Gams 2023

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Trotz schlimmster Wetterprognose (die zum Glück nicht eintrat) zwei alte Gams.

Jeweils 250 m mit der 6,5 Creedmoor 55° steil bergauf. Meine Jagdfreund nutzt das Swaro DS, ich meine Winkelschusstabelle auf dem Schaft aufgeklebt. Immerhin dasselbe Ergebnis.

Jetzt das X- te Jahr infolge wieder eine Gamasche ruiniert. Ganz toll. Die Riemen halten einfach nichts mehr aus. Aber ohne geht's nicht gut im Schnee.


IMG-20231110-WA0025.jpgIMG-20231110-WA0005.jpg
 

VJS

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Kräftiges Waidmannsheil zu den Stücken! Der Bock hat mal ne sehr interessante Färbung. Lässt du/dein Jagdfreund da ein Präparat machen?
 
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So, heute gibt es wieder eine "Expedition", es stehen acht Kilometer Anmarsch mit 560 zu erklimmenden Höhenmetern durchs Revier an. Uff, da heißt es, den Wecker auf vier Uhr zu stellen.

Bis alles so fertig ist, wird es später als geplant. Mist, gilt es doch einem ganz hoch aufhabendem und weit vereckten Rehbock. Der zieht früh. Ansonsten äst so alles mögliche Wild in dem abgelegenen, dicht mit hohem Ginster bewachsenem Hang.

Na gut, schnaufe halt etwas schneller als gewünscht voran und erreiche meinen Ansitzpunkt bei beginnendem Büchsenlicht.
Vorsichtig zwänge ich mich zwischen die beiden Stäme einer Zwillingskiefer und sitze gut gedeckt und komfortabel.
2023 Ansitz Zwillingskiefer.jpg
Schade, die "Bühne" ist leer, glase hin und her und her und hin, kein Rehbock beim Rendezvous - wieder eine Hoffnung weniger.



Ups, was ist das? Auf 250 m scheint ein heller Punkt im grünen Ginster! Glase intensiv, nach eienr Weile bewegt sich der Punkt, ein Gamshaupt.. So hell - das könnte ein altes Stück sein.

Deine alte Gamsgeiß hatte ich hier schon früher bestätigt und zweimal Freunde hergeführt - jedesmal war das alte Stück auf Urlaub...

Die Zeit verstreicht und die Spannung steigt. Wird das Stück näherziehen und lohnt es sich, den Finger krumm zu machen und vor allem damit den weiten Rückweg anzutreten?

2023-11-13 Gamsgeiß.png
Aha, nun zeigt sich die Gams in voller Größe, ich kann ansprechen, es scheint eine einzelne Gamsgeiß zu sein. Donnerwetter hat die hoch auf - und die rechte Krucke ist abgebrochen, nur zur Hälfte sichtbar - das ist interessant.

Hurra, sie zieht nach links, das ist die "richtige" Wahl – jedenfalls für mich - damit kommt sie in Schußweite. Weiter steigt die Spannung, hoffentlich verschwindet sie nicht im hüfthohen Ginster.

Ja, nun steht sie auf 205 Meter brettlbreit auf einem Felsband, das helle Haupt und der graubraune Körper veraten ein altes Stück - paßt.

2023-11-13 uralte Geiß 20 Jahre 18 cm hoch.JPG
110 grn heiß geladene Barnes TTSX in .270 Win fliegen aus der K 5, satter Kugelschlag (es lebe der SD, der das so schön hörbar macht), mit einem Satz fliegt sie über das Felsband und schlegelt im Ginster. Uff - nicht der erhoffte Rehbock, aber eine hochwillkommene "Beute".

Mühsam kämpfe ich mich mit dem DJT den Steilhang durchs Ginstergestrüpp hoch, der DJT findet die Gams gleich, wie schön ca. 15 Jahre - doch nicht sooo alt, wie geschätzt, viel Grau in den Zügeln, sehr starker Zahnabschliff, kein Gramm Feist - die hätte wahrscheinlich einen harten Winter nicht überlebt.

UND eine außerordentliche Höhe von 18 cm der Krucke, viel für eine Gamsgeiß.
2023-11-13 uralte Gamsgeiß 2 MP.jpg
2023-11-13 uralte Gamsgeiß Haupt graue Zügel 2 MP.jpg
2023-11-13 uralte Gamsgeiß Haupt 2 MP.jpg


Uff, schön, zerlege und entbeine das Stück, wenig Wildbret, die Geiß war nur Haut und Knochen.
2023-11-13 Zahnabschliff alte Gamsgeiß.jpg
Dann pirsche ich zu einem anderen Hang, einen Kilometer weiter - dort könnte der gesuchte Rehbock kommen. Hier habe ich eine Hängematte versteckelt - herrlich, nun wird erst eine Runde schön geschlafen.
2023-11-01 bequemer Ansitz in Hängematte.jpg

Der Tag vergeht, kein Rehbock, nur eine junge Gams vertreibt mir die Zeit.
Abends dann ein langer Heimweg mit schönem Blick in die Bergwelt
2023- Bergwelt.jpg
 
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Habe mal in jungen Jahren eine Geschichte von einem Förster gelesen, der "sein" Rotwild mittels pfeifen begrüsst hat. Das hat dann dessen Vertrautheit gefördert.
Habe das beim Gamswild gemacht, dann kam mir aber Pinselohr dazwischen :-(
 
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Der Veteran:

In aller Ruhe leuchte ich am frühen Morgen den Hang mit dem lichtstarken Telos XP 50 ab – oh, da blitzt auf 200 m im dichten Gezweig ganz schwach ein Wildkörper auf.

