macht und nicht immer so diplomatisch agiert, wie es eigentlich angebracht ist, kann ich verstehen, denn mir passiert das auch hin und wieder. Dass dies einigen hier nun gerade in Bezug auf Frau Dr. Miller besonders aufstößt, verwundert mich allerdings, denn Diplomatie ist ja nicht unbedingt die Stärke dieses Forums.
Aber glaub mir, massive Missstände gibt es in puncto Gams- und Rotwildbewirtschaftung im Süden wirklich. Das weiß ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Das gipfelte z.B. in Aktionen, bei denen Forststudenten oder junge Förster aus dem Flachland anderer Bundesländer zur Wildreduktion in die Bergen eingeladen wurden. Sie wurden dann von staatlichen Berufsjägern zwar eingewiesen (jeder wird sich vorstellen können was sich die Berufsjäger dabei insgeheim gedacht haben), konnten auf Jagdhütten im Berg schlafen und sollten dann auf Gams und Rotwild jagen. Ganz angesehen von der nicht ganz ungefährlichen Jagd im Berg wundert es wohl niemanden dass der Erfolg gleich null war. Im übrigen gestehen viele Forstleute und Berufsjäger der Bayerischen Staatsforsten hinter vorgehaltener Hand ja auch ein, dass so manche staatliche Vorgaben seltsam sind. Diese Leute sind es dann aber auch oft, die nicht alles so heiß essen wie es ihnen vorgekocht wird. Da sind wirklich sehr viele sehr vernünftige Fachleute dabei. Das weiß natürlich auch Frau Dr. Miller.
Der Beweis, dass es auch anders geht als rigorose Reduktion, zeigen einige Privatreviere in den bayerischen Alpen. Dort sieht man, dass dank kluger Jagdstrategien natürliche Altersstrukturen bei Rot- und Gamswild und ein hervorragendes Waldbild überhaupt kein Widerspruch ist.
Ja, und was die Bewegungsjagden betrifft: da gebe ich Dir absolut Recht, dass die, sofern intelligent und professionell ausgeführt, eine sehr effektive Bejagungsmöglichkeit darstellen. Leider haperte es in der Vergangenheit des öfteren mit der Professionalität. Vermutlich hat auch Frau Dr. Miller da so ihre Erfahrungen gemacht. Wenn sie dann noch die entsprechenden Erlebnisse hatte, kann ich schon verstehen dass man gewisse Vorbehalte nicht so schnell über Bord werfen kann. Mir ging das ja auch nicht viel anders. Ich erinnere mich noch gut an eine unter sehr traditionellen Gesichtspunkten veranstalte Drückjagd, bei der ein Jäger nach dem ersten Treiben mit dem abgeschossenem Lecker einer Sau lachend zum Sammelplatz kam. Wichtig war ihm anschließend nur, dass die Jagdhornsignale in richtiger Reihenfolge geblasen wurden. Damals gab mir das einen ziemlichen Dämpfer in meinem Glauben an Tradition.
Aber, um zum Abschluss zu kommen, man sollte bei Konflikten immer alle Umstände bedenken.
 
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Gelöschtes Mitglied 17197

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Lieber Stoeberjäger,

Im übrigen gestehen viele Forstleute und Berufsjäger der Bayerischen Staatsforsten hinter vorgehaltener Hand ja auch ein, dass so manche staatliche Vorgaben seltsam sind. ..

Ich hab mir jetzt alles kopiert.

Da gäbe es viel zu erwidern auf eigentlich nix :D

Aber das oben kannst ja mal erklären, da Du ja hinter oder vor wie auch immer der Hand gelauscht hast. Was ist den so seltsam ? aber bitte konkret
den ausser dem SW-Lecker, der vermutlich nicht um die Valepp herum zum Verblasen kam
war das alles nur wischiwaschi und darauf soll jemand antworten ?
 

z/7

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Aber glaub mir, massive Missstände gibt es in puncto Gams- und Rotwildbewirtschaftung im Süden wirklich. Das weiß ich nur zu gut aus eigener Erfahrung.
Kann ich so unterschreiben. Nur vllt nicht ganz so, wie Sie es meinen.

Um die ökologische Wertigkeit und Zukunftsfähigkeit "hervorragender Waldbilder" tatsächlich beurteilen zu können fehlt es den meisten Nicht-Fachleuten an allem. Selbst gut gemeint ist nicht zwingend gut gemacht.
 
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Kann ich so unterschreiben. Nur vllt nicht ganz so, wie Sie es meinen.

Um die ökologische Wertigkeit und Zukunftsfähigkeit "hervorragender Waldbilder" tatsächlich beurteilen zu können fehlt es den meisten Nicht-Fachleuten an allem. Selbst gut gemeint ist nicht zwingend gut gemacht.

@z/7
Also, mit den heimischen Baumarten kenne ich mich eigentlich schon aus und kann wohl auch ihr Alter einschätzen. Aber: Ich bin weit davon entfernt mich als forstlichen Fachmann zu bezeichnen.
Dies ist der Grund warum ich gerne und oft mit qualifizierten Forstleuten diskutiere und mir in verschiedensten Situationen deren Meinung einhole. Da sind unter anderem auch Forstleute von den BayStFo dabei. Das Interessante ist dabei immer, dass sich in vier-Augen Gesprächen vieles ganz anders darstellt als von der Forstpolitik dargestellt oder gewollt.
Und nochmal: ich habe mit Forstleuten immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt und habe es auch heute noch.
Ich finde einfach nur extreme Lösungen falsch. Denn vor allem wir Deutsche sind ja gut darin, von einem Extrem ganz schnell ins andere zu verfallen.
 

z/7

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Actio = reactio.