Mit dem Glas mache ich dann nach einer kleinen Ewigkeit eine Gams aus und nach längerem Schauen ist sie in einer Lücke angesprochen – von der Färbung her ist es ein sieben bis achtjähriger Bock.

Er hat die für dieses Alter typische Schabrackenfärbung der Pyrenäengams – hell vorn und sehr hell hinten bei dunklem Sattel.

Also zu jung, ich beobachte den ab und an in einer Lücke im Astgewirr der wuchernden Eschen wieder sichtbar werdenden Bock, ein prachtvolles Tier, weit ausliegende, lyraförmige Krucken, der hat Potential.



Doch was ist das? Ist der linke Vorderlauf krumm?



In einer Lücke wird er auf 200 m halbwegs sichtbar - ich sitze auf einem Stein und habe die Merkel K 5 auf dem Hepa Carbon Vierbeinzielstock felsenfest liegend - und dann zappelt der "Mistköter" DJT, der immer auf meinem Schoß sitzt, als der Schuß bricht - im Zf ist nur noch Landschaft sichtbar... Gams springt ab, ist oben vorm Waldrand noch eine Weile, hin und her ziehend, sichtbar, also kerngesund.



Gut 0:1 für Gamsbock, aber der ist hoffentlich nicht vergrämt.



Am folgenden Morgen pirsche ich wieder zum Hang, - JA, der Bock äst immer in Deckung in dichtestem Gestrüpp, nur ganz schwach schimmert es ab und an hinter dem Astgewirr hervor… Nur an der typischen Färbung erkenne ich, daß es vermutlich der gesuchte laufkranke Bock ist. So weiße ich immerhin, daß und wo er äst.



Hilft aber auch nichts, nach eineinhalb Stunden taucht der Adjutant, ein junger einfarbiger Bock, schön frei auf, der Alte hatte sich auf französisch nach oben empfohlen, sah nur weit oben ganz schwaches Leuchten durch den Bestand...



Also mit der alten WBK hätte ich heute früh nix gesehen und säße immer noch bibbernd auf meinem Stein.



O.K. den bekomme ich noch. - Inshallah...



Am Spätnachmittag auf der abgewandten Seite des Felsgewirrs nach oben geklettert, vorsichtig in den Abfall zum Gamshang eingestiegen und in guter Position gewartet.

Wieder vergeht ein schöner Abend, aber ohne Anblick.

2023-12-11 Gamshang komplett 2 MP.jpg

Der zweite Tag findet mich am Morgen wieder am Fuße des Hangs, diesmal scheint Hubertus mir wohl gesonnen zu sein. Nach einiger Zeit liegt der Gams auf einem Felsband einigermaßen frei sichtbar.

Ich riskiere den Schuß auf 160 m aufs Blatt – vor dem ein Ginsterbusch steht. Satter Kugelschlag – aber was ist das? Der Bock springt nach oben ab, verhofft im Astwerk, zieht weiter hoch, sichert lange vom Waldrand in den Hang, der Hausken 224 xtreme dämpft den Schußknall schon enorm. Schließlich verschwindet der hinter der Vegetation nur schemenhaft sichtbare Bock im Wald.

Die Kontrolle am Anschuß zeigt einen im Ginster verborgenen Felsblock – den habe ich liquidiert…

Mist!


Am Abend wechselt er wieder aus dem Wald, aber wieder äst er dauernd hinter dichtem Astwerk, da bleibt der Finger gerade, es bleibt spannend.



Am dritten Tag das gleiche Spiel, der kranke Bock äst immer gut verdeckt, es bietet sich keine Chance für einen sicheren Schuß.

Ich könnte seitlich überriegelt durch den Wald oder das Felsgewirr aufsteigen und eventuell in den Hang genug Einblick erhalten. Das ist mir aber zu unsicher, der Wind wechselt oft die Richtung, dazu gibt es unberechenbare Fallwinde; ich will den Bock nicht aus diesem Hang vergrämen.



Schließlich bricht der vierte Tag an, ich pirsche erst gegen 09h zum Hang.

JA, jetzt liegt er tiefer auf einer Felskanzel. Ich muß durch einen Bach waten, um in Deckung nahe genug zu kommen. Kein Problem, die Bergstiefel sind mit Dachsfett bestens wassergeschützt und durch die fest gewickelten Lodengamaschen dringt kein Wasser ein.

Schließlich habe ich tief gebückt eine gute Position erreicht, sinke auf einen Stein, baue den Zielstock vor mir auf und lege auf.

Der feine Punkt des Absehens steht fest eine Handbreit hinter dem Blatt, ich muß ja das kranke Blatt zur Dokumentation des Hegeabschusses erhalten.

2023-12-11 Anschuß Gamshang 2 MP.jpg

Diesmal ist der DJT vor meine Füße verbannt, sachte berühre ich den Abzug der K 5 und fetter Kugelschlag verrät den Treffer des 110 grn Barnes TTSX.

Der Bock hat noch die Kraft, um 20 Meter in den fast senkrechten Felshang zu flüchten, dann torkelt er und stürzt ab. Gut so - in dem fast lotrechten Steilabbruch mit bröckeligem Schieferfels wäre es unangenehm gewesen, ihn zu bergen.



Uff - dieser Gams hat mich vier Tage auf Trab gehalten, der Erinnerungswert ist hoch, ich genieße einige Minuten der Ruhe und lasse die vergangenen Tage vor meinem inneren Auge verstreichen.

Eine schöne Jagd wars.

2023-12-11 Siebanjähriger Gamsbock alter Vorderlaufschuß 2 MP.jpg

Die Ruhe ist aber relativ, zu meinen Füßen springt der DJT wild winselnd umher. Erst der Schuß, den er mit Beute verbindet und dann hat er die stürzende Gams ausgemacht und will zur Beute...

Beruhige die Hündin – soweit überhaupt möglich – und genieße weiter den Anblick des jetzt sonnenbeschienen Gamshangs. Was habe ich ein Glück, hier leben und jagen zu dürfen!



Dann kraxel ich eine steile, rutschige Rinne hoch zum Bock, Lea muß ich ganz kurz halten, sie springt wie eine Wilde hin und her und bringt mich ab und an aus dem Gleichgewicht.

Der siebenjährige Bock ist abgekommen, hat eine kachektische linke Schulter, das mittlere Vorderlaufgelenk ist steif, etwas Eiter schimmert in der Hautwunde…

2023-12-11 Alter Vorderlaufschuß Gamsbock 2 MP.jpg

Schade um ihn, in einigen Jahren hätte er bei seiner weiten Auslage eine ansehnliche Trophäe getragen, nun fehlen die Jahresringe...

2023-12-11 Laufkranker siebenjähriger Gamsbock. Haupt 2 MP.jpg

Mache einige Bilder und ziehe ihn dann abwärts bis zum Fuß des Steilhangs zu meinem abgelegten Rucksack.

Löse das Wildbret aus – das bekommt wegen der eitrigen Vorderlaufwunde Lea, da hat sie eine Weile lecker Futter aus dem Trockenschrank.

Der Rucksack ist wegen des abgekommenen Bocks nicht schwer, schultere ihn und stapfe frohgemut heimwärts.

Immerhin kann ich das Hirn genießen, eventuelle Bakterien der Laufverletzung können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, es schmeckt kurzgebraten auf Brot lecker.
 
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Wie immer....toller Bericht mit tollen Bildern...
Ehrlich erarbeitete Beute!!
Waidmannsheil!!👍
 
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Schön blöd, wenn man zwar einiges an Gämsen im Revier hat, zu Erlegen aber nur auf einen, ganz bestimmten Kohlbock gejagt wird. Der Bock war schon als Kitz bekannt und hat heuer die Klasse I erreicht, sodass ich mir über die Altersansprache nicht viele Gedanken machen musste.

Zuvor gelegentlich gesichtet, bin ich dem Bock im Dezember intensiv nachgegangen. Beim Ansitz auf Lichtungen ist mir einiges an Wild unter gekommen, aber der Bock war nie dabei. Beim Pirschen mit Infrarot im Wald hatte ich ihn zwei Mal in kurz in Anblick, aber die Gams hatte mich schon längst vorher entdeckt und ist weg gezogen.

In den letzten Tagen hatten wir Temperaturinversion, dh. im Tal war es kalt und in der Höhe warm. Bei so einer Wetterlage ziehen selbst Waldgams gerne in Hochlagen. Zum Glück sind unsere Gämsen Spätaufsteher, die im Winter erst am Vormittag zur Äsung ziehen. Da bleibt genug Zeit, ebenso aufzusteigen und sich ein passendes Platzerl zu suchen.

Wie oft ich wohl die Freifläche abgeglast habe? Auf einmal stand der Bock auf einen kleinen Felsköpfl. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. Aber irgend etwas war ihm nicht geheuer, er äugte angestrengt genau in meine Richtung.

Deshalb habe ich nicht gewartet bis er breit steht, sondern auf Spitz fliegen lassen. Der Bock ist zusammengesackt und, sich mehrfach überschlagend, knapp 100 m talwärts gerutscht.

Das Aufsteigen und Bergen hat dann doch etwas Zeit gebraucht, ich musste ihn über Felsklippen abseilen. Zum Erlegerfoto war es schon dämmrig:

DSC08311.JPG
 

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