Daß sich die Viehzüchter immer wundern, wenn die Gegenseite dann das grade Gegenteil macht :unsure:.
 
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Die Forstbürokratie nimmt sich leider viel zu wichtig, und schießt aus Trotz mal über das Ziel hinaus, auch wenn es, oder insbesondere, darum geht Feindbilder zu pflegen!
 
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Lieber Stoeberjäger,
vielleicht solltest Du bedenken das Frau Millers Engagement vor allem im bayerischen Alpenraum liegt. Meines Wissens hat sie sich nie als Schwarzwildbejagungsexpertin geoutet......

Das ist auch völlig ok, aber dann würde ich mir von einer Referentin die Stärke wünschen, dazu zu stehen und keine Statements abzugeben, wie verwerflich und entbehrlich effiziente Bewegungsjagden seien, ohne eine alternative Idee zur praktikablen (und in einigen Regionen dringend nötigen) Schwarzwildreduktion anbieten zu können.

......Mir ging das ja auch nicht viel anders. Ich erinnere mich noch gut an eine unter sehr traditionellen Gesichtspunkten veranstalte Drückjagd, bei der ein Jäger nach dem ersten Treiben mit dem abgeschossenem Lecker einer Sau lachend zum Sammelplatz kam. Wichtig war ihm anschließend nur, dass die Jagdhornsignale in richtiger Reihenfolge geblasen wurden.....

Lieber Gunther,

bei der Kritik an Scheinheiligkeit, mangelhafter Empathie im Umgang mit freilebenden Tieren, fehlendem wildbiologischen Wissen oder miserabelem Jagdhandwerk sind wir uns sehr einig! :)

Mir sind die Schwächen, die Bewegungsjagden auch haben, bewusst und ich habe auch schon einige unschöne Situationen erlebt, in denen einzelne undisziplinierte, oder offenbar gefühlsschwache, Jäger diese Schwächen unangenehm deutlich aufgedeckt haben, aber das ist
m. E. ein menschliches Problem (solche Leute werden auch bei anderen Gelegenheiten schlecht auffallen, das bekommt man nur seltener mit), kein Problem der Jagdart.
 
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.... und darauf soll jemand antworten ?

Zu spät, schon passiert. ;)

Da ich Gunther kenne und seine offene und zugängliche Art sehr schätze, weiß ich, dass es eine Antwort immer wert ist.
Mit einer etwas anderen als nur forstlich orientierten Interessenlage habe ich dabei überhaupt kein Problem, so lange ein Gesprächspartner noch willens und in der Lage ist, auch andere Argumente zuzulassen, anzuhören und verarbeiten zu können. Da habe ich hier keinen Zweifel.
 
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Gelöschtes Mitglied 17197

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Zu spät, schon passiert. ;)

Da ich Gunther kenne und seine offene und zugängliche Art sehr schätze, weiß ich, dass es eine Antwort immer wert ist.
.

Also ich hab oben mir seinen Text in Abschnitten - also 1-2 Satzweise kopiert und war tatsächlich kurz in Überlegung darauf einzugehen.
Bis ich merkte, hoppla das alles könnte auch einer von so einem Jagdabschaffungsverein geschrieben haben.
Bis auf die seltsamem Vorgaben hinter der Hand :D:D

Zum Thema der Schaffsfarben von weiss bis dunkelschwarz innert der Jägerschaft , muss ich da wirklich noch mit einem Jäger ob Berufs - Förster oder nicht unterhalten ? nö

Die Sache mit der Empathie die da durchklingt. Wer hat sich mit dieser (jeder sollte sowas in der Art empfinden) noch nicht auseinandergesetzt. ?
Da macht man ein Fass auf. Oh je.
Mir wurde schon vorgeworfen Rehe zu hassen. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.

Schön dass Du ihn, den Gunther kennst. Kannst Dich ja mit ihm filmen lassen.
Die DR. CM ist mir dazu nicht xx genug.

WMH
WB
 
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Meinungsfreiheit ist ja in Ordnung, aber die Wahrheit verdrehen und beugen, passt zu keinem Wissenschaftler, wie sie vorgibt einer zu sein.

Verdrehen und beugen ist schon nervig. Aber sie lügt ja auch ohne Rot zuwerden. Erinnere mich an einen Vortrag wo sie gegen Sachsenforst ( oder Thüringen ? ) gewettert hat. Da hat sie vor laufender Kamera einfach mal falsche Abschusszahlen vorgelesen und darauf hin wieder mal wilde Vorwürfe in den Raum gestellt. Sie hatte die männlichen oder weiblichen Kälber unterschlagen, dann sah es natürlich so aus als wären viel mehr Alttiere erlegt worden. Wer mit so schmutzigen Tricks arbeitet hat sich echt auf Lebenszeit selbst ins Abseits gestellt.
 
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Außer ein paar extreme Wild vor Wald Vertreter nimmt die e keiner mehr ernst. Die spannen sie vor den Karren, damit sie selbst nicht an vorderster Front kämpfen müssen. Und ein paar so verbohrte Jünger ala Waldameise, hängen ihr halt an den Lippen und beten alles nach was sie von sich gibt. Wie schlecht muss jemand denken oder sogar sein wenn anhand eingegangener Rotkälber sofort den Abschuss der führenden Stücke unterstellt.
 

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